Protocol of the Session on May 29, 2002

(Zuruf des Abgeordneten Hammer [PDS])

angefangen von der Ausgestaltung alter differenzierter Lehrermodelle bis hin zum Potsdamer Modell und zu der Frage: Kann man in die Lehrerbildung die akademischen Grade “Bachelor” und “Master” einführen? Dies wird sehr unterschiedlich diskutiert.

Mir fiele es schwer, heute an dieser Stelle klare Antworten zu geben, ohne mit Experten im Land über die Frage diskutiert zu haben: Wie soll Lehrerbildung für die nächsten 10 bis 15 Jahre aussehen? Denn das Lehrerbildungsgesetz des Landes Brandenburg ist keine sechs Jahre alt. Seit sechs Jahren arbeiten wir danach und sind heute so weit, dass wir es reformieren müssen. Das ist eigentlich traurig; man kann es nicht anders sagen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir uns bei der Beratung diesmal so viel Zeit lassen, bis wir die entsprechenden Antworten auf die Fragen zur Lehrerausbildung bekommen. Die Notwendigkeiten sind begründet worden; das brauche ich hier nicht zu wiederholen.

(Zuruf von der PDS: Sagen Sie doch einmal etwas Genau- es, außer, dass man sich Zeit lassen soll!)

- Frau Große, ich habe schon gedacht: Na ja, APW lässt grüßen! Ich will darauf aber nicht näher eingehen.

Wichtig ist, eine Expertenrunde im Lande zu haben. Nach meinem Kenntnisstand ist eine solche bereits installiert. Mehrere Ministerien, das Pädagogische Landesinstitut, die Universität Potsdam und Studienseminare arbeiten in dieser Kommission mit. Ich erwarte, dass wir von ihr auch Vorschläge erhalten, wie wir Lehrerbildung im Land Brandenburg in Zukunft im Konsens organisieren können.

Mein zweiter Punkt: Die Frage der Lehrerbildung in Brandenburg hat auch etwas mit den Studienplätzen und der Auslastung

von Studienplätzen sowie der Organisation des Studiums zu tun. Auch hier gibt es eine Richtungsentscheidung, die ich persönlich für sehr positiv halte, nämlich die, an der Universität Potsdam ein Zentrum für Lehrerbildung zu installieren, das heißt - Frau Große, das haben Sie auch gesagt; ich glaube, das klang auch bei Kollegin Siebke an - ein Zentrum für Lehrerbildung zu bilden und dies aus den großen Fachwissenschaften herauszunehmen und die Bereiche, die erziehungswissenschaftlich von der Psychologie, von der Sozialpädagogik, von der Pädagogik, von Didaktik und Methodik her nötig sind, einzubeziehen.

Dabei möchte ich es schon bewenden lassen.

Wichtig ist der CDU-Fraktion noch eines: Wir möchten nicht nur die Verkürzung der Schulzeit für die Schüler auf zwölf Jahre erreichen, sondern uns ist es auch wichtig, die Studienzeiten zu verkürzen. Man muss bezüglich der Lehrerausbildung nicht zuallererst über “Bachelor”- und “Master”-Titel” nachdenken, sondern darüber, wie man die Praxisbezüge, die wir ja in Brandenburg, in Potsdam haben, auf die Referendarzeit anrechnen und damit das Referendariat verkürzen kann - übrigens eine Forderung, die wir schon vor sechs Jahren aufgestellt haben. - Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der SPD)

Ich danke Ihnen, Frau Abgeordnete Hartfelder. - Ich gebe das Wort an die Landesregierung. Herr Minister Reiche, bitte sehr.

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Liebe Frau Große, Sie sollten heute besser Gerrit Mose heißen, weil: Immer wenn Sie auf diesen kleinen Berg hier gestiegen sind und wieder herunterkamen, ging dies mit Zehn Geboten einher.

(Frau Große [PDS]: Das erste Mal waren es mehr!)

Wir haben sie heute schon zweimal zu hören bekommen.

Gute Schule - das wissen alle - gelingt nur mit guten Lehrern. Lehrer zu sein ist - das weiß man im Grunde auch - eine Naturbegabung; denn vor allem ist es die Fähigkeit zu lieben, sich einzusetzen und sich stark zu machen für Schülerinnen und Schüler, die einen guten Lehrer auszeichnet. Aber - deshalb brauchen wir eine gute Lehrerausbildung - es sind auch Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kompetenzen, soziale und fachliche, die in einem guten Studium erworben werden müssen, um ein ganzes Berufsleben lang - in einigen Fällen sind dies 42 oder 43 Jahre mehrere Generationen von Kindern unterrichten zu können.

Deshalb ist es gut gewesen, dass die Universität die Lehrerausbildung, das heißt die Ausbildung der größten Berufsgruppe, in ihre Mauern aufgenommen hat. Das war nicht immer so. Die Lehrerausbildung muss sich reformieren. Wir stehen mitten in einer Reform der Lehrerausbildung, der Lehrerbildung und der Lehrerweiterbildung.

Nicht nur, dass sich der Wissenschaftsrat ganz intensiv damit

befasst hat, sondern auch wir als Ministerium - ich habe vor einiger Zeit den entsprechenden Auftrag bzw. die Berufung erteilt - haben eine Arbeitsgemeinschaft aus Vertretern der beiden zuständigen Ministerien, der Universität, des Pädagogischen Landesinstituts und anderer Einrichtungen gebildet, um gemeinsam zu forschen und zu fragen: Wo können wir mit welchem Ziel was verbessern? Diese Arbeitsgemeinschaft, die im Herbst dieses Jahres ihren Bericht geben wird, wird diesen in die Arbeit mit den Berlinern einbeziehen, sodass alle vier Lehrer ausbildenden Einrichtungen der Region Berlin-Brandenburg gemeinsam überlegen: Wie setzen wir die Akzente?

Frau Fechner, ich muss das Potsdamer Modell der Lehrerbildung auf der Kultusministerkonferenz nicht vorstellen, weil: Dort weiß man schon, wie gut es ist. Das Potsdamer Modell ist in der Republik als ein gutes und innovatives Modell der Lehrerbildung bekannt, aber zu Recht - das gehört auch hierher - wird es von allen kritisiert: von den Hochschullehrern, den Studierenden, aber auch den Schulen, weil wir an vielen Stellen hinter dem, was wir gemeinsam verabredet haben, zurückgeblieben sind. Deshalb begibt sich auch die Universität Potsdam - ihre letzte Hochschulzeitung zeigt das in eindrucksvoller Weise - auf den Weg der Weiterentwicklung ihres eigenen Modells.

Die drei bzw. vier Dinge, um die es mir in diesem Reformprozess - ich hoffe, Empfehlungen in dieser Richtung im Herbst zu bekommen - besonders geht, heißen, dass das Lehrerstudium ganz konsequent modularisiert werden muss und dass diese Modularisierung einhergehen muss mit einem klar strukturierten credit-point-system bzw. einem european credit-transfersystem, damit diese Punkte dann auch nicht nur in Brandenburg, nicht nur in Deutschland, sondern weit darüber hinaus anerkannt werden können und müssen; denn warum soll ein guter Physiklehrer nicht ein oder zwei Semester in Großbritannien studieren und dann in der gymnasialen Oberstufe des Jahres 2003, 2004 oder 2010 auch bilingual unterrichten?

Wir brauchen studienbegleitende Prüfungssysteme und die Möglichkeit, mit vertiefenden und größeren Praxisphasen den Vorbereitungsdienst zu verkürzen.

Ich begrüße, dass Frau Hartfelder so deutlich gesagt hat, dass ein Institut für Lehrerbildung die gemeinsame Aufgabe, die in verschiedenen Fakultäten angesiedelt ist, dann auch bindet.

Es gibt vieles, was man versprechen und verändern kann. Man muss sich nur die Frage stellen: Wollen wir “Bachelor” und “Master” oder wollen wir nicht eventuell, dass der “Bachelor of Education” der erste berufsqualifizierende Abschluss für die Mitarbeiter im Jugend- bzw. Kita-Bereich ist? Das sind Modelle, die wir uns in Schweden sehr genau angeguckt haben. Ich habe nicht nur meiner Kollegin Wanka, sondern auch den Kollegen der Fraktion die aus Helsinki bzw. Stockholm mitgebrachten Unterlagen gegeben.

Es gibt großartige Modelle. Die Tatsache, dass die finnischen Lehrer so gut sind, hängt auch mit ihrer guten Ausbildung an den Universitäten zusammen. Übrigens sei auch auf Folgendes hingewiesen - ich bin leider zurzeit noch der einzige Kultusminister in Deutschland, der dies mit einem positiven Akzent sagt -: In Finnland gibt es eine einphasige Lehrerausbildung. Auch über diesen Aspekt muss geredet werden. Wir wollen

dieses Brett bohren, aber es ist sehr dick. Dafür ist die Redezeit heute leider zu kurz. - Vielen Dank.

(Beifall bei SPD und CDU)

Ich danke Herrn Minister Reiche. - Ich schließe die Aussprache zu diesem Tagesordnungspunkt.

Wir kommen zur Abstimmung. Die Fraktionen von SPD und

CDU beantragen die Überweisung des Antrages in der Drucksache 3/4303 an den Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport. Wer diesem Überweisungsantrag folgen möchte, den bitte ich um sein Handzeichen. - Gegenstimmen? - Stimmenthaltungen? - Die Überweisung wurde einstimmig beschlossen.

Ich schließe Tagesordnungspunkt 12 und gleichzeitig die 56. Sitzung des Landtages Brandenburg. Wir sehen uns morgen um 10 Uhr zur 57. Sitzung wieder. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.

Ende der Sitzung: 16.51 Uhr