Zur fünften Frage: In Thüringen werden durch die Landesanstalt für Landwirtschaft Landessortenversuche zu Körnerfuttererbsen, Ackerbohnen, Blauen Lupinen und Sojabohnen sowie Öko-Körnerfuttererbsen und Öko-Ackerbohnen in Kooperation mit Sachsen und Sachsen-Anhalt zur Erarbeitung von Beratungswissen durchgeführt. Von 1995 bis 2008 erfolgte die Prüfung unterschiedlicher Leguminosengrasgemenge auf differenzierten Standorten in Thüringen. Bei einem Projekt der Landesanstalt für Landwirtschaft wurde mit Fruchtfolgeversuchen von 1994 bis 2003 der Vorfruchtwert von großkörnigen Leguminosen untersucht. Im Jahr 2009 wurde in Thüringen mit der Prüfung der Anbauwürdigkeit von Winterackerbohnen begonnen, an welcher sich in den folgenden Jahren die Länderdienststellen in Sachsen und Sachsen-Anhalt mit Versuchen beteiligten. Im Zuge dieser Kooperation wurde die Prü
fung 2011 um Wintererbsen erweitert. Seit 2010 ist die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft mit der Bearbeitung des Projekts „Einsatz alternativer Proteinquellen in der Wiederkäuerfütterung“ durch unser Haus beauftragt. Seit 2010 begleitet die Landesanstalt für Landwirtschaft beratend den Praxisanbau von Sojabohnen in Thüringen. Des Weiteren arbeitet die Landesanstalt seit 2011 aktiv in dem Bundesprojekt „Ausweitung des Sojaanbaus in Deutschland durch züchterische Anpassung sowie pflanzenbauliche und verarbeitungstechnische Optimierung“ mit. Als langjähriges Mitglied beteiligt sie sich zudem aktiv an der Arbeit der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V.
Zur sechsten Frage: Als Verfahren kommen Toasten, Rösten, Extrudieren, Expandieren und Mikronisieren in Betracht. Derartige Behandlungsverfahren beruhen auf der Wirkung der Faktoren Temperatur, Feuchtigkeit und Druck und haben eine bessere Proteinverwertung zum Ziel. In Thüringen wäre der Anbau einer zentralen oder mobilen Toastbzw. Röstanlage unter Berücksichtigung der Verfahrenskosten und nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung denkbar.
Zur siebten Frage: Generell gilt, dass Sojaschrot in Rationen für Milchkühe, insbesondere für Schweine und Geflügel nicht vollständig durch einheimische Körnerleguminosen ersetzt werden kann. Deren Proteingehalt und -qualität sind wesentlich geringer. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die Proteinbedarfsanforderungen der Tiere auch vom Alter und dem Leistungsniveau abhängig sind. Neben einheimischen Körnerleguminosen sind weitere alternative Proteinträger, wie zum Beispiel Rapsprodukte oder Trockenschlempen, als Rationskomponenten denkbar. In Milchkuhrationen kann der Ersatz von Sojaschrot durch einen Proteinmix aus 75 Prozent Rapsprodukten und/oder Trockenschlempe und 25 Prozent Leguminosen vorgenommen werden. Bei Schweinen und Geflügel müssen 45 Prozent bzw. 65 Prozent des Proteinbedarfs über Sojaschrot gedeckt werden. Darüber hinaus bestehen Einsatzmengenrestriktionen einheimischer Körnerleguminosen beim Schwein (30 Pro- zent Erbsen und 15 Prozent Ackerbohnen) und beim Hähnchen (10 Prozent Erbsen und 5 Prozent Ackerbohnen).
Meine Damen und Herren, ich komme nun zu den Fragen des Antrags Teil I von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ihre Frage a: Zur Beantwortung dieser Frage kann ich und verweise ich auf meine Ausführungen zu der Frage 1. Es deckt sich, also muss ich jetzt nicht noch mal wiederholen. Die Entwicklung des Anbaus von klein- und großkörnigen Leguminosen in den letzten 20 Jahren sowie die Gründe für diese Entwicklung möchte ich jetzt nicht noch mal wiederholen. Deswegen schwenke ich jetzt gleich zum Punkt b über.
In den beiden Agrarumweltmaßnahmen wird der Anbau von Leguminosen gefördert. Beide tragen somit zur Stärkung des Leguminosenanbaus bei. Bei der Maßnahme L 2 wird ein Anteil von mindestens 5 Prozent Leguminosen in der Fruchtfolge gefordert. 2011 wurde diese Maßnahmen von 136 Betrieben, immerhin mit einer Anbaufläche von 128.000 ha, beantragt und gefördert. Damit dürfte diese Maßnahme zur Stabilisierung des Anbauumfangs von großkörnigen Leguminosen in Thüringen beigetragen haben. Diese Fruchtfolgemaßnahme wird in verschiedenen Varianten, aber immer mit einem vorgegebenen Mindestanbau von Leguminosen, in den meisten Bundesländern angeboten. Konkrete Ergebnisse der Wirksamkeit zur Sicherung des Leguminosenanteils liegen der Landesregierung nicht vor.
Zu Ihrer Frage c: Diese Frage habe ich hier auch schon beantwortet und deswegen möchte ich das auch bei der Frage c jetzt hier so belassen.
Zu Ihrer Frage d: Der Landesregierung liegen weder über den Gesamteinsatz von Sojafuttermitteln noch über den Anteil von GVO-Sojafuttermitteln im Freistaat belastbare Informationen vor. Vor dem Hintergrund, dass weltweit der Anteil von GVO-Soja an der Gesamtsojaproduktion zwischen 98 Prozent - und Herr Dr. Augsten ist ja ein Kenner dieser Szene - in den USA und 82 Prozent in Brasilien liegt, ist jedoch davon auszugehen, dass zum überwiegenden Teil GVO-Sojafuttermittel in Thüringen zum Einsatz kommen.
Die Frage e: Die Sortenzüchtung in Dornburg erfolgte von 1979 bis 1990 im Auftrag der ehemaligen Agrarforschungseinrichtung der DDR. Die Zuchtziele waren damals Kornertrag, Ertragssicherheit, Frühreife und maschinelle Erntevarianten. Im Jahr 1988 erfolgte die erste Sortenzulassung. Mit der deutschen Wiedervereinigung wurden die Züchtungsaufgaben an private Einrichtungen übergeben. Alle Sortenstämme bzw. zugelassenen Sorten wurden nach der Ernte 1992 über ein Ausschreibungsverfahren an Zuchtunternehmen nach Österreich verkauft. Die jährlichen Lizenzeinnahmen erzielt der Freistaat Thüringen. Der Sortenschutz dieser Sorten ist Ende des Jahres 2011 ausgelaufen.
Bezüglich einer standortangepassten Sojazüchtung beteiligt sich Thüringen an bundesweiten Projekten. Wie bereits zum vorhergehenden Antrag ausgeführt, arbeitet die Landesanstalt für Landwirtschaft seit 2011 aktiv in dem bundesweiten Projekt „Ausweitung des Sojaanbaus in Deutschland durch züchterische Anpassung sowie pflanzenbauliche und verarbeitungstechnische Optimierung“ mit.
Zu Ihrer Frage f: Der Anbau von Leguminosen für die energetische Nutzung hat in Thüringen gegenwärtig keine Bedeutung. Leguminosen werden auch nicht stofflich als „nachwachsende Rohstoffe“ verwertet. Der Anbau von Leguminosen fördert die
Bodenfruchtbarkeit und das Bodenleben durch einen positiven Beitrag zur Humusbilanz. Ich glaube, Frau Abgeordnete Tasch hat darauf schon reflektiert, weiterhin kommt es zur Verbesserung der Bodenstruktur und Bodengare. Der Anbau von Leguminosen lockert in viehlosen Landwirtschaftsbetrieben die getreideintensiven Fruchtfolgen auf, reduziert den Krankheitsdruck im Getreideanbau und kann zur Verminderung des erforderlichen Pflanzenschutzmitteleinsatzes beitragen.
Zu Frage g: Kleinkörnige Leguminosen und Leguminosen-Gras-Gemenge in Hauptfruchtstellung besitzen ein großes Trachtpotenzial, insbesondere als zweite Massentracht im Anschluss an die Rapsund Obstbaumblüte. Kleinkörnige Leguminosen als Untersaat im Sommergetreide oder früh gesäte Sommerzwischenfrüchte können zu einer weiteren Trachtverlängerung beitragen. Das war ja so ein Stück weit Ihre Intention. Das sich daraus ableitende verbesserte Futterangebot der Bienen kommt einer gesteigerten Vitalität der Bienenvölker entgegen. Gleichzeitig führt eine verlängerte Futterbereitstellung bis in den Hochsommer zu einem gesteigerten Honigertrag mit positiven Auswirkungen auf das ökonomische Ergebnis der Bienenhaltung. Wobei, wenn es mir gestattet ist, Herr Dr. Augsten, das nur ein Teil ist, warum die Bienen jetzt nicht mehr richtig ernährt werden und warum es so wenig Völker gibt, da will ich über die Viren und andere Dinge jetzt hier gar nicht zu sprechen kommen, das ist ein vielschichtiges Problem.
Zu Ihrer Frage h: Nach dem Aminosäuremuster für unsere Ernährung sind das Soja-, Raps- und Lupinenprotein von hoher Qualität. Ungeachtet dessen wird die Proteinqualität der Lebensmittel tierischen Ursprungs nicht erreicht. Grundproblem bleiben die sensorischen Eigenschaften sowie die Konsistenz der Eiweißpflanzen, aber auch der daraus isolierten Proteine. Aus Sicht der Landesregierung sollten die Forschungen zur Einbeziehung des Proteins der Sojabohne, des Rapses und auch der Lupine in die Ernährung weiter verfolgt werden, mit dem Ziel, diese Pflanzenproteinisolate als Komponente für bestimmte Fleisch-, Milch- und Eierzeugnisse nutzen zu können, bei gleichzeitiger Gewährleistung einer hohen sensorischen Qualität dieser Lebensmittel. Ebenfalls ist die Ernährungsberatung aus unserer Sicht zu forcieren sowohl für Produktinnovationen, aber auch, um dem Verbraucher die Vorteile traditioneller und heutzutage - ich sage es mal mit meinen Worten - ungenügend beachteter Hülsenfruchtgerichte nahezubringen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
so. Dann gehen wir jetzt in die Aussprache zum Sofortbericht für die Nummern I beider Anträge und natürlich auch zu allen weiteren Sachverhalten, die mit 12 a und 12 b verbunden sind. Als Erster erhält Abgeordneter Kummer von der Fraktion DIE LINKE das Wort.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. Ich glaube, das war für einen ganzen Teil der Kolleginnen und Kollegen hier im Haus etwas anstrengend bisher. Ich will es zur Erläuterung noch mal sagen, Leguminosen, das sind Hülsenfrüchte, die an ihren Wurzeln diese kleinen Knöllchenbakterien haben. Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an den Biologieunterricht erinnern. Diese Knöllchenbakterien ermöglichen, dass Luftstickstoff in Eiweiß umgewandelt werden kann. Deshalb sind sie so wichtig - das können andere Pflanzen nicht - und deshalb spielen sie in der menschlichen Ernährung und auch in der Tierernährung eine solch hervorragende Rolle.
Ich möchte meine Ausführungen mit einem Zitat von der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen beginnen: „Eine Betrachtung, Verfolgung und Förderung der gesamten Wertschöpfungskette von Anbau, Handel und Verarbeitung im engen Schulterschluss von Züchtung und Landwirtschaft einschließlich Verbänden, Wissenschaft sowie Politik erscheint als einzig Erfolg versprechende Option... Auch in Deutschland arbeitet aufgrund der vielen positiven Wirkungen die Zeit für die heimischen Körnerleguminosen, wenn sie bis dahin in Züchtung... und Anbau nicht ausgestorben sind.“ Das ist die Realität, die wir leider zur Kenntnis nehmen müssen. Wir waren in der Hinsicht schon einmal viel, viel weiter. Sicherlich vor allem auch in den 30erJahren, als die Wünsche einer fleischlichen Ernährung größer waren, als es dann vielleicht auch Probleme im Welthandel gab, hat man große Anstrengungen in Deutschland unternommen, um Hülsenfrüchte zu produzieren. Es gab damals wichtige Forschungsarbeiten, gerade auch in Thüringen zu Soja. Es gab auch wichtige Forschungsarbeiten zum Beispiel zur Lupine, um deren eiweißreichen Früchte sinnvoll in der Ernährung einsetzen zu können, auch in der tierischen Ernährung und der menschlichen Ernährung. Diese Arbeiten sind eigentlich bis Ende der DDR-Zeiten fortgesetzt worden.
Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Herr Staatssekretär ist auf ihr Engagement ab dem Jahr 2011 eingegangen - hat aber in ihrer Tradition hier auch schon früher wesentliche Ergebnisse geliefert. Wir hatten quasi ein anbaufähiges Soja in Thüringen und dieses anbaufähige Soja haben wir nach Österreich verkauft, nachdem die weiteren Forschungsarbeiten in Thüringen nicht weiterlaufen konnten. Inzwischen wird in Österreich Soja angebaut, inzwischen wird in Schweden Soja angebaut,
Länder, die klimatisch von den Bedingungen her nicht besser geeignet sind als wir. Man ist uns dort deutlich voraus, obwohl die wissenschaftlichen Grundlagen dafür unter anderem in Jena geliefert wurden. Das ist eine bedauerliche Entwicklung und ich hoffe, dass wir ein Stück weit an das, was wir in Thüringen schon einmal hatten, wieder anknüpfen können. Es ist dringend erforderlich.
Meine Damen und Herren, in beiden Anträgen - von der Koalition und von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist dargestellt worden, welche Auswirkungen es hat, dass wir innerhalb der EU, dass wir innerhalb von Deutschland einen wesentlich Teil der Tierfuttermittel nicht selbst produzieren können, sondern sie hier herholen. Ein Drittel der Eiweißfuttermittel werden nur in Europa selbst hergestellt für die europäische Landwirtschaft. Das liegt aber eben nicht nur an falschen strategischen Weichenstellungen; es liegt unter anderem am Tiermehlverbot, das muss man auch noch deutlich sagen infolge der BSE-Krise, die Diskussion hatten wir hier auch schon einmal. Ich denke, es ist dringend notwendig, dass gerade für Schweine, für Hühner Tiermehl wieder zur Tierernährung herangezogen werden kann, auch wegen der günstigen Aminosäurezusammensetzung und weil Tiermehl eben ein sehr, sehr wichtiges Gut ist, was einfach zu schade ist, um wie bisher in Zementöfen verbrannt zu werden. Damit ließe sich ein großer Teil des Eiweißfutterproblems, gerade für diese Tierarten, die dringend auf tierisches Eiweiß angewiesen sind, von der Aminosäurezusammensetzung lösen.
Der zweite Fakt ist, dass Soja eine bessere Aminosäurezusammensetzung hat als die anderen einheimischen Eiweißfuttermittel und dementsprechend in der Tierernährung einfach günstiger zu verwenden ist. Ich kenne das selber aus der Fischerei. Da hat man alles Mögliche versucht zur Fischproduktion, um dort Fischmehl zu ersetzen und wenn man dann sieht, wie viel Eiweiß verfüttert werden muss, um überhaupt noch irgendwelche Effekte zu haben, wie schlecht die Verwertungsmöglichkeiten sind, wie groß damit auch verbundene Umweltbelastungen sind, weil die Ausscheidungen dann von nicht verwertbarem Eiweiß relativ groß sind, dann wird einem klar, dass hier keine einfachen Antworten möglich sind. Von der Warte her brauchen wir sicherlich noch viel Forschung und wir müssen überlegen: Wie können wir die knappen Rohstoffe dieser Welt am effizientesten einsetzen?
Das Tiermehlverbot führte unter anderem dazu, dass zum Beispiel viel mehr Fischmehl in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Es geht nicht nur um Soja, es geht auch um die Frage Überfischung der Weltmeere, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt, und auch hier brauchen wir Ersatz und ich sehe diesen Ersatz nicht nur in einheimischen
Hülsenfrüchten, ich sehe diesen Ersatz unter anderem auch in Hefen. Das sind ganz spannende Entwicklungen, was dort in der letzten Zeit auch sichtbar wird, und wie gesagt, wir werden auch über die Frage Züchtung von Soja in Zukunft weiter reden müssen, vielleicht auch über eine ganze Reihe von anderen Hülsenfrüchten, die bis jetzt noch gar nicht so sehr im Fokus sind, weil wir eben wirklich sehen müssen: Wie ist denn das Eiweiß in diesen Hülsenfrüchten zusammengesetzt?
Meine Damen und Herren, ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Anträge ist aber auch die Frage der Fruchtfolge in der Thüringer Landwirtschaft. Die hat sich in den letzten Jahren immer stärker zum Getreide hin verändert. Es ist quasi in weiten Teilen keine wirkliche Fruchtfolge, so wie man sie klassisch kennt, mehr gegeben und da spielen natürlich Hülsenfrüchte eine wesentliche Rolle und dementsprechend ist das dringend zu unterstützen, dass sie wieder stärker auf die Fläche kommen. Ich glaube aber nicht, dass es günstig ist, wie im Antrag der GRÜNEN gefordert, hier über das Ordnungsrecht vorzugehen. Denn in dem Moment, wo das Ordnungsrecht gilt, wo wir also per Ordnungsrecht vorschreiben, dass ein gewisser Anteil an Hülsenfrüchten in der Fruchtfolge drin zu sein hat, kann ich sie nicht mehr fördern. Wir wissen, wie die Einnahmesituationen in der Landeswirtschaft sind, die Betriebe sind massiv belastet. Die Frage ist, inwieweit können wir sie stützen? Ich glaube, mit dem Ordnungsrecht werden wir sie nicht stützen, denn dieses Ordnungsrecht gilt in anderen Ländern nicht, mit denen unsere Betriebe im Wettbewerb stehen. Deshalb, denke ich, ist das ein falscher Weg. Wir sollten wirklich sehen, wie man günstigere Voraussetzungen schaffen kann, wie man auch günstigere Sorten anbieten kann. In Sortenzucht könnte Thüringen Geld stecken, die Möglichkeiten sehe ich auch mit bestehenden Förderprogrammen, da braucht man nicht erst die neue Förderperiode der EU abzuwarten. Deshalb, glaube ich, haben wir hier die wichtigsten Möglichkeiten.
Die Frage energetische und stoffliche Verwertung von Leguminosen sehe ich auch nicht, da gebe ich Herrn Staatssekretär auch ausdrücklich recht. Wir haben sie so wenig in der Fruchtfolge und wir brauchen sie so sehr in der Ernährung, auch in der Tierernährung, auch in der menschlichen Ernährung, dass da eigentlich das im Vordergrund stehen sollte und nicht die energetische und stoffliche Verwertung, aber dazu wird Dr. Augsten sicherlich noch ein paar Worte sagen. Die Verarbeitung zu Lebensmitteln, ich habe ein bisschen gelächelt, Erbsen, Bohnen, Linsen sind eigentlich etwas, was jeder im täglichen Haushalt kennt, wo natürlich die Frage nicht so wirklich ansteht, Verarbeitung. Gut, wir haben wenig Verarbeitungskapazitäten in der Richtung in Thüringen. Man sollte sicherlich darüber nachdenken, inwieweit man die wieder auf
stocken kann. Aber, ich glaube, die Tofuproduktion in Thüringen wird sicherlich nicht das sein, was in der nächsten Zeit hier so sonderlich vorangetrieben werden muss.
Was ich beim GRÜNEN-Antrag ganz klar unterstützen möchte, ist die Kennzeichnungspflicht für Tiere, die mit genveränderten Produkten gefüttert wurden. Ich glaube, das sind wir den Verbrauchern schuldig. Das wird auch gewünscht. Das sollte klar mit unterstützt werden. Ich wünsche mir für beide Anträge, dass sie an den Ausschuss für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt- und Naturschutz überwiesen werden, damit wir z.B. die Frage Tiermehl hier noch einmal mit aufnehmen können und uns im Gesamtkomplex noch einmal unterhalten können. Danke schön.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, zuerst einmal herzlichen Dank an Staatssekretär Richwien für den ausführlichen Bericht. Er ist hier auf alle Punkte sehr ausführlich eingegangen.
Der Import von Eiweißpflanzen ist schädlich für das Klima und führt zu Nahrungsmittelknappheit in den Anbaugebieten. Ich finde es hoch problematisch, dass für den Soja-Anbau in Lateinamerika Regenwälder abgeholzt werden und dieser Anbau zulasten der Nahrungsmittelproduktion geht. Das ist für uns ethisch und ökologisch nicht vertretbar. Auch das war für uns Motivation, das Parlament für diese Thematik zu sensibilisieren. Es ist ja nicht allgegenwärtig, sondern es ist auch ein Thema, was hier auch in das Hohe Haus reingetragen werden muss, um auch sich mal mit dieser Thematik zu beschäftigen. Mit unserem Antrag fordern wir eine Eiweißstrategie für Thüringen. Uns ist aber auch klar, dass dieses Problem nicht allein in Thüringen zu lösen ist, es bedarf hier der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, wenn wir vorankommen wollen. Aber wir wollen natürlich unser Licht auch nicht unter den Scheffel stellen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Unsere Landesanstalt für Landwirtschaft ist ganz vorn mit dabei, wenn es um Forschung im Bereich der Eiweißpflanzen geht. Das gilt es fortzuführen. Warum, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollten wir nicht in dieser Frage eine Konzeption für verstärkten Eiweißpflanzenanbau und uns zu Vorreitern innerhalb Deutschlands machen? Ich freue mich sehr, dass der Staatssekretär heute in Vertretung, aber ich weiß auch, dass der Minister unseren
Der Rückhalt der Koalitionsfraktionen im Ministerium ist euch sicher, wenn es darum geht, dem Anbau von Eiweißpflanzen einen besonderen Stellenwert im Rahmen der Neugestaltung der EU-Agrarpolitik beizumessen. Ganz konkret soll der Anteil dieser Pflanzen aber auch in Thüringen so wachsen, dass er für die Tierhaltung weitgehend ausreicht, obwohl wir wissen, dass es natürlich nicht zu 100 Prozent und ohne Soja wird es auch nicht gehen, aber der Anteil muss hier verstärkt werden, liebe Kolleginnen und Kollegen, denn neben der Gentechnikfreiheit im einheimischen Anbau sprechen weitere - ich habe es in der Antragsbegründung schon gesagt - umwelt- und agrarpolitische Gesichtspunkte für eine Initiative zur Stärkung des heimischen Eiweißpflanzenanbaus. Kleinkörnige Leguminosen sind in der Lage, Humus im Boden anzureichern und tragen dadurch zur Verminderung der Erosionsgefahr bei. Durch ihren Anbau können die getreidebetonten Fruchtfolgen aufgelockert werden. Das hat auch eben Herr Kummer gesagt, wie wichtig das ist. Für uns ist das auch im Sinne des Erhalts der Biodiversität - Sie haben vorhin exemplarisch die Bienen genannt, das gilt ja für uns, für die Flora insgesamt ist diese Sache so wichtig.
Wir erwarten von der Landesregierung, dass die Forschungsaktivitäten bis hin zu produktionstechnischen Versuchen verstärkt und die Fördermöglichkeiten zur Unterstützung des Eiweißpflanzenausbaus ausgeschöpft werden. Deshalb auch unser Antrag. Wir sollten die Landesregierung schnellstmöglich bitten und ihr mit auf den Weg geben und deshalb werbe ich auch hier, unserem Antrag zuzustimmen.
Herr Augsten, wir lehnen Ihren Antrag nicht ab, weil er schlecht wäre, im Gegenteil, und wir wissen ja auch, dass es in die gleiche Richtung zielt und dass Sie auch ein ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet sind und sich damit beschäftigen, aber ich denke oder wir denken, dass unser Antrag die Problematik sehr vollständig beschreibt und die teilweise rätselhaften Details - Herr Staatssekretär Richwien hat zur Frage ordnungsrechtlicher Maßnahmen schon ausgeführt -, meinen wir, sind im GRÜNEN-Antrag nicht erforderlich und deswegen werden wir ihn auch ablehnen. Soweit Sie zusätzliche Aspekte in Ihrem Antrag auflisten, sei es der Einsatz als Energieträger oder auch die Einbeziehung universitärer Einrichtungen in die Strategie, ist das legitim. Ich denke, das alles kann in der Strategie auch Berücksichtigung finden. Wir sind der Auffassung, dass der weitergehende Antrag hier nicht gebraucht wird. Im ersten Teil unseres Antrags haben wir ja viele Fragen aufgezählt, die sind auch um
fangreich beantwortetet worden, und im zweiten Teil fordern wir einen Handlungsauftrag. Ich denke, es ist an der Zeit, hier zu handeln, und deshalb werben wir heute um Zustimmung in diesem Haus, um auch die Zeit zu nutzen. Man kann ja im Ausschuss auch für Detailfragen immer Selbstbefassungsanträge einreichen. Da kann man das eine oder andere besprechen - das kennen Sie doch auch, Herr Dr. Augsten. Wir haben im Mai wieder Ausschuss, da kann man zu dem Thema sicher auch noch die eine oder andere Detailfrage nachschieben. Wie gesagt, ich werbe um Zustimmung zu unserem Antrag. Vielen Dank.
Danke, Frau Abgeordnete. Wie Dr. Augsten über den Vorschlag denkt, erfahren wir jetzt, denn er hat jetzt das Wort.
Ja, Herr Präsident, meine Damen und Herren, jetzt muss ich schon den Spott aus der eigenen Fraktion ertragen.
Nein, im Ernst: Erst einmal herzlichen Dank, Frau Tasch, für das Lob unseres Antrags, auch wenn die Konsequenzen nicht die richtigen sind.