Protocol of the Session on July 8, 2011

(Beifall SPD)

Die Weltmeisterschaft zeigt, welch enorme Entwicklung Frauenfußball auch in den letzten Jahren genommen hat. Es gibt nach wie vor große Unterschiede. Das sieht man beispielsweise in der Bezahlung und auch der Wahrnehmung der Unterschiede bei Frauen- und Männerfußball. Aber wie ihre männlichen Pendants sind die Spielerinnen unserer Fußballnationalmannschaft Vorbilder, Vorbilder in sportlicher und auch gesellschaftspolitischer Hinsicht.

(Vizepräsidentin Hitzing)

Deswegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, gibt es auch unseren Antrag mit der Bitte um einen Sofortbericht und der Bitte um Weiterbehandlung im Ausschuss. Lassen Sie mich auf die Thüringer Ebene zu sprechen kommen. Mädchen- und Frauenfußball hat auch in Thüringen eine ausgesprochen positive Entwicklung in den vergangenen Jahren erfahren.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das kann und sollten wir hier würdigen und ich will Ihnen einige Zahlen dazu nennen. 1992 waren lediglich 1.143 Mitglieder in 22 Fußballteams organisiert. Letztes Jahr waren es 7.542 Mädchen und Frauen in über 180 Teams. Das kann sich sehen lassen und das sind damit fast 8.000 Frauen und Mädchen, die in Vereinen in Thüringen organisiert sind und mittlerweile in drei Landesklassen einer Verbandsliga und einigen Kreisen spielen. Aber es gibt in Thüringen, und deswegen auch unser Antrag, keine flächendeckende Struktur. Nun wollen wir die natürlich an dieser Stelle nicht einfach jemandem überstülpen, aber wir wollen darüber diskutieren, wie wir diesen Vereinen und Teams noch bessere Unterstützung bieten können, deswegen unser Antrag. Wir wollen sowohl ein gutes Angebot für Frauen und Mädchen im Spitzensport wie auch im Breiten- und Freizeitsport. Lassen Sie mich an dieser Stelle Theo Zwanziger zitieren, der sagt: „Sport ist wesentlicher Träger von sozialer Integration, Fairness und gegenseitiger Toleranz.“ Das merken wir auch im Frauen- und Mädchenfußball. Schön, dass ich jetzt Ihre Aufmerksamkeit habe. Aus diesem Grund hat der DFB Mädchen- und Frauenfußball von 2009 bis 2011 mit über 20 Mio. € gefördert. Ziel war die Stärkung von Mädchenfußball in Vereinen, die Gründung von Mädchenfußball-AGs in Schulen und die Förderung von Integration.

Der Ihnen vorliegende Antrag, meine sehr geehrten Damen und Herren, den wir gern mit Ihnen heute hier beraten wollen und später im Ausschuss, beabsichtigt, das Ganze auch fortzusetzen, diese Ziele fortzusetzen. Wir haben darüber mit dem Thüringer Fußballverband gesprochen, mit dem USV Jena, vielen anderen, die ich jetzt alle nicht aufzählen kann, und es war klar, dass eine Förderung auch von uns - nicht nur eine ideelle Förderung -, sondern auch eine Förderung der Strukturen nach wie vor nottut. Deswegen unser Antrag.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke, Frau Abgeordnete Siegesmund. Die Landesregierung erstattet einen Sofortbericht und ich erteile Ministerin Taubert das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, liebe Sportlerinnen und Sportler hier im Raum,

(Beifall CDU, DIE LINKE, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

(Zwischenruf Abg. Schubert, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Da klatscht eine Minderheit.)

Fußball ist doch eine schöne Sache. Ich weiß, dass wir eine Mehrheit hier haben. Dann muss ich sagen, liebe Faninnen und liebe Fans

(Heiterkeit im Hause)

des Fußballs, ich will eins vorwegschicken, vielleicht teilen Sie auch mit mir die Meinung. Wenn sich der Sport in den vergangenen 20 Jahren nicht gerade im Bereich des Frauen- und Mädchenfußballs so engagiert hätte - und ich kann mich noch an einige Plakataktionen erinnern, die auch in Thüringen gelaufen sind -, dann hätten wir nicht so eine erfolgreiche deutsche Mannschaft und die FußballWM auch nicht hier im Lande. Es ist schon viel Gutes geworden, von dem ich Ihnen auch noch einiges heute berichten möchte. Ich denke, wir sollten auf dem Weg, den wir eingeschlagen haben, auch weiter verfahren.

Meine Damen und Herren, unter Beachtung der Autonomie des freien Sports entwickelt die Landesregierung die erforderlichen Rahmenbedingungen weiter, die der Thüringer Sport zu seiner Entfaltung und zur Erfüllung seiner Aufgaben benötigt. Eine Basis dafür bilden die gesetzlichen Grundlagen: mit dem Artikel 30 Abs. 3 der Verfassung des Freistaats Thüringen, dem Thüringer Sportfördergesetz und den jeweiligen Haushaltsgesetzen. Besonders die gleichberechtigte Förderung von Leistungs- und Breitensport, Sport für Mädchen und Frauen sowie von Sport für Kinder und Jugendliche, für Seniorinnen und Senioren als auch von Sport für Menschen mit Behinderungen steht dabei nach wie vor im Mittelpunkt aller Zielstellungen und Maßnahmen der Landesregierung. § 2 des Thüringer Sportfördergesetzes bestimmt die Förderung von Sport und Spiel als öffentliche Aufgabe von Land, Landkreisen und Kommunen. Diese Förderverpflichtung wird von den Landkreisen und Gemeinden nach Maßgabe ihrer Haushalte im eigenen Wirkungskreis erfüllt. Gemäß § 16 Abs. 2 des Thüringer Sportfördergesetzes werden die anerkannten Sportorganisationen aus Landesmitteln in der Regel über den Landessportbund Thüringen gefördert. Dies geschieht seit dem Jahr 2005 aus Erträgen der staatlichen Lotterien und Wetten. Derzeit erhält der Landessportbund nach dem Thüringer Glücksspielgesetz 6 vom Hundert der Spieleinsätze aus den vom Land veranstalteten Lotterien und Wetten, mindestens jedoch 8,81 Mio. € pro Jahr. Der Thüringer

(Abg. Siegesmund)

Fußballverband als anerkannte Sportorganisation und Mitglied des Landessportbundes verfolgt nach seiner Satzung den Zweck, den Fußballsport in Thüringen zu verbreiten und zu fördern sowie die Vereine bei der Erfüllung ihrer sportlichen und organisatorischen Aufgaben zu unterstützen. Aufgaben des Verbandes sind insbesondere die Durchführung der Meisterschafts- und Pokalspiele sowie Nominierung und Betreuung Thüringer Auswahlmannschaften, die gezielte Förderung und Schulung von Nachwuchsfußballerinnen und -fußballern, die Ausund Fortbildung von Übungsleitern und Schiedsrichtern sowie die Durchführung von Lehrgängen für ehrenamtliche Verbands- und Vereinsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die Förderung des Breitenund Freizeitsportes, die Pflege und Förderung des Ehrenamts. Die dem Thüringer Fußballverband angeschlossenen Vereine setzen diese Zielstellungen und Aufgaben auf ihrer Ebene um. Die hierzu von den Vereinen unterbreiteten Angebote stehen grundsätzlich jedem und jeder Interessierten unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialer Herkunft offen. Der Thüringer Fußballverband ist mit rund 96.000 Mitgliedern und 1.132 Vereinen der größte Sportfachverband Thüringens. Von den rund 96.000 Mitgliedern sind rund 7.600 Frauen und Mädchen. In 184 Frauen- und Mädchenmannschaften sind im Verbandsspielbetrieb rund 3.300 Spielerinnen aktiv, wovon rund 1.200 Juniorinnen bis 16 sind. Im Freizeit- und Breitensport gehen rund 2.700 Spielerinnen, davon 1.700 Juniorinnen bis 16 Jahre, einer regelmäßigen sportlichen Betätigung im Fußball nach. In der Verbreitung des Frauenund Mädchenfußballs bestehen regionale Unterschiede. Dies ist jedoch keine Sache mangelnder Förderung und auch kein alleiniges Merkmal des Fußballs und schon gar nicht des Frauen- und Mädchenfußballs. Territoriale Unterschiede hinsichtlich ihrer Verbreitung finden sich in allen Sportarten. Das hängt zumeist damit zusammen, welche Tradition auch Sportvereine haben, wie die Angebote gefächert sind und wo Neues möglich ist. Wie bereits erwähnt, stehen die Angebote der Thüringer Fußballvereine allen Interessierten offen. So lassen die Regeln des Thüringer Fußballverbandes auch zu, dass Mädchen in Jungenmannschaften spielen und Mädchenmannschaften im sportlichen Wettstreit gegen Jungenmannschaften antreten. Die Zugangsvoraussetzungen zum Fußball für Frauen und Mädchen sind also gut gegeben. Ein Beispiel dafür ist auch der diesjährige Girls Soccer Day, der am 27. Mai 2011 unter der Mitwirkung der Gleichstellungsbeauftragten des TMSFG und der Präsidentin der Deutschen Soccer Liga eröffnet wurde. Im Rahmen des Bundeswettbewerbs der Schulen „Jugend trainiert für Olympia“ wurde der Mädchenfußball ins Programm aufgenommen. Thüringen ist hierbei über das Sportgymnasium in Jena als Leistungszentrum für den Mädchenfußball gut vertreten.

Natürlich sind auch im Fußball die Auswirkungen der demographischen Entwicklung spürbar. Dadurch ist es schwierig, in den bestehenden 21 Fußballkreisen genügend Mannschaften für einen regelmäßigen Spielbetrieb zusammenzustellen. Hierauf will der Thüringer Fußballverband mit einer Reduzierung der Fußballkreise von 21 auf 9 reagieren.

(Zwischenruf Abg. Höhn, SPD: Die machen eine Kreisreform.)

Die machen eine Kreisreform, Herr Höhn, so ist es. Aber ob wir uns der anschließen, das müssen wir noch prüfen. Die Kirche hat nämlich auch eine Gebietsreform gemacht und da müssen wir auch schauen, ob wir uns der anschließen, ob nicht die Kreise sich dann überschneiden.

Meine Damen und Herren, zur Fußball-WM 2011 der Frauen hat die Sportministerkonferenz eine Reihe von Beschlüssen gefasst - 2010 war das -, die durch Thüringen insbesondere im Rahmen seiner Vorsitzzeit jetzt, dieses und nächstes Jahr, vollinhaltlich mitgetragen werden. Diese Beschlüsse anerkennen, wichtige Impulse für den Sport im Allgemeinen und den Frauensport im Besonderen, die von einem Großereignis dieser Art ausgehen können.

Die SMK hat sogenannte Primärziele und weitere Ziele. Ich will dazu einiges aufführen. Uns ging es darum, jetzt ist es so weit, dass die Fußball-WM in Deutschland erfolgreich durchgeführt werden kann. Dazu ist auch einiges notwendig gewesen. Wir wollen - und das bestätigt sich bei den Spielen meines Erachtens sehr gut - die freundschaftliche Atmosphäre über alle Länder hinweg pflegen und verstärken und wir wollen natürlich die wirksame soziale Integration, die der Sport, auch der Frauenfußball bewirkt, verstärken und dazu zählt natürlich auch die Frage der Integration allgemein. Für uns geht es aber auch darum, dass wir das gegenseitige kulturelle Verständnis mit dieser Fußball-WM verstärken können. Sie wissen selbst, wenn man so freundschaftlich zusammenspielt, dann sagt man am Ende nichts Schlechtes übereinander und das ist für Völkerverständigung immer sehr gut, ja, auch ein wesentliches Ziel, wenn wir an die Weltmeisterschaften denken. Es geht aber auch um die Frage Bewegungsund Ernährungsverhalten, das die SMK beschäftigt und das ist so im Begleitsog der primären Ziele.

Die Sportministerkonferenz unterstützt in diesem Zusammenhang auch die mehrjährige Kampagne des Deutschen Fußballbundes „Schule und Fußball - ein starkes Team - Team 2011“, mit welcher allgemein Kinder und Jugendliche zu außerunterrichtlichen sportlichen Aktivitäten und insbesondere Mädchen zum Fußballspielen angeregt werden sollen. Die im Rahmen der Kampagne durchgeführten Projekte, die insbesondere den Integrationsprozess von Mädchen mit Integrationshintergrund durch

(Ministerin Taubert)

Fußball erleichtern sollen, sind aufgrund des nur geringen Anteils betroffener Personen in Thüringen nicht so von Bedeutung. Integration bleibt im Thüringer Sport dennoch eine dauerhafte, jedoch nicht sportartbezogene Aufgabe.

Sie sehen, meine Damen und Herren, in Thüringen passiert zur Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs eine ganze Menge. Darüber hinaus weist die Landesregierung zu Nummer II.2 des Antrags darauf hin, dass vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlich geschützten Rundfunkfreiheit und der daraus resultierenden Programmautonomie der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine staatlich verordnete stärkere Präsenz von Frauenfußball im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unzulässig wäre.

(Beifall FDP)

Danke. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die in der Bevölkerung üblichen Bedeutungszuschreibungen sich hinsichtlich Frauen- und Männerfußball noch stark voneinander unterscheiden. Diese Unterschiede spiegelt der Umfang der Berichterstattung wider. Aber auch da verweise ich auf die aktuelle Berichterstattung zur Fußball-WM. Ich denke, sie ist gut und bringt den Frauenfußball und Mädchenfußball ganz stark nach vorn. Das Beste, was dem Frauen- und Mädchenfußball passieren konnte, war das ausverkaufte Stadion zum Eröffnungsspiel, die gute Atmosphäre dabei und damit natürlich auch der Anreiz für Mädchen und dann junge Frauen, sich auch dem Fußball zu widmen. Denn eines dürfen wir insgesamt bei der Förderung nicht vergessen, wir müssen ja Kinder und Jugendliche animieren, eine Sportart zu ergreifen. Da ist es grundsätzlich gleich, was sie für eine Sportart betreiben. Jede Sportart und jeder Sport ist uns dabei recht. Wenn es gerade so eine Männersportart ist wie Fußball, dann ist es immer schwerer, die Mädchen zu begeistern. Genauso ist es natürlich schwer, Männer von sogenannten Frauensportarten zu begeistern. Das fällt auch etwas schwerer.

(Zwischenruf Abg. Blechschmidt, DIE LINKE: Rhythmische Sportgymnastik.)

Zum Beispiel, Herr Blechschmidt, ein gutes Beispiel. Danke, dass Sie mir helfen. Ich denke, das ist einfach so. Ich denke, man soll auch kein Mädchen zwingen. Ich glaube, das ist auch nicht der Sinn des Antrags.

Zu Nummer 5 des Antrags ist anzumerken, dass die Vereinbarung mit den Sportvereinen bezüglich der logistischen Unterstützung mit dem ÖPNV in erster Linie die Verkehrsunternehmen vor Ort betreffen und Ansprechpartner sind. Da ist die Zuständigkeit bei den kommunalen Auftraggebern. Wir sehen da momentan keine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, wenngleich wir auch wissen, dass man sich vor Ort bemüht, auch das Thema Erreichbarkeit durch den öffentlichen Personennahverkehr im

Allgemeinen, aber auch im Speziellen zu verbessern. Ich freue mich auf eine Diskussion im Ausschuss. Herzlichen Dank.

(Beifall SPD)

Danke, Frau Ministerin Taubert. Ich frage Sie: Wird die Diskussion auch zum Sofortbericht gewünscht?

(Zwischenruf Abg. Blechschmidt, DIE LINKE: Ausdrücklich.)

Ausdrücklich. Ich sehe auch Nicken bei allen Fraktionen. Ich möchte Sie gleichzeitig darauf hinweisen, dass die Beratung zu Sofortberichten der Landesregierung gemäß § 29 Abs. 2 der Geschäftsordnung grundsätzlich in langer, also doppelter Redezeit erfolgt. Mir liegt eine Rednerliste vor. Das Wort hat der Abgeordnete Korschewsky für die Fraktion DIE LINKE.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, zunächst einmal herzlichen Dank, Frau Ministerin, für den Sofortbericht. Ich glaube, der hat schon einen gewissen Einblick gebracht in die bisherige Entwicklung. Meine Fraktion begrüßt es ausdrücklich, dass wir diesen Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN am heutigen Tage, nämlich noch während der Fußball-Weltmeisterschaft bereden.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Auch wenn es einzelne Kolleginnen und Kollegen gibt, die da sicherlich nicht ganz so …

(Zwischenruf Abg. Höhn, SPD: Wer soll das sein?)

Darüber reden wir nicht. Das behalten wir für uns. Ich glaube auch, dass dieser Ort hier im Thüringer Landtag durchaus geeignet ist, um über Fortschritte und Defizite im Frauen- und Mädchenfußball, aber insgesamt über die Rolle von Frauen und Mädchen im Sport zu debattieren. Der Antrag geht aus unserer Sicht auf eine ganze Reihe von aktuellen Problemen ein und signalisiert unstreitig Handlungsbedarf, auch wenn die Probleme an der einen oder anderen Stelle sicherlich noch zu konkretisieren sind. Wobei ich auch an dieser Stelle schon signalisieren möchte, dass unsere Fraktion auch für eine Weiterberatung des Antrags im Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit ist und den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützt.

Zudem lässt aber der Antrag es an möglichen Lösungswegen vermissen. Da ist, glaube ich, noch etwas nachzujustieren. Die derzeitige FrauenfußballEuphorie ist mit Sicherheit gesellschaftspolitisch nützlich. Es wäre fahrlässig, aus unserer Sicht, die

(Ministerin Taubert)

WM im eigenen Land nicht als Basis für eine stetige Entwicklung im Frauenfußball zu betrachten und die vorhandenen Potenziale noch besser auszunutzen. Ich erspare es mir an dieser Stelle, die Zahlen, die Kollegin Siegesmund zur Entwicklung des Frauenfußballs hier in Thüringen genannt hat, noch mal zu wiederholen. Aber ich denke, dass es hier doch eine beachtliche Entwicklung in den vergangenen Jahren gegeben hat und diese Entwicklung aber weiter und stärker unterstützt werden muss, als es bisher war. Vor acht Jahren, als die deutschen Frauen zum ersten Mal den WM-Titel holten, wurde ihr Spiel weder besonders ernst noch besonders wahrgenommen. Die letzten Tage der Fußball-WM dieses Jahres haben gezeigt, dass es da durchaus Veränderungen gibt. Es hat sich einiges getan, wobei die Potenziale längst noch nicht ausgeschöpft sind. Frauen- und Mädchenfußball ist in den Sportsendungen der öffentlich-rechtlichen Medien - Frau Ministerin hat es schon angesprochen und im Antrag ist es auch drin -, von der derzeitig laufenden WM einmal abgesehen, nicht mehr als eine Randnotiz im Bereich der Nachrichten. Es besteht allerdings jetzt die Hoffnung, dass sich die hohen Zuschauerzahlen der Spiele der Vorrunde bei der Weltmeisterschaft in den Köpfen der Programmdirektoren bei ARD und ZDF festsetzen und die Herren - leider sind es Männer, alles Männer - ihre Lernfähigkeit unter Beweis stellen. Dennoch gibt es aber eine plausible Begründung für die Ungleichbehandlung aus unserer Sicht.

Die Frauenbundesliga ist derzeitig nicht sonderlich attraktiv, weil es noch zu wenige gleichwertige Mannschaften gibt, und auch in Thüringen ist es so, dass sich der Frauenfußball qualitativ vorrangig auf den Bereich Jena beschränkt. Von den anderen Frauenfußball- und Mädchenmannschaften in Thüringen hört und sieht man leider nur wenig. Das hat auch einen Grund. Frauenfußball hat längst nicht die sportliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung wie der Männersport.

(Zwischenruf Abg. Jung, DIE LINKE: Das stimmt nicht.)

Fußballerinnen erhalten nur einen Bruchteil des Gehalts ihrer männlichen Kollegen, Ähnliches gilt für die Prämien der Nationalmannschaft. Es ist für eine junge Frau derzeitig fast unmöglich, den Berufswunsch Fußballerin als Ganztagsjob zu verfolgen, zumal die duale Karriere im Frauenfußball praktisch keine Bedeutung hat. Nur wenige Fußballerinnen können von ihrem Sport leben. Das betrifft auch die derzeitigen Nationalspielerinnen, die zurzeit bei der WM aktiv sind wie z.B. Kerstin Garefrekes, die halbtags in Frankfurt am Main in einer Bank arbeitet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, wenn wir heute zum Frauen- und Mädchenfußball reden, dann sollten

wir aber nicht nur über den Leistungssport reden, sondern vor allen Dingen auch über die Förderung des Breitensports. Hier überlässt zurzeit der Bund den Ländern und die Länder den Kommunen die Verantwortung. Hier ist aber eine gemeinsame Verantwortung gefordert. Bei den chronisch klammen Kassen der Kommunen wäre es dringend notwendig, die Förderung des Sports, und hier meine ich insgesamt des Sports, in einem Sportfördergesetz des Bundes festzuschreiben.

(Beifall DIE LINKE)