genommen, auch für „BERUFSSTART plus“. Alle Beteiligten im Berufsorientierungsbeirat haben „BERUFSSTART plus“ für weiterhin förderungswürdig erklärt.
Werte Kolleginnen und Kollegen, vor zwei Jahren hat auf Initiative meines Hauses eine Arbeitsgruppe die Aufgabe übernommen, aus den verschiedenen Ansätzen eine Landestrategie zur Berufsorientierung zu formulieren. Ich will mich hier an dieser Stelle zunächst noch einmal bei allen Unterstützern dieser Strategie bedanken, bei den Thüringer Kammern, bei dem Wirtschaftsministerium, der GFAW, der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, der Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft und auch der Friedrich Schiller Universität. Mitte Juni haben alle Partner den abschließenden Entwurf der Landesstrategie erhalten. Sie sind um Stellungnahme gebeten worden. Diese Stellungnahmen liegen inzwischen vor. Das Votum ist durchweg positiv.
Ich denke, wir können deshalb die Landesstrategie zur praxisnahen Berufsorientierung mit Beginn des kommenden Schuljahres in Kraft setzen.
Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, die Thüringer Kammern als Träger von „BERUFSSTART plus“ betreuen inzwischen 137 Regelschulen; die Handwerkskammer Südthüringen hat die Projektleitung. „BERUFSSTART plus“ wurde durch die Bundesagentur für Arbeit wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Ergebnisse und Empfehlungen liegen vor. Man kann sagen, insgesamt zeigt sich ein positives Bild. Es wird eines deutlich: Ohne Bildungsbegleitung geht es nicht. Bei Übergang von Schule in den Beruf und auch beim Berufseinstieg ist sowohl interne als auch externe Unterstützung wichtig.
Wie sehen die finanziellen Rahmenbedingungen für die Berufsorientierung in Thüringen aus? Bis zum Schuljahr 2013/2014 stellen der Bund für „BERUFSSTART plus“ 4,9 Mio. €, das Land 2,4 Mio. € zur Verfügung. Von der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit kommen 1,6 Mio. €, zusammen knapp 9 Mio. €. Im Moment laufen die Verhandlungen, wie wir die Finanzierung fortsetzen. Ich möchte, dass dabei alle Partner an Bord bleiben.
Zurzeit arbeitet mein Haus mit dem Wirtschaftsministerium daran, die Berufsorientierung auch in der neuen Förderperiode des Europäischen Sozialfonds zu verankern. Auf dieser Basis und mit der neuen Landesstrategie zur praxisnahen Berufsorientierung kann die erfolgreiche Zusammenarbeit verstetigt und in den nächsten Jahren ausgebaut werden.
Werte Kolleginnen und Kollegen, zum Schluss noch ein paar Sätze zum Alternativantrag der Fraktion DIE LINKE. Im Punkt 1 ist der Antrag ja inhaltlich
gleich mit dem Antrag der Fraktionen von CDU und SPD. Dazu habe ich bereits ausgeführt, dass das Projekt bereits jetzt bis zum 31. Dezember 2014 gesichert ist. Zu der im Punkt 2 angesprochenen Berufswahlvorbereitung in der individuellen Schulausgangsphase werden in der Landesstrategie klare Aussagen getroffen. Für die Klassen 9 und 10 sind die Aufgaben der schulischen Berufsorientierung und die unterstützenden Leistungen durch Bildungspartner deutlich beschrieben. Die im Punkt 3 geforderte flächendeckende Standardleistung ist nach meiner Überzeugung nicht vereinbar mit den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler. Ich denke, über differenzierende Projektangebote wie das von „BERUFSSTART plus“ gewährleisten wir die notwendige individuelle Förderung der Berufswahlkompetenz. Das gelingt uns übrigens in allen Schularten. Neben „BERUFSSTART plus“ haben wir eine Vielzahl von Berufsorientierungsangeboten für die individuelle Förderung. Ich hatte vorhin schon erwähnt, 70 Projekte sind für das kommende Schuljahr angemeldet. Ich will mal drei Beispiele herausgreifen, zum Beispiel das Angebot des FöBi-Bildungszentrums Gotha für Regelschüler oder das Projekt SKATinG für Gymnasiasten oder das Projekt „Berufspraxis erleben“ für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Sie sehen, wir haben sehr individuell auf Situationen zugeschnittene Angebote. Deshalb glaube ich, die Forderung nach einer einheitlichen, flächendeckenden Struktur der Berufsorientierung entspricht nicht den individuellen Bedürfnissen von Schülerinnen und Schülern.
Lassen sie mich abschließend eines ergänzen: Zur Finanzierung von „BERUFSSTART plus“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds bzw. auch aus Landesmitteln können derzeit für den Zeitraum nach 2014 noch keine Aussagen oder Festlegungen getroffen werden. Die Landesregierung ist haushaltsrechtlich nicht befugt, finanzielle Bindungen über die laufende Legislaturperiode hinaus einzugehen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.
Ich gehe davon aus, dass auch hier von allen Fraktionen die Aussprache zum Sofortbericht gewünscht wird. Da es keinen Widerspruch gibt, stelle ich das jetzt so fest und ich eröffne die Aussprache zum Sofortbericht und natürlich auch zu anderen Sachverhalten beider Anträge. Ich rufe als Erste für die Fraktion DIE LINKE Frau Abgeordnete Leukefeld auf.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Minister, Danke schön für den Sofortbericht. Auf Einzelheiten werde ich auch noch zu sprechen kommen. Fakt ist eins, Zukunftsfragen sind ganz wichtige Fragen und wir haben ja hier in diesem Haus nicht zum ersten Mal über Chancen für junge Menschen gesprochen, hier in Thüringen eine gute Bildung, eine gute Ausbildung und letztendlich auch eine gute Arbeit zu finden. In diesem Kontext ist auch unser Antrag zu sehen als Alternativantrag. Sie werden ja feststellen, dass er sich gar nicht so grundlegend von dem Antrag von CDU und SPD unterscheidet, weil wir der Auffassung sind - das haben Sie ja auch gesagt -, dass sich zwar die Situation für Schulabgänger im Land Thüringen aufgrund der veränderten Wirtschaftssituation, Fachkräftebedarf usw. verbessert hat, aber trotzdem gibt es ja noch eine ganze Reihe von Problemen, die man schon auch sehen muss, wie jungen Menschen hier eine berufliche Entwicklung, eine berufliche Perspektive unter optimalen Bedingungen anzubieten ist.
Ich will hier vielleicht noch einmal zwei Problemkreise nennen: Das eine ist natürlich die hohe Zahl der Abbrüche bzw. der Vertragslösungen, die wir zu verzeichnen haben. Wenn man sich das einmal anschaut bei Ausbildungsverträgen, über 40 Prozent bei Frisören und Tischlern. Besonders betroffen ist auch der Hotel- und Gaststättenbereich. Aber Ursachen suchen ist, glaube ich, bei diesem Antrag jetzt nicht die entscheidende Seite. Wichtig ist, dass in diesem Kontext natürlich eine Berufsorientierung tatsächlich langfristig und strategisch angelegt sein muss. Da sind die Beispiele, die Sie benannt haben, insbesondere das seit zehn Jahren funktionierende „BERUFSSTART plus“ gute Ansatzpunkte, um in diesem Prozess weiter voranzukommen.
Deswegen sagen wir - und das ist eigentlich auch von Ihrem Ministerium betont worden in den letzten Jahren -, ja, wir wollen eine Standardförderung. Im Grunde genommen haben wir uns sogar einer Formulierungen von Ihnen angeschlossen, weil wir eigentlich - das wäre auch rückwirkend nachzulesen immer eine Regelförderung verlangt haben. Das will eigentlich nichts anderes sagen als: Wir unterstützen die Entwicklung einer Struktur der Berufsorientierung, die allen Schülerinnen und Schülern ab 7. Klasse im Land Thüringen zugutekommt. Dafür müssen wir die Mittel der Bundesagentur für Arbeit nutzen, dafür wird der Europäische Sozialfonds genutzt und dafür - so jedenfalls meinen wir - sollte in Zukunft Landesförderung fest implementiert werden. Sie haben gesagt, das ist zumindest - und so wissen wir das auch - bis 2013 gesichert. Deswegen sagen wir: Lasst uns doch bis 2014, bis zum Ende des Schuljahrs „BERUFSSTART plus“ fortsetzen und danach mit Landesförderung für alle eine Struktur schaffen.
Zweitens - und das ist der Unterschied zum vorliegenden Antrag von CDU und SPD - wollen wir einen klaren Auftrag zur Standardleistung der Berufsorientierung und zur Schaffung einer Struktur erteilen und wir wollen drittens Bildungsbegleiter in die Struktur implementieren.
Es hat diese Untersuchung gegeben, diese Evaluation vom IAB, die gemacht wurde. Da gibt es auch ein paar kritische Fragen, die dort gestellt wurden. Aus unserer Sicht ist das Projekt „BERUFSSTART plus“ insofern unverzichtbar, da es für Schüler, Lehrer, Eltern und Betriebe eine klare Struktur und Ansprechpartner stellt. Es hat den Anspruch, allen Schülern praktische Erfahrungen zu verschaffen, sie individuell zu beraten und - das ist uns auch sehr wichtig - sie bis zur Übernahme eines Ausbildungsplatzes zu begleiten. Das heißt, es wird hier eine sehr enge Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft von vornherein vorausgesetzt und bekräftigt, gefördert. Das ist uns sehr wichtig.
Wir haben vorgeschlagen, dass dieser Antrag weiterdiskutiert werden sollte. Die Wirtschaft, gerade die Südthüringer Wirtschaft, hat das auch noch einmal bekräftigt mit einem Schreiben auf ihrer Wirtschaftskonferenz an den Wirtschaftsminister, das im Juni übergeben wurde. Wir bitten Sie auch, insofern sehr sensibel mit den Anträgen umzugehen und würden auch vorschlagen, diese noch einmal in den Bildungsausschuss und auch in den Wirtschaftsausschuss zu überweisen, weil wir die große Chance sehen, dass Thüringen hier über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt, indem strukturell und auch finanziell im Landeshaushalt perspektivisch dieses Programm der Berufsorientierung verbindlich für alle Schülerinnen und Schüler festgelegt werden kann. Unter diesem Gesichtspunkt ist es sicherlich sinnvoll, hier noch weiterzudiskutieren, die Erfahrungen, die auch in anderen Projekten gemacht wurden, zu beraten und zu überlegen, wie man alle guten Dinge zusammenfasst in einer verbindlichen Strategie, die nach 2014 weitergeht. Vielleicht als letzten Satz noch mal: Sie haben hier mehrfach über die Landesstrategie gesprochen, die ja durch die Arbeitsgruppe oder den Begleitausschuss auch erarbeitet wurde. Die kennt hier niemand. Das ist insofern bedauerlich, weil wir das natürlich gerne auch zur Kenntnis nehmen und mitdiskutieren würden und das ließe sich ja dann wahrscheinlich in einer fortgesetzten Diskussion in beiden Ausschüssen im Zusammenhang auch mit dem Entwurf der Landesstrategie tun. Ansonsten denke ich, dass das Berichtsersuchen hier aus unserer Sicht erfüllt ist. Herzlichen Dank.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben diesen Antrag vorgelegt, weil wir der Meinung sind, dass das Projekt „BERUFSSTART plus“ erfolgreich ist.
Es wird von den Partnern in der Praxis gelobt und als richtig anerkannt und deswegen macht es Sinn, dieses Projekt in den nächsten Jahren auch fortzuführen.
Nichtsdestotrotz geht es hier natürlich darum, die Förderpraxis und die Praxis in Schulen und Unternehmen an die Entwicklungen anzupassen. Deswegen kann es durchaus auch sein, dass wir in ein paar Jahren sagen müssen, „BERUFSSTART plus“ hat sich erledigt, denn die Situation hat sich auch schon gravierend gewandelt. Ich glaube, Minister Matschie ist darauf auch schon mal eingegangen. Hatten wir vor kurzer Zeit noch immer wieder einen großen Überhang an jungen Menschen, die dann eben keine Ausbildung gefunden haben, da war der Versuch richtig, ihnen Orientierung zu geben, sie auch in Ausbildungen zu bringen, auch wenn das nicht gleich in einen Lehrvertrag gemündet hatte. Jetzt stellen wir fest, dass die Unternehmen händeringend nach Lehrlingen suchen. Umso misslicher ist es doch, dass, wie meine Vorrednerin schon bemerkt hat, viele Jugendliche nicht gleich den Beruf treffen, der ihnen dann auch wirklich liegt. Das werden wir vielleicht auch nie zu 100 Prozent schaffen, aber die Quote, die wir jetzt noch an Abbrechern und dann wieder Neuorientierungen haben, die ist einfach zu hoch.
Das ist nicht gut für die Unternehmen, aber es ist noch viel weniger gut für die jungen Menschen, die dann ja eine Bildungsbiografie unterbrechen müssen, sich neu orientieren müssen. Das geht immer mit Brüchen einher, die sind überhaupt nicht notwendig. Insofern möchte ich hier schon mal anmerken, dass es den Thüringer Schulen in Verbindung mit den Partnern in der Wirtschaft und anderswo gelungen ist, doch deutlich besser zu werden in Sachen beruflicher Orientierung. Wir haben unseren Anteil hier im Landtag geleistet, indem wir gesagt haben, welche Rahmen da stattfinden. Wir haben auch Wert darauf gelegt, dass die Schulen das inhaltlich zum Schwerpunkt machen, dass sie sich auch personell darauf einstellen, dass sie diese Kooperationen mit der Wirtschaft und die Berufsorientierung auch in den Mittelpunkt schulischer Entwicklung stellen, und ich denke, das ist ziemlich gut gelungen. Aber da sind wir meiner Meinung nach immer noch auf dem Weg. Deswegen ist es richtig, dieses Projekt jetzt fortzuführen. Ich bin sehr dafür, dass wir sehr viel Eigenverantwortung in den Re
gionen leben, denn die Verhältnisse sind überall anders. Es ist eine ganz andere Situation, ob ich da an einer Schule in Jena bin oder ob ich irgendwo in Hildburghausen bin. Je stärker sich die Schule im ländlichen Raum befindet, wo ich sehr viele kleine Unternehmen habe, manchmal auch nur wenige am Ort, umso schwieriger ist es ja, die Berufsorientierung so durchzuführen, dass sie dann auch tatsächlich greift, dass der junge Mensch eine Firma findet, einen Ausbildungsberuf findet, der ihm tatsächlich auch liegt, und andersherum die Firma die jungen Menschen so kennenlernt, dass sie auch sagt, okay, den nehme ich. Da steht dann ja nicht immer nur die Zeugnisnote im Vordergrund, sondern was der junge Mensch ansonsten auch noch an seinen Möglichkeiten, Können, Fähigkeiten und Willen zur Arbeit mitbringt. Deswegen ist Berufsorientierung wirklich als ein Prozess zu sehen, der über mehrere Schuljahre dauern soll, wo die Vernetzung der Schule mit den Unternehmen in ihrer Region eine ganz zentrale Rolle spielt. Ich sage es mal so, jetzt nehmen wir noch gerne die staatliche Förderung in Anspruch, gar keine Frage, das, was uns da Europa gibt, das, was uns die Bundesagentur gibt, das nehmen wir gerne mit auf den Weg, aber irgendwann muss das sicherlich auch mal ein Selbstläufer werden. Das muss eine Sache sein, die einfach angelegt ist. Für mich ist eine gute Schule eine Schule, die auch auf ihrer Homepage sagt: Ich habe 100 Prozent meiner Schüler, die die mittlere Reife abgelegt haben oder den Hauptschulabschluss hingelegt haben, in eine Lehrstelle vermittelt. Das ist genial, wenn es so ist, und da sollten wir hinkommen. Deswegen kann ich nur dafür werben, dass wir diesen Antrag jetzt hier verabschieden. Ich denke auch nicht, dass es notwendig ist, das Ganze jetzt noch mal an einen Ausschuss zu überweisen und länger darüber nachzudenken. Sicherlich kann sich dieser Landtag auch mal damit befassen, welche Möglichkeiten es noch gibt, aber dieses Projekt „BERUFSSTART plus“ sollte einfach weiter seine Anerkennung, seine Fortführung finden. Darum werbe ich für die Annahme dieses Antrags. Vielen Dank.
Sehr verehrte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Erfolge des dualen Bildungssystems wurden auch letzte Woche bei der WorldSkills in Leipzig wieder sehr deutlich. Das deutsche Berufsbildungssystem besitzt eine Tradition, deren Wurzeln in das 12. Jahrhundert zurückreichen. Die Berufsausbildung findet im Betrieb und
in der Berufsschule statt. Lerninhalte und -methoden werden wesentlich von den Unternehmen und damit aus der Berufspraxis selbst heraus bestimmt. Es ist die gelebte Kombination von Praxis und Theorie, die das Erfolgsmodell auszeichnet.
Jedes Jahr entscheiden sich 60 Prozent der Schulabgänger für eine Ausbildung im dualen Ausbildungssystem. In Deutschland werden mit der dualen Ausbildung die jungen Menschen so erfolgreich wie kaum in einem anderen Land in Europa und auch in der Welt in die Arbeitswelt integriert. Daher hat Deutschland auch europaweit die geringste Jugendarbeitslosigkeit. Im Mai 2013 waren das 7,6 Prozent. Der europäische Durchschnitt liegt bei 23,3 Prozent. Aber der demografische Wandel macht gute Arbeitskraft auch in Thüringen seltener und teurer. Gerade für den Mittelstand sind Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Engagement, Zuverlässigkeit wichtige Schlüsselqualifikationen bei Fachkräften. Doch das Thüringer Schulsystem gibt den Jugendlichen nicht immer das nötige Rüstzeug mit für die berufliche Zukunft. Das führt zu einer immer noch weitaus zu hohen Zahl von Ausbildungsabbrechern, womit den Betrieben für die Zukunft wichtige Fach- und Führungskräfte nicht zur Verfügung stehen.
Zielgerichtete Berufsvorbereitung und -orientierung ist daher wichtig, aber die Verantwortung liegt natürlich auch bei den Unternehmen während der Ausbildung. Unternehmen müssen die Motivation ihrer Lehrlinge durch Übertragung von Verantwortung stärken. Diese Mär von „ich stelle den mal ein und lasse in drei Jahre den Hof fegen“ wird nicht dazu beitragen, dass wir engagierte und gut ausgebildete Nachwuchskräfte zur Verfügung haben.
Deshalb unterstützt die FDP-Fraktion das erfolgreiche flächendeckende und wirtschaftsnahe Gemeinschaftsprojekt „BERUFSSTART plus“ zur Absicherung der Übergänge in die Ausbildung im Vorfeld bzw. zur Berufsorientierung.
Auch in der - von mir eben erwähnt - am Rande der WorldSkills stattfindenden Fachtagung wird das Erfolgsmodell besonders hinsichtlich der lückenlosen Übergänge von Schule in das Berufsleben in Deutschland gelobt. „BERUFSSTART plus“ ist gewiss ein Garant für den erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben.
Deshalb wünsche ich mir auch etwas mehr Einbringung durch das Wirtschaftsministerium, was wie so oft wieder mal den Saal nicht mit Anwesenheit erfüllt, denn - wir sprachen gerade davon, Herr Emde hat es auch ausgeführt - jeder Abbrecher ist einer zu viel. Ich denke, hier sollte man mehr Initiative
auch seitens des Wirtschaftsministeriums entfalten. Das würden wir sehr gerne tonnenschweren Produktionen von blauen Prospekten vorziehen und hier lieber Unternehmen und auch den Jugendlichen an die Hand geben, dass sie durch die Berufsvorbereitung, durch die Berufsorientierung treffsicherer ihre Ausbildung wählen und sie dann erfolgreich auch zu Ende führen. Denn da geht viel Kraft in den Unternehmen, viel volkswirtschaftliches Vermögen leider fehl. Das können wir hier besser investieren. Wir müssen besser investieren, die Demografie wird uns hier lehren.
Und ein anderes wollen wir noch bei der Gelegenheit sagen. Wir sollten weiter sehen, dass die Berufsschulwege möglichst kurz sind. Wir erleben das durch die Demografie, dass die Wege teilweise sehr lang geworden sind, teilweise leider sogar aus Thüringen herausführen. Hier sollte auch angesetzt werden, weil das durchaus die Motivation von Lehrlingen erhöhen kann, die Ausbildung auch fortzusetzen in dem Stammbetrieb wohnortnah, dass einer in seiner Heimat bleibt und nicht schon da mal in andere Gefilde gesteckt wird. Auch das ist ein Beitrag zur Stärkung des Thüringer Mittelstands, der Thüringer Unternehmerschaft und für die jungen Leute; allen wäre da geholfen. Wie gesagt, weniger Profilierungssucht aus dem Wirtschaftsministerium, mehr für die Lehrlinge, ich sage es ihnen noch einmal draußen, wenn ich einmal einen treffe. Insofern, meine Damen und Herren, werden wir dem Antrag zustimmen, den Alternativantrag der Links-Fraktion lehnen wir ab.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, Sie müssen sich nur an Ihre eigene Berufswahl erinnern und schon werden Sie mir zustimmen, die Entscheidung über den zukünftigen Berufsweg ist eine der wichtigsten im Leben, denn sie stellt ja die Basis dar für die weitere Berufs- und Lebensplanung. Und sie ist auch entscheidend für den späteren beruflichen Erfolg. Natürlich sollten junge Menschen die Möglichkeit haben, unabhängig von ihren sozialen und wirtschaftlichen Situationen eine Ausbildung zu absolvieren, die ihren Potenzialen und ihren Interessen entspricht. Dass sich berufliche Tätigkeiten immer weiter ausdifferenzieren - es gibt heute rund 30.000 Berufsbezeichnungen, immerhin über 360 Ausbildungsberufe -, macht den Weg zum passenden Beruf nicht unbedingt leichter. Dazu steigen die fachlichen Kompetenzen in vielen Be
rufsfeldern und gleichzeitig werden gerade im Hinblick auf soziale und kommunikative Kompetenzen zusätzliche Fähigkeiten gefordert. In diesem Kontext individuelle Berufsvorstellungen, Erwartungen und Interessen der Jugendlichen mit den realistischen Anforderungen der einzelnen Ausbildungsberufe und Berufsfelder in Einklang zu bringen, ist und bleibt eine große Herausforderung. Und auch, wenn Berufsorientierung ein komplexer Prozess ist und daher natürlich nur gelingen kann als gemeinsame Aufgabe von Schule, Elternhaus, Berufsberatung und Wirtschaft, ist die Schule mit ihren Angeboten, denke ich, der zentrale Faktor.
Meine Damen und Herren, gerade in der jüngsten Zeit ist die Berufsorientierung an den Thüringer Schulen deutlich gestärkt und systematisiert worden. Auf der Grundlage des Berufswahlkompetenzmodells ist an allen allgemeinbildenden Schulen in Thüringen die Berufsorientierung als verbindlicher Inhalt von Unterricht und Schulentwicklung eingerichtet. Sie erfolgt einerseits ja durch die Umsetzung der aktuellen Fachlehrpläne und andererseits über spezifische Projekte in Zusammenarbeit von Schulen und externen Partnern. Für Aktivitäten einer praxisnahen Berufsorientierung existieren, glaube ich, in Thüringen aktuell über hundert Berufsorientierungsprojekte. Dabei ist „BERUFSSTART plus“ das zentrale Modellvorhaben.