Einige Naturparkführer haben aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit heraus ein Unternehmen gegründet und bieten mittlerweile auch buchungsfähige Pauschalleistungen an. Auch das ist ein Stück erwähnenswerte positive Wirtschaftsentwicklung in der Region, deren Alleinstellungsmerkmal nun einmal der Nationalpark Hainich ist. Er ist auch als Kern wirtschaftlicher Aktivitäten konzipiert worden.
Verehrte Abgeordnete, nach fast zehn Jahren Nationalpark Hainich eine positive Bilanz ziehen zu können, ist eine angenehme und dankbare Aufgabe für einen Ressortminister. Nach zehn Jahren ist aber weder der Nationalpark noch die Region am Ende der Entwicklung angekommen. Wenn auch die Wälder im Nationalpark keiner helfenden Hand bedürfen, stehen doch in den nächsten Jahren neben der Erhaltung und Optimierung des Bestehenden weitere wichtige Arbeiten und Projekte an. Hier sind besonders zu nennen die Überarbeitung des Pflege- und Entwicklungsplans, Erweiterung der Schutzzone 1, Fortsetzung der Forschungsarbeit, Durchfüh
rung der ersten Wiederholung der Waldinventur, Unterstützung der Einrichtung eines Tierfreigeheges im Umfeld des Nationalparks, Nominierung des Hainich als Weltnaturerbe und schließlich die Entwicklung eines Nationalparkzentrums mit entsprechenden Gebäuden.
Das Thema Nationalparkhaus hat nicht nur in der Region zu intensiven Diskussionen geführt. Das Kabinett hat am 17.07.2007 den Entwurf eines Betriebs- und Finanzierungskonzepts des Regionalmanagements Unstrut-Hainich für ein Nationalparkhaus am Standort Weberstedt erörtert. Im Ergebnis wurde es als nicht realisierbar eingestuft. Das Kabinett hat sich in seiner Sitzung am 09.10.2007 erneut mit dem Thema befasst und das Kabinett spricht sich nun für ein Nationalparkzentrum am Standort Thiemsburg aus. Ich werde in Abstimmung mit den beteiligten Ministerien dem Kabinett bis spätestens April 2008 ein Konzept zum Ausbau des Standorts Thiemsburg zum Nationalparkzentrum vorlegen. Die Betroffenen vor Ort werden über diese Grundsatzentscheidung von mir informiert.
Verehrte Abgeordnete, die folgenden Überlegungen waren maßgeblich für die Grundsatzentscheidung. Bei aller Wertschätzung, die ein Nationalparkhaus oder ein Nationalparkzentrum als Aushängeschild des jeweiligen Parks im Allgemeinen genießt, gilt es, doppelte Infrastruktureinrichtungen und Dauersubventionen zu vermeiden. In diesem Sinne müssen sich konzeptionelle Überlegungen an vorhandenen Einrichtungen orientieren sowie verfestigte private und örtliche Initiativen als Grundlage herangezogen werden. Hier hat der Standort Thiemsburg bereits eine erfreuliche Entwicklung genommen. Es ist festzustellen, dass dort bereits eine touristische Infrastruktur im Umfeld des Baumkronenpfades vorhanden ist, die Elemente eines Nationalparkzentrums sein können. Insofern konzentrieren sich die konzeptionellen Überlegungen für ein Nationalparkzentrum auf diesen Standort. Dabei wird ein modularer Ansatz verfolgt. Das heißt, dass die noch benötigten Bausteine eines Nationalparkzentrums nach und nach in die vorhandenen und geplanten Strukturen und Objekte eingepasst werden. Bausteine wie Gastronomie und Erlebnisbereich bleiben weiter einem privaten Investor vorbehalten. Die privaten und öffentlichen Initiativen müssen aber in einen integrierten Ansatz eingebettet werden. Hier bieten sich die Instrumente der Landentwicklung an. Hierbei wird auch der integrative Ansatz sichtbar, den wir mit der neuen Abteilung Forsten, Naturschutz und ländlicher Raum verfolgt haben. Mit Hilfe eines integrierten Entwicklungskonzepts sollen räumliche und thematische Schwerpunkte problemorientiert angegangen werden. Die noch zu lösenden infrastrukturellen Fragen fallen beispielsweise darunter. Bei Bedarf bietet sich die Möglichkeit eines vereinfachten Flurbereinigungs
verfahrens zur Umsetzung der notwendigen Maßnahmen an. Dabei können die umliegenden Orte wie Weberstedt, Mülverstedt und Schönstedt einbezogen werden. Hier können auch die Programme der Dorferneuerung oder der Brachflächenrevitalisierung genutzt werden, um einen vernünftigen Interessenausgleich zu vollziehen. Insgesamt sind alle öffentlichen und privaten Finanzierungsmöglichkeiten in diese Überlegungen einzubeziehen. Nur durch die Bündelung aller finanziellen Möglichkeiten und Initiativen werden wir mit dem Nationalparkzentrum zum Ziel kommen.
Verehrte Abgeordnete, auf Bundesebene wird aufgrund unserer globalen Verantwortung für den Erhalt der Buchenwälder - rund 70 Prozent dieses Lebensraumtyps sind heute in Deutschland zu finden - seit einigen Jahren darüber diskutiert, ausgewählte deutsche Buchenwälder im Rahmen der UNESCO-Welterbekonvention zu melden. Ergebnis mehrerer Studien war, dass eine Nominierung Aussicht auf Erfolg haben könnte. Thüringen hat seine Bereitschaft zur Übernahme der Federführung erklärt. Der Nationalpark Hainich ist zentraler Bestandteil einer deutschen Meldung. Der Nominierungsvorgang wird sich gemäß Planung bis 2009 erstrecken. Mit einer Bestätigung als Weltnaturerbe ist frühestens 2010 zu rechnen. Eine erfolgreiche Nominierung wäre ein weiterer Beleg dafür, dass vor zehn Jahren mit der Ausweisung des Nationalparks Hainich der richtige Weg eingeschlagen wurde.
Auch dies unterstreicht seine übergreifende naturschutzfachliche Bedeutung als ein Aushängeschild für den Freistaat in seiner Wahrnehmung nach außen.
Verehrte Abgeordnete, bedenkt man, dass noch vor weniger als 20 Jahren Geschützdonner und Panzerlärm das Gebiet prägten, dürfen wir uns über das Erreichte umso mehr freuen. Ich nutze gern die Gelegenheit, allen zu danken, die zur Entwicklung des Nationalparks Hainich sowohl als herausragendes Naturschutzobjekt als auch als interessantes Ausflugsziel beigetragen haben.
Mein ernsthaftes Anliegen zum Schluss ist es, dafür zu werben, weiterhin am Schutz und an der Erhaltung unseres reichen Natur- und Kulturerbes in Thüringen zu arbeiten. Diese lohnende Aufgabe der Daseinsvorsorge ist unsere Pflicht und Schuldigkeit in Verantwortung für kommende Generationen. Der Natio
nalpark Hainich und diejenigen, die für ihn so erfolgreich streiten, hätten es wahrlich verdient, dass der Urwald mitten in Deutschland in den nächsten Jahren tatsächlich zum Weltnaturerbe erklärt wird. Vielen Dank.
Ich frage: Wer wünscht die Aussprache zum Sofortbericht? Alle drei Fraktionen wünschen die Aussprache. Damit eröffne ich die Aussprache und erteile der Abgeordneten Becker das Wort.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Minister Sklenar, sicherlich, der Erfolg hat viele Väter, aber diese Erfolgsgeschichte Nationalpark Hainich gibt es trotz dieser Landesregierung und trotz dieser CDU in Thüringen.
Und dass Sie Frau Tasch loben müssen für ihr Naturschutzengagement, weil sie die Einzige ist in Ihrer Fraktion, die sich für Naturschutz wirklich einsetzt, das muss man ja sagen.
Aber dass Sie es nötig haben, ihr in Bezug auf die Gründung des Nationalparks zu danken, das ist schon eine Unverschämtheit, weil, jemand anderen finden Sie wohl nicht in Ihrer Fraktion.
(Zwischenruf Dr. Sklenar, Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Frau Becker, da haben Sie nicht zugehört.)
Ja, ja, ich weiß, ich höre nie zu und Sie lassen auch immer keine Zwischenfragen zu, weil Sie sonst unterbrochen werden. Da finde ich das immer schön, wenn Sie den Redner, der hier steht, auch so schön unterbrechen. Das macht sich...
Ich muss Ihnen sagen, ich lobe die Sozialdemokraten nicht immer so ganz gern, aber ohne die Große Koalition hätten Sie das Wort „Nationalpark“ überhaupt nicht in den Mund genommen, Herr Minister.
Sie waren der letzte Gegner des Nationalparks in Thüringen mit Herrn Wunderlich und Herrn Dr. Düssel.
Das ist so und das können Sie auch hier einmal so sagen. Es ist eine Frechheit, was Sie sich erlauben hier zu sagen und das Wort „SPD“ überhaupt nicht in den Mund zu nehmen.
Wir haben das Konzept erarbeitet, 1995, 1996 - da war der Nationalpark größer, das gebe ich gern zu. Die Kernzone war auch nicht größer
im Verhältnis zu dem, was jetzt gekommen ist. Im Nationalpark wäre die Kernzone zu klein gewesen im europäischen Maßstab, aber darüber haben wir diskutiert. Aber ohne unsere Wanderungen im Nationalpark im Bayerischen Wald,
als Herr Ministerpräsident Dr. Vogel Herrn Minister Sklenar an die Seite genommen und gesagt hat: „Volker, das machen wir jetzt.“, wäre das nie etwas geworden.
Ja, Minister Sklenar, und wenn Sie mal ein bisschen ehrlich damit umgegangen wären, dann hätten Sie das auch mal gesagt.
Die Väter des Nationalparks sitzen nicht in der CDU und nicht in der Landesregierung der CDU und nicht bei Ihnen. Wenn, dann hätten Sie die Kommunalen mal mit reinnehmen müssen. Herr Schönau war ein Vorreiter des Nationalparks, ein vorausschauender Mann, der für Bad Langensalza das Beste gesucht hat.