Protocol of the Session on June 22, 2007

Der Antrag „Stärkung des Sports in Thüringer Kindergärten und Schulen“ wurde in sechs Sitzungen vom Bildungsausschuss beraten. Erstmals in seiner 20. Sitzung am 12. Oktober 2006, in seiner 21. Sitzung am 16. November, in seiner 22. Sitzung am 7. Dezember, in seiner 23. Sitzung am 11. Januar, in seiner 25. Sitzung am 15. März und abschließend in seiner 26. Sitzung am 19. April. In seiner 23. Sitzung am 11. Januar 2007 hat der Bildungsausschuss zum Antrag ein mündliches Anhörungsverfahren in öffentlicher Sitzung durchgeführt. Dabei sprachen 34 Anzuhörende vor, vom Präsidenten des Thüringer Schwimmverbandes, über Sportlehrer, Schul- und Kitaleiter bis hin zu einer Berufsschülerin. Im Rahmen der schriftlichen Anhörung gingen zudem 30 Zuschriften ein. Der Innenausschuss hat den Antrag in seiner 42. Sitzung am 25. April 2007, der Ausschuss für Wirtschaft, Technologie und Arbeit in seiner 30. Sitzung am 16. Mai und der Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit in seiner 38. Sitzung am 1. Juni beraten.

Die Annahme des Antrags in der Ihnen vorliegenden Drucksache 4/2222 wurde von allen genannten Ausschüssen beschlossen. Da im Nachgang der öffentlichen Anhörung einige Punkte geändert bzw. ergänzt wurden, finden Sie in der Drucksache 4/3075 die Neufassung, in welcher der Antrag angenommen wurde. Da Ihnen die Beschlussempfehlung sicherlich vorliegt, möchte ich nur die Änderungen hervorheben und auf diese näher eingehen.

Die Zusammenarbeit von Kindergärten und Schulen mit Sportvereinen und anderen Partnern soll stärker gefördert werden. In diesem Zusammenhang soll die Landesregierung auf eine konsequente Ausgestaltung der zwischen dem Thüringer Kultusministerium und dem Landessportbund Thüringen 2006 unterzeichneten Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen sowie Hochschulen im Freistaat Thüringen hinwirken.

Außerdem soll das Jahr des Schulsports in fünfjährigen Abständen traditionell geplant werden. Die Landesregierung wird zudem aufgefordert, den Sport im neu zu entwickelnden Bildungsplan für Kinder bis zehn Jahre und in der Ausbildung von Sportlehrern, Sozialpädagogen und staatlich anerkannten Erziehern einen auf sportwissenschaftlichen Grundlagen basierenden Stellenwert einzuräumen. Bei den genannten Forderungen sind insbesondere folgende Aspekte in den Mittelpunkt der Bemühungen der Landesregierung zu stellen:

Die Landesregierung wird aufgefordert, in geeigneter Weise darauf hinzuwirken, dass der Sportunter

richt möglichst als Einzelstunde und möglichst nicht in den Nachmittagsstunden stattfindet. Mit der nächsten Novellierung der Schulordnung soll zudem die Stundentafel Sport für die Gymnasien in den Klassen 8 bis 10 der Stundentafel Sport für die Regelschulen angeglichen werden. Jedem Schüler ist im Rahmen des Sportunterrichts die Möglichkeit zum Erwerb der Schwimmfähigkeit einzuräumen.

Die Landesregierung wird aufgefordert, die Kann-Bestimmung in § 47 Abs. 7 Satz 1 der Thüringer Schulordnung in eine Soll-Bestimmung zu ändern. Damit soll allen Schülern, die des Sportförderunterrichts bedürfen, diese besondere Fördermaßnahme auch ermöglicht werden. Letztlich wird die Landesregierung gebeten, zu prüfen, ob die Datenbasis zum Thüringer Schulsport mittelfristig verbreitert werden kann.

Alle in der Beschlussempfehlung der Drucksache 4/3075 genannten Punkte dienen dazu, den Sport in Thüringer Kindergärten und Schulen weiter zu stärken und zu fördern und seinen Stellenwert nachhaltig zu erhöhen und seine Qualität weiterzuentwickeln. Der Bildungsausschuss empfiehlt daher einstimmig die Annahme der Ihnen vorliegenden Beschlussempfehlung zum Antrag der Fraktionen der CDU und SPD. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU)

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der Abgeordneten Skibbe, die Linkspartei.PDS.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren Abgeordneten, ich möchte an den Beginn meiner Rede ein Zitat aus dem Magazin der Bertelsmann-Stiftung stellen: „Eigentlich ist es ganz einfach. Zu den Grundrechten jedes Kindes gehört die bestmögliche Förderung seiner Bildung und Gesundheit. Doch wie immer im Leben sind die einfachsten Dinge oft die schwierigsten, denn Gesundheit ist mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit heißt körperliches, seelisches, geistiges und soziales Wohlsein. So definiert es die Weltgesundheitsorganisation.“

Der vorliegende Antrag geht zurück auf die besorgniserregende Entwicklung unserer Kinder hinsichtlich Übergewicht und Adipositas. Bewegungsmangel und Fehlernährung sind dafür verantwortlich. Über unsere „Wünsch-dir-was“-Forderung nach einem umfassenden Gesundheitskonzept vom September vergangenen Jahres lächelt wohl heute niemand mehr, denn der Thüringer Lehrerverband beschäftigte sich ebenso mit diesem Thema zum 4. Thüringer Lehrertag

unter dem Titel „XXL - Problemzone Kind“ wie die Bundesregierung mit ihrem Programm „Fit statt Fett“.

Unsere Fraktion hat diesen Antrag von Anfang an unterstützt, jedoch auch auf den Zusammenhang Erziehung zur falschen Ernährung und soziale Benachteiligung hingewiesen und den Vorschlag für eine umfassende Gesundheitserziehung eingebracht. Der Antrag wurde sehr sorgfältig behandelt. Eine mündliche Anhörung fand statt und vier Ausschüsse beschäftigten sich mit diesem Thema. Wir würden uns wünschen, dass auch andere Themen mit so viel Sachverstand und so umfangreich beraten werden würden wie dieses Thema. Ich denke da z.B. an die Schulen in freier Trägerschaft und viele andere wichtige Themen.

Bei den Lehrmitteln scheint die CDU-Fraktion ja unter Schmerzen lernfähig zu sein, zumindest kündigte das der CDU-Generalsekretär vorgestern Abend im MDR an. Bedenklich stimmt uns nur, dass die Landesregierung dem Druck der Öffentlichkeit nachgab.

(Zwischenruf Abg. Mohring, CDU: Was denn?)

Wir sind nun gespannt, ob das Wort von vorgestern auch morgen noch gilt. Bitte?

(Zwischenruf Abg. Mohring, CDU: Einmal wollen Sie, dass wir dem Druck nachge- ben, dann wollen Sie es nicht. Sie müs- sen sich mal entscheiden, was Sie ei- gentlich wollen.)

(Unruhe bei der Linkspartei.PDS)

(Glocke der Präsidentin)

Dennoch möchte ich in Bezug auf den Antrag noch ein paar Worte sagen. Auch bei den übergewichtigen Kindern findet man eine dramatische Entwicklung, gerade bei Kindern aus sozial benachteiligten Schichten, vor. Sie haben ein über sechsmal höheres Risiko hin zu psychomotorischen Störungen als die Kinder der oberen Sozialschicht, das ist bekannt. Die Anfälligkeit, an Adipositas zu erkranken, ist um ein Dreifaches höher. Deshalb muss unser Augenmerk ganz besonders auch diesen Kindern gelten, denn gesunde Kinder spielen, bewegen sich und lernen gut. Wir haben aber auch erfahren, dass Kinder aus der unteren sozialen Schicht häufiger vor dem Fernseher sitzen, öfter einen Bewegungsmangel haben und sich häufiger falsch ernähren. Das ist nicht sonderlich verwunderlich, denn, so frage ich mich, wie sollen Kinder von Arbeitslosengeld II-Empfängern sich gesund ernähren, wenn ihnen täglich dafür nur 2,62 € für die bis zu 14-Jährigen und 3,49 € für Jugendliche bis 18 Jahren zur Verfügung stehen?

Der Landeszuschuss für das Mittagessen wäre schon gut und würde diese Familien durchaus entlasten, mal ganz abgesehen davon, dass man darüber nachdenken muss, wie gesund das derzeit angebotene und über mehrere Stunden warmgehaltene Essen ist.

Wenn der Antrag heute in seiner Form so angenommen wird, wie man wohl erwarten kann, wird es darauf ankommen, dass die Forderungen an den Kindergärten und Schulen auch mit Leben erfüllt werden. Sportförderunterricht muss genauso konsequent eine Rolle spielen wie die Förderung von Kindern mit Schwächen in Deutsch oder Mathematik. Bewegungsfreundliche Pausen kosten vielleicht nicht mehr Geld. Das Jahr des Schulsports kann nur an solchen Schulen zum Erfolg werden, an denen auch genügend ausgebildete Sportlehrer vorhanden sind. Wie die Kooperationsmodelle zwischen Schulen, Kindergärten und Sportvereinen weiter gefördert und ausgeweitet werden, darauf bin ich gespannt. Ich hoffe, dass die Sportvereine bei den sich ausweitenden Problemen, dass Kinder nicht mehr in die Vereine aufgenommen werden, weil sie bzw. ihre Eltern die Beiträge nicht mehr aufbringen können, nicht alleingelassen werden.

Zusammenfassend unterstützt die Fraktion der Linken diesen Antrag, weitergehende Forderungen werden wir in die Diskussion zum nächsten Doppelhaushalt einbringen. Danke.

(Beifall bei der Linkspartei.PDS)

Das Wort hat der Abgeordnete Döring, SPD-Fraktion.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! „Das Nützlichste für den Körper gibt ihm auch den meisten Anstand.“ Diese Aussage von Christian Fürchtegott Gellert macht deutlich, die Erkenntnis des Zusammenhangs von sportlicher Bewegung und Persönlichkeitsentwicklung ist alt. Mit ihrer Umsetzung tun wir uns bis heute noch schwer. Allerdings gab es seit Einbringung unseres Antrags im September 2006 zahlreiche Aufrufe, Kongresse und Tagungen, die unsere Forderung nach qualifiziertem Sport in Kindertagesstätten und Schulen, nach mehr Sport und Bewegung für unsere Kinder und Jugendlichen, noch einmal verstärken.

Da ist die KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts zu nennen, die bisher größte wissenschaftliche Untersuchung zur Kindergesundheit. Sie hat deutlich gemacht, die wachsenden sozialen Unterschiede in Deutschland zeigen sich nicht nur bei Einkommen und Bildung, sondern auch beim Gesundheitszu

stand. Kinder, die sozial benachteiligt sind, zahlen dafür mit ihrer Gesundheit, ob Rauchen, Übergewicht, Essstörungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Unfälle. Ihr Risiko liegt teilweise dreifach höher als das von Kindern aus der Mittel- und Oberschicht. Das ist eine schwere Hypothek später für das Erwachsenenleben.

Meine Damen und Herren, im Bundestag wurde ein Antrag zur Förderung gesundheitsrelevanten Verhaltens insbesondere bei Kindern und Jugendlichen mit den Akzenten Übergewicht und Bewegungsmangel beraten. Kernforderungen waren hier konsequenter Fachlehrereinsatz sowie mindestens drei Wochenstunden Sportunterricht und perspektivisch die tägliche Sportstunde in der Ganztagsschule. Nicht zuletzt hat der 110. Ärztekongress im vergangenen Monat mehr Anstrengungen für eine Verbesserung der Kindergesundheit angemahnt und in diesem Zusammenhang mindestens vier Wochenstunden Sportunterricht gefordert. Natürlich müssen wir solche Forderungen ernst nehmen und gerade im Bereich der Grundschulen gibt es hier Diskussionsbedarf. Wir haben aber in unserem Antrag ganz bewusst den pragmatischen Ansatz gewählt, also keine Forderung nach mehr Sportunterricht, wohl aber nach mehr Sport; keine Forderung nach neuen Regeln und Gesetzen, wohl aber die Konkretisierung und konsequente Umsetzung bestehender Vorgaben im Bereich des Thüringer Kultusministeriums als die zentrale Aufgabe. Der aktuelle Prozess auf dem Weg zur eigenverantwortlichen Schule kann dabei eine große Chance sein, wenn wir die Zeichen wirklich richtig setzen. Es geht uns um unsere Kinder, um deren Perspektiven im persönlichen Leben und im beruflichen Werdegang. Es geht uns auch mit erweitertem Blick natürlich um gesamtgesellschaftliche Fragen der Gesundheitsförderung.

Meine Damen und Herren, gerade das Ergebnis der Anhörung hat noch einmal verdeutlicht, dass in zahlreichen Schulämtern und Schulen der defizitären Entwicklungen motorischer Fähigkeiten, tendenziell rückläufiger körperlicher Leistungsfähigkeit zu wenig Beachtung geschenkt wird, dass den guten Erfahrungen von Schulen mit Bewegungsprogrammen und sportlichen Ausrichtungen ungenügend Augenmerk geschenkt wird. Die aktuellen Studien und Diskussionen belegen die Potenziale von Schulsport und Bewegung im Schulalltag für die Verbesserung von Lehr- und Lernqualität, für ein besseres Schulklima und für die Gesundheit von Schülern. Daraus erwächst natürlich eine hohe Verantwortung der Qualitätsagenturen zur Sicherung solcher Wirkungen von Sport und Bewegung. Konkret erwarten wir, dass verbindliche schulische Aufgaben wie die Planung und Organisation von Unterricht, die sinnvolle Einordnung von Sport und Bewegung in den Tages- und Wochenablauf, die Einhaltung der Stun

dentafel, die Sicherung der Schwimmfähigkeit und die Förderung von Schülern mit motorischen Schwächen bzw. Hemmungen im sportiven Bereich mit Hilfe des Sportunterrichts zu den Schwerpunkten des Arbeitsbereichs Qualitätssicherung gehören. Das heißt auch, eine Situationsdarstellung als Grundlage erforderlicher Interventionen muss jederzeit sofort abrufbar sein. Wir erwarten ebenso, dass die Schulen fachliche Begleitung durch den Arbeitsbereich Qualitätsentwicklung bei der Neuorientierung und Konzepterstellung von Schulentwicklungsprogrammen insbesondere mit den Akzenten Sport und Bewegung erfahren. Die fachliche Kompetenz von Schulsportkoordinatoren und Fachberatern Sport muss dabei stärker genutzt werden. Das schließt fachliche Begleitung der Schulen sowohl bei der Konzeptentwicklung als auch bei der Selbstevaluation ein.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, der Zusammenhang von Sport und Gesundheit ist sicher unstrittig. Die Erkenntnisse weisen aber ebenso darauf hin, dass nachhaltige gesundheitliche Effekte allein durch den Sportunterricht nicht bewirkt werden. Dies kann Schulsport nur in Einheit von Sportunterricht und außerunterrichtlichem Sport einlösen. Die Forderung nach entsprechenden Schulentwicklungsprogrammen, nach Kindergartenkonzepten mit Sport und Bewegungsprofilen an einer jeden Einrichtung schließt deshalb auch verstärkt sportbezogene Kooperationsmodelle zwischen Schulen, Kindergärten und Sportvereinen ein.

Meine Damen und Herren, auf den Anfang kommt es an. Ein in letzter Zeit häufig genutztes Zitat. Sind wir uns der Bedeutung immer bewusst? Aus dicken Kindern werden meist dicke Erwachsene. Aber wie gehen wir mit dieser Einsicht um? Mit der volkstümlichen Meinung, dass Kinder ihrem Bewegungsdrang nachgehen, dass sie sich im Kindergarten viel an der frischen Luft bewegen, ist es allein nicht getan. Das belegen die vorliegenden Daten zur gesundheitlichen Situation bei Kindern nach dem Besuch von Kindergärten in erschreckender Deutlichkeit. Wir benötigen konkrete Bewegungsprogramme, die dazugehörigen Mittel und Methoden und wir benötigen einen bedeutsamen quantitativen Rahmen für die gewünschten positiven Wirkungen. Hier zeigte unserer Ansicht nach der Entwurf des Thüringer Bildungsplans noch Überarbeitungsbedarf. Damit verbunden ist es ganz einfach erforderlich, dass die Erzieher und Grundschullehrer noch mehr Unterstützung im Rahmen von Fortbildung erfahren, insbesondere die Verbesserung der Diagnosefähigkeit im motorisch-sportlichen Bereich einschließlich der Methoden und Verfahren zur zielgerichteten individuellen Förderung sollten solche Angebote auszeichnen.

Meine Damen und Herren, wirkungsvolle Maßnahmen setzen allerdings eine genaue Situationsanalyse voraus. Kein Arzt, kein Therapeut, kein Lehrer kommt ohne Bestandsaufnahme und nachfolgende Interventionskontrolle aus.

Wir haben in unserem Antrag angeregt, eine Studie im Bereich der Kindertagesstätten und Schulen durchzuführen, die das Ziel verfolgt, wissenschaftliche Daten zur körperlichen Leistungsfähigkeit, zur Gesundheit als Grundlage für eine gezielte Intervention zu entwickeln. Mit Blick auf gute Erfahrungen aus solchen Projekten schlagen wir vor, dass im Interesse von Synergien in Thüringen ein solches Projekt in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien sowie in Kooperation mit der Wissenschaft geprüft und konzipiert werden sollte. Ein solches konzertiertes Herangehen empfiehlt sich mit Blick auf den Bund, auf andere Länder, wo mit vergleichbarer Zielstellung unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche Aktivitäten planen, durchführen und finanzieren. So wird in Sachsen in Verantwortung des Kultusministeriums gemeinsam mit der Wissenschaft und der Schulpraxis ein wissenschaftliches Projekt zur Erfassung von Daten der gesundheitlichen Situation bei Schülern angeschoben. In Sachsen-Anhalt wurde das Modell „Fit und vital - Kinder der Grundschulen in Bewegung“ ins Leben gerufen. 25 Prozent der Grundschulen nehmen daran teil. Ziel ist es, repräsentative Daten zum Bewegungsverhalten und zur Entwicklung des Körpergewichts bei Schülern zu ermitteln.

In Mecklenburg-Vorpommern wurde das Projekt „EKO-Kids - erfahren wie man gesund bleibt und besser lernt“ aufgelegt. Neben dem Sport beinhaltet dieses Projekt Fragen einer gesunden Ernährung sowie die Auseinandersetzung mit den Problemen des Rauchens.

Meine Damen und Herren, ich erwarte, dass unser Antrag von der Landesregierung konsequent umgesetzt wird und die guten Erfahrungen aus anderen Bundesländern dabei verstärkt einbezogen werden. „Echter Sport ist praktische Lebensphilosophie“, so Josef Recla, die Umsetzung des Antrags von SPD und CDU „Stärkung des Sports in Thüringer Kindergärten und Schulen“ kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Danke.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort hat der Abgeordnete Emde, CDU-Fraktion.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, Kinder sind auch ein Spiegelbild ihrer Eltern. Nicht nur in Thüringen, in ganz Deutschland sind Kinder immer mehr übergewichtig, leiden an krankhafter Fettsucht, sind zuckergefährdet, haben darüber hinaus Haltungsschäden, Koordinationsstörungen und viele andere Krankheiten mehr. Im frühen Kindesalter sind es bis zu 15 Prozent eines Jahrgangs, aber im Laufe der Schulkarriere steigt die Zahl dieser leidenden Kinder noch an.

(Zwischenruf Abg. Höhn, SPD: Das Ge- wicht auch.)

Das Gewicht auch, sage ich ja, das Gewicht steigt und damit steigt das Leiden, das ist das Problem. Ich wollte auch sagen, dass das nicht nur um die Kinder geht, sondern es geht mir auch um die Eltern und die Erwachsenen. Wenn ich mal in unsere Runde so hineinschaue, vor 15 Jahren war es kein Problem, einen FC Landtag zusammenzustellen und Fußball zu spielen. Wenn ich heute nachfrage, kommen noch ganze fünf Hanseln zusammen und deswegen müssen auch wir uns an der eigenen Nase zupfen, denn das hat auch immer etwas mit Vorbildwirkung zu tun, um mal diesen Schwenk zu erledigen.

(Beifall bei der SPD)

(Zwischenruf Abg. Wolf, Die Linkspar- tei.PDS: Sie sollten vielleicht eine ge- mischte Mannschaft machen.)

Kein Problem mit einer gemischten Mannschaft.

(Zwischenruf Abg. Pelke, SPD: Das hat- ten wir alles schon.)

Aber der Kindergarten und die Schule allein werden das Problem des Übergewichts und mangelnder Bewegung, falscher Ernährung etc. nicht lösen, sondern es muss gelingen, dass diese Institutionen mit den Eltern, aber auch mit dem organisierten Sport eng zusammenarbeiten. Nur so kann es gelingen, die junge Generation auf einen anderen Pfad zu locken. Ich bin aber auch nicht so blauäugig, zu glauben, dass wir mit dem heutigen Antrag, der breit getragen wird, es schaffen, diesen Trend zu ungesunder Lebensweise und zu Bewegungsarmut aufzuhalten. Bei der Vielfalt von Maßnahmen, die es in Thüringen ja bereits gibt, ich rede nur mal über die dritte Sportstunde, über die Arbeitsgemeinschaften, über die enge Kooperation zwischen Vereinen und Kindertagesstätten und Schulen, man darf also nicht meinen, dass man diesen Trend völlig stoppen kann. Wir tun seit vielen Jahren einiges dagegen, aber der Antrag jetzt soll

noch mal Aufmerksamkeit erwecken und soll an einigen Punkten ganz konkret entgegenwirken. Insofern freue ich mich auch, dass dieser Antrag während der Beratung und auch bei der Anhörung doch noch mal deutliche Impulse und Veränderungen erfahren hat und möchte im Folgenden auf einige dieser Veränderungen und konkreten Hinweise eingehen:

In Punkt 2 unseres Antrags lautet es unter a) gegenüber den Kindergärten und Schulen soll auf Qualität und Breite bei der Umsetzung der Konzepte geachtet werden. Das klingt erst einmal sehr pauschal, soll aber eben auch heißen, dass generell mehr auf diesen Bereich geachtet werden soll. Damit das gelingen kann, rege ich an, für die Erzieherausbildung eine Schwerpunktausbildung Sport anzugliedern. Das wäre möglich, so einen Schwerpunkt an die Ausbildung anzudocken, damit in unseren Kindertagesstätten, aber auch in den Horten immer mehr Leute befähigt sind, dort mit guter solider Grundausbildung den sportbetonten Konzepten Rechnung zu tragen.