Frau Präsidentin, herzlichen Dank zunächst für die Möglichkeit. Werte Kolleginnen und Kollegen, ich mache heute erstmalig von meinem Recht nach § 33 der Geschäftsordnung, eine persönliche Erklärung abzugeben, Gebrauch.
Am gestrigen Abend besuchte ich eine Veranstaltung „Klassik und Rock“ in der Alten Oper in Erfurt. Alle Kollegen dieses Hohen Hauses waren wohl eingeladen. Die Darbietung der Künstler war sehenswert und ich fand die These eines von mir sehr geschätzten Kollegen bestätigt, der einmal ausführte, wenn die Theater und Orchester mehr das spielen würden, was die Leute auch hören wollen, dann wären diese wohl auch besser besucht.
Im Rahmen dieser Veranstaltung trat dann ein Herr auf, der sich selbst als ein „britischer Gentleman“ bezeichnete. Nachdem er die Gründe für sein Wirken im Freistaat erläutert hatte, begründete er, warum der Erhalt der Thüringer Kulturlandschaft unabdingbar für ihn ist. Bis dahin waren seine Äußerungen sachlich und der Situation angemessen. Entsetzt hat mich jedoch der Schlusssatz seiner Rede, in welchem er äußerte, zum Erhalt der Philharmonie am liebsten auch mit der Kalaschnikow in den Landtag zu gehen.
Sinngemäß ist das auch heute in der TLZ nachzulesen. Dies stellt keine wörtliche Wiedergabe seiner Worte dar, weil mir diese nicht mehr erinnerlich sind. Ich denke aber, dass alle anwesenden Kollegen bestätigen können, dass ich den Sinn seiner Worte hier richtig wiedergebe. Aufzeichnungen dieser Veranstaltung sind sicherlich auch verfügbar.
Ich halte diese Äußerung für unentschuldbar, gerade auch, weil sie in einer Stadt getätigt wurde, die durch die schrecklichen Ereignisse am GutenbergGymnasium bittere Erfahrungen machen musste, und gerade, weil sie in einer Zeit erfolgte, wo wir durch die neuerlichen Geschehnisse im Münsterland
Wer Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung öffentlich propagiert, hat nach meiner Überzeugung auf einer Bühne des Freistaats nichts verloren!
Man könnte die Äußerungen ja als Entgleisung eines verbitterten und aus meiner Sicht seit gestern auch verwirrten alten Mannes abtun; was den Vorgang aber noch verschlimmert, ist die Tatsache, dass niemand der anwesenden Kulturbürger diesen Äußerungen widersprochen hat, nein, im Gegenteil, er erntete Applaus.
Die Kollegen dieses Hauses, die gestern Herrn Chefdirigenten Franchise nach seinem Schlusssatz ebenfalls Applaus zollten, haben sich aus meiner Sicht ebenfalls verantwortungslos verhalten. Ich hoffe nur, dass ihre Beifallsbekundungen eher einer Gedankenlosigkeit zuzuschreiben waren, als der Überzeugung, dass er die Kalaschnikow schon nicht in Ihre Richtung halten würde.
Ich fordere den Verein der Freunde und Förderer der Thüringer Philharmonie Gotha-Suhl auf, unverzüglich den Sachverhalt auszuwerten und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Ich erinnere in Abschluss des heutigen Plenarsitzungstags noch einmal daran, dass der Ältestenrat übereingekommen ist - könnten Sie mir noch zu hören, weil es um die nächste Terminfestlegung geht -, den für den 15. Dezember 2006 ausgewiesenen Reservetermin zu nutzen. Demnach finden die nächsten beiden Plenarsitzungstage am 14. und 15. Dezember statt.