Kann ich davon ausgehen, dass mit der Abgabe der angemeldeten Redebeiträge durch alle Fraktionen die Aussprache gewünscht wird? Ja. Dann rufe ich für die SPD-Fraktion als Ersten Herrn Abgeordneten Pilger auf.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, im diesjährigen Ausbildungspakt hat die Landesregierung bereits im Vorspann die Entschuldigung dafür formuliert, dass es voraussichtlich zum weiteren Abbau betrieblicher Ausbildungsstellen kommen wird. Dort formuliert die Landesregierung ihre Erwartungshaltung zur Ausbildungsplatzsituation des Jahres 2006. Demnach geht sie von einem weiteren Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Thüringen aus und stellt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Arbeitsmarktentwicklung und der betrieblichen Berufsausbildung her. Dann schließlich kommt die sich immer wiederholende Litanei des Wartens auf ein nachhaltiges und stabiles Wachstum, welches die Lösung aller Probleme dieser christdemokratischen Welt zu sein scheint.
Meine Damen und Herren, ich stelle das voran, weil der Antrag der Linkspartei.PDS sehr zu Recht hinterfragt, was denn zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses seitens der Landesregierung veranlasst wurde. Gerade haben wir einen Bericht gehört, der in üblicher Weise die Taten der Landesregierung glorifiziert und die grundlegenden Fakten nicht beachtet. Genau hier setzt meine Kritik an. Schon mein Kollege Bausewein hat Sie doch wiederholt aufgefordert, endlich das alljährlich im Zusammenhang mit dem Ausbildungspakt erneut aufgeführte Märchen um des Kaisers neue Kleider zu beenden. Eigentlich müsste der heutige Bericht schon aufgrund der Fakten in etwa mit folgendem Resümee enden: „Große Bereiche der Wirtschaft fühlen sich zunehmend nicht mehr für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses verantwortlich. Diese Verantwortung wird stattdessen immer mehr von der Gesellschaft übernommen. Eine CDU-Landesregierung wird sich dieser Aufgabe auch in Zukunft stellen, den Sachverhalt beschönigen und die notwendigen öffentlichen Fördermittel bereitstellen.“ So oder so ähnlich, meine Damen und Herren, müsste die Politik der Landesregierung überschrieben sein. Stattdessen wird eine duale Ausbildung beschworen, die bestenfalls noch in Fragmenten vorhanden ist, denn die Fakten sind eindeutig: Die Bundesagentur für Arbeit meldet in ihrem Bericht im Juni den erneuten Rückgang betrieblicher Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr in Höhe von mehr als 500 Ausbildungsplätzen. Es ist das eingetreten, was in diesem Haus immer
und immer wieder Jahr für Jahr erörtert wurde und was Ihnen die Opposition als Spiegel der Realität vorhält: Die Betriebe, die noch ausbilden, spüren mehr und mehr, dass sie für ausbildungsunwillige Betriebe den Fachkräftenachwuchs sichern. Sie erleben, dass die Finanzierung letztlich immer wieder durch die öffentliche Hand geleistet wird und dass auch davon die Betriebe profitieren, die sich der Ausbildung nicht stellen. Immer mehr Betriebe wissen, dass sich irgendwo zwischen Bundesagentur für Arbeit, dem Thüringer Wirtschaftsministerium, der GfAW und den Grundsicherungsämtern schon eine Möglichkeit finden lässt, um Praktika, Ausbildung und Anpassungsqualifizierung zu finanzieren. Weil das aber so ist, hat der Rückgang der betrieblichen Ausbildung nur sehr bedingt etwas mit der wirtschaftlichen Situation zu tun. Wir erleben den praktizierten und gleichzeitig geleugneten Rückzug der Wirtschaft aus ihrer Verantwortung für die berufliche Ausbildung sowohl im Bund als auch in Thüringen. Der einzige Sinn des Ausbildungspakts ist daher die Annahme, dass es sonst noch schlimmer würde. Das ist die Realität und vor dieser Realität schließt die Landesregierung die Augen. Damit das nicht allzu sehr auffällt, werden alljährlich die üblichen Nebenkriegsschauplätze eröffnet und die jungen Menschen zu Schuldigen erklärt, zu Schuldigen, weil sie die nötigen Qualifikationen angeblich vermissen lassen. Das Kultusministerium wiederum fühlt sich dann jeweils nicht mehr verantwortlich. Als Lösung wird stattdessen Jahr für Jahr Berufsvorbereitung für tausende vermeintlich nicht ausbildungsgeeigneter junger Menschen angeboten. Weil aber ebenfalls Jahr für Jahr angeblich fast jeder Jugendliche ein Angebot erhalten hat, wird so getan, als sei die Ausbildungsproblematik gelöst. Die ARGEn und die optierenden Kommunen wiederum berichten uns mittlerweile, dass ca. 40 Prozent der unter 25-jährigen jungen Menschen als Leistungsempfänger des SGB II keine Berufsausbildung haben. Immerhin wissen wir so, wo die jungen Menschen ohne Ausbildung aus den vergangenen Jahren landen, zunächst bei den Altbewerbern, die in diesem Jahr wiederum fast 45 Prozent ausmachen, dann in der Langzeitarbeitslosigkeit und immer, immer wieder heißt es: Problem gelöst. Das alles, meine Damen und Herren, hat mit Fachkräfteentwicklung und Standortsicherung wirklich nichts zu tun. Es ist gegenüber einer ganzen Generation junger Thüringer schlicht und einfach zynisch. Nun will ich gern zugeben, dass die Einflussmöglichkeiten einer Landesregierung beschränkt sind. Eines aber sollte sie leisten: Die Fakten beim Namen nennen und nicht noch Argumentationshilfen zur Verfügung stellen, um weiteren betrieblichen Ausbildungsabbau zu betreiben. Genau das werfe ich Ihnen vor und genau diese Realität spiegelt weder der Ausbildungspakt noch der gerade gegebene Bericht wider.
Dabei klingt zumindest im Demographiebericht durchaus Kritik an. Dort wird von unzulänglicher Personalpolitik der Betriebe gesprochen und die berufliche Erstausbildung angemahnt. Es wird betont, dass insbesondere kleinere Betriebe offensichtlich kaum personalpolitischen Aufwand betreiben können und selbst Weiterbildungsmaßnahmen in vielen Betrieben völlig unzureichend durchgeführt werden. Genau hier sehe ich eine, aber nur eine Möglichkeit der Landesregierung, um die Betriebe zu mehr Berufsausbildung zu motivieren. Unterstützen Sie insbesondere die kleinen und mittleren Betriebe bei der Personalentwicklung. Die Qualifizierungsberater bei den Kammern und der Gewerkschaft sind hier ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dieses Angebot müsste ausgebaut und erweitert werden in Richtung Personalentwicklung für diese kleineren und mittleren Unternehmen. Im Gegenzug zu diesem Service allerdings sollten sich die davon profitierenden Betriebe auch verpflichten, betriebliche Ausbildungsplätze bereitzustellen. Deshalb ist der Antrag der Linkspartei.PDS eine gute Grundlage, um sich sachgerecht mit der künftigen Fachkräfteentwicklung und mit den Steuerungsmöglichkeiten der Landesregierung auseinanderzusetzen. Entscheidend aber ist, dass die Landesregierung ihre Politik des Deckmantels für ausbildungsunwillige Betriebe endlich unterlässt. Wichtige Aussagen des Demographieberichts gehören deshalb als Zielsetzung zum Beispiel in den Ausbildungspakt. Dann könnte dort zum Beispiel stehen: „Zur Sicherung ihres mittel- bis langfristigen Fachkräftebedarfs sind Unternehmen in erster Linie selbst angehalten, ihre Personalpolitik mit längerfristiger Perspektive auszurichten und transparenter zu gestalten.“ Genau dies steht in dem Demographiebericht und er fordert darüber hinaus „Anreiz- und Entlohnungssysteme“. Das klingt ja fast revolutionär und ich kann Ihnen sagen, dass eine entsprechend ausgestaltete Ausbildungsumlage durchaus ein Anreizsystem sein könnte.
Meine Damen und Herren, nicht nur die Betriebe sollten ihre Personalpolitik langfristig ausrichten und transparent gestalten, auch die Landesregierung sollte dies im Hinblick auf ihre Aktivitäten zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses und zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes leisten.
Der Antrag der Linkspartei.PDS dient diesem Anliegen. Meine Fraktion wird ihm zustimmen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Abgeordnete, ich muss erst mal ein bisschen verkraften, was Herr Pilger hier losgelassen hat.
Ich habe eigentlich das Gefühl gehabt, Sie - die Damen und Herren von der SPD - hätten langsam die Kurve gekriegt wegen Ihrer Ausbildungsabgabe. Aber Herr Pilger ist wahrscheinlich noch auf dem letzten Stand und hat es wieder angeschoben. Ich möchte meine Ausführungen mit den Worten des IHK-Hauptgeschäftsführers Herrn Grusser beginnen, der in einer Presseerklärung ausführte: „Niemand bestreitet, dass der Ausbildungspakt auch in diesem Jahr vor einer großen Herausforderung steht.“ Nur, meine Damen und Herren, hier gibt es auf der einen Seite Leute, die dies erkennen und handeln - siehe die Paktpartner -, und auf der anderen Seite diejenigen, die wiederholt trotz eventueller Einsicht in die Notwendigkeit sich wiederum verweigern. Deshalb geht mein Dank nicht nur in die Richtung der Landesregierung und hier insbesondere für den gegebenen Bericht des Ministers, nein, selbstverständlich auch an die Kammern und Verbände, die Wirtschaft und an die Bundesagentur für Arbeit für ihre Bereitschaft, in puncto Ausbildung wiederum alles in ihren Kräften Stehende zu unternehmen zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses.
Meine Damen und Herren, der Ausbildungspakt 2005 ist erfüllt worden und wir haben damit eines der besten Ergebnisse aller Bundesländer erreicht. Deshalb war es folgerichtig, den begonnenen erfolgreichen Weg mit dem Thüringer Pakt für die Ausbildung im Jahr 2006 fortzusetzen. Alle Partner, die den Pakt unterzeichnet haben, wollen die nach wie vor schwierige Lage beim Ausbildungspakt im Interesse unserer Jugend, der Wirtschaft und unseres Landes gemeinsam lösen.
Meine Damen und Herren, auch in diesem Jahr gilt das Motto: „Am Ende wird abgerechnet!“ „Die IHK warnt vor Panikmache“, war in einer Pressemitteilung zu lesen und man kann diese Warnung nur unterstützen. Die derzeitige Dramatisierung der Situation vor allem durch die Linkspartei.PDS belastet nicht nur die Arbeit derjenigen, die sich vor Ort um neue Ausbildungsplätze bemühen, sondern verunsichert auch zusätzlich unnötig die ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen. Die Verunglimpfung des Pakts, die
in einer Pressemitteilung der Linkspartei.PDS als Beleg massiver Verantwortungslosigkeit der Thüringer Landesregierung und Schlag gegen junge Menschen gipfelt, schafft keinen einzigen Ausbildungsplatz. Von Ihnen, Herr Pilger, habe ich auch nicht gehört, dass Sie Lösungswege angeführt haben, mit denen Ausbildungsplätze geschaffen werden.
Die Verantwortungslosigkeit fällt auf Sie selbst zurück, meine Damen und Herren der Linkspartei.PDS. Die IHK Erfurt hat seit Jahresbeginn 1.021 neue Lehrverträge registriert. Das sind rund 2,5 Prozent mehr als zum 31. Mai des Vorjahres. Die Ausgangsposition für die kommenden Monate ist somit besser als im Jahr 2005. Da ein Großteil der Verträge noch vor dem Abschluss steht, können zwar derzeit noch keine positiven Ergebnisse garantiert werden, genauso verbietet sich jedoch eine unzulässige Panikmache. Dass man in den ersten Monaten des Jahres durch ehren- und hauptamtliche Lehrstellenlotsen bei einer Vielzahl von Unternehmensbesuchen und Veranstaltungen bereits 123 erstauszubildende Betriebe mit 147 Lehrstellen gewinnen konnte, kann man weiß Gott nicht als negativ bewerten. Die betriebliche Ausbildungsleistung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Ausbildungsplätze, hinzu kommt auch das erfolgreiche und eingeführte Instrument der Einstiegsqualifizierung, insbesondere leistungsschwächeren Jugendlichen den Einstieg in die betriebliche Ausbildung zu ermöglichen. 350 solcher Verträge sind seit Jahresanfang bereits abgeschlossen worden. Nach den bisherigen Erfahrungen der IHK wechselten mehr als 80 Prozent der Jugendlichen im Anschluss an solche Einstiegsqualifizierungen in eine duale Ausbildung. Wenn man hierbei beide Elemente der betrieblichen Ausbildungsleistungen berücksichtigt, ergibt sich ein deutlich positiveres Bild. Die gemeinsamen notwendigen Anstrengungen aller Paktpartner sind jetzt letztendlich gefragt, um die vorhandenen Ausbildungspotenziale auszuschöpfen und neue zu erschließen.
Meine Damen und Herren der PDS, gestatten Sie mir, dass ich auf Ihren Vorwurf hin beispielhaft erläutern werde, wie man in meiner Region, im Wartburgkreis, die Sicherung des Fachkräftenachwuchses angeht. Ein Beispiel, dass Sie auf jeden anderen Kreis übertragen können: Dass die duale Ausbildung eine zentrale Aufgabe für die Nachwuchssicherung der Unternehmen ist, brauche ich Ihnen ja nicht zu erläutern. Sie sichert entsprechend dem betrieblichen Bedarf ausgebildete Fachkräfte und trägt damit wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Thüringer Unternehmen bei. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation und komplizierter vorhandener Rahmenbedingungen haben die Unternehmen in der Wartburg
region 2005 einen hohen Anteil betrieblicher Ausbildungsplätze geschaffen. In den Unternehmensbesuchen und Gesprächen wird deutlich, dass die Ausbildung für die Unternehmen eine Zukunftssicherung ist. Mit dem Firmenausbildungsverbund, dem Wartburgregion e.V., steht den kleinen und mittleren Unternehmen ein Partner zur Verfügung, der die Voraussetzungen schafft, dass durch die Ausbildung im Verbund auch in den kleinen und mittleren Unternehmen eine hohe Qualität bei der Ausbildung gesichert wird. Das Erfolgsmodell Firmenausbildungsverbünde, das die Landesregierung seit 1995 flächendeckend unterstützt, hat sehr positive Auswirkungen auf die Anzahl der Ausbildungsplätze und die Sicherung des Fachkräftenachwuchses für unsere kleinen und mittleren Unternehmen im Freistaat. Die Bedingungen der Verbundausbildung in der Wartburgregion schaffen Vertrauen und ermöglichen den Unternehmen eine kontinuierliche betriebliche Ausbildung in hoher Qualität. Durch diese langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit werden die Dienstleistungen des Firmenausbildungsverbunds sowohl von den Unternehmen als auch von den Jugendlichen der Region immer umfangreicher in Anspruch genommen. Dazu gehören - ich kann Ihnen das mal aufzählen - Berufsinformationen über Ausbildungsberufe in der Region, in den Schulen, Kompetenzchecks für Bewerber, Bereitstellung von geeigneten Bewerbungen für die Berufe, in denen die Unternehmen ausbilden möchten, die kurzfristige Besetzung von freien Lehrstellen, wenn Bewerber, die bereits einen Vertrag unterschrieben haben, wieder abspringen, oder auch die Organisation von Ausbildungspraktikas aus den Mitgliedsunternehmen. Das Erfolgsmodell Firmenausbildungsverbünde in Thüringen wurde sogar in den Wirtschaftsstandort Oberösterreich exportiert, die im Jahr 2000 nach einem Besuch in der Wartburgregion den Firmenausbildungsverbund Oberösterreich gegründet haben, der heute schon 721 Mitgliedsbetriebe hat, die Lehrlinge im Verbund ausbilden.
Die Dienstleistung des Firmenausbildungsverbunds konzentriert sich auf die von der Linkspartei.PDSFraktion bezeichneten Defizite in der Personalplanung und Personalentwicklung. Gerade die Unternehmen aus dem Bereich Industrie, und dort in der Branche Metall und Elektro, in denen wir einen Zuwachs an Arbeitsplätzen in unserer Region in den letzten Jahren hatten, sind Mitglied im Firmenausbildungsverbund. Die Synergieeffekte bei der notwendigen Sicherung des Fachkräftenachwuchses gerade für unsere kleinen und mittleren Unternehmen sind, denke ich, ausreichend und werden durch die Landesregierung auch zukünftig weiter unterstützt. Aber, meine Damen und Herren von der PDS,
woher wollen Sie das auch wissen, meiner Erkenntnis nach haben PDS-Landtagsabgeordnete trotz Einladung die Mitgliederversammlung dort noch nie besucht.
Das ist auch nachzulesen, wir haben ja dort auch eine Liste. Meine Damen und Herren der PDS, Sie bemängeln in Ihrer Begründung des Antrags, dass sich in den Leistungsgarantien der Paktpartner keine konkreten Maßnahmen zu dem Fachkräftebedarf erkennen lassen. Lassen Sie mich Ihnen die Frage stellen und ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen sicher bei der Aktualität des Themas sich mit dem Papier zum Thüringer Pakt für Ausbildung befasst haben, hoffe ich jedenfalls. Dort sind gerade leistungsorientierte Projekte festgeschrieben wie Umsetzung des Thüringer Berufswahlpasses, Berufsstart zur wirtschaftsnahen Berufswahlvorbereitung, Prämierung von berufswahlfreundlichen Schulen, eigenverantwortliche Schulen, Umsetzung des Mädchentechniktags, Durchführung von Berufsbildungsmessen, Entwicklung von Qualitätskriterien für berufsvorbereitende Projekte, Lernpartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen weiterentwickeln. Auf die vielfältigen Maßnahmen der Landesregierung, zum Beispiel in der Managementarbeitsgruppe zur Sicherung des Fachkräftebedarfs der Thüringer Wirtschaft, hat der Minister bereits hingewiesen. Es bedarf keiner weiteren Konzepte. Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass die CDU-Fraktion diesen Teil Ihres Antrags ablehnen wird.
Wenn dies alles und mehr unternommen wird, um junge Leute für ihr Berufsleben vorzubereiten, um ihnen ihre Entscheidung für den Beruf, ihren Weg zur Fachkraft aufzuzeigen, wenn dies alles nicht konkret genug ist, sollten Sie, meine Damen und Herren, vielleicht die Möglichkeit eines Kompetenzchecks für sich selber nutzen. Ich glaube, das wäre in diesem Fall angebracht.
(Zwischenruf Abg. Thierbach, Die Links- partei.PDS: Arrogant, wie Sie sind, neh- men Sie den nicht an.)
Das gegenseitige Ausstellen von Zeugnissen über das jeweilige Bildungsniveau ist dem Hohen Hause nicht angemessen.
Ein Punkt, der in der Thematik „Ausbildung“ immer wieder einen Platz findet, ist der Vorwurf des ungenügenden Bildungsstandes der Schulabgänger. Nach Angaben ist für 63 Prozent der großen Unternehmen dies das Hauptproblem in den Ausbildungen. Das ist eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Nun las ich in einer Zeitung von einem Beispiel eines Hauptschülers, der bei der Lufthansa eine Lehre absolviert. Wörtlich war da zu lesen: „Noch während die neuesten Schreckensmeldungen über den Ausbildungsmarkt durch die Presse geisterten, unterschrieb Maik“ - das ist der Hauptschüler - „einen Anschlussvertrag.“ Kommentar des Ausbilders der Lufthansa: „Hauptschüler sind besser als ihr Ruf.“ Das ist kein Einzelfall. Eine Gruppe von Unternehmen hat im Jahr 2000 ein Projekt gegründet, um Hauptschüler gezielt zu fördern. Der Erfolg: eine verdreifachte Quote von Schülern mit betrieblichem Ausbildungsplatz und mehrere Regionen, die dieses Projekt bereits kopieren. Hier erkennen Unternehmer ohne Androhung von Ausbildungsplatzabgabe, dass sie trotz der sinkenden Zahl von Ausbildungsplätzen bald unter Fachkräftemangel leiden werden. Sie ergreifen die Initiative genau wie die Paktpartner, um die Situation zu verbessern, und fallen nicht wie der DGB in eine jährlich wiederkehrende Panikmache. Die Paktpartner werden sich nicht von dem eingeschlagenen Weg und vor allen Dingen dem erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre abbringen lassen und wir, meine Damen und Herren - das ist mein Aufruf noch hier -, sollten sie dabei nach unseren Möglichkeiten unterstützen. Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, ich muss erst einmal verkraften, was Herr Grob hier von sich gelassen hat.
Ich muss Ihnen sagen, ich habe richtig Gänsehaut bei dem Grusel, den Sie hier erzählt haben. Das ist unglaublich, nach Ihrer Darstellung war ja der Minister noch ein zahmes Lamm. Schauen Sie raus, dieses Bild, was Sie zeichnen, ist der Ausbildungsmarkt, eitel Sonnenschein und wir haben überhaupt keine Probleme. Langsam bin ich froh - das heißt nicht langsam, ich bin sowieso froh, dass dieses
Land eine starke Opposition hat, denn jemand anderes, nämlich vielleicht Sie, kontrolliert Ihre Regierung nicht.
Sinn und Hintergrund des vorliegenden Antrags der Linkspartei.PDS-Fraktion ist es, die Abgeordneten des Thüringer Landtags dazu zu bewegen, sich aktiv mit dem Thüringer Ausbildungspakt als Mittel zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses in Thüringen auseinanderzusetzen. Mein Kollege Herr Pilger hat schon einiges gesagt. Ich denke, wir werden uns gut ergänzen. Bei den Argumenten, die Sie mir jetzt geliefert haben, könnte ich den ganzen Tag sprechen und ich wäre noch nicht fertig.
Es ist ein Tagesordnungspunkt, an dem die schizophrene Politik der Landesregierung besonders deutlich wird,
wenn man sich die Problematik des Ausbildungspakts ansieht, die Fachkräftethematik hinzuzieht und die Konsequenzen der Landesregierung betrachtet. Ein Beispiel der Minister - ich möchte es nicht als persönlich gemeint wissen: An Analysen gibt es keinen Mangel, aber ein Konzept brauchen wir nicht.
Im dritten Jahr der Geschichte des Thüringer Ausbildungspakts kommen die Paktpartner nicht über eine quantitative Festschreibung von Ausbildungsplätzen hinaus. Selbstverständliche Aufgaben und Pflichten werden künftig zu Leistungsgarantien hochgestylt - mehr Schein als Sein, um zu vertuschen, dass man jungen Menschen eben nichts Großartiges zu bieten hat.
Schauen wir uns die Fakten mal an: Die drei Thüringer IHKs werden 2006 etwa 1.000 Ausbildungsplätze weniger anbieten als im letzten Jahr. 1996 betrug der Anteil der ausbildenden Betriebe im Handwerk noch 35 Prozent; heute sind es gerade noch 17 Prozent. Der Rückgang der Ausbildungsplätze im Handwerk, bei den Ärzten und Zahnärzten, bei den anderen freien Berufen lastet schwer auf der Ausbildungsbilanz. Während die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze seit vielen Jahren trotz aller Pakte und Bündnisse kontinuierlich abnimmt, steigt das Gewicht an Warteschleifen, vor allem des BVJ und der Praktika; anders kann man das nicht bezeichnen.
In der Folge steigt völlig logisch von Jahr zu Jahr auch die Zahl der Altnachfrager immer mehr an. Die
Zahl dieser Jugendlichen, die bereits in den Vorjahren nicht erfolgreich in Ausbildungen vermittelt werden konnten, die sich wieder neu bewerben, ist inzwischen auf 43 Prozent gestiegen. Die Agentur für Arbeit als auch das Land Thüringen ziehen sich aus der Finanzierung aus- und überbetrieblicher Ausbildungsplätze gerade für benachteiligte Jugendliche immer weiter zurück. Schon bald wird es wieder so weit sein, dass Tausende Schulabgänger und Altnachfrager in Zehntausenden von Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz streiten. Ich kann nur sagen, die Kanzlerin bringt nicht mehr fertig, als 250 Unternehmen einen Brief mit der Bitte zu senden, Ausbildungsplätze zu schaffen.
Sehr geehrte Damen und Herren, wenn der DGB der Zielorientierung des Pakts sogar etwas Positives abgewinnen konnte, so zeugt das meiner Meinung nach von einer überaus großen Nettigkeit gegenüber dem öffentlichen Schaulaufen der Landesregierung. Zur Erinnerung: Der DGB hat im Positionspapier die Formulierung „jedem ausbildungsfähigen und -willigen Jugendlichen ein Ausbildungsangebot zu unterbreiten“, gerade auch in der dualen Berufsausbildung, als richtige Zielvorgabe gelobt, die allerdings nicht erreicht werde. Da sind wir beim Thema, Herr Grob. Wir haben einen Ausbildungspakt. Herr Grusser sagt, der Ausbildungspakt wird schwierig. Aber ist ihm bewusst, dass der Ausbildungspakt noch lange nicht ausreicht, um die Misere auf dem Ausbildungsmarkt auf die Reihe zu bekommen?