Protocol of the Session on January 24, 2002

Noch besser ist die Ausbeute unter dem Link "Termine", dort steht gleich überhaupt nichts. Auf diesem niedrigen Niveau bleiben die Informationen. Und zu den wichtigsten Aussagen, Herr Schuster, für ansiedlungswillige Firmen gehörten, so hieß es in den Pressekonferenzen von Ihnen, Auskünfte zum Arbeitskräftepotenzial. Wird man deshalb auf Arbeitsmarktdaten weitergeleitet, die mit Stand 28. Mai 2001 abgelegt sind, Herr Minister? Auch die Angaben des vom Landesarbeitsamt längst veröffentlichten Jahresrückblicks 2001 findet man nicht. Das ist lächerlich für Sie vielleicht, ich finde das aber ganz traurige Realität.

(Beifall bei der PDS)

Sie wissen es vielleicht noch nicht, Herr Schuster, aber das Internet ist eigentlich ein Medium für schnelle Informationen. Hat sich das bis zur Landesregierung und Ihnen noch nicht herumgesprochen?

(Zwischenruf Schuster, Minister für Wirt- schaft, Arbeit und Infrastruktur: Ihren Rat brauchen wir nicht.)

Ja, natürlich brauchen Sie wahrscheinlich unseren Rat, denn es kommt noch besser. Der aktuellste Erfinderkurier der "Denken willkommen" offeriert, ist vom Stand III. Quartal 2000. Also, ich kann mich nur wundern. Meine Damen und Herren, mehr immateriellen Schaden hat eine weitere Kampagne angerichtet. Da lässt das Autobahnamt in einem offiziellen Faltblatt den Mythos Reichsautobahn wieder aufleben, garniert mit Deutschland in den Grenzen von 1937. Was ist daran falsch zu verstehen? Hier haben die Verfasser selbst eine unakzeptable Traditionslinie eröffnet. Es war deshalb richtig, Herr Schuster, dieses Faltblatt einstampfen zu lassen. Besser wäre es allerdings gewesen, es gar nicht erst zustande kommen zu lassen.

(Beifall bei der PDS, SPD)

Hier, Herr Schuster, wäre in Ihrem Verantwortungsbereich im Vorfeld "Denken willkommen" besser gewesen.

(Beifall bei der PDS)

Ein weiteres Beispiel möchte ich für ein skurriles Verständnis von Werbung noch nennen. Sie findet sich in einer mit öffentlichen Mitteln erstellten Tourismusbroschüre

für Lifte und Bahnen, die für den bundesweiten Einsatz vorgesehen ist. Das Druckwerk, meine Damen und Herren, mit der Oberweißbacher Bergbahn als Aufmacher wurde genau an dem Tag herausgebracht, an dem verkündet wurde, dass genau diese Bahn die gesamte Saison über saniert wird und überhaupt nicht benutzt werden kann. Herr Minister Schuster, Ihr Agieren lässt sich nur mit Pleiten, Pech und Pannen beschreiben.

(Beifall bei der PDS; Abg. Heß, SPD)

Die Imagekampagne werde vorzüglich angenommen, haben Sie gesagt. Damit kann es aus unserer Sicht nicht weit sein, denn im Diskussionsforum der Homepage ist gegenwärtig nur ein Satz zu lesen: "Zurzeit gibt es keine Diskussionsbeiträge." Danke schön.

(Beifall bei der PDS, SPD)

Das Wort hat jetzt Frau Abgeordnete Vopel, CDU-Fraktion.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die SPD hat die seit wenigen Monaten laufende Imagekampagne zum Anlass für diese Aktuelle Stunde genommen und auch gleich die Wertung vorgenommen. Da kann ich nur sagen, sehr hellseherisch. Zwei Punkte vorweg:

(Zwischenruf Abg. Gentzel, SPD: Richtig!)

Ja, warten Sie ab, ich komme noch darauf zurück. Werbung, auch Imagekampagnen kosten Geld. Aber Werbung, über die man spricht und über die man schreibt, die wird verstärkt und die wirkt verstärkend. Da gibt es ein ganz tolles Beispiel und das heißt Benneton, Sie sollten sich damit mal befassen. Also, vielen Dank für die Verstärkung.

(Unruhe bei der PDS)

(Zwischenruf Abg. Gentzel, SPD: Also, Frau Vopel, Benneton hat die Werbung eingestellt. Nur, dass das klar ist.)

Herr Gentzel, mit Ihnen diskutiere ich jetzt nicht, ich habe auch nur fünf Minuten. Ich möchte Ihnen nur eines sagen würde ich bitte mal ausreden dürfen.

(Unruhe im Hause)

Herr Gentzel, Sie melden sich auch noch.

Also, die Tatsache, dass manche Zeitgenossen diese Werbung nicht verstehen, spricht nicht gegen diese Werbung. Meine Damen und Herren, Imagekampagnen macht man nicht aus Jux und Tollerei, aber wenn wir feststellen müssen, dass man über Thüringen weiß, dass wir einen schönen Wald haben, dass wir freundliche Menschen haben, vielleicht noch eine gute Küche haben, ist das sehr schön, aber wenn wir als Industriestandort überhaupt nicht bekannt sind, dann ist es dringend geboten, dass wir daran irgendetwas ändern, dass wir auf uns aufmerksam machen.

(Beifall bei der CDU)

Das ist das Erste, was Werbung machen muss, man muss auf sich aufmerksam machen. Wenn ein Standort, der hervorragend ist - Jena -, unter Sachsen abgehandelt wird, dann ist das noch schlimmer. Daraus resultiert, dass wir an diesem Image etwas ändern müssen, und daraus resultiert, dass wir ganz bestimmte Zielgruppen ansprechen müssen. Nichts gegen Lieschen Müller an der Bushaltestelle oder Herrn Michael Meier, ich habe weder etwas gegen Michael Meier noch Lieschen Müller,

(Unruhe im Hause)

aber das sind nicht unbedingt die Ansprechpartner. Diskutieren Sie mal mit Studenten, Herr Gentzel, leisten Sie sich mal eine Karte zum diesjährigen Physikerball, vielleicht kriegen Sie ein bisschen Nachhilfe, das ist bestimmt ganz gut dort.

(Beifall bei der CDU)

Die Fachleute sind der Meinung, dass man, wenn man am Image arbeitet, einen langen Atem braucht, vier bis Sechs Jahre, um da wirklich etwas zu erreichen. Herr Gentzel, Sie wissen nach drei Monaten, dass es in die Hose gegangen ist, deswegen vorhin meine Bemerkung, Sie haben prophetische Gaben.

(Beifall bei der CDU)

Aber im Gegensatz zu Ihnen gibt es ja durchaus Leute, die das anders sehen.

(Zwischenruf Abg. Gentzel, SPD: Nudel- suppenesser.)

Nein, nein, das sind keine Nudelsuppenesser, das sind Wirtschaftsvertreter und das sind zum Teil auch kommunale Vertreter, die sich gern dieser Kampagne anschließen möchten. Ich weiß nicht, ob das möglich ist, ob das geprüft wird. Aber, ich denke, darüber sollte man auch mal reden; Plakate, Werbebroschüren, TV-Spots, meine Damen und Herren, das ist eine Einheit, da geht es nicht nur um drei Plakate. Und wenn Sie bemängeln, dass diese Fernsehspots nur im Wirtschaftssender laufen, dann kann ich nur

sagen, genau das ist doch unsere Zielgruppe. Sollen wir sie denn im Vorabendprogramm laufen lassen, ich denke, da wären sie wahrscheinlich nicht so richtig angebracht.

Meine Damen und Herren, es ist doch schon bemerkenswert, wenn man jetzt festgestellt hat - in der vergangenen Woche wohl ist das ausgewertet worden -, dass nach dieser kurzen Zeit schon die Anzeigen in überregionalen Zeitschriften mehr Aufmerksamkeit erregen und Thüringen mehr wahrgenommen wird als Baden-Württemberg mit seiner Kampagne, die seit mehr als zwei Jahren läuft. Der Kollege Schugens wird zu den Zahlen nachher noch etwas sagen.

(Zwischenruf Abg. Dittes, PDS: Das sind die mit dem Fisch.)

Meine Damen und Herren, aber ganz ernsthaft, nichts gegen Bratwurst und Thüringer Klöße, aber für einen Wirtschaftsstandort Thüringen ist das ein bisschen zu wenig. Es ist ein ernsthaftes Thema

(Zwischenruf Abg. Dittes, PDS: Mir schmeckt Fisch auch besser.)

und ich finde es ein bisschen bedauerlich, dass das von Ihnen so abgetan wird, als wäre das wirklich die reine Geldverschwendung. Sie sollten ein Interesse daran haben, dass unser Image aufgebessert wird, dass wir als guter Standort wahrgenommen werden.

(Beifall bei der CDU)

Herr Gentzel, noch eins zum Abschluss: Wenn Sie diese Meinung für sich in Anspruch nehmen würden, was nicht geklappt hat, dass man das sofort sein lässt, dann dürften Sie nie wieder Wahlwerbung machen, denn das Geld, was Sie 1999 an Wahlwerbung ausgegeben haben, das war ja dann wohl für die Katz. Dann sollten Sie sie nie wieder machen. Danke schön.

(Beifall bei der CDU)

Als Nächster hat der Abgeordnete Lippmann, SPD-Fraktion, das Wort.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, da haben Sie sich jetzt so ein bisschen schwer getan, Frau Vopel, ich habe Sie auch nicht beneidet um den Part, den Sie hier abzuliefern hatten.

(Heiterkeit und Beifall bei der PDS, SPD)

Freilich, Sie haben gesagt, Sie wollen Aufmerksamkeit erregen. Selbstverständlich wollen wir die, aber nicht derge

stalt, dass Sie sagen, ach, das sind die Thüringer mit den dämlichen Sprüchen, die sie da auf dem Plakat...

(Heiterkeit im Hause)

Nichts gegen irgendeine Imagekampagne, wenn sie einigermaßen verträglich ist, angenommen wird, sympathisch ist, auch der Wiedererkennungseffekt da ist, überhaupt nichts dagegen. Aber gut, ich will mich jetzt mal an die paar Stichworte halten, die ich mir aufgeschrieben habe. Die ganze Werbung gehört ja zum Geschäft, das haben schon die alten Römer gewusst, dass das so ist. Wenn man Produkte oder Dienstleistungen oder Standorte verkaufen will, muss man es sich etwas kosten lassen. In diesem Fall geht es um einen Standort, den wir verkaufen wollen, und wir haben Vorzüge, das ist unbestritten, solche, die wir immer hatten, die wird uns niemand absprechen, jedenfalls mir nicht, und solche, die wir uns in den letzten 11 Jahren erarbeitet haben. Das muss irgendwie in Verbindung gebracht werden. Diese Vorzüge müssen in Verbindung gebracht werden. Soweit sind wir uns einig, über das Ergebnis nicht. Nun hat die Thüringer Landesregierung diese Imagekampagne beschlossen, um den Freistaat etwas auf Distanz zu Bratwurst und Klößen zu bringen, eingerahmt von mehr oder weniger gesunden Fichten. Übrigens ein sehr nahrhaftes Flair, das kann man ja auch verkaufen. Das ist natürlich nicht zum Nulltarif zu haben, das hat 3,3 Mio. erst einmal erforderlich gemacht. Man kann sagen, der Werbeetat von Ferrari ist größer, das stimmt, aber für den Anfang wäre es erst einmal schon ganz schön. Der ganze Segen ist dann ausgeschrieben worden und gewonnen hat natürlich - ich betone das "natürlich" - kein Thüringer, sondern solche haben gewonnen - ich will das gar nicht in Abrede stellen -, die erst einmal nachgucken mussten, wie Thüringen überhaupt geschrieben wird. Das ist ihnen zu Anfang nicht so richtig gelungen, aber immerhin mittlerweile haben sie es drauf und das hat dann auch geklappt. Die haben dann die Ärmel hochgekrempelt und sind an die gut bezahlte Arbeit gegangen und jetzt mache ich einen Strich darunter. Das Ergebnis - zumindest von der Plakatierung - ist niederschmetternd und das sage ich ohne jede Häme, es ist niederschmetternd. Ich kann nicht die Wirkung beurteilen, die es im Außenbereich hat, ich weiß nicht, ob wir in Portugal werben, da war ich schon ewig nicht, oder in Österreich. Aber die Innenwerbung, sehr verehrter Herr Schuster, die ist niederschmetternd.

(Beifall bei der SPD)

Das ist noch nicht einmal dieser Firma zum Vorwurf zu machen. Jeder Designer, jeder Werbefachmann hat das Recht sich nach Herzenslust auszutoben. Wichtig ist, ob das Produkt dann überhaupt abgenommen wird. Da ist aber offenbar überhaupt niemand auf den Plan gekommen und hat gesagt, das können wir nicht so machen. Selbstverständlich ist das Wahrnehmungsvermögen wichtig und der Wiedererkennungseffekt ist wichtig und Sie haben da völlig Recht, Frau Vopel, das ist gang und gäbe. Der Wiedererkennungseffekt zum Beispiel einer Tarantel