Demzufolge lasse ich über diesen Antrag abstimmen. Wer der Fortberatung im Innenausschuss zustimmt, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. Danke schön. Gibt es Gegenstimmen? Das ist nicht der Fall. Gibt es Stimmenthaltungen? 1 Stimmenthaltung und die Fortberatung erfolgt im Innenausschuss. Ich schließe damit den Tagesordnungspunkt 5 und komme zum Aufruf des Tagesordnungspunkts 6, möchte aber vorher noch etwas abstimmen, damit wir das dann nicht zwischen der Beratung machen. Es gab die Anträge auf Aussetzung der Mittagspause, also Fortberatung ohne Mittagspause.
Es gab den Widerspruch zu diesem Antrag. Wer ohne Mittagspause fortberaten möchte, den möchte ich jetzt um das Handzeichen bitten. Danke schön. Das ist die Mehrheit. Die Gegenstimmen dazu bitte. Danke schön. Gibt es Stimmenthaltungen? Es gibt 3 Stimmenthaltungen. Eine Mehrheit von Zustimmungen versetzt uns in die Lage, ohne Mittagspause fortzuberaten.
Verwendung der EU-Strukturfonds im Rahmen des Europäischen Regionalfonds (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) Antrag der Fraktion der CDU - Drucksache 3/1272
Die einreichende Fraktion möchte keine Begründung dazu abgeben, weil die Landesregierung die Möglichkeit des Sofortberichts eingeräumt hat. Ich bitte Minister Schuster zum Sofortbericht.
Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, zum Antrag der CDU-Fraktion nehme ich für die Landesregierung wie folgt Stellung:
Die Mittel aus den Europäischen Strukturfonds sind keine Sterntaler, die zu unserer freudigen Überraschung auf Thüringen herunterregnen. Ihr Einsatz erfolgt bis 2006 nach einem Operationellen Programm, das den politischen Gestaltungswillen der Landesregierung widerspiegelt, aber auch den der Kommission. Wir haben darüber mit der Kommission der EU intensiv verhandelt. Die nun erfolgte Genehmigung zeigt, dass wir uns mit unserem Grundanliegen haben durchsetzen können und einen gemeinsamen Nenner mit den Vorgaben der Kommission finden konnten. Das Operationelle Programm für den Einsatz des Europäischen Strukturfonds in der Periode von 2000 bis 2006 umfasst Mittel in Höhe von insgesamt 5,645 Mrd. DM. Diese Strukturfondsmittel werden mit rund 1,18 Mrd. DM durch den Bund und rund 2,43 Mrd. DM durch den Freistaat ergänzt. Außerdem erwarten wir, dass das Programm etwa 10 Mrd. DM private Investitionen induzieren wird, so dass wir über ein Programm mit einem Umfang von etwa 20 Mrd. DM diskutieren. Das Programm soll der wirtschaftlichen Entwicklung, der sozialen Entwicklung und der Entwicklung in städtischen und ländlichen Räumen unseres Landes dienen. Was machen wir mit diesen Mitteln? Die Thüringer Landesregierung verfolgt mit der Strukturfondsförderung drei grundlegende Ziele. Wir wollen damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft nachhaltig stärken mit dem Ziel, neue, stabile Arbeitsplätze zu schaffen. Wir wollen die Beschäftigungssituation im Lande deutlich verbessern und den sozialen Zusammenhalt der Bevölkerung kräftigen. Allen Altersgruppen soll durch Qualifizierung geholfen werden, ein beruflich ausgefülltes Leben zu führen. Wir wollen die städtischen und ländlichen Räume weiterentwickeln und die strukturschwachen Regionen besonders unterstützen. Sie kennen die drei Strukturfonds. Der Anteil des EFRE an den zur Verfügung stehenden Fördermitteln beträgt über 51 Prozent, der des ESF etwas mehr als 30 Prozent. Lassen Sie mich zu den strategischen Konzeptionen dieser zwei Strukturfonds einige Anmerkungen machen.
Erstens zur Förderstrategie für den EFRE: Beim Einsatz des EFRE wollen wir die Förderpolitik der vergangenen Periode fortsetzen und gleichzeitig neue Akzente setzen. Die Förderung für Investitionen in das unternehmerische Kapital umfasst ca. 1 Mrd. Mark und damit erneut das höchste Mittelvolumen. Begründung dafür ist schon häufig genannt worden. Wir haben es nach wie vor mit einem unzureichenden Industriebesatz zu tun, die Kapitalrentabilität der Unternehmen ist zu gering, die Arbeitsproduktivität ist in vielen Bereichen und in manchen Unternehmen immer noch unzureichend, die Wertschöpfungstiefe ist zu gering, die Betriebsgrößen sind
häufig suboptimal usw. usw. Um diese wirtschaftlichen Parameter zu verbessern, bedarf es weiterer Investitionen in den Sachkapitalstock unserer Wirtschaft. Mit den EFRE-Mitteln erhoffen wir uns deutliche wirtschaftliche Erfolge in diesem Bereich. Die Investitionsförderung aus dem EFRE ist weiterhin gekoppelt mit der GA. Im Zentrum der Förderung stehen der gewerblich-industrielle Bereich und der produktionsnahe Dienstleistungsbereich. Ein ganz großer Teil der Förderungen entfällt dabei auf kleinere und mittlere Unternehmen in unserem Land.
Einen zweiten Maßnahmenbereich im Rahmen des EFRE bildet die einzelbetriebliche Förderung von Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung, die gerade in Thüringen von besonderer Bedeutung ist. Hierfür werden 330 Mio. Mark angesetzt. Ihr Einfluss auf das Wirtschaftswachstum ist hinlänglich bekannt. Forschungsund Entwicklungsinvestitionen haben in Thüringen einen hohen Stellenwert auch in der Förderpraxis.
Die Förderung der Beratungsdienstleistungen ist über den Kreis der Existenzgründer hinaus vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen von hoher Bedeutung. Rund 85 Mio. DM stehen dafür bereit. Komplementär dazu bilden Infrastrukturmaßnahmen eine weitere wesentliche Voraussetzung für das Wirtschaftswachstum. Auf diesen Schwerpunkt entfallen ca. 920 Mio. DM. Die Infrastrukturförderung wird in der neuen Förderperiode auch deutlich ausgebaut im Verhältnis zur vergangenen Förderperiode. Vorrang haben dabei Verkehrsinfrastrukturinvestitionen und dabei stehen wiederum die Investitionen im Straßenbereich im Vordergrund. Gefördert werden z.B. Maßnahmen zur Verbesserung der Anbindung von Wirtschaftsstandorten sowie die Anbindung von Haltepunkten des Schienenverkehrs. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur besseren Anbindung strukturschwacher Räume oder touristisch bedeutsamer Regionen im Landesstraßennetz gefördert. Verbessert werden soll auch die Linienführung von Straßen, deren Tragfähigkeit und Ausbaustandard.
Ein zweiter Bereich bei der Infrastrukturförderung bezeichnet die Förderung von Infrastrukturinvestitionen im Bereich Wissenschaft und Forschung und technologischer Entwicklung. Dies ist ein weiterer Maßnahmenbereich, bei dem EFRE-Mittel in einem Umfang von etwa 200 Mio. DM bereitgestellt werden. Ferner werden wir die Möglichkeit nutzen, die EFRE-Mittel auch für die Computerausstattung in allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen einzusetzen,
und zwar mit 50 Mio. DM, meine Damen und Herren. Denn die Bildung und Ausbildung müssen sich den Anforderungen der Informationsgesellschaft stellen. Für den Schutz und die Verbesserung der Umwelt werden 530 Mio. DM eingesetzt. Es ist vorgesehen, die Förde
rung der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung fortzuführen. Weiterhin soll in der durch den Uranerzbergbau geschädigten Wismutregion noch einmal ein besonderer Impuls zur regionalen Entwicklung gegeben werden. Im Bereich des vorsorgenden Umweltschutzes ist eine Unterstützung der Agenda 21-Prozesse und Maßnahmen im Bereich der Umweltökonomie vorgesehen.
Ich komme nun zur Förderstrategie für den ESF. ESFMittel werden für folgende Aufgaben bereitgestellt: zur Unterstützung der beruflichen Erstausbildung und des Berufsübergangs von Jugendlichen, zur Bekämpfung und Vermeidung der Arbeitslosigkeit und der Langzeitarbeitslosigkeit. Aus ihnen werden Maßnahmen zur Information, Beratung, Qualifizierung und Beschäftigungsförderung bestritten. Insgesamt sieht das OP ESF sechs Maßnahmenbereiche vor. In die Maßnahmenbereiche aktive und präventive Arbeitsmarktpolitik werden für Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung, Qualifizierung, Information und Beratung 38 Prozent der Fördermittel eingesetzt, um Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden. Das sind konkret 618 Mio. DM.
Besonderes Gewicht messen wir der beruflichen Erstausbildung und dem Übergang an der zweiten Schwelle bei. Gesellschaft ohne Ausgrenzung als zweiter Maßnahmenbereich ist mit 23 Prozent der Mittel, das sind 374 Mio. DM, dotiert. Er soll vorwiegend mit Zuwendungen zur beruflichen Qualifizierung und Einstellungsförderung einem weiteren Ansteigen der Langzeitarbeitslosigkeit entgegenwirken. Bewährte Maßnahmen zur Eingliederung von Sozialhilfeempfängern und Einstellungsbeihilfen für schwer vermittelbare Arbeitslose werden das Gros der vorgegebenen Mittel binden.
Der Maßnahmenbereich berufliche und allgemeine Bildung, lebenslanges Lernen ist mit 8 Prozent der Mittel, das sind 130 Mio. DM, ausgestattet. Er soll Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen entwickeln, die in der Informationsgesellschaft besonders gefragt sind. Hinzu kommen noch Ergänzungsangebote, etwa zur sozialpädagogischen Betreuung an berufsbildenden Schulen, es werden auch Aktivitäten zur Weiterentwicklung der Qualifizierungsangebote gefördert einschließlich lokaler Kooperations- und Netzwerkmodelle. Zur Förderung der Anpassungsfähigkeit und des Unternehmergeistes, so heißt es im OP, werden etwa 20 Prozent der Mittel, das heißt 325 Mio. DM, eingesetzt. Damit sollen vorhandene Unternehmen befähigt werden, technische Innovationen zu realisieren, andererseits sollen zukunftsträchtige Neugründungen unterstützt werden. Unterstützt werden aber auch Informations-, Beratungsmaßnahmen, die berufsbegleitend durchgeführt werden. Ein weiterer Maßnahmenbereich gilt der Frauenförderung. Unterstützt werden Maßnahmen zur Information, Beratung, Beschäftigung und zur Existenzgründung von Frauen. Dafür werden 10 Prozent der ESF-Mittel, das heißt 163 Mio. DM, bereitgestellt.
Weiter dient ein kleiner Teil der Mittel dem lokalen Kapital für soziale Zwecke, mit dem Kleinprojekte zur Förderung der lokalen Beschäftigungsentwicklung zu realisieren sind. Dieses Operationelle Programm wurde den Mitgliedern des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Strukturpolitik in der genehmigten Fassung mit Schreiben vom 31. Januar 2001 zugeleitet. Lassen Sie mich zusammenfassen: Mit dem OP haben wir eine sehr anspruchsvolle Strategie für eine Laufzeit von 7 Jahren formuliert. Bei der Umsetzung baue ich auf die konstruktive Begleitung durch das Parlament. Vielen Dank.
Die anderen haben mir jetzt heftig zugenickt. Alle Fraktionen sind offensichtlich jetzt der Meinung, die Aussprache zu beantragen. Es hat Folgen, Sie wissen das ja. Demzufolge rufe ich als ersten Redner in dieser Aussprache auf Herrn Abgeordneten Ramelow, PDS-Fraktion.
Frau Präsidentin, ich gestehe, ich habe ein gewisses Dilemma, auf das ich hinweisen möchte. Unsere werte Frau Präsidentin Lieberknecht hat heute Morgen darauf hingewiesen, dass die Abgeordneten in der parlamentarischen Debatte frei reden sollen, um den Schlagabtausch der inhaltlichen Argumente miteinander zu befördern.
Wenn ich aber zu diesem Tagesordnungspunkt mich vorbereiten muss, weil ich es mit einem Konvolut von weiß ich nicht - Hunderten von Seiten zu tun habe
und auf dem Weg hierher zugerufen bekomme, aber ich soll es nicht vorlesen, dann besteht die Schwierigkeit, und das will ich gestehen, dass die Waffengleichheit nicht ganz hergestellt ist, weil der Minister kann sehr wohl abgewogen seine Worte wählen und trägt sie nicht in freier Rede vor.
Ich weiß, in dieser Aussprache habe ich etwas zu berichten, nämlich etwas über die Entstehungsgeschichte des OPs und da möchte ich mir jedes Wort genau überlegen, weil ich möchte, dass man es auch im Protokoll nachlesen kann. Es ist hinlänglich bekannt, dass ich die Kunst der freien Rede beherrsche. Das interessiert, glaube ich, die mittlere Sitzreihe hier überhaupt nicht, ob ich frei rede oder nicht, deswegen möchte ich manches dieser Kritikpunkte auch im Namen derjenigen zu Protokoll bringen, die an diesem Programm eigentlich hätten beteiligt sein müssen und nach meinem Dafürhalten eher so behandelt werden, als wenn sie die lästige Petersilie in diesem Verfahren wären.
Damit sind wir schon bei einem Punkt der Kritik. Andererseits, ich werde noch auf einige Fremdwörter kommen und ich schmeiße normalerweise schon ganz schön mit Fremdwörtern um mich, aber bei denen habe ich üben müssen, die werde ich diesem Parlament nicht ersparen können.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, um es gleich vorweg zu sagen, die PDS-Fraktion hätte weder in der 36. noch in der 37. Plenarsitzung die Aussprache zu diesem Punkt beantragt. Nachdem bis zur vergangenen Woche das Dokument des Operationellen Programms offensichtlich zu den bestgehütetsten Geheimnissen der Landesregierung gehört hat und es auch jetzt erst trotz Anforderung von Mitte Januar bereitgestellt wurde, müssen wir an einem ernsthaften Interesse der Beratung mehr als zweifeln, vor allem weil den Mitgliedern des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Strukturpolitik nichts anderes bereitgestellt wurde als den Mitgliedern des Begleitausschusses vor dem 23. Januar 2001. Das heißt, bis zur vergangenen Woche kannte ich es überhaupt noch nicht, obwohl ich Mitglied dieses hohen Hauses und Mitglied des Ausschusses bin. Dazu kommt, dass uns die Abstimmungsergebnisse mit den regionalen und lokalen Akteuren und Sozialpartnern in der Phase der Erarbeitung des Dokuments nicht bekannt sind. In diesen Arbeits- und Informationsprozess, abgesehen von der Konsultationsrunde zur Strategie für die Förderung mit Mitteln des Europäischen Parlaments für den Interventionszeitraum 2000 bis 2006 am 15. Juli 1999, waren wir als Fraktion überhaupt nicht einbezogen. Unsere Hinweise in der Konsultationsberatung zu den Punkten und jetzt muss ich zitieren "Prognose zur Entwicklung der Erwerbsperson und Erwerbstätigkeit, messbare Zielsetzung und Strategie der EFRE- und ESF-Förderpolitik
in Thüringen, Notwendigkeit der Konzeption des Mitteleinsatzes auf strukturschwache Regionen Thüringens, Ableitung technologie- und wissenschaftspolitischer Schwerpunkte zur zielgerichteten Erhöhung des Fördervolumens für die einzelbetriebliche Forschung und Entwicklung, Einsparung von Ressourcen und Verringerung der Umweltbelastung sowie zur Verzahnung des Fonds und zur Abstimmung in der Bewirtschaftung der drei EU-Strukturfonds", diese vorgenannten Punkte sind in der Erarbeitung des gemeinschaftlichen Förderkonzepts und in dem Operationellen Programm Thüringens jedenfalls aus unserer Sicht nicht bzw. kaum berücksichtigt worden. Die auf Seite 81 dargestellten Entwicklungsstrategien haben allenfalls belletristisch beschreibenden Charakter.
Diese Belletristik will ich einmal verdichtet hier dem hohen Haus vortragen. Da werden so genannte Wirkungskanäle, Seite 94, beschrieben, Effekte aus der Kofinanzierung der EU-Strukturfonds durch die national öffentlichen Akteure, also Bund, Freistaat und Kommunen, sowie durch private Akteure unterstellt und modellgestützten Analysen unter Berücksichtigung der Sensivität der Modellergebnisse bezüglich der Elastizität und von Multiplikator und Akzeleratoreneffekten Berechnungen angestellt und Beschäftigungsentwicklung auf der Grundlage des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts kalibriert - ich empfehle jedem die Seite 95 einmal genau zu lesen - und daraus Szenarien entwickelt. Bloß, was das Ziel bleibt, an dem sich der erfolgreiche Einsatz der fast 1,5 Mrd. DM des EFRE für regionale Entwicklung und der fast 900 Mio. DM des Sozialfonds messen lässt, das bleibt schwammig. Nichts an harten Fakten kann ich dazu nur sagen, schöne komplizierte Worte, aber ohne Substanz.
Ebenso fehlt die Betrachtung zu erreichender Effekte des Fondseinsatzes in der Interventionsperiode 94 bis 99, also die Schlussfolgerung, was ist mit dem Geld geschehen, das hier schon eingesetzt wurde, welche Wirkungen hat das Geld erzielt, die ex ante Bewertung bis 1997 um Einschätzung der Zweckmäßigkeit der strategischen Ausrichtung der Gewichtung der Politikziele und zum Mitteleinsatz für die neue Interventionsperiode treffen zu können. Die dargestellten Ergebnisse der bisherigen Strukturförderungen, die in fulminanten Bewertungen auf der Seite 37 des OPs münden - jetzt zitiere ich wieder: "Die EFRE-Förderung hat durch die Förderung von produktiven Investitionen und Investitionen in die Infrastruktur einen signifikanten Beitrag zur Beschäftigungsförderung geleistet." Da sage ich oha, was für ein Satz bzw. Zitat, Seite 43: "Mit den Mitteln des ESF wurde im Freistaat Thüringen die Bundes- und Landesarbeitsmarktpolitik sowohl in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht wirksam ergänzt." Da kann ich nur sagen, solche Sätze müssten manch einem Menschen in diesem hohen Haus doch sehr bekannt vorkommen, weil sie eher an vergangene Literatur erinnern. Also die Art der Bewertung der Wirksamkeit der Ausgabe der Strukturfondsmittel
machen die Vorgabe von quantitativen und qualitativen Zielgrößen der Mittelverwendung zwingend notwendig. Davon spüren wir beim OP gar nichts oder wenig. In vortrefflicher Art und Weise wird mit der heute zur Behandlung anstehenden Berichterstattung das Manko fehlender messbarer Orientierung überspielt. Diesem Haus wird nur zur Kenntnis gegeben, was in unendlicher Weisheit die CDU-Regierung für dieses Land für richtig hält. Und dass dem so ist, machen die nach Aussage von Vertretern der gesellschaftlichen Akteure zwar faktisch durchgeführten Beratungen, allerdings ohne Berücksichtigung der Stellungnahme, in den weiteren Bearbeitungsstufen deutlich. Dabei hat die letzte Abstimmung und das muss man sich einfach genau vorstellen - zu diesem Programm mit den gesellschaftlichen Akteuren einen Tag vor der Schlussmeldung stattgefunden, so dass man eigentlich das, was die Damen und Herren der einzelnen Verbände gesagt haben, gar nicht mehr einarbeiten konnte. Das heißt, man hat sie nach meinem Dafürhalten einfach nur pro forma eingeladen.
Meine Damen und Herren, wenn in der Sitzung des Regionalausschusses des Europäischen Parlaments vom 22.01.1999 darauf hingewiesen wurde, dass der zweifelsohne erfolgreiche Einsatz der EFRE-Mittel in der zweiten Interventionsperiode zu Produktivitätsfortschritten geführt hat, gleichzeitig aber deutlich gemacht wird, dass nicht - wie es das Gebot der Stunde ist - in mehr Beschäftigung gemündet hat, also in messbarer Mehrbeschäftigung, dann ist auch für den Freistaat Thüringen zu konstatieren, dass die Akzente anders zu setzen sind. Es scheint an dieser Stelle notwendig, die Landesregierung auf die Mitteilung der Kommission über die Durchführung von innovativen Maßnahmen nach Artikel 6 der Verordnung des ESF vom 12.01.2001 hinzuweisen, wonach insbesondere innovative Maßnahmen - und darunter versteht die Kommission prozessorientierte, zielorientierte und kontextorientierte Innovation für lokale Beschäftigungsstrategien - zu fördern sind. Herr Minister, Sie haben es in Ihrem Bericht angesprochen, Sie haben lokale Netzwerke erwähnt. Aber wir vermissen in der praktischen Umsetzung den Hinweis, wie diese lokalen Netzwerke richtiggehend praktisch hier in Thüringen installiert und dann auch gefördert werden sollen. Dazu haben Sie nichts gesagt. Sie haben wiederholt, was die EU-Kommission sowieso schon in ihren Hinweisen vorgegeben hat. Auch nach unserer Auffassung ist die Konzentration der Fördermaßnahmen auf beschäftigungswirksames Wachstum und auf zurückgebliebene, besonders förderwürdige Regionen die Gretchenfrage der Förderstrategie für Thüringen. Also nicht mehr mit der Gießkanne, sondern die Bündelung auf bestimmte Gebiete, bei denen wir sagen, es ist dringend notwendig, dort mehr Geld zum Einsatz zu bringen. Das schließt zur Sicherung bestehender Arbeitsplätze die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der gewerblichen Wirtschaft ebenso ein wie die Entwicklung solcher Standortfaktoren, die eine Neuansiedlung von Unternehmen, aber auch eine Ausdehnung vorhandener Unternehmen fördert. Gleich
zeitig muss eine stärkere Ausrichtung an ökologischen Zielsetzungen, an nachhaltigen Entwicklungsmodellen erfolgen und die Förderung der Chancengleichheit umgesetzt werden. Die Themenbereiche Ausbildung, Forschung und Entwicklung und auch städtische Entwicklungspotenziale sind zu berücksichtigen. Es muss berücksichtigt werden, dass mit den Mitteln der neuen Periode vor dem Hintergrund des EU-Beitritts mittelund osteuropäischer Länder strukturpolitisch, arbeitsmarktpolitisch, umweltpolitisch solche Voraussetzungen in Thüringen geschaffen werden, dass es mit knapper werdendem Budget kein Wachsen interner Probleme auf diesem Gebiet geben darf. Es muss also in der dritten Programmperiode endlich ein selbsttragender Aufschwung erreicht werden, eine Zielstellung, bei der wir dringend an unsere eigenen Kräfte anknüpfen müssen, und das Geld dort ansetzen, dass aus eigenen Kräften nachhaltiges Wachstum entstehen kann. Denn wenn Polen, und ich hoffe, dass Polen beitritt, beigetreten ist, sind wir eben nicht mehr die Randlage in Europa und dann wird es sein, dass es ein Wirtschaftsgefälle zu unseren Nachbarstaaten gibt, bei dem wir auch Gefahr laufen, zum Transitland zu verkommen. Ich denke, wir sollten etwas dagegen tun, reines Transitland zu sein.
Meine Damen und Herren, bei der Zwischenbewertung zum ESF durch das Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik in den Empfehlungen für die Folgejahre hat man dort herausgearbeitet, dass
1. die Regionalisierung der Arbeitsmarktpolitik und die Verknüpfung von Strukturfondsinvestitionen auf regionaler Ebene forciert werden sollten;
2. die Inkompatibilität bei der Datenerhebung zwischen verschiedenen Bereichen überwunden werden muss;
3. die Zusammenführung von Daten zum Verlauf der Beobachtung und Bewertung der übrigen Maßnahmen der Landesarbeitsmarktpolitik gesichert werden muss, um eine vollständige Analyse der Wirksamkeit aller relevanten Förderprogramme und Maßnahmen zu erreichen;