Niemand wird bestreiten, dass die Sprache ein Schlüsselelement beim Aufwachsen in Fragen der Bildung und der sozialen Teilhabe ist. Deswegen ist es richtig, dass im Rahmen des Bildungsprogramms „Bildung: elementar - Bildung von Anfang an“ die alltagsintegrierte Sprachentwicklung begleitet wird und nicht nur entsprechende Bildungsangebote in den Einrichtungen selbst vorhanden sind, sondern auch gegebenenfalls weiterführende Maßnahmen ergriffen werden können, zum Beispiel indem ein Kind bei einer Logopädin oder bei einem Logopäden entsprechende Therapieangebote erhält, um bestehende Defizite abzubauen.
Die Angebote in den Kitas werden über die verpflichtenden Qualitätsmanagementsysteme regelmäßig überprüft.
Die Ministerin hat bereits in ihrer Rede dargestellt, dass bei Weitem nicht alle Bundesländer eine verbindliche Sprachstandsfeststellung vornehmen, so auch Thüringen, wo die LINKE bekanntermaßen in Regierungsverantwortung ist.
Einige Sätze noch zur Sprachstandsfeststellung für besondere Zielgruppen. Es ist eine Binsenweisheit: Sprache ist auch ein Schlüssel zur Integration. Natürlich ist es unabdingbar, dass die deutsche Sprache von allen Erstklässlern grundsätzlich beherrscht wird, weil der Start in die Bildungsbiografie ansonsten nur misslingen kann.
Man kann sich darüber beklagen, dass es zu wenig Sprach-Kitas in unserem Land gibt und der Bedarf höher wäre, aber auch hierbei handelt es sich um ein zeitlich begrenztes Bundesprogramm mit allen negativen Folgewirkungen.
Wie das Land nach dem Auslaufen des Programms die Finanzierung übernehmen kann oder auch nicht, muss dann geklärt und diskutiert werden. Die Summen, die unser Land in eine gute Kinderbetreuung investiert, wurden vor Kurzem im Rahmen der Debatte zum Doppelhaushalt umfänglich hier im Haus erläutert.
In der Beschlussempfehlung wird aufgeführt, dass dem Ausschuss für Arbeit, Soziales und Integration ein Bericht über das genannte Thema gegeben werden soll. Darüber hinaus können dann entsprechende parlamentarische Initiativen ergriffen werden.
An letzter Stelle ein Appell an alle, die Umgang mit Kindern haben: Sie sollten viel mit ihnen reden. Das ist die beste Möglichkeit, den Kindern den Umgang mit Sprache und die Bedeutung von verbaler Kommunikation im Alltag nahezubringen und sie diese zu lehren.
Ich sehe keine Fragen. Ich danke Herrn Krull für den Redebeitrag. - Für die Fraktion DIE LINKE hat jetzt Frau Hohmann das Wort. Frau Hohmann, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! „Sprache ist das Tor zur Welt.“ Dieser oft gehörte Ausspruch drückt aus, welchen Einfluss die sprachliche Entwicklung auf die Bildungslaufbahn unserer Kinder hat. Sprachliche Fähigkeiten sind von Anfang an Voraussetzung, um erfolgreich die Welt zu erobern.
gen Kinder beim Spracherwerb förderbedürftig ist. In Sachsen-Anhalt liegt diese Zahl noch etwas höher. Dies bestätigt noch einmal mehr die Notwendigkeit, dass sich bereits Kindertagesstätten weiterhin für die sprachliche Bildung aller Kinder einsetzen. Ebenfalls erweisen sich Sprachbildung und Sprachförderung als langfristige Bildungsaufgaben, die nicht nur individuell, sondern im Kollegium bzw. im Team organisiert werden müssen.
Daher ist es sinnvoll, die Fachkräfte hierfür zu qualifizieren und ihnen in Aus- und Fortbildungen zum Beispiel entsprechende Lernszenarien aufzuzeigen. Dies ist ein Ergebnis der BiSS-Studie, an der Sachsen-Anhalt im Kita-Bereich leider nicht teilnahm bzw. nicht teilnehmen konnte. Warum? - Das ist ganz einfach zu begründen: Kurz vor dieser Studie hat Sachsen-Anhalt ganz schnell entschieden, die damalige Sprachstandsfeststellung im Land abzuschaffen.
Die Staatssekretärin informierte uns in der vergangenen Sitzung des Sozialausschusses darüber, dass das Ergebnis der damaligen Sprachstandserhebung nicht zufriedenstellend war. Dafür gibt es aus meiner Sicht keine Belege; denn die vorgesehene Evaluation fand nicht mehr statt.
Sehr geehrte Damen und Herren! Die uns heute vorgelegte Beschlussempfehlung ist nicht die Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag Herr Krull merkte es schon an. Aus unserer Sicht wurde wieder einmal eine Chance verpasst, SachsenAnhalt in Sachen Bildung nach vorn zu bringen. Um dennoch wenigstens für das Thema zu sensibilisieren, haben wir einen Änderungsantrag eingebracht. Hierin fordern wir unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Programms „Bildung durch Sprache und Schrift“ ein Konzept für die Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern in den nächsten Jahren.
Sehr geehrte Frau Ministerin, wenn Sie von 140 Sprach-Kitas sprechen und das Ganze evaluieren wollen - ich erinnere nur einmal daran, dass wir im Land ca. 1 750 Kitas haben -, dann ist das ein marginaler Teil der Kitas, die wir haben. Ich wünschte mir, dass Sie mehr Ehrgeiz an den Tag legen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Es gibt keine Fragen. Ich danke Frau Hohmann für den Redebeitrag. - Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht jetzt Frau Lüddemann. Frau Lüddemann, Sie haben das Wort.
Recht im Fokus frühkindlicher Bildung. Unser Kinderförderungsgesetz formuliert nicht von ungefähr, dass die Arbeit in den Einrichtungen - ich zitiere - „unter besonderer Beachtung der Sprachförderung“ stattfinden soll - so normiert in § 5 Abs. 3.
Wer Schwierigkeiten mit der Sprache hat, der oder die wird auch Schwierigkeiten bei dem Erlernen des Schreibens und Lesens haben. Wer diese Grundkompetenzen nur mangelhaft beherrscht, der wird natürlich in vielen Lebenszusammenhängen Nachteile und Schwierigkeiten erfahren, zuallererst selbstverständlich auf dem Arbeitsmarkt.
Gerade Sprache zeigt also, wie fundamental frühkindliche Bildung und die ersten Lebensjahre wirken. Entsprechend ist in unserem Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ der Ansatz einer alltagsintegrierten Sprachförderung verankert,
eine Förderung, die an den Kompetenzen und an dem Entwicklungsstand der Kinder ansetzt und ganz grundsätzlich von dem Impetus getragen ist, Stärken des Kindes zu stärken.
Eine auf Defiziterfassung abzielende punktuelle Sprachstandsfeststellung halte ich für wenig förderlich. Ich sehe dafür einfach keinen Handlungsbedarf. Oder anders gesagt: Ich verspreche mir davon keinen Mehrwert. Handlungsbedarf sehe ich allerdings bei den Sprach-Kitas im Land.
Die Bundesförderung für diese Einrichtungen bzw. für den entsprechenden Personalaufwuchs läuft absehbar aus, genau genommen schon im nächsten Jahr. Das ist ziemlich bedauerlich. Sie können davon ausgehen, dass wir uns gemeinsam mit dem Bund überlegen und mit ihm ins Gespräch darüber kommen wollen und müssen, wie wir weiter verfahren wollen; denn einfach wegbrechen sollte dieses Angebot nicht. Daher ist es absolut richtig, dass die vorliegende Beschlussempfehlung das Thema nicht abräumt, sondern einer weiteren Befassung im Ausschuss den Weg bahnt.
Dieser sehe ich wirklich mit Spannung entgegen. Ich hoffe sehr, dass die Frau Ministerin in Berlin vielleicht noch etwas erreichen kann. Ich hoffe auf Ihre Zustimmung zur Beschlussempfehlung. - Vielen Dank.
Frau Lüddemann, nur eine ganz kurze Nachfrage. Kennen Sie die Ergebnisse der BiSS-Studie, die sich mit Sprachförderung und Sprachstandserhebung im Kita-Bereich beschäftigt hat? - Ein Ergebnis war zum Beispiel, dass selbst engagierte Erzieherinnen und Erzieher, die aber keine Aus- und Fortbildung zur Sprachförderung wahrgenommen haben, Schwierigkeiten damit hatten, bestimmte Dinge richtig einzuordnen, die bei den Kindern aufgetreten sind. Deshalb hat die BiSSStudie gesagt, dass eine verstärkte Qualifizierung stattfinden muss.
Wenn Sie sich jetzt nur darauf berufen, dass es im Bildungsprogramm steht, dann wäre meine Frage, wie Sie die Erzieherinnen und Erzieher bei der Umsetzung des Bildungsprogramms „Bildung: elementar“ genau in diesem Bereich unterstützen.
Das, was hier in Rede steht, ist eine Grundsätzlichkeit. Es geht darum, ob wir die Sprachstandsfeststellung punktuell oder dauerhaft vornehmen. Ich bin sehr klar für die dauerhafte Begleitung.
Wir sind noch nicht an allen Stellen dort, wohin wir GRÜNEN wollen. Das gebe ich offen zu. Das habe ich auch in jeder Debatte gesagt. Wir müssen auch mehr für die Qualität tun, und das steht und fällt mit dem Personalschlüssel. Genau das ist es, wofür wir weiter streiten.
Bevor wir zum Redebeitrag der SPD-Fraktion kommen, habe ich die ehrenvolle Aufgabe, Damen und Herren der Sportjugend Sachsen-Anhalt in unserem Hohen Haus begrüßen zu dürfen. Seien Sie herzlich willkommen!
Des Weiteren begrüße ich Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Parey in unserem Haus. Seien auch Sie herzlich willkommen!
Jetzt kommen wir zum letzten Redebeitrag. Für die SPD-Fraktion spricht der Abg. Herr Steppuhn. Herr Steppuhn, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich denke, es ist in der Debatte schon deutlich geworden - und das war auch im Ausschuss so -, dass wir in dieser Frage deutlich anderer Meinung sind als DIE LINKE. Deshalb haben wir im Ausschuss mit Mehrheit festgelegt, dass wir eine kurze und knappe Beschlussempfehlung einbringen. Das hat auch gute Gründe.
Die Sprachentwicklung eines jeden Kindes - das ist erwähnt worden - verläuft unterschiedlich, mal schneller, mal langsamer, je nachdem, in welchem Umfeld das Kind aufwächst und welche Anregungen es von seinen älteren Geschwistern oder in der Kita bekommt.
Dieser Prozess ist ganz wichtig. Deshalb sehen wir Sprachförderung auch als einen kontinuierlichen Prozess an, den man nicht mit einem einmaligen Test beschreiben kann. Die Landesregierung hat sich bereits 2013 aufgrund von Hinweisen aus der Praxis dazu entschlossen, die verbindlichen Sprachstandsfeststellungstests abzuschaffen. Bei dieser Position bleiben wir auch.