Das, was man tun müsste, um das Problem an der Wurzel zu kurieren, wollen die LINKEN erklärtermaßen nicht tun. Worüber reden wir hier also eigentlich? - Diese Debatte ist verlorene Lebenszeit. Eine Frechheit ist das, was Sie hier abziehen, Herr Lippmann!
Die LINKEN präsentieren sich als Schutzpatron der Schulen, weil sie hoffen, so noch ein paar Wählerstimmen zu ergattern. Dabei tragen sie selbst mit ihren linken bildungspolitischen Konzepten eine gehörige Mitschuld an dem Lehrermangel und an der Bildungsmisere. Wir brauchen doch nur so viele Lehrer, weil an den Schulen der linke Ungeist regiert, weil die Inklusion durchgesetzt werden soll, weil die Schule der Integration von Flüchtlingen dienen soll, weil keine Disziplin mehr herrscht.
Wenn Sie bei der LINKEN so tun, als würden Sie den Lehrermangel bekämpfen wollen, dann ist das eine Politik nach der Methode „Haltet den Dieb!“, nichts als linke Heuchelei.
Doch ich bin mir sicher, der Wähler wird sich im Jahr 2021 davon nicht mehr hinters Licht führen lassen.
In Brandenburg und Sachsen sind Sie schon auf 10 % gefallen - wohlverdient. In Sachsen-Anhalt wird es uns 2021 gelingen, Sie auf unter 10 % zu drücken. Dann wird in Ihren Reihen Heulen und Zähneklappern herrschen. Und wissen Sie was? - Es wird Musik in unseren Ohren sein.
Ich würde Ihre Sorge um den Unterrichtsausfall ja verstehen. Ich würde es ja verstehen, wenn Sie sich um die schlechter werdende Qualifikation der Schulabsolventen sorgen würden und dem ernsthaft abhelfen wollten. Aber nein: Die offenkundige Noteninflation beim Abitur bei gleichzeitig immer schlechter werdender Studierfähigkeit ist Ihnen egal. Dass die Schulabgänger immer weniger können, interessiert Sie nicht die Bohne. Wenn Vertreter der Wirtschaft und der Universitäten klagen, dass sie mit den jungen Leuten nichts mehr anfangen können,
stecken Sie den Kopf in den Sand. Das durfte ich schon bei mehr als einer Anhörung im Ausschuss erleben.
Minister Tullner sagt dann, dass zu allen Zeiten die alte Generation über die Jugend von heute geklagt hat, und wischt so mit leichter Hand die Kritik vom Tisch. Das ist an Ignoranz und Realitätsverweigerung nicht mehr zu überbieten. Doch so kennen wir unseren Minister.
Noch viel blöder ist aber das, was Herr Lippmann bei solchen Gelegenheit von sich gibt. Er sagt immer etwas in der Art: Die jungen Menschen heute können aber andere Dinge.
In der Tat. In der Kunst, sich das politische Denken von Fridays-for-Future-Einpeitschern abnehmen zu lassen, in der Kunst, sich von einem Youtube-Video nach dem anderen berieseln zu lassen, sowie in der Kunst, in Sekundenschnelle orthografische Katastrophen auf dem Smartphone zu produzieren, sind viele Schüler von heute früheren Generationen haushoch überlegen. Ich frage mich aber ernsthaft: Weshalb wollen Sie mehr Lehrer, wenn Ihnen offenkundig egal ist, dass die Schüler nichts mehr lernen? Weshalb wollen Sie mehr Lehrer, wenn Sie jeden Anspruch, die Schüler zu bilden, wirklich zu bilden, aufgegeben haben?
Für die institutionelle Verwahrlosung, die Sie unter Bildung verstehen, Herr Lippmann, braucht man doch gar keine Lehrer. Das Einzige, wofür Sie Lehrer brauchen, ist die politische Indoktrination. Die Schule unter der Ägide Ihresgleichen verkommt mehr und mehr zu einer migrations- und klimapolitischen Indoktrinations- und Verblödungsanstalt, in der die richtige Meinung im Zweifel wichtiger ist als das Wissen. Das sind die Themen, über die wir hier einmal sprechen müssten.
Wenn Sie an der herrschenden Bildungspolitik nichts Ärgeres zu bemängeln haben, als dass das Ministerium von 895 ausgeschriebenen Lehrerstellen trotz größter Bemühungen bislang nur 317 besetzt hat, dann verstehen Sie jedenfalls gar nichts von Bildung und haben sich als Bildungspolitiker disqualifiziert.
Dabei wäre die Behebung des aktuellen Lehrermangels ganz einfach möglich. Wir reduzieren zuerst alles, ausnahmslos alles, was sinnlos Lehrerkapazitäten auffrisst; also stopp mit dem Inklusionsirrsinn und generell Rückkehr zu leistungshomogenen Klassen. Der Unterricht muss sich wieder auf seine Kernaufgabe, die Wissensvermittlung, konzentrieren. Unterricht ist keine allseitige Bespaßung, keine permanente Projektwerkstatt und kein Zeitvertreib. Es bedarf also einer Rückkehr zum guten alten Frontalunterricht, zu strenger Zielgleichheit und Disziplin in den Klassen.
Das spart nicht nur Lehrer, sondern würde dazu führen, dass die Kinder an der Schule wieder etwas lernen. Dann gliedern wir alle Flüchtlingskinder in Sonderklassen aus, in denen sie provisorisch und überbrückungsweise bis zur Heimkehr unterrichtet werden, möglichst auch von ihren eigenen Leuten. Dann entbürokratisieren wir den Schulbetrieb. Dann nutzen wir endlich systematisch die Potenziale von pensionierten Lehrern, indem wir ihnen die befristete Rückkehr in den Schuldienst anbieten. All das sind Vorschläge
Wenn wir all das tun würden, gäbe es im Land nicht nur keinen Lehrermangel mehr, sondern dann würden sogar wieder mehr junge Leute Lehrer werden wollen, weil es dann wieder Freude machen würde, Lehrer zu sein.
Der aktuelle Lehrermangel ist das Resultat Ihrer Politik. Sie sind also nicht die Lösung, Sie sind das Problem in Idealgestalt. Die Aktuelle Debatte, die Sie anzetteln, bringt keine Lösung, sondern vertieft das Problem. Es bleibt nur zu hoffen, dass mehr und mehr Bürger genau das erkennen und Sie - damit meine ich jetzt alle, vom CDU-Minister bis zu den LINKEN - im Jahr 2021 abwählen. - Vielen Dank.
Bevor wir in der Debatte weiter vorangehen, begrüßen wir ganz herzlich Gäste, und zwar Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schulen August von Parseval und der Förderschule Erich Kästner aus Bitterfeld-Wolfen. Herzlich willkommen!
Wir können in der Debatte fortfahren. Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat der Abg. Herr Aldag das Wort.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Herr Tillschneider, Sie haben am Anfang Ihrer Rede erwähnt, dass Sie den Schlagabtausch zwischen Herrn Lippmann und Herrn Tullner ermüdend finden. Aber lassen Sie mich sagen, dass Ihre Unterhaltungen und Reden, zumindest für mich, nicht minder ermüdend sind. Aber gut, das ist etwas anderes.
Meine Damen und Herren! Der Lehrkräftemangel und seine Auswirkungen auf unsere Bildungslandschaft sind erschreckend und nicht schönzureden. Unterrichtsausfall und Überlastung der Lehrkräfte in unserem Bildungssystem gehen dabei Hand in Hand mit geringeren Bildungsangeboten für Schülerinnen und Schüler. Der nachwachsenden Generation bleiben Sie in ihrem Recht auf Bildung etwas schuldig.
Praxis unserer Lehrkräftegewinnung müssen wir viel, viel besser werden. Ich bin aus diesem Grund dankbar für diese Aktuelle Debatte. Denn wir können als Parlament nicht zusehen, dass lediglich ein Drittel der ausgeschriebenen Stellen besetzt wird, ohne dass wir hier unsere Stimme erheben und Verbesserungen anmahnen.
Ich habe es gerade gesagt: Wir müssen besser werden. Es ist das allerhöchste Ziel, auch im Hinblick auf den nächsten Haushalt, Schwerpunkte zu setzen und alle Kräfte zu mobilisieren, damit wir in Sachsen-Anhalt eine solide Lehrkräfte- und Unterrichtsversorgung sicherstellen können.
Ich bin überzeugt, dass das gelingen kann. Aber wir müssen auch etwas dafür tun, und zwar deutlich mehr als jetzt. Wenn es notwendig ist, dass unser Bildungsminister alle Lehramtsabsolventinnen und -bewerber mit einem Arbeitsvertrag unter dem Arm und einem Blumenstrauß in der Hand zu Hause besucht, dann muss er das eben tun.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin überzeugt davon, dass im Landesschulamt Großartiges geleistet wird, aber die jetzigen Mechanismen und die Manpower reichen einfach nicht aus, um im Wettstreit mit allen angrenzenden Bundesländern jedes Jahr etwa 800 Lehrkräfte für Sachsen-Anhalt zu gewinnen und einzustellen. Wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir, dass es nicht nur beim Einstellungsverfahren hinter dem Schreibtisch bleiben kann. Wir brauchen Headhunter, die sich zusammen mit den Unis gezielt für die Anwerbung von Lehrkräften einsetzen. Und wir brauchen neben den normalen Einstellungsverfahren auch alternative Möglichkeiten.
Wir GRÜNE fordern deswegen, Schulen vor Ort - sofern sie sich dieser Aufgabe gewachsen sehen - mehr einzubeziehen. Es muss möglich sein, Bewerbungsverfahren direkt mit den Schulleitungen und Teilen des Lehrkräfteteams vor Ort durchzuführen. Es muss möglich sein, dass man Schulleiterinnen und Schulleiter unkompliziert und schnell darin unterstützt - beispielsweise durch vorgefertigte Honorarverträge - Seniorlehrkräfte stundenweise zu gewinnen, um Unterricht an ihren alten Schulen zu geben und damit Personallücken zu überwinden.
Wie oft befand ich mich schon in Gesprächen mit Schulleiterinnen und Schulleitern, die erzählten, dass sie selbst ihre vakanten Stellen im Handumdrehen besetzen könnten. Ich bin in dieser Situation immer sprachlos und zucke beschämt mit den Schultern. In diesem Punkt muss sich dringend etwas bewegen. Und wenn das mit den jetzigen gesetzlichen Regelungen nicht funktio
Aber nicht nur das. Es gilt, ein ganzes Maßnahmenpaket für eine Bildungsoffensive zu schnüren. Wenn wir im Wettbewerb um die klügsten und engagiertesten jungen Lehrkräfte gewinnen wollen, dann müssen wir endlich auch das umsetzen, was wir uns mit der Landeskampagne zum Bauhaus-Jubiläum bereits selbst attestiert haben, nämlich modern zu denken.
Meine Damen und Herren! Für uns Bündnisgrüne gehört dazu, jetzt mit der Anpassung der Vergütung der Grundschullehrkräfte zu starten und die Anhebung auf E 13/A 13 verbindlich zu vereinbaren. Wir müssen zeigen, dass wir daran arbeiten und sich auch in Sachsen-Anhalt etwas bewegt. Sachsen, Brandenburg und Berlin als direkte Konkurrenten auf dem Lehrkräftemarkt sind längst dabei. Wenn wir nicht handeln, dann bilden wir in Sachsen-Anhalt Grundschullehrkräfte für unsere Nachbarbundesländer aus. Jetzt die Anhebung auf E 13 oder A 13 zu beschließen - wir schlagen dafür einen moderaten Fünfstufenplan vor - ist ein wichtiges Zeichen. Es gibt allen zukünftigen Bewerberinnen und Bewerbern eine sichere Zukunftsprognose und zeigt, dass Sachsen-Anhalt das pädagogische Engagement und eine gute Bildung in diesen ersten Lebensjahren viel wert sind.
Liebe Koalitionspartner, wir sollten uns auf diesen Schritt verständigen. Er ist längst fällig und das nicht nur bei den Grundschullehrkräften, sondern auch bei der universitären Weiterbildung von Seiten- und Quereinsteigerinnen und den grundsätzlichen Platzkapazitäten im Lehramt. Auch hier besteht dringender Handlungsbedarf. Ich staune beispielsweise darüber, dass die Vergabe der Studienplätze laut Information des Bildungsministeriums zum Teil völlig an den bestehenden Bedarfen vorbeigeht und Bewerberinnen in Mangelfächern, wie Deutsch, Englisch, Chemie und Physik, hingegen aus Platzgründen abgelehnt werden. Das kann nicht so bleiben.
Wir brauchen zeitlich begrenzt einen deutlichen Aufwuchs um 200 Studienplätze. Insbesondere muss es auch Kapazitäten für Studierende geben, die während des Studiums noch in die Lehramtsausbildung wechseln wollen. Selbstverständlich brauchen die Unis dabei unsere Unterstützung.
Bei den Planungen müssen dann die Scheuklappen der Strukturdebatten aus der Vergangenheit abgelegt werden. Wenn es für einen begrenzten Zeitraum besser möglich ist, Teile der Lehrkräfteausbildung in Magdeburg anzusiedeln, weil Halle räumlich an seine Grenzen stößt, dann sollte dies
auch umgesetzt werden. Das gilt auch für den in meinen Augen viel zu lange andauernden Eiertanz zur universitären Weiterqualifizierung von Seiten- und Quereinsteigern. Mir ist es unbegreiflich, dass wir unsere Seiteneinsteiger nach Potsdam schicken und die Weiterqualifizierung damit outsourcen.
Darüber hinaus bin ich auch verwundert, dass lediglich 13 von mehr als 100 Bewerberinnen und Bewerbern die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung bekommen haben, um die volle Lehrbefähigung zu erlangen. Jeder Kurs umfasst 25 Plätze. Warum um alles in der Welt konnten diese bei so vielen Bewerberinnen und Bewerbern nicht gefüllt werden? - Ich gehe davon aus, dass alle Bewerberinnen und Bewerber aus dem Spektrum der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger ins System aufgenommen werden und es somit Bewerberinnen und Bewerber gab, die einen vollen Hochschulabschluss nachweisen konnten und ohnehin schon vor der Klasse stehen und täglich in verschiedenen Fächern unterrichten und vertreten. Wie kann es sein, dass diese Kurse nicht voll werden?
Für uns GRÜNE ist klar, dass wir eine vernünftige Weiterqualifizierung unserer Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger durch die landeseigenen Universitäten brauchen. Zudem scheinen die Zulassungsbedingungen zu den Weiterqualifizierungen nochmals gründlich überdacht werden zu müssen. Es ist unsere Aufgabe und Pflicht, alle Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger so weiterzubilden, dass sie unseren Schülerinnen und Schülern zum bestmöglichen Bildungserfolg verhelfen können und gleichzeitig den Weg zu einer unbefristeten Anstellung in den Landesdienst mit gleicher Bezahlung finden.