Protocol of the Session on May 23, 2019

(Heiterkeit bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Aber leider habe ich, wie gesagt, das Plattsprechen nicht richtig gelernt.

Plattdeutsch ist nicht gleich Plattdeutsch. Wir haben es gerade erlebt. Es gibt eine Vielzahl von regionalen Unterarten. Bereits von Dorf zu Dorf war es anders und sogar von Familie zu Familie gab es bestimmte Eigentümlichkeiten und auch verschiedenste Begrifflichkeiten. Das Platt in Jerchel oder Potzehne bei Gardelegen unterscheidet sich in vielen Facetten von dem in der Umgebung von Salzwedel. Das erklärt wahrscheinlich auch einige Unstimmigkeiten in meiner Familie, wenn man sich deswegen nicht richtig verstanden hat. Das kann ich alles verstehen.

(Heiterkeit bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Plattdeutsch ist aus meiner Sicht nicht nur eine Volkssprache, sondern auch des Volkes Stimme. Geschichtlich gesehen stand diese Sprache auch für eine ungebrochene Haltung gegen den Einfluss des Preußischen - das muss man auch einmal sagen.

Es ist eine schöne Sprache und es lässt sich zumindest registrieren, dass über Platt auf zahlreichen gesellschaftlichen Feldern wieder diskutiert wird, sei es bei der Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln, bei Berichterstattungen in und über Platt in zahlreichen Zeitungen oder bei den Überlegungen, Platt in Kindertageseinrichtungen wie auch in der Schule besser zu verankern. Es ist auch zu beobachten, dass viele Plattsprecher ihre Sprache selbstbewusster und offensiver einsetzen.

Damit das Platt am Leben bleibt, muss einiges getan werden. Es braucht natürlich viel Unterstützung. Beispielsweise wurden in Mecklenburg-Vorpommern im März 2017 an sechs Schulen niederdeutsche Unterrichtsklassen eingeführt. Darüber sollten wir auch einmal nachdenken, auch wenn uns gerade die Lehrer fehlen, Herr Tullner. Das kriegen wir aber sicherlich hin.

Also, wir sollten das Platt nicht aus den Augen verlieren und ähnliche Vorschläge und Initiativen zum Erhalt und zur Wiederbelebung von Platt

unterstützen. Wat mutt, dat mutt. Deswegen stimmen wir diesem Antrag zu.

(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung von Dr. Katja Pähle, SPD)

Vielen Dank. Auch hierzu sehe ich keine Wortmeldungen. - Wir kommen zur nächsten Debattenrednerin. Für die CDU-Fraktion spricht die Abg. Frau Gorr. Sie haben das Wort, Frau Gorr.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Ich zitiere - nachher sage ich, woraus ich zitiert habe -:

„Eene Vertellje vorlesen is man bannig schwar.

Et is een groter Saal. Veele Menschen sitten hier opp ehre Stöhle. Opp eenen sitte ick mit miene Bläder in de Hand, opp dee miene Vertellje steiht, dee ick hüte vorlesen soll. Neben mick klucken noch annere Mäken un Jungs, dee dat ook wollen. Se scharren hibbelig mit de Beene, zuppen an den Jackenarmel or strieken ehrn Rock jlatt. De Bläder mit de Vertelljen hollen se wisse wie ick fladderig in de pitschijen Poten. Ook mick is nich jut tomote, hebbe mächtijen Bammel vor dat, wat nu kümmt. Ick weet, dat sick nu mien Kopp wisse farbet un Schweet opp de Stirne tritt.

Ach Herrjeh! Man röppt mienen Namen. Ick stahe opp, late balle miene Bläder opp den Stohl liejen. Himmel, is de Weech nah vorne opp eenmal wiet! Un de Saal erst, is der grot! Vorhen is’e doch veel kleener ewest.

Ick leje mien Schriebkrams opp den Disch, kieke nah vorne, versöke dat Zittern von miene Hänne to underdrücken. Na, dat hülpt ja nu allet nist, denke ick, dunn will ick mal loslejen. Miene Hänne bebbern noch een betchen, ick leje de Sieten torechte, ook wenn dee woll all richtig liejen, spräke de Ebberschrift von miene Vertellje un versöke, miene Stimme eenen festen Klang to jeben. Aber de ersten Sätze sinn holperig, dabie hebbe ick se tohuse doch schon oft eleset.

Wieter jeiht dar, nu bin ick jut drinne in miene Vertellje, nu löppt dat schwinne hen. Balle kümmt dat Enne. Blot noch drei Reejen, dunn schlute ick aff, nucke mit den Kopp, bedanke mick forr dat Tohören, jriene ebber beie Backen. Dat wirkt wisse wennigstens nich so verlejen wie bie miene

Vorjängerin. De Lüe klatschen aber. Veel? Wennig? - Ejal - näjestes Mal wörre et opp alle Fälle besser!“

(Siegfried Borgwardt, CDU: Genau!)

Das war aus einem Vorlesewettbewerb 2015/ 2016: „Schülerinnen und Schüler lesen Platt“. Ich habe das ausgesucht. Ich bin natürlich überhaupt nicht Expertin - das hat man gemerkt -, aber ich bin mit Herrn Meister in der Arbeitsgruppe Niederdeutsch. Darüber bin ich sehr froh. Ich habe in meinem Wahlkreis selber einmal ein plattdeutsches Liederbuch gefördert. Und mit einer Dame auf den Rängen, die ich hier nicht benennen möchte, habe ich einmal an der Magdeburger Volkshochschule das „Machdeburjer Wörterbuch“ herausgegeben.

Frau Abgeordnete, Ihre Tied is abjeloofe.

(Heiterkeit bei allen Fraktionen)

Ich freue mich, wenn wir alle dem Antrag zustimmen. Ich denke, das ist ein wunderbarer Abschluss dieses heutigen Parlamentstages. - Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU - Zustimmung bei der LINKEN, bei der AfD, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Abg. Gorr. - Auf weitere Wortmeldungen wird verzichtet.

Damit kommen wir zur Abstimmung über den Antrag in Drs. 7/4357. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Hand- oder Kartenzeichen. - Ich sehe, das ist das gesamte Hohe Haus. Wer stimmt dagegen? - Niemand. Wer enthält sich der Stimme? - Auch niemand. Damit ist der Antrag angenommen worden.

Schlussbemerkungen

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir sind am Ende der 72. Sitzung des Landtages angelangt. Die morgige 73. Sitzung beginnt um 9 Uhr mit dem sogenannten Prioritätenblock, wobei wir mit dem Tagesordnungspunkt 6 - Impfschutz gegen Masern garantieren - beginnen.

Die Arbeit ist für heute getan. Wir können jetzt in den Feierabend gehen. Ich wünsche allen einen schönen Abend.

Schluss der Sitzung: 20:15 Uhr.