Protocol of the Session on September 28, 2018

(Beifall bei der SPD, bei der LINKEN und bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der CDU)

Zweitens. Sie wollen die Unabhängigkeit der Justiz brechen. Denn Sie brüsten sich in der Begründung zu Ihrem Antrag damit, dass der Druck der Straße die Regierungskoalition im Falle des verstorbenen Kötheners zu angemessenen Maßnahmen bewegt habe.

Dieser Satz, meine sehr verehrten Damen und Herren von der AfD, ist eine Katastrophe.

(Eva von Angern, DIE LINKE: Der sagt ganz viel! - Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der LINKEN)

Denn es wäre das Ende unseres Rechtssystems - ich möchte extra für Sie hinzufügen - und das Ende deutscher Rechtstradition, wenn die Straße das Handeln der Justizbehörden bestimmten würde. Es ist eine bewusste Täuschung der Bürgerinnen und Bürger, wenn Sie mit dieser Formulierung den Eindruck erwecken - das wollen Sie ja -, das Handeln der Behörden werde durch die Regierungskoalition, also politisch, geleitet. Das ist nicht wahr und das wissen Sie auch.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Zustimmung von Siegfried Borgwardt, CDU)

Drittens. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie missachten die Gewaltenteilung. Denn schon mit Ihren bisherigen Anträgen hier im Plenum und im Rechtsausschuss haben Sie versucht zu erreichen,

(Zuruf von der AfD)

dass der Landtag quasi durch politischen Beschluss Ihre Schuldthese übernimmt.

Schließlich viertens. Sie schwächen gezielt die Strafverfolgungsbehörden, indem Sie zum Beispiel auf dem schon erwähnten Flugblatt behaupten, die Staatsanwaltschaft blende die Öffentlichkeit, der Generalstaatsanwalt täusche den

Rechtsausschuss mit falschen Informationen. Das ist kein Einzelfall, das hat Methode.

(Volker Olenicak, AfD: Da gibt es Protokol- le!)

Wie Sie dasselbe auch im Fall Köthen tun, hat meine Fraktionsvorsitzende Katja Pähle gestern bereits ausgeführt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn es denn wenigstens tatsächlich die Empörung über die Folgen einer Gewalttat wäre, die die AfD zu solchen Äußerungen treibt, dann könnte man das möglicherweise als Überreaktion abtun. Aber genau diese Empörung spreche ich Ihnen ab. Wenn es Ihnen nur darum ginge, Ihre Wut darüber zu äußern, dass jemand mit Gewalt aus unserer Mitte gerissen wird, frage ich Sie: Wo war diese Empörung, als Yangjie Li vergewaltigt, über Stunden gequält und ermordet wurde? Wo waren die Trauermärsche der AfD?

(Starker Beifall bei der SPD, bei der LIN- KEN und bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der CDU - Eva von Angern, DIE LINKE: Wo waren die Trauermärsche?)

Wo, meine Damen und Herren von der AfD, sind Ihre empörten Aktionen, wenn Deutsche von Deutschen getötet werden? Ich kenne keine.

(Eva von Angern, DIE LINKE: Das sind ja Deutsche!)

Deshalb, sehr geehrte Mitglieder der AfD-Fraktion, setzen Sie sich unweigerlich dem Verdacht

aus, dass Ihre scheinbare Trauer nur in ausgesuchten Fällen zum Ausdruck kommt. Wenn Sie nämlich meinen, einen Täter präsentieren zu können, der Ihren politischen und völkischen Vorstellungen entspricht. Weil das so ist, war auch die gestrige Distanzierung Ihres Abg. Farle von Pegida-Chef Köckert so fadenscheinig.

Wer so redet

(Daniel Roi, AfD: Jetzt hören Sie doch auf!)

und handelt wie Sie, der versucht den angeblichen Rassenkrieg ebenso herbeizureden, wie der Neonazi Köckert.

(Starker Beifall bei der SPD, bei der LIN- KEN und bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der CDU und von der Regierungsbank - Sebastian Striegel, GRÜNE: Verfassungs- feinde! - Zurufe von der AfD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Unser Rechtsstaat braucht keinen Druck der Straße

(Lydia Funke, AfD: Das ist unglaublich! - Zurufe von der AfD)

und er braucht auch keine selbsternannten Ankläger hier im Parlament.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Der Rechtsstaat braucht gut ausgebildete Polizistinnen und Polizisten, fähige Staatsanwältinnen und Staatsanwälte und kluge Richterinnen und Richter.

Und es gibt da noch etwas, was der Rechtsstaat braucht;

(Zurufe von Volker Olenicak, AfD, und von Lydia Funke, AfD)

sonst funktioniert er nicht. Ich nehme an, meine sehr verehrten Damen und Herren auf der rechten Seite dieses Hauses, Sie kennen das Wort, aber ich vermute, Sie wissen nicht, was es bedeutet. Der Rechtsstaat, meine sehr verehrten Damen und Herren, braucht Respekt. - Vielen Dank.

(Starker, lang anhaltender Beifall bei der CDU, bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Abg. Hövelmann. Es gibt eine Frage, Herr Hövelmann.

(Zurufe von Lydia Funke, AfD, und von An- dré Poggenburg, AfD)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es gibt eine Frage an den Abg. Herrn Hövelmann. - Herr Farle, Sie haben das Wort. Bitte, Herr Farle.

Das ist eine Intervention. Ich möchte den Leuten, die hier jetzt sehr lange geklatscht haben, eigentlich nur die Botschaft sagen: Sie können auch noch zehn Minuten länger klatschen, aber Ihre Rede, Herr Hövelmann, war eigentlich ein Beispiel dafür, wie man versucht, Hass und Hetze

(Zurufe von der SPD)

gegen die AfD zu streuen,

(Eva von Angern, DIE LINKE: Oh!)

weil wir den wachsenden

(Eva von Angern, DIE LINKE: Immer: ich, ich, ich! Unfassbar! - Sebastian Striegel, GRÜNE: Opfermythos!)

Zerfall dieser Justiz nicht hinnehmen wollen.

(Zuruf von Cornelia Lüddemann, GRÜNE)

Denn Fakt ist: Wenn die AfD in diesen Dingen nicht wachsam bleibt, werden diese Fälle als Einzelfälle ständig unter den Teppich gekehrt. Das ist nicht zulässig.

Die Menschen, die hier sterben, haben ihre Verwandten und Bekannten, und die haben ein Recht darauf, nicht nach drei Tagen ein Gefasel von Notwehr zu hören,

(Zuruf von der AfD: Richtig!)

sondern ehrliche und anständige Ermittlungen. Die wären in diesem Fall erst gar nicht zu Ende gebracht worden und würden nicht zu Ende gebracht werden, wenn sich die Menschen darüber nicht so empören würden. Und die AfD macht nichts anderes,

(Zuruf von Dr. Katja Pähle, SPD)

als diese Empörung in diesem Parlament sichtbar zu machen.

Wir sind die Kontrollinstanz, damit der Rechtsstaat hier nicht ausgehebelt wird. Darum geht es.