Protocol of the Session on April 19, 2018

- Was regen Sie sich denn auf!

(Daniel Roi, AfD: Kommen Sie mal nach Bitterfeld! Wer hat denn das zu verantwor- ten?)

Die Apologeten des fordistischen Fossilismus sitzen doch hier vorn. Haben Sie Herrn Farle nicht zugehört? - Gegrölt und gejohlt haben Sie zu diesen Reden, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der LINKEN - Hannes Loth, AfD: Weil er recht hat!)

Meine Damen und Herren! Zurück zum Feldhamster.

(Daniel Roi, AfD: Das ist ein Tätervolk! Lä- cherlich!)

Wir haben schon viel gehört, was passieren muss, nämlich die landwirtschaftliche Nutzung muss so organisiert werden, dass beispielsweise Hamsterstreifen errichtet werden, damit der Schutz gewährleistet werden kann. Auch der verspätete Umbruch von Stoppeln nach Abschluss der Ernte in den Sommermonaten ist eine Maßnahme, die sehr einfach umzusetzen ist.

In Hamstersiedlungsgebieten braucht es möglichst viele Maßnahmen zum Schutz, zum Beispiel die Beschränkung der Bodenbearbeitung auf eine Tiefe von ca. 25 cm. Die Anlage von Streifen anderer Kulturarten habe ich schon genannt. Hinzu kommen der Verzicht auf Feldarbeiten bei Einbruch der Dämmerung und weitere Verbesserungen der Humusbilanz des Bodens.

Meine Damen und Herren! Ein weiterer Punkt ist die Versiegelung von Flächen. Es erstaunt schon, dass in unserem Bundesland die Flächenversiegelung trotz sinkender Bevölkerung dermaßen anhält. Zudem geht damit auch eine Fragmentierung der Flächen einher - ein großes Problem für viele Arten.

In Sangerhausen haben wir es auch thematisiert gehabt, dass nur ein kleinerer Bereich tatsächlich das Kerngebiet der Hamster ist und der Rest bei Überpopulation genutzt wird. Die Fragmentierung durch die Autobahn spielt dort auch eine Rolle.

Meine Damen und Herren! Wenn man weiß, dass in der Magdeburger Börde in den 50er-Jahren noch eine Million Hamsterfelle gezählt wurden, bis in die 80er-Jahre Hamster gejagt wurden und dieses Tier mittlerweile streng geschützt werden muss, damit es hierzulande nicht ausstirbt, dann macht das die Dimensionen dessen klar, welche Auswirkungen menschengemachtes Handeln hat.

Die Intensivierung der Landwirtschaft, Flächenversiegelung und -fragmentierung zerstören die Lebensgrundlagen vieler Arten.

(Zustimmung von Kerstin Eisenreich, DIE LINKE, von Rüdiger Erben, SPD, und von Silke Schindler, SPD)

Wir brauchen Regularien, die zum einen das Nutzungsinteresse der Menschen berücksichtigen,

Herr Lange, Ihre Redezeit ist zu Ende. Kommen Sie bitte zum Schluss.

Ja. Der letzte Satz.

Ja, der letzte Satz.

(Zustimmung bei der AfD)

zum anderen den Natur- und Artenschutz stärker in den Mittelpunkt rücken. Wir müssen umdenken, damit wir nicht weiter Teil der sechsten Auslöschung sind. - Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)

Vielen Dank, Herr Lange. Es gibt keine Anfragen. - Wir kommen zum nächsten Redner. Der nächste Redner ist für die SPD-Fraktion der Abg. Herr Barth. Sie haben das Wort, Herr Abgeordneter.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Feldhamster ist gemäß Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie eine streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse. Anhang IV der FFH-Richtlinie ist heute schon des Öfteren erwähnt worden. Es ist übrigens dieselbe Richtlinie, die den Wolf betrifft.

Natürlicher Lebensraum der Feldhamster sind vorzügliche Ackerbaustandorte mit einer Bodenwertzahl ab 70 Bodenpunkten. Damit sind wir in Mitteldeutschland, insbesondere die Börde, prädestiniert und natürlich auch das Thüringer Tieflandbecken, wenn ich es so richtig bezeichnen darf.

Das mittlere und südliche Sachsen-Anhalt gehört historisch mit seinen guten Böden zu dem Hauptverbreitungsgebiet des Feldhamsters, woraus sich eine besondere Verantwortung für die Art ableitet.

Es stellt sich also die Frage, welche konkreten Ursachen dazu geführt haben, dass sich die Population des Feldhamsters von einem gefürchteten Schädling zu einer vom Aussterben bedrohten Art entwickelt hat, und welche Maßnahmen wir ergreifen müssen, um dem entgegenzuwirken.

Auf die Ursachen ist hier schon mehrfach hingewiesen worden: intensive Landwirtschaft etc. Darauf will ich in meiner Rede gar nicht weiter eingehen.

Wir müssen auf jeden Fall Gegenstrategien entwickeln, damit er nicht ausstirbt.

Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage macht Hoffnung; denn sie verdeutlicht, dass es eine ganze Menge an Bemühungen gibt, den Feldhamster als heimische Art in SachsenAnhalt zu erhalten.

Diese Bemühungen sind, was zum Beispiel die Einrichtung der Feldhamsterzuchtstation in Sangerhausen zeigt, sehr weitreichend. Auch wenn nach überschlägiger Einschätzung der derzeitige Erhaltungszustand der lokalen Population als schlecht eingeschätzt wird, hoffen wir, dass die Umsetzung der Maßnahmen Wirkung zeigt und uns die lokale Population der Feldhamster in Sangerhausen erhalten bleibt.

Meine Damen und Herren! Ansätze zur Verbesserung der Situation bedrohter Arten wie des Feldhamsters gibt es eine ganze Reihe im Rahmen der Agrar-Umwelt-Maßnahmen. Ich denke, das ist der richtige Ansatz. Es sollte versucht werden, diesen Ansatz weiter auszubauen.

Für den Feldhamster muss es also in erster Linie darum gehen, die Förderung hamstergerechter Bewirtschaftungsmaßnahmen in der Landwirtschaft auszubauen, um damit die Erhöhung der Kapazität seines Lebensraums zu erreichen. Dies hilft nicht nur dem Feldhamster, sondern hat auch für das Leben anderer Arten eine ausschlaggebende Bedeutung.

Auch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen können wesentlich dazu beitragen, die Situation für die Population zu verbessern. Die Umsiedlung von Feldhamstern, wie bei Frageblock 3 ausgeführt, ist sicher eine wichtige und notwendige Maßnahme. Entscheidend jedoch dürfte die langfristige Sicherung der hamstergerechten Bewirtschaftung sein, welche als produktionsintegrierte Maßnahme erforderlich ist.

Würdigen möchte ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Bemühungen der Deutschen Wildtierstiftung und der am Feldhamsterprojekt teilnehmenden Betriebe.

Meine Damen und Herren! Der Feldhamster steht exemplarisch für eine ganze Reihe von Arten, die wir vor dem Aussterben bewahren müssen. Die Koalitionsfraktionen haben sich darauf verständigt, die Biodiversitätsstrategie und den Aktionsplan des Landes weiterzuentwickeln. Wir erwarten von der Ministerin die intensive Einbindung des Parlaments.

Artenschutz ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir nur gemeinsam zum Erfolg führen können. In diesem Sinne wird sich der Umweltausschuss sicherlich intensiv einbringen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Zustimmung bei der SPD)

Vielen Dank, Herr Abg. Barth. Es gibt hierzu keine Anfragen. - Wir kommen somit zum Debattenredner für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Der Abg. Aldag wird hierzu seine Ausführungen machen. Sie haben nur zwei Minuten.

Das wird sportlich,

wie immer bei den Debatten.

Sie haben jetzt das Wort.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine Damen und Herren! Der Feldhamster steht auf der Roten Liste. Er ist vom Aussterben bedroht. Hier bei uns in Sachsen-Anhalt ist das Verbreitungszentrum dieser Art. Er ist eine geschützte Art. Das hilft uns, unserer besonderen Verantwortung für diese Art gerecht zu werden. - So viel vorneweg.

Wenn man sich intensiv mit diesem possierlichen Tierchen beschäftigt, dann ist vieles aus dieser Großen Anfrage bekannt. Somit hat diese lediglich dazu beigetragen, nach Wolf, Nutria, Iltis, Biber, Sumpfschildkröte, Lachmöwe, Nilgans etc. ein weiteres Tier durch den Landtag zu treiben. Meine Damen und Herren! Ich freue mich jetzt schon auf die Debatte zur Steinlaus. Diejenigen, die Loriot kennen, wissen, was ich meine.

(Heiterkeit und Beifall bei den GRÜNEN)

Zurück zur Großen Anfrage. Wie gesagt, wir haben wieder viel über ein weiteres Tier im Land kennengelernt. Viele neue Erkenntnisse haben sich für mich daraus nicht ergeben. Ich erkenne auch nicht, welche Konsequenzen sich daraus noch ergeben könnten.

Über etwas bin ich aber doch gestolpert oder es hat mich sehr beschäftigt: Ich bin verwundert, warum es uns beide gleichermaßen beschäftigt. Das müssen wir noch einmal in einem Zwiegespräch erörtern.

(Hendrik Lange, DIE LINKE: Nein, nein, das müssen wir nicht!)

- Müssen wir nicht. - Gleich im ersten Themenkomplex, Frage 6, wird nach dem Fortpflanzungstyp gefragt. Jetzt einmal ernsthaft, meine Damen und Herren: Was haben Sie denn darauf für eine Antwort erwartet? - Das versteht sich gar nicht.

Umso frappierender war die Antwort der Landesregierung. Herr Lange hat sie schon vorweggenommen. Frau Ministerin, an Sie gerichtet, herz

lichen Dank an Sie und an Ihr Haus, dass Sie diese wertvolle Aufklärungsarbeit für uns geleistet haben. Endlich ist diese Frage beantwortet worden, und ich kann wieder ruhig schlafen.