Das ganze Verhalten des Stephan B., seine Ausrüstung, seine Uniform und die Darstellung im Internet führen deutlich vor Augen, dass hier jemand diese ihm vertraute Computerspielwelt nachahmt. In einem pervertierten Spieltrieb hat Stephan B. zwei Menschen getötet, weil das Abknallen zu den Computerspielen gehört, die er in seiner sozialen Isolation exzessiv zu spielen pflegte und die er an jenem Tag in Halle als eine reale Inszenierung seinen Zuschauern im Internet vorführen wollte.
Das wäre der pathologische Sinn, in dem sich dieser ganze Vorgang aus der Perspektive eines objektiven Betrachters erschließt. Stephan B. will das, was für ihn bislang nur Spiel war, Wirklichkeit werden lassen, um sich überhaupt irgendwie zu verwirklichen, nachdem seine Versuche, sich in Studium und Beruf zu verwirklichen, gründlich gescheitert sind.
Der Begriff des Einzelfalls oder Einzeltäters wird im politischen Diskurs unserer Tage immer dann verwendet, wenn Schuldzuschreibung und Schuldausweitung abgewehrt werden sollen.
Wenn Muslime im Namen Allahs Mordanschläge verüben, heißt es sofort, das seien alles Einzelfälle, Taten von Einzeltätern, und nichts habe mit nichts zu tun.
Wie dem nun sei, auf kaum jemanden dürfte diese Bezeichnung besser passen als auf Stephan B. Ohne Schul- und Studienfreunde, ohne Freunde unter den Nachbarn, ohne Parteifreunde - denn er war politisch nicht aktiv -, ohne Frau oder Lebenspartnerin lebte er in Isolation und tiefster Einsamkeit als 27-jähriger Mann immer noch bei seiner Mutter.
Es gibt niemanden, der mehr Einzeltäter wäre als dieser gescheiterte junge Mann, der sich nach dem Abbruch seines Studiums in sein Kinderzimmer zurückzog und sich im Internet, das ihm die einzige kümmerliche Gesellschaft blieb, in Wahnvorstellungen hineinsteigerte.
Das sind die Tatsachen, neutral und objektiv bewertet. Das ist das Ereignis, wenn wir es ohne politische Instrumentalisierung betrachten. Leider aber - und das sollte uns zu denken geben - wurde es kaum je so betrachtet.
Die geballte Anstrengung der Altparteien und der Medien richtet sich darauf, diesem Ereignis mit aller Gewalt eine Bedeutung zuzuschreiben, die es nicht hat. Aus dem wirren Gestammel des Stephan B. werden begierig Stichworte gewonnen, um daraus Honig zu saugen. Politiker der Altparteien und Journalisten geizen nicht mit
Ja, Stephan B. hat die Masseneinwanderung und den Geburtenrückgang kritisiert. In einer kruden Logik erklärt nun aber das Establishment jeden, der gleichfalls die Masseneinwanderung oder den Geburtenrückgang kritisiert, zu einem Stephan B., einem Unterstützer, einem Sympathisanten, einem Geistesverwandten, einem Mittäter. Man verfährt nach einem falschen Syllogismus.
Die AfD und Viktor Orbán kritisieren Masseneinwanderung und Geburtenrückgang. Stephan B. kritisiert Masseneinwanderung und Geburtenrückgang. Also pflegen die AfD und Viktor Orbán die gleiche Geisteshaltung wie Stephan B. Wenn das so wäre, dann würde auch aus den Prämissen, dass Pferde sterblich sind und Sokrates sterblich ist, folgen, dass Sokrates ein Pferd ist.
Sokrates ist natürlich kein Pferd und die AfD und Viktor Orbán haben nichts mit Stephan B. zu tun. Es ist nur leider so, dass Journalisten
und Politiker und auch Herr Striegel immer weniger von Logik verstehen. Auch wenn sie von Logik etwas verstehen sollten, sind sie bereit, die Logik auf dem Altar ihrer politischen Interessen zu vergewaltigen.
Man kann sagen, dass auf den Amoklauf des Stephan B. der Amoklauf der politisch-medialen Meute folgte, die nicht minder blindwütig nun alles daran setzt, dieses schreckliche Ereignis mit Gewalt gegen die patriotische Opposition in diesem Land zu verwenden.
In der Hand des linken Establishments wird die Tat des Stephan B. zur Allzweckwaffe, mit der man auf alles schießt, was grundsätzlichen Widerspruch zur herrschenden Politik äußert. Jeder, der so argumentiert, begibt sich zu Stephan B. in Komplizenschaft. Das ist pietätlos gegenüber den Opfern. Das ist unanständig. Herr Ministerpräsident Haseloff, Sie sollten sich schämen!
Ich erinnere mich noch an die Trauerveranstaltung in der Stadtkirche Merseburg im letzten Jahr, wo wir des Opfers Kevin S. gedachten. Die Veranstaltung war ein Rahmen, um rein menschliche Trauer und Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen. Ministerpräsident Haseloff konnte es aber nicht lassen, zweideutig-eindeutige Anspielungen zu machen. Er sprach von denen, die
Wir kennen diese verlogenen Phrasen zur Genüge. Dabei sah er die anwesenden AfD-Politiker mit landesväterlich strengem Blick an.
In diesem Moment ging ein Murren durch die Trauergemeinde. Denn auch wenn es Ihnen entgangen sein sollte, Herr Haseloff, so sage ich Ihnen: Diese Bemerkungen waren deplatziert. Wir wollten in diesem Moment keine Politik hören.
Die Familie jedenfalls hat die Beileidsbekundungen und die Trauerspenden, auch der anwesenden AfD-Vertreter, entgegengenommen. Auch von den Fans des HFC wurden wir nicht angefeindet oder ausgegrenzt, sondern als Teil der Trauergemeinde aufgenommen.
Der Titel der heutigen Debatte lautet: Erinnern und handeln. Wie erinnert werden sollte, habe ich gesagt. Was aber wäre zu tun, um solche Taten künftig zu verhindern? - Programme gegen Antisemitismus und noch mehr Krampf gegen rechts helfen nicht, weil abgesehen von der generellen Fragwürdigkeit solcher Programme Einzeltäter wie Stephan B. dadurch nicht erreicht werden.
Was hilft, wäre eine bessere Ausstattung und Aufstockung der Polizei. Wenn in Sachsen-Anhalt mittlerweile mehr als eine halbe Stunde zwischen Notruf und Eintreffen des Polizeiwagens vergeht, dann kann kein Zweifel bestehen: Wir brauchen mehr Polizisten.
Mindestens genauso wichtig aber ist die Prävention. Weshalb hat Stephan B. nach dem Studienabbruch keine Lehre begonnen? Weshalb hat er keine andere Möglichkeit gesehen, als sich in sein Kinderzimmer zurückzuziehen?
Fakt ist: Junge weiße Männer sind aufgrund der positiven Diskriminierung fast aller anderen Gruppen eine der am meisten benachteiligten Gruppen.
Nicht jeder wird mit den massiven Frustrationserfahrungen, die ihm zugemutet werden, fertig. Das gehört sicherlich zu den Kontexten der Tat.
Das andere ist das fehlende Gemeinschaftsgefühl. Wir brauchen mehr Zusammenhalt auf allen Ebenen, mehr Dorfgemeinschaft, mehr Gemeinschaft im Volk. Es muss wieder normal werden, dass man sich um den Nachbarn kümmert,
Die Idee freilich, dass Arbeitnehmer gefälligst dorthin ziehen sollen, wo die Arbeit ist, diese die Entwurzelung der Menschen vorantreibende globalistische Politik der totalen Mobilmachung steht dem diametral entgegen und ist das Hauptproblem und die Ursache der meisten Krisenerscheinungen, mit denen wir aktuell zu kämpfen haben.
Dies kann und soll den Täter niemals entschuldigen, muss aber im Sinne der Prävention bedacht werden. Wir brauchen mehr Verwurzelung, mehr Gemeinschaft, mehr Volkssolidarität. Das müssen die Schlüsse aus der Tragödie von Halle sein. - Vielen Dank.
Ich sehe keine Wortmeldungen. - Wir kommen nunmehr zur nächsten Debattenrednerin. Für die Fraktion DIE LINKE spricht die Abg. Frau von Angern. Sie haben jetzt das Wort, Frau von Angern. Bitte.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine Damen und Herren Abgeordneten! Von jemandem, der sich Holocaustleugner aufs Sofa holt, erwarte ich nichts anderes. Aber Ihre offen zutage tretende verfassungsfeindliche Grundeinstellung
Am 9. Oktober 2019 um 12:01 Uhr fielen die ersten Schüsse in Halle. Unfassbare, schreckliche Bilder gingen um die Welt. Die Tat sorgte weltweit für Entsetzen, Bilder und Nachrichten, die zeigten, wie ein - ja - Rechtsterrorist, ein Neonazi versuchte, in die Synagoge in der Humboldtstraße in Halle einzudringen.
In der Synagoge befanden sich 51 Gläubige, die den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur feierten. Er wollte gezielt ein Massaker anrichten. Es war eine geplante, eine vorbereitete Tat.
Und es war an diesem, dem höchsten jüdischen Feiertag, wie auch an anderen Tagen zuvor kein Streifenwagen der Polizei vor der Synagoge positioniert, um die sich darin befindenden Menschen zu schützen. Vielmehr gab es nur eine unregelmäßig vorbeifahrende Streife.
Nur durch glückliche Umstände gelang es dem Attentäter nicht, die Synagoge zu stürmen und einen Massenmord zu begehen. Die Tür der Synagoge - heute ein Symbolbild der Wehrhaftig
Geschützt hat hier jedoch nicht der Staat, sondern die jüdische Gemeinde sich selbst durch eigene Sicherheitsmaßnahmen. Erst als es dem Attentäter nicht gelang, die besonders gesicherte Tür aufzuschießen, warf er Handgranaten auf den jüdischen Friedhof, legte Sprengsätze vor der Synagoge ab und zog schwerbewaffnet und in Kampfuniform weiter.
Er tötete in der Nähe zwei Menschen, Jana L. auf der Straße vor der Synagoge und Kevin S. durch gezielte Schüsse im „Kiez-Döner“ in der LudwigWucherer-Straße. Auf seiner Flucht verletzte und traumatisierte der Attentäter von Halle weitere Menschen, unter anderem in Wiedersdorf.