Protocol of the Session on October 14, 2015

Um das Schlimmste zu verhindern, brachte meine Fraktion im Sozialausschuss einen Änderungsantrag ein, der die Forderung aufmachte

(Frau Grimm-Benne, SPD, Herr Erben, SPD, und Frau Reinecke, SPD, unterhalten sich in der ersten Reihe der Abgeordnetenbänke der SPD)

- pscht, da vorne! - sicherzustellen, dass sich an die Ausbildung im Rahmen des Landesmodellprojektes für die Absolventinnen und Absolventen eine einjährige gegebenenfalls berufsbegleitende Fachschulausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin/zum staatlich anerkannten Erzieher anschließen sollte. Auch dies wurde von der Koalition abgelehnt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn wir die Ergebnisse unter dem Strich betrachten, dann kann von einer Verbesserung der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin/zum staatlich anerkannten Erzieher nicht gesprochen werden.

Mit dieser Kritik stehen wir nicht allein. Auch die zuständigen Gewerkschaften sehen dies so.

(Zustimmung von Frau Zoschke, DIE LINKE - Zuruf von Herrn Güssau, CDU)

Die vorhandenen Baustellen auf diesem Gebiet werden mit der uns heute vorliegenden Beschluss

empfehlung nicht beseitigt. Wir benötigen unbedingt eine Weiterentwicklung der Erzieherinnenausbildung. Das heißt für meine Fraktion:

Erstens. Wir brauchen dringend die Erweiterung der Kapazitäten für eine grundständige Ausbildung für Frühpädagoginnen und Frühpädagogen.

(Zustimmung von Frau Zoschke, DIE LINKE)

Zweitens Schaffung der Voraussetzung für den direkten Übergang nach einem Fachschulabschluss zur staatlich anerkannten Erzieherin/zum staatlich anerkannten Erzieher in ein etwa zweijähriges Aufbaustudium der Frühpädagogik.

Drittens. Die unsägliche Nichtschülerprüfung gehört reformiert, damit die hohe Quote der Schülerinnen und Schüler, die durchfallen, gesenkt wird.

Viertens ist endlich eine Kooperation zwischen dem Kultus- und dem Sozialministerium herzustellen,

(Beifall bei der LINKEN)

damit unter anderem die Einführung des Bundesmodellprogramms „Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas“ endlich auf den Weg gebracht wird. Hierzu gibt es derzeit unterschiedliche Aussagen aus den Ministerien.

Sehr geehrte Damen und Herren! Zum Abschluss sei gesagt: Qualität sieht anders aus. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der LINKEN)

Danke sehr, Frau Hohmann. - Für die SPD-Fraktion spricht die Abgeordnete Frau Reinecke.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Über die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern haben wir hier im Hohen Haus in unterschiedlichen Kontexten oftmals gesprochen. Wir haben zur Ausbildung, zu dem Landesmodellprojekt, erfahren, wie langwierig sich der Werdegang gestaltet hat, beginnend im Jahr 2012, und nun mit dem Ergebnis, einen neuen Ausbildungsgang vorweisen zu können.

Vorausgegangen ist natürlich die Feststellung, dass wir die Ausbildung verbessern müssen. Den Hintergrund bildet der Fachkräftebedarf, der sich natürlich auch im Kita-Bereich darstellt.

Das Landesmodellprojekt der Ausbildung zur Fachkraft für Kindertagesstätten ist parallel zur bereits bestehenden Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin/zum staatlich anerkannten Erzieher angedacht. Ausgehend davon, dass der Weiterbildungsgang zur staatlich anerkannten Erzieherin/ zum staatlich anerkannten Erzieher eine Erstaus

bildung voraussetzt, sind wir mit diesem Modellprojekt ein Stück weiter. Das geht sogar mit einem Paradigmenwechsel einher. In diesem Ausbildungsgang wird die Ausbildungsdauer insbesondere für Bewerberinnen und Bewerber mit einem Realschulabschluss in einer Erstausbildung verkürzt. Allein das ist schon ein Mehrwert.

(Zustimmung bei der SPD und von Frau Gorr, CDU)

Vorerst sollen nun mehrere Durchläufe eine angemessene Zwischenevaluation bzw. auch Endevaluation ermöglichen. Wir haben gehört, die Fachhochschule Magdeburg-Stendal mit ihrem Kompetenzzentrum Frühe Bildung wird diese wissenschaftliche Begleitung vornehmen. Das Ziel besteht darin, den Ausbildungsgang als zweite Ausbildungssäule in Sachsen-Anhalt zu etablieren.

Über das Thema der Nichtschülerprüfungen haben wir hier auch schon diskutiert. Dabei gibt es in der Tat Reserven. Das möchte ich jetzt aber nicht weiter vertiefen.

Wir können heute feststellen, der Startschuss für diesen Ausbildungsgang, für dieses Modellprojekt, fiel mit dem Schuljahresbeginn 2015/2016, also vor wenigen Wochen. An dem Modellprojekt beteiligen sich zwei Berufsfachschulen. Insgesamt sind 17 Träger sowohl aus dem kommunalen als auch aus dem Bereich der freien Träger eingestiegen. Abgesehen von kleineren Startschwierigkeiten habe ich von allen Beteiligten ein positives Feedback zu dieser Entwicklung wahrgenommen.

Wenn man sich einmal das Curriculum anschaut,

(Zuruf von Frau Lüddemann, GRÜNE)

dann kann man feststellen, dass der Fokus gezielt auf dem Kita-Bereich liegt und die Bandbreite der frühkindlichen Bildung besser abgebildet werden kann als bei den anderen Ausbildungsgängen. Ich denke, an dieser Stelle kann man ein Dankeschön aussprechen an alle Beteiligten, die sich auf den Weg gemacht haben, um das Fachkräftethema für Sachsen-Anhalt in die richtigen Bahnen zu lenken.

(Zustimmung bei der SPD)

Wir können feststellen, dass - ich sage einmal - die Sorgen, die im Vorfeld geäußert wurden, dass diese Probleme abgearbeitet wurden. Die vertragliche Situation konnte geregelt werden sowohl für die Auszubildenden als auch im Hinblick auf die Kooperation der Beteiligten. Die Vergütung ist geklärt.

Perspektivisch kann man natürlich Erwartungen an den Ausbildungsgang, an dieses Modell stellen. Wir haben sicherlich darüber zu reden, ob es künftig Auswahlkriterien für Bewerberinnen und Bewerber geben soll, weil wir natürlich berechtigt davon ausgehen, gute Bewerber einzustellen, die mit guten schulischen Leistungen und, wenn möglich,

mit einer Instrumentalausbildung in diese Ausbildung gehen.

Wichtig wird auch die Mentorenarbeit sein, weil die duale Ausbildung, die Theorie und vor allen Dingen die Praxis, auf die wir abstellen, ganz wichtig sein wird. Das Thema der Teamfortbildung wird wichtig sein. Für mich spielt einfach auch noch einmal das Thema der Multiprofessionalität eine Rolle. Das Thema diskutieren wir hoch und runter.

Ich denke, es ist legitim, über das Thema der Akademisierung zu reden, aber genauso legitim ist es, im Bereich der frühkindlichen Bildung, bei der es um Betreuung, Erziehung und Bildung geht, auch einen Ausbildungsgang für Realschüler mit einem guten Abschluss vorzuhalten. Das ist für mich keine Abwertung, sondern im Gegenteil eine Aufwertung. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn wir die Fachkräfte im Land behalten.

(Zustimmung bei der SPD, von Frau Gorr, CDU, und von Minister Herrn Dorgerloh)

Ich bin auch der Meinung, wenn sich diese Fachkräfte woanders bewerben, dann werden sie mit Kusshand genommen.

Dass wir nach der Evaluierung schauen, inwieweit man diesen Ausbildungsgang - ich sage einmal - noch perfektionieren kann, dagegen hat aus unserer Fraktion sicherlich niemand etwas.

Ich bitte um Zustimmung zur Beschlussempfehlung. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der SPD)

Danke sehr, Kollegin Reinecke. - Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht die Abgeordnete Frau Lüddemann.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir reden heute über die Beschlussempfehlung zu einem Antrag meiner Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus dem Mai 2012. Das heißt, wir haben jetzt länger über diese Frage, wie mache ich die Ausbildung, geredet, als die Ausbildung nach unserem Willen dauern soll, nämlich drei Jahre. Es ist spannend, das hier einmal festzuhalten.

(Zustimmung von Herrn Meister, GRÜNE)

Auch die Länge der Befassung hat es nicht besser gemacht. Man könnte annehmen, was lange währt, wird gut. In diesem Fall ist es nicht so; ich kann mich der Vorrednerin der Fraktion DIE LINKE anschließen. Wir haben deswegen eine eigene Beschlussempfehlung vorgelegt, der nicht gefolgt wurde. Wir haben mit den LINKEN gemeinsam mit

der GEW eine Position vorgelegt, wo man meinen sollte, die wissen, worüber sie reden. Das alles hat aber keinen Eingang in die heute vorliegende Beschlussempfehlung gefunden.

Ich kann es ja nur noch einmal wiederholen, weil es den Tatsachen entspricht: Die Ausbildung wird nicht aufgewertet, sondern sie wird abgewertet.

(Zustimmung bei der LINKEN)

Anders kann ich es nicht beurteilen, wenn wir jetzt eine Ausbildung vorsehen - ich muss es noch einmal wiederholen -, die sich nicht mehr auf der Stufe 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens bewegt, sondern auf der Stufe 4. Das sind schlicht und ergreifend zwei Stufen unterhalb der gängigen Erzieherausbildung.

Auch ist es absolut nachteilig, dass wir eine Ausbildung vorsehen, die nur einen kleinen Teil berücksichtigt und die nur in Sachsen-Anhalt anerkannt ist. Es bleibt auch die ungeklärte Frage, wie diese Fachkräfte entlohnt werden sollen. Es bleibt die ungeklärte Frage, in welcher Weise sie in den Personalschlüssel zu integrieren sind, weil wir das bisher - ich will anmerken: aus gutem Grund, obwohl das heute nicht in Rede steht - so nicht vorgesehen haben. Das alles - ich weiß nicht, wie man es begründen will - kann den Erzieherinnenberuf nicht stärken.

Man muss es vielleicht noch einmal deutlich darstellen: Der Erzieherinnenberuf umfasst eine große Bandbreite: Kinder, Jugendliche und Erwachsene von 0 bis 27 Jahren, Einsatzgebiete im Jugendklub, in der Kita, im Kinderheim etc. Das alles ist mit dieser Fachkraftausbildung nicht möglich; denn es geht darum, dass es eine Ausbildung ist nur für den Teilbereich Kita. Es handelt sich also um eine starke inhaltliche Eingrenzung, um eine starke inhaltliche Beschneidung, die zur regionalen Beschneidung hinzukommt.

Ich hätte mir sehr gewünscht, dass wir Vorreiter im Bundesgebiet gewesen wären. Wir hätten noch Baden-Württemberg und andere Länder überholen können, aber dieses Eindampfen der Berufsabschlüsse - das ist in den Beratungen im Ausschuss immer wieder gesagt worden -, um Fachkräfte im Land zu halten, halte ich für den absolut falschen Weg.