Wie sind die Fakten? - Zum Thema Klimaschutz. Sachsen-Anhalt gehört in punkto Klimaschutz und erneuerbare Energien zu den Spitzenreitern in Deutschland. Wir können mit einem Anteil von ĂŒber 40 % an der Nettostromerzeugung aufwarten. Damit gehören wir zu den Top 3 in Deutschland. Bei den energiebedingten CO2-Emissionen hat Sachsen-Anhalt die Ziele von Deutschland bis zum Jahr 2020 bereits jetzt erreicht.
Sie regen an, das Klimaschutzprogramm 2020 zu ĂŒberarbeiten. Wir werden noch im Jahr 2015 eine Halbzeitbilanz zum âKlimaschutzprogramm 2020â vorlegen. Mit der Vorlage der Halbzeitbilanz wird auch ĂŒber den Umfang und die Form einer Ăberarbeitung des Klimaschutzprogramms zu entscheiden sein.
FĂŒr den Teil kommunaler Klimaschutz fordern Sie ein eigenes Programm. Ist Ihnen entgangen, dass mit dem âKlimaschutzprogramm 2020â des Landes Sachsen-Anhalt bereits MaĂnahmen vorliegen, die die KlimaschutzaktivitĂ€ten in den verschiedenen Bereichen der Kommunen unterstĂŒtzen? ZukĂŒnftig wird es ĂŒber die integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte auch möglich sein, die Themen erneuerbare Energien und Klimaschutz verstĂ€rkt in die FlĂ€che zu bringen.
Ich bilanziere: Die Landesregierung ist im Bereich Klimaschutz engagiert unterwegs; es bedarf keiner Aufforderung durch diesen Antrag.
Zum Thema Artenschutz. Das Land Sachsen-Anhalt verfĂŒgt in seinen vielfĂ€ltigen Landschaften ĂŒber eine mannigfaltige Tier- und Pflanzenwelt, die es zu schĂŒtzen gilt. Wir wollen die BiodiversitĂ€t erhalten und dem Aussterben von Arten und Gattungen entgegenwirken.
Wir waren eines der ersten BundeslĂ€nder, das hierzu programmatisch unterwegs war. DarĂŒber hinaus wurde ein Aktionsplan fĂŒr Sachsen-Anhalt aufgestellt, der ĂŒber 60 Handlungsschwerpunkte enthĂ€lt. Zu diesen Vorhaben zĂ€hlen zum Beispiel die Aufstellung von Artenschutzprogrammen fĂŒr Feldhamster, fĂŒr Rotmilan oder fĂŒr Wildbienen, um nur einige zu nennen. Ich denke hierbei auch an die Waldentwicklung im Nationalpark Harz. 75 % der WĂ€lder sollen hier dem Prozessschutz ĂŒberlassen werden. Vorhaben wie diese sind es, die zum Erhalt der BiodiversitĂ€t im Land SachsenAnhalt beitragen.
Zum Thema GewĂ€sserschutz. Ist Ihnen entgangen, dass wir in den vergangenen Jahren ein Ă€uĂerst ambitioniertes MaĂnahmenprogramm umgesetzt haben, das 1 188 MaĂnahmen umfasst? Ein neues MaĂnahmenprogramm wird bis zum Jahr 2020 mit mehr als 1 000 MaĂnahmen untersetzt. Dann sind wir bei ĂŒber 2 000 MaĂnahmen. Wir wollen im Bewirtschaftungszeitraum bis zum Jahr 2021 das realistisch Umzusetzende erreichen. Danach erfolgt eine abschlieĂende MaĂnahmenplanung bis zum Jahr 2027.
Ich möchte ausdrĂŒcklich davor warnen, auf diesen letzten Bewirtschaftungszeitraum zu verzichten. Das wĂ€re europaweit ein Novum. Das machen auch die grĂŒnen Kollegen nicht, meine Damen und Herren, weil es gibt gute GrĂŒnde dafĂŒr gibt, diesen Zeitraum bis zum Jahr 2027 zu nutzen.
Ein weiteres Thema, das Sie angeschnitten haben, ist der Bodenschutz. Der Bodenschutz gehört zu den wichtigen umweltpolitischen Aufgaben. Wir wissen um die vielfĂ€ltigen Funktionen des Bodens. Dazu ist aber auch zu sagen: Die aktuelle FlĂ€chenneuinanspruchnahme fĂŒr Siedlungs- und VerkehrsflĂ€chen liegt in Sachsen-Anhalt bereits nahe null.
Der Anteil der Siedlungs- und VerkehrsflÀchen an der LandesflÀche liegt seit Jahren nahezu konstant bei 10,9 %. Dennoch fordern Sie ein eigenes Bodenschutzprogramm. Das haben bisher nur drei BundeslÀnder, die es nötig haben. Wir brauchen es nicht, meine Damen und Herren.
Neben der Verringerung der FlÀcheninanspruchnahme spielt auch die Wiedernutzung brachliegender FlÀchen eine wichtige Rolle im Land SachsenAnhalt. Dazu haben wir erfolgreich ein Förderprogramm zum FlÀchenrecycling aufgelegt. Auch die Altlastensanierung trÀgt wesentlich zur Nachnutzung gebrauchter FlÀchen bei.
Ich glaube, meine Damen und Herren, wir haben Konsens in diesem Haus, dass wir mit unserer Landesanstalt hervorragend aufgestellt sind. Ich möchte an dieser Stelle Herrn Keil, der lange Jahre verdienstvolle Arbeit geleistet hat, und jetzt auch Herrn Stadelmann fĂŒr die Arbeit in dieser Einrichtung auĂerordentlich danken.
Der fĂŒnfte Punkt Ihres Antrages zielt darauf ab, die im Entwurf der Hochwasserschutzkonzeption 2014 bis 2020 enthaltenen DeichrĂŒckverlegungsmaĂnahmen vorrangig umzusetzen. Sie wissen doch, dass die Schaffung von RetentionsflĂ€chen ein inhaltlicher Schwerpunkt unserer Planung ist.
Die DeichrĂŒckverlegungsmaĂnahmen an Elbe, Mulde und Havel laufen doch. Davon werden etliche bis zum Jahr 2020 umgesetzt. Sie wissen, dass wir als Landesregierung den RetentionsflĂ€chen besondere PrioritĂ€t einrĂ€umen.
Sie wissen doch, dass ich unseren Landesbetrieb fĂŒr Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft beauftragt habe, weitere mögliche Standorte fĂŒr die Schaffung von Retentionsraum und PolderflĂ€chen zu ermitteln.
Wir haben einen Katalog von 42 potenziell geeigneten Standorten vorliegen. Welches andere Bundesland hat das? Wir werden am Ende des Jahres sagen, welche von diesen 42 Vorhaben wir in Sachsen-Anhalt realisieren wollen, meine Damen und Herren. Wo findet sich ein solches Programm mit solchen ambitionierten Vorhaben bezĂŒglich der Retentions- und PolderflĂ€chen?
Der LĂ€rmschutz ist fĂŒr uns ebenfalls ein wichtiges Thema. Sie fordern eine verstĂ€rkte Zusammenarbeit mit den Kommunen. Wir arbeiten im Bereich der LĂ€rmaktionsplanung eng mit den Kommunen zusammen. Die Kommunen werden fachlich durch das Landesamt fĂŒr Umweltschutz angeleitet, meine Damen und Herren. Das mĂŒsste Ihnen, Herr Weihrich, in besonderer Weise bekannt sein.
Der vorletzte Punkt Ihres Antrages beschÀftigt sich mit der Landschaftsplanung. Es wird gefordert, eine Novellierung des Landschaftsprogramms und der LandschaftsrahmenplÀne auf den Weg zu bringen. Richtig ist, dass der Gebietszuschnitt in eini
gen Bereichen aktualisiert werden muss. Inwieweit aber inhaltliche Fortschreibungen erforderlich sind, mĂŒssen die Landkreise und kreisfreien StĂ€dte in eigener Verantwortung entscheiden.
Wichtiger als eine Fortschreibung um der Fortschreibung willen ist es aus meiner Sicht, dass sich die Festlegungen in den zu treffenden politischen Entscheidungen wiederfinden.
Im letzten Punkt des Antrages wird von Ihnen eine Kampagne vorgeschlagen, die die Schönheit der Landschaften Sachsen-Anhalts und die Chancen des Umwelt- und Naturschutzes aufzeigen sollen, um damit einen Beitrag fĂŒr den naturvertrĂ€glichen Tourismus zu leisten.
Ich glaube, meine Damen und Herren, eine der erfolgreichsten Kampagnen dieser Art lĂ€uft zurzeit in Havelberg. Der Buga-Standort in Havelberg ist ein Leuchtturmprojekt fĂŒr die gelungene Verbindung zwischen Kultur, Natur und Tourismus. Mein Dank an dieser Stelle dem BĂŒrgermeister und seinem Team fĂŒr die gute Arbeit, die in Havelberg geleistet wird, und den Werbeeffekt fĂŒr unser Bundesland mit dieser Bundesgartenschau.
Eine gute und moderne Grundlage fĂŒr eine landesweite Kampagne ist auch unsere Umwelt-App âMeine Heimatâ, die ich vor kurzem vorgestellt habe. Diese App soll in den kommenden Jahren um weitere Informationen zu Fragen der Umwelt, der Natur und zu den regionalen Freizeitmöglichkeiten erweitert werden. Sie sehen, meine Damen und Herren, auch hierbei sind wir engagiert unterwegs.
Lassen Sie mich insgesamt ein Fazit ziehen: Ein umweltpolitischer Rundumschlag gegen die Landesregierung in dieser Weise entbehrt jeder fachlichen Grundlage, meine Damen und Herren.
Die Bilanz der Landesregierung kann sich auch im Natur- und Umweltschutz sehen lassen. Der Umweltschutz ist kein ungeliebtes Kind in meinem Ministerium, meine Damen und Herren. Beide Bereiche stehen gleichberechtigt nebeneinander.
Ich freue mich besonders, wenn unser Engagement, Herr Weihrich, von Ihrer Fraktionsvorsitzenden Frau Professor Dalbert gelobt wird. Auf der Homepage der GRĂNEN findet sich Folgendes - ich zitiere -:
âWelches Potenzial bietet der Naturpark Drömling? - Die Fraktionsvorsitzende von BĂNDNIS 90/DIE GRĂNEN, Frau Professor Dr. Claudia Dalbert, machte sich jetzt vor Ort ein Bild davon. Dalbert: âDer Drömling ist eine einzigartige Landschaft, von Menschen geschaffen und heute Heimat einer auĂer
gewöhnlichen Artenvielfalt.â Besonders beeindruckt hat Dalbert in diesem Zusammenhang das örtliche Bildungsangebot. âEs ist toll, wie den Kindern hier die Natur nĂ€her gebracht wird und ihnen Grundkenntnisse der Natur vermittelt werden. Ich kann mir genau vorstellen, wie es gerade Kindern SpaĂ macht, an TĂŒmpeltagen im Drömling mit dabei zu sein. Sie stehen dann in Wathosen in TĂŒmpeln und dĂŒrfen mit ihrem Kescher einzelne Arten aus dem Wasser holen, um sie genauer zu betrachten.â Der Naturpark Drömling sei ein Paradebeispiel dafĂŒr, dass Naturschutz Freude bereitet und bildet.
âBeeindruckt haben mich auch die Initiativen, um den Tourismus naturvertrĂ€glich und nachhaltig auszubauen. Besondere Events wie im Herbst die Beobachtung des WildgĂ€nseflugs mit anschlieĂendem (Zucht-) GĂ€nseessen, der Ausbau der Radwanderwege ebenso wie das Anlegen von Pferdewanderwegen sind gute Schritte, um mehr Menschen die wunderbare Natur des Drömlings nahe zu bringen und eine nachhaltig Tourismuswirtschaft aufzubauenâ, sagt Dalbert. âDie Natur erhalten, Kenntnisse ĂŒber die Natur vermitteln und naturnaher Tourismus, diese Dreieinigkeit ist im Drömling auf einem guten Weg.â
Vielen Dank, Frau Professor Dalbert, fĂŒr das Lob der Arbeit unserer Landeseinrichtung âNaturpark Drömlingâ. - Ich danke Ihnen fĂŒr Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Aeikens, Ihre Rede zu diesem Antrag war erwartet worden. Ich habe gerade ĂŒberlegt, ob Sie jemals auch nur im Ansatz eine Kritik an der Landesregierung nicht ohnehin als âbodenlose Frechheitâ bezeichnet haben.
Meine Nachfrage bezieht sich aber auf etwas anderes. Habe ich Sie richtig verstanden, dass wir bei der Bilanz der Versiegelung von FlĂ€chen im Land Sachsen-Anhalt trotz des Ausbaus B 6n und trotz des Ausbaus der A 14 nahe null sind? Das heiĂt, wir haben inzwischen die Situation erreicht, dass wir genauso viel FlĂ€chen entsiegeln, wie wir neu versiegeln.