Ein weiterer Meilenstein bei der Entwicklung des Zukunftsautos ist die Elektromobilität. Dies ist erst am 3. Mai 2011 deutlich geworden, als die Bundeskanzlerin mit zahlreichen Projektpartnern die nationale Plattform „Elektromobilität“ ins Leben gerufen hat.
Die Bundesregierung hat das Ziel formuliert, dafür zu sorgen, dass es in Deutschland bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge gibt. Die Koalitionsfraktionen in Berlin haben diese Initiative aufgegriffen, sie im Rahmen des Energiekonzeptes konkretisiert und um das Ziel ergänzt, dass in Deutschland bis zum Jahr 2030 sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind.
Meine Damen und Herren! Das sind sehr ambitionierte Ziele; das weiß ich. Aber gemessen an der Anzahl von heute ca. 50 Millionen Fahrzeugen in Deutschland läge der Anteil der Elektrofahrzeuge dann trotzdem nur bei 2 %.
Das größte Hindernis stellt immer noch die Speichertechnologie in den Fahrzeugen dar. Ein Elektroantrieb ist mit heutigem Stand von den Reichweiten eines konventionellen Antriebes noch weit entfernt.
Auch möchte ich nicht den Eindruck erwecken, dass das heutige Auto tot sei und das Elektroauto lebe. Wer sich mit Experten unterhält, wird schnell merken, dass der Verbrennungsmotor im Hinblick auf seine Effizienz noch lange nicht ausgereizt ist.
Verbrennungsmotoren sind daher nicht rückständig und sie werden noch viele Jahrzehnte lang unser Straßenbild bestimmen. Aber das elektromobile Zeitalter kommt, allerdings kommt es nicht von heute auf morgen. Wir brauchen einen langen Atem und eine langfristige Strategie, die uns auch in der Phase nach der Euphorie kontinuierlich weiter nach vorn bringt. Daher ist es für uns vor allem wichtig, dass auch ein Standort einer leistungsfähigen Automobilzulieferindustrie, der SachsenAnhalt nun einmal ist, davon profitiert.
Für uns als CDU-Fraktion steht nicht nur die technische Weiterentwicklung von Elektrofahrzeugen im Fokus, sondern vor allem deren Speichertechnologie. In dieser Technologie - das habe ich bereits erwähnt - liegt der Schlüssel zum Erfolg. An dieser Stelle sehen wir auch das größte Potenzial im Hinblick auf Synergieeffekte.
Keine Branche verfügt über derartig effiziente Forschungskapazitäten wie die Autoindustrie. Darüber hinaus bietet sie auch den nötigen finanziellen
Der VDA spricht von einem Betrag in Höhe von 12 Milliarden €, welchen die Automobilindustrie in den nächsten drei bis vier Jahren für Forschung und Entwicklung alternativer Antriebe ausgeben wird.
Sollte ein Durchbruch bei Speichermedien erzielt werde, wird es auch einen Durchbruch bei den regenerativen Energien geben. Die zentrale Aufgabe sehen wir dabei in der Beseitigung technologischer Hürden, die heute der Elektromobilität als Massenmarkt noch entgegenstehen.
Batterien und alle Dinge, die damit im Zusammenhang stehen, wie die Kosten, die Speicherfähigkeit, die Reichweite und die Sicherheit, wollen wir hier besonders in den Fokus stellen. Wir sind der Überzeugung, dass das die Themen sind, die wir bearbeiten müssen.
Die Batterie ist das Herz des Elektroautos. Die Bundesregierung will mit einem Konzept für Forschung und Entwicklung bis hin zur Produktion dafür sorgen, dass dieses Herz auch in Deutschland schlägt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir wollen, um in der bildlichen Sprache zu bleiben, in Sachsen-Anhalt Teil des Herzens sein, vielleicht sogar die Herzkammer. Die Voraussetzungen dafür sind gut. In unserer Zulieferindustrie arbeiten ca. 20 000 Menschen auf technologisch hochwertigen Arbeitsplätzen.
Mit dem Automobilnetzwerk Mahreg haben wir eine erstklassige Adresse für die Bündelung von Kernkompetenzen in der Branche. Das Netzwerk Mahreg erkennt neue Trends in der Autoindustrie, koordiniert die Zulieferer, organisiert Forschung und Entwicklung, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, und ist bei der Vermarktung von Produkten gegenüber den so genannten OEM tätig.
Wer sich einmal mit dem Koordinator des Netzwerkes Mahreg Herrn Dr. Ude unterhält, wird darüber verblüfft sein, wie leistungsfähig unsere Unternehmen sind und wie gut man hierzulande aufgestellt ist.
Meine Damen und Herren! Schwerpunkte des Netzwerkes sind die Erprobung neuer Oberflächen und Materialien, der Leichtbau von Fahrzeugen, die Antriebstechnik, aber auch die Erforschung von Speichermedien.
In diesem Zusammenhang wurde erst im Jahr 2010 das Produktionstechnische Entwicklungszentrum Batterie, kurz PEB, gegründet. Dieses Konzept ist durchaus als einzigartig zu bezeichnen, da hierbei Wirtschaft, Wissenschaft und universitäre Forschung zusammengebracht wurden.
Dies ermöglicht eine klare Orientierung an die Zielen der Autoindustrie, die lauten: schnelle und realistische Produktionszyklen, grenzüberschreitende Synergien für den Energiespeichermarkt in Europa und nicht zuletzt eine Steigerung der Kernkompetenz für Sachsen-Anhalt in diesem Sektor.
Man muss den Initiatoren danken; denn sie haben auf das sprichwörtlich richtige Pferd gesetzt. Nun kommt es darauf an, den Schwung, der durch die Bundesinitiative entstanden ist, für unser Land zu nutzen.
Aber, meine Damen und Herren, es wäre natürlich zu kurz gedacht, wenn wir uns nur auf die Speichermedien fokussieren würden. E-Mobilität bedeutet bei Weitem mehr.
Wenn Sie unseren Antrag lesen, dann werden Sie noch andere Dinge finden, für die es in den nächsten Jahren Lösungen geben muss. Ich nenne in diesem Zusammenhang eine flächendeckende Infrastruktur, die so genannten E-Tankstellen.
Wir brauchen steuerliche Anreize. Das ist durchaus eine Herausforderung, da den klammen Landeshaushalten die Kfz-Steuer zugute kommt. Ich erinnere an den Katalysator, der sich erst aufgrund steuerlicher Vergünstigungen durchsetzte.
Natürlich kann die öffentliche Hand Vorreiter sein und muss überlegen, wie sie E-Mobilität durch eine Umstellung des eigenen Fuhrparks fördert. Kurzum: Das Elektroauto muss durch ein Paket an Leistungen begleitet werden, für die es in den nächsten Jahren die Voraussetzungen zu schaffen gilt.
Bei diesen Maßnahmen, die nicht direkt in Verbindung mit der Produktion und den Eigenschaften des Elektroautos stehen, sollten wir auch hierzulande mitspielen. Wir müssen uns die Zukunftsfrage stellen, wie wir Nachhaltigkeit und Mobilität miteinander optimal verbinden.
Die CDU steht für neue Technologien. Wir haben den Katalysator eingeführt und wir werden auch dem E-Mobil zum Durchbruch verhelfen.
Wir wollen die Menschen nicht einschränken. Wir wollen eine Optimierung von Nachhaltigkeit und Mobilität. Wir wollen, dass auch Sachsen-Anhalt von den Technologien profitiert.
Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung mit Blick auf die Urlaubszeit. Es wäre doch schön, wenn wir in fünf bis sieben Jahren in dieser Runde säßen und nicht überlegen müssten, ob der Tank gefüllt ist, sondern ob die Batterie geladen ist. - In diesem Sinne herzlichen Dank.
Verehrter Herr Kollege, um ein vielleicht entstehendes Missverständnis auszuräumen: Stimmen Sie mit mir darin überein, dass nicht die CDU den Katalysator eingeführt hat?
Kollege Hövelmann, ich wollte im zeitlichen Rahmen bleiben. Wir formulieren das folgendermaßen: Die CDU hat die Einführung des Katalysators maßgeblich unterstützt. Wenn Sie darauf Wert legen, bitte schön.
Vielen Dank für die Einbringung des Antrages. - Wir steigen nunmehr in die Debatte ein. Sie wird durch den Redebeitrag der Ministerin Frau Professor Dr. Wolff eröffnet.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Für die Zukunft entwickelter Volkswirtschaften sind zwei besonders wichtige Felder die folgenden:
Elektromobilität bietet mögliche Antworten auf Fragen aus beiden Themenfeldern. Elektromobilität kann insofern eine Schlüsseltechnologie werden. Sie bietet Mobilität bei gleichzeitiger Substitution fossiler Energieträger. Das ist wichtig für die Erreichung der von uns selbst gewollten Klimaziele.
Der Wettlauf um die Vormachtstellung bei Elektromobilität ist in vollem Gange. Es wurde angedeutet: Deutschland hat seinen Einsatz mehr oder weniger zunächst verschlafen. Frankreich, die USA und China bieten mittlerweile bereits das gesamte Spektrum vom Auto mit Hybridantrieb bis hin zum reinen Elektrofahrzeug auf den Märkten an.
Es gibt inzwischen die Initiative der Bundesregierung, die Nationale Plattform Elektromobilität, genannt NPE. Darin sind Vertreter aus Industrie,
Das Ziel der Plattform ist es, Deutschland bis zum Jahr 2020 zum Leitanbieter und zum Leitmarkt für Elektromobilität zu entwickeln. Dabei wird sowohl ein technologieoffener als auch marktorientierter Ansatz verfolgt. Das heißt, dabei spielen nicht irgendwelche technikverliebten Ingenieure allein, sondern es wird immer geschaut: Was hat eine Chance, von irgendwem gekauft und somit genutzt zu werden? Der Plan ist, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren sollen.
Meine Damen und Herren! Der gemeinsame Antrag der Koalitionsfraktionen greift dieses wichtige Thema auf und formuliert eine wichtige Fragestellung. Im Kern geht es für uns als Landesregierung um die Frage, ob Sachsen-Anhalt Chancen hat, im Konzert der Elektromobilität mitzuspielen. Die Antwort ist, so denke ich, ja, sofern es uns gelingt, die Verknüpfung von Elektromobilität, regenerativen Energien und intelligenten Verkehrskonzepten herzustellen und voranzutreiben. Aus umweltpolitischer Sicht ist Elektromobilität nur dann ein Kracher, wenn die Energie für diese E-Antriebe aus regenerativen Quellen kommt.
In Forschung und Produktion geht es darum, wirklich genau zu schauen, wo unsere landespezifischen Stärken liegen. Wir als Land sind zu klein und zu arm, um den Bereich Elektromobilität im Bauchladen-Prinzip, also als Anbieter von kleinen Mengen von allem, vorhalten zu können. Also müssen wir genau überlegen, worin unsere Firmen und unsere Wissenschaftler gut sind.
In diesem Zusammenhang ergeben sich traditionelle Ansatzpunkte nicht nur im Maschinenbau und im Bereich Automotive und E-Technik im engeren Sinne, sondern wir können auch kreativer herangehen. Dann landen wir über den Leichtbau zum Beispiel wieder bei der Chemie. Für einen solchen breiten und kreativen Ansatz werbe ich im Moment in der Wissenschaft und in der Wirtschaft.