Der zeitweilig im Überschuss produzierte Strom kann eben gut in chemischer Form als Wasserstoff oder Methan zwischengespeichert werden.
In dem von der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erarbeiteten 100%-Erneuerbare-EnergieSzenario haben wir anhand von Simulationen mit echten Daten von PV- und von Windanlagen errechnet, dass wir eine Langzeitspeicherkapazität brauchen, die 29 Tage hintereinander leerlaufen
kann. Das ist der Speicherbedarf, für den wir für einen Langfristspeicher brauchen. Daran muss jetzt gearbeitet werden.
Neben dieser Flexibilisierungsoption muss auf der Nachfrageseite das Lastmanagement systematisch ausgebaut werden. Große Verbraucher bei Industrie und Gewerbe sollten attraktive finanzielle Anreize bekommen, wenn sie ihre Stromnachfrage in den Zeiten drosseln, in denen wenig erneuerbarer Strom erzeugt wird.
Hierzu trifft das Konzept auch eine Aussage. Es ist gut, dass mit den ansässigen Unternehmen Lastverschiebungen herausgearbeitet werden. Aber das Konzept besagt überhaupt nicht, was denn in den Fokus genommen werden soll, in welche Richtung es gehen soll. Es fehlen auch an dieser Stelle wieder konkrete Vorstellungen, beispielsweise ob man mit Betreibern von Kühlhäusern, Zementwerken oder mit der Papierindustrie ins Gespräch kommen will. Das ist alles noch viel zu vage.
Auch die Stromnachfrage mit Blick auf Wärmepumpen und Elektroautos kann sich nach dem Angebot richten. Diese Mal natürlich umgekehrt: Wenn viel erneuerbarer Strom im Netz vorhanden ist, sollen sie diesen Strom auch nutzen. Damit fungieren Wärmepumpen mit angeschlossenem Pufferspeicher und Elektroautos mit ihren Batterien gleichzeitig als Energiespeicher. Die Potenziale, die es bei der Steuerung der Nachfrageseite gibt, müssen also systematisch erschlossen werden.
Im Energiekonzept sind für die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr differenzierte Aussagen zur Umsetzung zu treffen. Einzelne Maßnahmen müssen dargestellt werden. Das Konzept muss auch glasklar unterscheiden zwischen Status quo, Entwicklungsszenarien und konkreten Plänen auf der Landesebene.
Erneuerbare Energien sind die einzige Lösung für eine nachhaltige umwelt- und klimaverträgliche Energieversorgung. Sie müssen in den Mittelpunkt der Betrachtungen und Entscheidungen gerückt werden. Das fehlt in dem Konzept. Das muss nachgearbeitet werden.
Es macht keinen Sinn, sich von der Idee billiger Energie leiten zu lassen, wie es bei der Anhörung zu dem Konzept am 25. September 2013 von verschiedenen Akteuren herausgestellt wurde. Billig ist nicht wirklich eine Antwort und kann uns am Ende doch teuer zu stehen kommen, wenn uns der Klimawandel die Lebensgrundlagen raubt.
Aus diesem Grund sind die vielfältigen Vorteile der erneuerbaren Energien im Konzept herauszustellen.
Dann wird auch die Überlegenheit gegenüber den fossilen Energien deutlich. An allererster Stelle ist natürlich der Klimaschutz zu nennen, aber auch die Schaffung von Arbeitsplätzen und regionaler Wertschöpfung ist hervorzuheben.
24 000 Beschäftigte in Sachsen-Anhalt arbeiten im Bereich der erneuerbaren Energien. Das ergibt deutschlandweit den höchsten Beschäftigungseffekt. Das ist ein Erfolg in unserem Bundesland, der zum großen Teil dem Erneuerbare-EnergienGesetz zu verdanken ist.
Daher ist es auch unklar, warum die Landesregierung im Konzept diese Erfolgsgarantie infrage stellt und nur noch auf die beste verfügbare Technologie setzen will - im Übrigen ohne zu definieren, was „beste verfügbare Technologie“ überhaupt heißt.
Die erneuerbaren Energien können nur stark sein, wenn Sonnen-, Wind- und Bioenergien zusammenwirken und sich gegenseitig ergänzen. Es wäre einfach zu kurz gesprungen, wenn man nicht alle Energien, wenn man nicht alle Techniken nutzen würde.
Deshalb möchten wir auch darauf drängen, dass sich die Landesregierung im Konzept eindeutig zum Kern des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und seinen Erfolgsfaktoren bekennt und für deren Beibehaltung auch kämpft.
Das heißt Vorrang für erneuerbare Energien. Das heißt auch feste Einspeisevergütungen, damit es auch für Investitionen Planungssicherheit gibt.
Noch ein Wort zu Preisgünstigkeit und Bezahlbarkeit. Knapper werdende fossile Ressourcen werden zwangsläufig zu einer Kostenspirale führen. Demgegenüber können nur die erneuerbaren Energien langfristig Bezahlbarkeit gewährleisten.
In der Phase ihres Ausbaus und des Aufbaus der gesamten Infrastruktur fallen natürlich hohe Kosten an. Aber danach werden bei den brennstofflosen Energien die Preise wieder fallen. Diese Preisgünstigkeit muss das Konzept eindeutig und klar herausstellen.
Die erneuerbaren Energien sind schon heute wirtschaftlich, zum einen volkswirtschaftlich, ohne negative Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen, zum anderen aber auch betriebswirtschaftlich - ich nenne nur das Stichwort Eigenversorgung.
Selbst die Braunkohle als heimischer Energieträger wird dabei nicht mithalten können. Hierbei ist zudem mit einer Kostensteigerung zu rechnen.
Erstens gibt es Bestrebungen, auch die externen Umwelt- und Klimakosten einzupreisen. Allein die Klimafolgekosten je Tonne CO2 werden mit 70 € angegeben.
Zweitens muss der Emissionshandel wiederbelebt werden. Kohlestrom muss durch einen angemessenen CO2-Preis so verteuert werden, dass hocheffiziente und flexible Gaskraftwerke wieder bessere Chancen am Markt haben. Dazu muss sich auch die Landesregierung bekennen und diese in das Konzept aufnehmen.
Der Klimakiller Braunkohle kommt schon jetzt in Bedrängnis; denn niedrige Börsenpreise machen den Betrieb zunehmend unrentabel und der Einsatz verringert sich durch die Nutzung von Wind- und Sonnenstrom.
Bei der Bundesnetzagentur liegen Anträge auf Stilllegung von 28 Kohle- und Gaskraftwerken vor. RWE prüft sogar, ob der Tagebau Garzweiler vorzeitig stillgelegt werden kann.
Angesichts dieser Entwicklung ist es doch Irrsinn, dass sich unsere Landesregierung im Konzept für eine langfristige Fortsetzung der Braunkohlenutzung einsetzt und sich sogar für ein neues Kohlekraftwerk Profen ausspricht.
Ein neues Kohlekraftwerk wird für die bundesweite Versorgung nicht gebraucht und muss allein deshalb ausgeschlossen werden.
(Herr Scheurell, CDU: Was Sie alles wissen! Woher wissen Sie das? Darüber wissen Sie wohl Bescheid! Hier kennen Sie sich aus!)
Wir haben im Parlament schon des Öfteren darüber gesprochen und ich möchte es gern wiederholen: Hierbei geht es nur um das Braunkohletagebaugeschäft der Mibrag, die alles tut, um ihre Kohle loszuwerden. Dafür liefert die Mibrag sogar Kohle nach Tschechien und ab dem Jahr 2017 an das Braunkohlekraftwerk Buschhaus, das kürzlich von der Mibrag gekauft wurde. Dafür soll in unserem Bundesland ein neuer Tagebau eröffnet werden,
Von Wertschöpfung in der Region kann dabei überhaupt nicht die Rede sein. Ein Allgemeinwohlinteresse ist hierbei überhaupt nicht gegeben.
halb: Kein neues Braunkohlekraftwerk, kein neuer Tagebau. Stattdessen: Schrittweises Auslaufen der Braunkohleverstromung bis zum Jahr 2030.
Ihre Redezeit ist in der Tat zu Ende. Aber wenn Sie bereit sind, eine Frage des Abgeordneten Erben zu beantworten, wird sie sozusagen automatisch verlängert.
Frau Kollegin Frederking, Sie haben eben erwähnt, dass aus dem Tagebau Profen Kohle nach Tschechien gebracht würde und dass ab 2017 das Kraftwerk Buschhaus mit Kohle aus dem Tagebau Profen versorgt werden soll. Daran haben Sie sofort angeschlossen: Dafür sollen weitere Abbaufelder erschlossen werden.