Protocol of the Session on September 10, 2010

Dazu bedarf es unserer Auffassung nach eines Konzepts. Dazu möchten wir die Landesregierung mit dem Antrag auffordern und sie auch darum bitten, dass wir an diesem Konzept mitarbeiten dürfen. Wir hoffen, dass es im Ausschuss zu einem regen Gedankenaustausch kommt und neue Ideen entwickelt werden. Ich bitte Sie alle um Ihre Unterstützung für unseren Antrag und freue mich auf eine interessante Diskussion im Ausschuss. - Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Vielen Dank für die Einbringung, Frau Hampel. - Nun erteile ich zunächst für die Landesregierung Minister Herrn Haseloff das Wort. Bitte schön.

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Hampel hat sehr umfassend und vollständig das gesamte Themenfeld beschrieben. Ich möchte das nicht wiederholen; meine vorbereitete Rede würde dies in größeren Teilen noch einmal aufgreifen.

Zwar ist Sachsen-Anhalt ein Land, das nie ein Massentourismusland werden wird, jedoch sind wir ein hochinteressantes Land für viele Zielgruppen. Die Statistiken der letzten Jahre zeigen eindeutig, dass wir uns bezüglich der Besucher- und Übernachtungszahlen peu à peu, in kleinen Schritten - immerhin mit Tendenz nach oben - gut entwickeln. Das ist eine Chance, die wir weiterhin für uns nutzen und ausdehnen sollten. Ich bin der Auffassung, dass dieser Antrag diesem Ziel dient.

Das Stichwort „Kernland deutscher Geschichte“ ist genannt worden. Sie alle kennen unsere Aktivitäten im Sinne des Kulturtourismus, verbunden auch mit den Ju

biläen, die jetzt anstehen - 800 Jahre Anhalt, Lutherdekade bis 2017, aber auch die Bewerbung und Weiterentwicklung der touristischen Markensäulen im Land.

Gerade beim Aktivtourismus haben wir in den Regionen Sachsen-Anhalts, in denen wir in den letzten Jahren gute Angebote entwickelt haben, die deutlichsten Zuwächse verzeichnen können. Das bestärkt uns gemeinsam in der Idee bzw. in der Ansicht, dass wir diese Stärken ausbauen sollten.

Ich glaube, dass der Fragenkatalog, der schon abgestimmt ist, bzw. auch die Themen, die schon aus dem Ausschuss heraus in unser Haus gegeben wurden und in der Abarbeitung sind, dazu dienen, konkretere Vorschläge zu unterbreiten und Schwerpunkte zu setzen. Denn es ist auch eine Ressourcenfrage; wir können das Geld in der Förderung nur einmal ausgeben. Die GRWInfrastruktur ist nicht unbegrenzt. Wenn wir uns also gemeinsam auf diese Punkte verständigen, werden auch die entsprechenden Effekte für das Land SachsenAnhalt erzielt werden.

Wir haben miteinander besprochen, dass wir den Fragenkatalog bis November 2010 abgearbeitet haben wollen, der dazu dient, entsprechende Projekte klar zu identifizieren oder gegebenenfalls schon identifizierte Projekte nochmals mit entsprechenden Investitionsvorschlägen zu versehen. Dann können wir diese Diskussion im Ausschuss einvernehmlich aufnehmen und fortsetzen. Ich glaube, dass wir dann zu einem guten Ergebnis kommen und das Thema Aktivtourismus im Land Sachsen-Anhalt zu einer Erfolgsgeschichte machen werden. - Herzlichen Dank.

(Zustimmung bei der CDU)

Vielen Dank, Herr Minister Haseloff. - Jetzt kommen wir zu den Beiträgen der Fraktionen. Ich erteile Herrn Dr. Schrader von der Fraktion der FDP das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es scheint - und ist es vielleicht auch - ein Wohlfühlantrag zu sein.

(Zustimmung bei der FDP und bei der LINKEN)

Frau Hampel, es war sehr angenehm, das auch einmal von Ihnen zu hören; wir haben dem fast ein Lob für die FDP entnommen. Guido Kosmehl sagte, das ist ungewöhnlich. Vielen Dank.

Aber der Antrag reiht sich in eine gewisse Systematik ein. Im Juni 2007 ging es um den Kultur- und Geschichtstourismus, im Juni 2008 um den Kinder-, Jugend- und Familientourismus, im September 2008 waren dann die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum 2017 an der Reihe und heute ist es das Thema Aktivtourismus. Man erkennt eine gewisse Systematik. Ich denke, LarsJörn Zimmer ist daran nicht ganz unschuldig.

(Zustimmung bei der CDU)

Meine Damen und Herren! Der Antrag der Koalitionsfraktionen verfolgt das Ziel, das auch wir Liberale verfolgen. Der Tourismus stellt unbestritten eine Branche dar, die ein enormes Wachstumspotenzial hat und sehr wichtig ist. Dass wir in Sachsen-Anhalt in diesem Bereich in den letzten Jahren viel erreicht und gute Arbeit geleistet

haben, wissen wir. Das zeigen auch die ständig steigenden Besucherzahlen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir uns auf den Lorbeeren ausruhen sollten. Die anderen Länder und Regionen schlafen nicht und der Zustrom in die klassischen Touristenzentren wie die Alpen und die Ostsee ist nach wie vor ungebrochen. Mit diesen Regionen werden wir uns nie vergleichen können; das muss man auch so deutlich aussprechen.

Deshalb ist es wichtig, dass sich Sachsen-Anhalt ein eigenes Profil zulegt, es pflegt und auch sinnvoll ergänzt. Mit den Unesco-Welterbestätten, den touristischen Markensäulen „Straße der Romanik“, „Gartenträume“, „Blaues Band“ und „Himmelswege“ sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Marketingarbeit geschaffen worden.

Mit dem Harz, der Saale-Unstrut-Region, der Altmark, den Elbauen sind attraktive Erholungsgebiete nicht nur für die heimische Bevölkerung entstanden.

Aber für eine erfolgreiche Marketingarbeit im Tourismus sind Kontinuität, eine klare Linie sowie klare Strukturen und Strategien erforderlich. Da darf man schon hinterfragen, ob die Art und Weise, wie die Landesmarketinggesellschaft zerschlagen wurde, sinnvoll war oder ob man sich hier nicht etwas hätte abschauen können von dem, was mit der AMG, der Agrarmarketinggesellschaft, im Bereich der Landwirtschaft geschehen ist.

Denn was ist passiert? - Strategie und Vertrieb waren bei der LMG gebündelt; mit der Aufspaltung ist die Strategie jetzt bei der IMG, der Investitions- und Marketinggesellschaft, der Vertrieb aber bei der TMG, der Tourismusmarketinggesellschaft, angesiedelt. Die Kommunen und die Wirtschaftspartner sind im strategischen Bereich weitgehend ausgeschlossen. Deshalb halten wir die Berichterstattung über die Tourismusmarketinggesellschaft und die Investitions- und Marketinggesellschaft in den Ausschüssen für absolut sinnvoll und auch notwendig.

(Herr Felke, SPD: Quatsch!)

Die FDP-Fraktion wird dem vorliegenden Antrag und damit auch dem Auftrag an die Landesregierung, ein Konzept zum Aktivtourismus zu erstellen, zustimmen.

Ich möchte nochmals zu bedenken geben: Wir haben mit den eben erwähnten Markensäulen bereits gut etablierte Kernmarken geschaffen. Hinzu kommen die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum. Das sind alles richtige

(Frau Hampel, SPD: Das sind wichtige - -)

und wichtige Schwerpunkte.

(Frau Hampel, SPD: Schwerpunkte, ja!)

Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, uns zu viele Schwerpunkte zu setzen und damit letztlich unser erfolgreich aufgebautes Markenprofil zu verwischen.

(Frau Hampel, SPD: Nein! Machen wir auch nicht!)

Natürlich dürfen wir den Trend im Bereich Wellness und Aktivtourismus nicht verschlafen.

(Frau Hampel, SPD: Richtig!)

Aber ich möchte auch nicht, dass wir beliebig werden, zu sprunghaft, zu viele Schwerpunkte schaffen und damit Gefahr laufen, erfolgreiche Marken zu verwässern.

(Beifall bei der FDP - Zuruf von Frau Hampel, SPD)

Meine Damen und Herren! Wir bitten herzlich, diesen Punkt bei der Erstellung des Konzeptes zum Aktivtourismus zu berücksichtigen. Eine eigene Markensäule Aktivtourismus, wie Frau Hampel sie vorschlägt, halte ich für überzogen. Das ist wichtig und das machen alle - aber das ist kein Alleinstellungsmerkmal für uns. Für mich wäre das ein Merkmal für eine Markensäule.

(Zuruf von Herrn Miesterfeldt, SPD)

Entscheidend werden auch - ich bitte, das in den Ausschussberatungen zu berücksichtigen - der Service und das Preis-Leistungs-Verhältnis sein.

(Herr Felke, SPD, lacht)

Wer in einigen Regionen, zum Beispiel Südtirol, war - ich weiß, einige Ausschüsse konnten das genießen -, der weiß, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis ganz entscheidend ist für die Attraktivität, ob ein Besucher wiederkommt oder nicht. Diesbezüglich darf bei uns an der einen oder anderen Stelle durchaus nachgefragt werden. - Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP)

Vielen Dank, Herr Dr. Schrader. - Für die CDU-Fraktion spricht jetzt Herr Zimmer. Bitte schön.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Aktiv und Tourismus, aktiv im Urlaub, naturnahe Betätigung in der Freizeit, kurz: Aktivtourismus - eine direkte Definition dessen ist schwer zu finden, nur allenthalben der Hinweis, dass eben dieser Tourismusbereich stark wächst, starke Wachstumsraten aufweist. All das war auch Grund für die Fraktionen der CDU und der SPD, sich näher mit dem Thema Aktivtourismus zu beschäftigen.

Das Land Sachsen-Anhalt hat - das haben wir bereits gehört - in den zurückliegenden Jahren eine beeindruckende Entwicklung vollzogen. Ich möchte die Statistik jetzt nicht weiter bemühen. Sie können auch in unserem Antrag einige Zahlen nachlesen. Nadine Hampel und Minister Dr. Haseloff haben einiges genannt.

Ich möchte eines noch hinzufügen, nämlich dass selbst die Halbjahreszahlen 2010 wieder Wachstumsraten erkennen lassen, wenn auch kleine, unter dem Bundesdurchschnitt liegende. Gerade deshalb ist es für uns interessant zu schauen, in welchen Segmenten die größten Wachstumsraten, die größten Wachstumschancen zu verzeichnen sind, um dort hineinzugehen.

Wir haben mit unseren einmaligen Baudenkmalen, der aufregenden Geschichte, den Unesco-Welterbestätten und natürlich den besonders nachgefragten Regionen wie dem Harz oder dem Bereich Saale-Unstrut einen wichtigen Grundstock für den Tourismus im Land. Das sind dann auch unsere Leuchttürme, die es weiterzuentwickeln gilt, wo wir neue Strategien, weiterführende Strategien und innovative Konzepte für unsere Regionen und touristischen Leuchttürme brauchen.

Wir brauchen diese Konzepte und Strategien aber nicht nur vordergründig in Lagen, die ohnehin schon im Fokus des Besuchers unseres Landes stehen, sondern eben auch für Bereiche, für Regionen, in denen das Thema

Tourismus - Frau Kollegin Hampel hat darauf hingewiesen - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, ein wichtiger Beschäftigungsfaktor für die Menschen in unserem Lande ist. Dort gilt es einzutreten, dort gilt es entsprechende Konzepte und entsprechende Strategien zu verwirklichen.

Lassen Sie mich ein wenig auf die tourismuspolitischen Sommertouren und auf die Dinge, die ich dort erfahren und erleben durfte, eingehen. Wir haben wunderschöne naturnahe Landschaften im Bereich der Dübener Heide, im Bereich der Goitzsche, im Bereich des Geiseltalsees, wo sich vieles entwickelt. Wir haben in der Altmark das Sternreiten, das europaweit als einzigartig angesehen und hoch gelobt wird. Ich kann nur sagen: Die Altmark hoch zu Ross zu erleben, ist schon beeindruckend.

(Zustimmung von Herrn Czeke, DIE LINKE - Zu- ruf von der CDU)