Oh, das finde ich aber sehr interessant. Ich möchte sagen, dann setze ich mich. Also, so etwas von einem Präsidenten zu hören, das, muss ich sagen, finde ich interessant.
Sie verzichten also auf den weiteren Teil Ihrer Redezeit, sodass ich - Fragen gibt es dazu auch nicht - jetzt Herrn Höhn das Wort erteilen kann. Bitte, Herr Höhn.
Die Kollegen von der CDU haben noch Klärungsbedarf untereinander. Ich kann gern warten. - Meine Damen und Herren! Ich will die Redezeit, die mir in der zweiten Runde zur Verfügung steht, nicht ausschöpfen, aber zwei Dinge noch einmal deutlich ansprechen.
Der Minister hat noch einmal auf die Frage der Studierquote hingewiesen, Stichwort 100 %, und darauf, dass nicht alle jungen Leute studieren wollen, die theoretisch studieren könnten. Das ist in der Tat so. Ich will sagen - das hat Frau Mittendorf auch schon getan -: Weder wir noch die Sozialdemokraten wollen sozusagen die 100%-Schwelle erreichen.
Wenn wir über das Thema Gemeinschaftsschule reden, dann sage ich auch immer: Es muss das Ziel sein, dass wir möglichst alle mindestens auf das Niveau des Realschulabschlusses bringen und dass der Hauptschulabschluss die absolute Ausnahme bleibt.
Ich will aber auch auf ein anderes Problem hinweisen. Das hängt mit dem Hauptschulabschluss und dem Realschulabschluss zusammen. Im Bildungsbericht der Bundesregierung 2008 ist ja auch die Frage in den Blick genommen worden, wie der Übergang von der Schule mit den unterschiedlichen Schulabschlüssen in die Berufsausbildung funktioniert. Da funktioniert eines nicht mehr: der Aufstieg.
Wir haben vor 20, 30 Jahren in der alten Bundesrepublik noch die Situation gehabt, dass man mit einem soliden Hauptschulabschluss erfolgreich in die Berufsausbildung gehen konnte und dass sich ein durchaus beachtliches soziales Aufstiegspotenzial auftat. Das ist nicht mehr so.
Wir haben die Situation, dass die Arbeitgeber für einen Großteil der Berufsausbildungen mittlerweile höhere Qualifikationen erwarten und deswegen auf Abiturienten und Realschüler zurückgreifen. Das geht zulasten der Hauptschüler. Nicht zuletzt deswegen sagen wir sehr deutlich: Der Hauptschulabschluss, die Hauptschule ohnehin muss das Auslaufmodell sein.
Nun noch einmal zum Geld und zum Bildungskonvent: Natürlich ist mir klar, dass der Bildungskonvent nicht das CDU-Präsidium ist. Ich hoffe für den Konvent, dass das nicht so ist.
Ich will Sie aber noch einmal an das erinnern, was Sie gestern gesagt haben: Sie haben gestern erklärt, dass die politischen Vertreter, die Vertreter der Fraktionen und Parteien im Konvent die Haushaltslage beachten sollten bei dem, was sie dort besprechen und beschließen. Das war Ihr Tenor. Alles andere sei unglaubwürdig, weil die Politiker um die Haushaltslage wüssten und eine Refinanzierung darstellen müssten.
(Herr Gürth, CDU: Wer sich völlig davon loslöst, ist ein Zyniker gegenüber denjenigen, die sich im Konvent ehrlichen Herzens betätigen!)
Frau Feußner, wenn Sie sich hier hinstellen und erklären, der Populismus der Bundeskanzlerin sei meine Polemik, dann, muss ich sagen, verstehe ich die Welt nicht mehr. Es ist doch Ihre Partei, die fordert: 90 Milliarden € mehr für die Bildung in der Bundesrepublik. Wir können uns sehr schnell darüber verständigen, dass wir mehr Ausgaben für die Bundesrepublik insgesamt und für Sachsen-Anhalt brauchen. Da bin ich sofort bei Ihnen.
Aber es geht doch nicht, dass Sie von den politischen Vertretern in Sachsen-Anhalt verlangen, dass sie sich in der bildungspolitischen Debatte finanziell zurückhalten, dass Sie aber, wenn Sie in Ihr Parteipräsidium fahren, 90 Milliarden € finden. Das ist der Unterschied.
Eine letzte Bemerkung. Ich will die Anregung des Ministers ausdrücklich unterstützen. Es ist nicht nur sinnvoll, dass wir uns im Plenum - im Gegensatz zu der Auffassung von Frau Feußner - mit den Antworten auf eine solche Große Anfrage auseinandersetzen, sondern ich will den Vorschlag unterstützen, dass wir uns in den betroffenen Fachausschüssen - meine Hoffnung ist, dass das dann auch funktioniert - mit den Fragen im Detail auseinandersetzen. Das sind aus meiner Sicht zumindest der Sozialausschuss wegen der frühkindlichen Bildung, der Wirtschaftsausschuss und der Bildungsausschuss. Das ist ein sehr sinnvoller Vorschlag. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Herr Höhn. - Zunächst darf ich feststellen, dass die Regierungsbank jetzt so gefüllt ist, wie es heute möglich ist. Es fehlen nur diejenigen, die sich bereits heute früh und auch gestern schon haben entschuldigen lassen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will die Debatte nicht wieder aufmachen und ich will auch nichts
Zugespitztes oder Provozierendes sagen. Ich weiß, dass die Debatte damit wieder aufgemacht wird, aber man muss ja nicht davon Gebrauch machen.
Ich habe einfach etwas Wichtiges zu sagen vergessen. Es ist das Stichwort „technische Bildung“ gefallen. Es ist mir sehr wichtig, kurz darüber zu informieren, wie der Sachstand ist; denn dieses Thema liegt mir selbst sehr am Herzen.
Erstens. Das ist damals in Halle wegen einer praktisch vollständig eingebrochenen Nachfrage aufgegeben worden.
- Sie kennen die Zahlen. Dieser Bereich ist fast vollständig eingebrochen. Das ist einfach so. Das hing auch ein wenig mit der Attraktivität der Angebote zusammen.
- warten Sie doch erst einmal ab - mit den Ingenieurwissenschaften - das weiß ich selbst -, weil es ein Ziel der Landesregierung war - das finde ich nach wie vor vernünftig -, über die Schwerpunktbildung und die Konzentration die klassischen Technikwissenschaften - wohlgemerkt die klassischen oder harten Technikwissenschaften - in Magdeburg zu konzentrieren, weil sie dort in das Standortprofil sehr gut hineinpassen, weil es gerade in den Belangen von Maschinenbau und vielen anderen originären Ingenieurdisziplinen zum Profil der Magdeburger Universität gehört, sich sukzessive zu einer Technischen Universität zu entwickeln und deshalb - das ist der dritte Punkt - ein neues Lehramtsprofil in Magdeburg zu entwickeln.
Wir sind bei den Verhandlungen mit den Magdeburger Kollegen - das wird auch in der nächsten Zielvereinbarung verankert - schon ziemlich weit damit vorangekommen, in das Lehramt an berufsbildenden Schulen, das ja im Kontext eines Modellversuches als BachelorMaster-Programm inzwischen von uns anerkannt und im Übrigen auch akkreditiert worden ist, ein neues Lehramt für Technik und Wirtschaft an den allgemeinbildenden Schulen zu implementieren.
Ich finde, das ist ein sehr interessantes Modell, weil dabei ein Lehrertypus herauskommt, der die Fächer Wirtschaft und Technik unterrichtet und zugleich als Koordinator an den Schulen, an der Schnittstelle zwischen Schule und Wirtschaft tätig wird, die Berufsberatung, die Berufsvorbereitung und schließlich Schülerbetriebspraktika und vieles andere mehr organisiert. Genau dort glückt uns die Schnittstelle nach wie vor noch nicht.
Ja, sofort. - Wir sind gerade dabei, mit den Kollegen von der Berufspädagogik und denen, die im berufsbildenden Lehramtsstudiengang tätig sind, dieses neue Lehramt zu planen und zu entwickeln. Das wird ein ausgesprochen attraktives, modernes und innovatives Angebot werden.
Das werde ich selbstverständlich in der Zielvereinbarung verankern; denn es ist völlig richtig, es ist derzeit ein Desiderat. Diesbezüglich ist Handeln gefragt. Das ist aber nicht durch die Wiedereinführung verlorener Strukturen, sondern durch die Entwicklung eines neuen Modells zu machen, das ausgesprochen reizvoll ist. Wir haben gerade erst vor zwei Wochen auch mit dem Rektor Herrn Professor Pollmann eingehend darüber beraten.
Das wird funktionieren und das wird ein deutschlandweit spannendes Modell für die Lehrer für Wirtschaft und Technik an der Schnittstelle zwischen Schule und Arbeitswelt, in der sie dann als Lehrer eingesetzt werden sollen. Diesbezüglich werde ich mich auch nicht von beamten- und besoldungsrechtlichen Barrieren aufhalten lassen. Das kann man alles gestalten, wenn man es will. - Das wollte ich einfach noch hinzufügen. Ich habe das vorhin vergessen.
Herr Olbertz, ich habe auch sehr viel übrig für neue Modelle und interessante Ideen. Aber an dieser Stelle habe ich eine Frage zu diesem neuen Beruf, den Sie jetzt konzipieren. Wie weit kollidiert das mit den Kombinationsmöglichkeiten zu anderen Fächern?
Wir haben in Sachsen-Anhalt die Entscheidung getroffen, die Lehramtsausbildung für allgemeinbildende Schulen in Halle zu konzentrieren. Wenn wir jetzt eine solche Lehramtsausbildung in Magdeburg errichten, kann ich zwar nachvollziehen, dass das für den berufsbildenden Bereich sinnvoll ist, aber im allgemeinbildenden Bereich fehlen doch an dieser Stelle die Kombinationsmöglichkeiten, die die Martin-Luther-Universität für das Lehramt ermöglichen würde.