Wenn man in andere Bundesländer schaut, dann sieht man, dass es dort überministerielle Arbeitsgruppen gibt. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf Mecklenburg-Vorpommern oder auf Bayern.
Ich meine, wenn wir diesen Bereich des Kinder-, Jugend- und Familientourismus wirklich weiterentwickeln wollen, und das langfristig, dann ist die Einsetzung eines Beirates, wie wir ihn damals bei der LMG hatten, erforderlich. Wir haben vor, den Masterplan „Tourismus des Landes Sachsen-Anhalt“, der im Jahr 2008 ausläuft, fortzuschreiben. Dafür bräuchten wir aus meiner Sicht ganz dringend eine Arbeitsgruppe oder einen Beirat, der sich mit diesem Segment beschäftigt.
Der Masterplan läuft in diesem Jahr aus. In der Zeit von 2004 bis 2008 hat sich eine Menge getan. Ich halte es auch deshalb für geboten, bei der Aufstellung des neuen Masterplanes den Bereich Kinder-, Jugend- und Familienreisen besonders hervorzuheben. Das kann man darin zum Beispiel unter den konkreten Handlungserfordernissen, unter den Schwerpunkten, unter den konkreten Markensäulen sehr gut platzieren, zum Beispiel neben der Zielgruppe „50 plus“. Im Moment findet sich in
der Studie der Bereich Kinder-, Jugend- und Familienreisen nur rudimentär an zwei Punkten. Daran sollte unbedingt gearbeitet werden.
Deshalb rege ich an, Herr Minister, dass Sie uns als Parlament möglichst frühzeitig bei der Erarbeitung eines neuen Masterplanes einbinden und zu gegebener Zeit vielleicht erste Schritte im Wirtschaftsausschuss vorstellen. Ich weiß nicht, vielleicht gibt es schon erste Ergebnisse.
Noch ein Schlusswort. Meine Damen und Herren! Sie sehen, das Thema ist sehr umfangreich. Ich habe meine Redezeit dazu auch voll ausgeschöpft.
Ich wollte Ihnen zeigen, dass der Kinder-, Jugend- und Familientourismus ein wichtiges Reisesegment ist. Ich freue mich, dass wir in Zukunft gemeinsam daran arbeiten werden. Ich glaube, es lohnt sich, dass wir das Image des Landes Sachsen-Anhalt für die Familientouristen auf einen besseren Weg bringen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Erst einmal meine Hochachtung, Frau Hampel. Es fällt überhaupt nicht auf, dass Frau Kachel nicht mehr im Landtag ist. Sie haben das Thema nahtlos und ganz hervorragend, mit guter Qualität hier aufgegriffen.
Es ist auch wichtig, dass dieses Thema weiterhin nahtlos und zielführend im gemeinsamen Diskurs von Administration und Legislative fortgeschrieben wird.
Erstens begrüße ich diese Aktivität ausdrücklich. Sie wissen, dass wir vor einer wichtigen Wegmarke stehen. Der gültige Masterplan „Tourismus für das Land Sachsen-Anhalt“ läuft, wie Frau Hampel schon sagte, im Jahr 2008 aus. Wir sind gerade dabei, alle Vorkehrungen zu treffen, um die Fortschreibung zu veranlassen, das heißt, auch die Ausschreibung vorzubereiten, damit der Masterplan für die Jahre 2009 bis 2013 für das Land zur Verfügung steht.
Das ist auch deswegen wichtig, weil wir bei dem Themenkomplex Kinder-, Jugend- und Familientourismus Handlungsbedarf haben, der nicht aus irgendwelchen Defiziten resultiert - diesbezüglich kann man geteilter Meinung sein; wir sind nun einmal kein klassisches Tourismusland; deswegen müssen wir an dieser Stelle sehr dezidiert und genau hinschauen, welche Maßnahmen wir ergreifen und vor allen Dingen wie wir unsere Res
sourcen einsetzen -; vielmehr stehen wir deswegen vor einer Fortschreibung und vor einer entsprechenden Nachjustierung, weil sich bestimmte Rahmenbedingungen verändert haben.
Die Kostenstrukturen für touristische Nachfragen, für Angebote auf der anderen Seite, wenn wir die Angebots- und Nachfrageseite sehen, haben sich generell verändert. Die Kraftstoffpreise sind inzwischen gerade auch für Familien, die oftmals mit dem Pkw unterwegs sind, limitierend. Demzufolge kommen Regionen in Deutschland und in Wohnortnähe immer neu und noch deutlicher als bisher in den Fokus. Darin liegt eine Chance, die wir positiv aufgreifen sollten. Deswegen ist es wichtig, dass dieses bei der Masterplanerarbeitung Berücksichtigung findet.
Die Strukturen, die zur Verfügung stehen, um diesen Masterplan in Gang zu setzen, das heißt Ausschreibungsunterlagen zu erstellen und so weiter, sind andere als noch vor Jahren, weil sich durch die Umstrukturierung auf Landesebene in Richtung IMG - das ist richtig - die entsprechenden Begleitmechanismen verändert haben. Ich denke, dazu wird Herr Zimmer nachher in seinem Beitrag noch etwas sagen.
Wir wollen auf die originären Zuständigkeiten zurück. Das heißt ganz klar: Ausschuss und entsprechende Begleitung, aber auch Landestourismusverband, den wir uns als Land - siehe Landeshaushalt - auch gut leisten. Der Landestourismusverband soll sich an dieser Stelle noch umfassender als bisher einbringen können.
Die statistischen Grundlagen, die in diesem Zusammenhang diskutiert werden müssten, brauche ich an dieser Stelle nicht zu wiederholen. Das kann dezidierter im Ausschuss passieren.
Wichtig ist für mich, dass auf der einen Seite der Familientourismus in Sachsen-Anhalt nur zu einem geringen Anteil aus dem eigenen Lande herrührt. Nur 18 % der Familientouristen kommen aus Sachsen-Anhalt und auch nur ungefähr die gleiche Größenordnung kommt aus benachbarten Bundesländern. Immerhin fast 60 % der Familientouristen kommen aus weiter entfernten Bundesländern. Das heißt, hiermit sind in der Regel Mehrtagesaufenthalte verbunden. Damit wird die Verweildauer wirtschaftspolitisch interessant. Daran muss gearbeitet werden.
Mit dem Kultusminister bin ich mir - Sie sprachen zu Recht von der Querschnittsaufgabe, die hierbei zu bewältigen ist - darin einig, dass das, was innerhalb des schulischen Bereiches passiert, deutlicher auf SachsenAnhalt und die Entwicklung des Familientourismus bezogen werden muss.
Wenn Sie sich - ich habe selber Kinder, inzwischen Enkelkinder - das Tableau der Schul- und Klassenfahrten ansehen, dann frage ich mich, warum wir diese Anstrengungen in Richtung unserer touristischen Leitmarken, unserer Markensäulen betreiben, aber die Kenntnis ferner Länder, die auch notwendig ist - wir sind ein offenes Land als Sachsen-Anhalt -, oftmals deutlicher ausgeprägt ist als die von den gerade in den letzten Jahren sehr offenkundig gewordenen eigenen Schätzen, von Halberstadt über die Himmelsscheibe usw. usf. Die Gedenkstättenproblematik sollte man in diesem Zusammenhang auch mit bedenken.
Wir müssen einfach eine Fokussierung im Sinne einer moralischen Verpflichtung vornehmen - das kann man sicherlich nicht administrativ machen -, was in diesem Lande als Pflichtkatalog abzuarbeiten ist. Wenn dahin einmal Klassenfahrten unternommen worden sind, dann erwacht automatisch die Motivation und werden entsprechende Stimulierungen in die Familien hinein ausgeübt, wohin die nächste Urlaubs- oder zumindest Kurzurlaubsreise gehen soll. Dann, denke ich, haben wir als Sachsen-Anhalt eine deutlichere Chance, nachgefragt zu werden.
Man muss aber auch ganz klar sagen, dass wir immer stark auf Kulturtouristen abgehoben und uns damit sehr stark auf die älteren Jahrgänge fokussiert haben, einschließlich der von diesen nachgefragten Qualitäten, die man im touristischen Bereich wünscht. Das ist oftmals nicht identisch mit dem, was Familien nachfragen.
Deswegen muss der Blick einfach geweitet werden. Wir müssen uns von dem ausschließlich kulturtouristischen Angebot abkoppeln und uns in Richtung von Wellness-, Freizeit- und auch Schlechtwetterangeboten orientieren. Dabei bin ich ganz nahe bei Ihnen, Frau Hampel. Das sollten wir auch weiterhin besprechen.
Die IMG plant im Jahr 2009 erstmals die Auflage eines Spezialkataloges über Kinder- und Jugendreisen. Aufgrund der Wettbewerbssituation wird sich der Katalog auf Anbieter konzentrieren, die eine Klassifizierung im Rahmen des Qualitätsmanagements Kinder- und Jugendreisen vorweisen können. Die Voraussetzung für diese Gestaltung ist natürlich eine entsprechende Beteiligung von 60 klassifizierten Anbietern.
Diese Anbieter machen auch schon bisher eigene Informationsangebote. Dazu gehören zum Beispiel „Klasse auf Tagestour“ von der Nahverkehrsservice SachsenAnhalt GmbH, die Broschüre „Erlebnisferien für Kids und Teens“, Kataloge für Klassenfahrten auch mit speziellen Unterthemen sowie die Angebote im Tourismusportal, die auch einsehbar sind. All das ist schon ein gewisser Grundstandard, an den wir ansetzen können.
Ich glaube, die Sache, die die IMG jetzt mit der Herausgabe eines eigenen Spezialkataloges zu Kinder- und Jugendreisen plant, sollte fachpolitisch auch vom Fachausschuss und von den entsprechenden Gremien bis hin zum Landestourismusverband begleitet werden, damit möglichst die Praktiker sprechen und das, was wir zur Ausschreibung bringen, dann auch so umgesetzt wird, dass wir in der Phase bis zum Jahr 2013 einen deutlichen Entwicklungstrend an dieser Stelle erkennen können. Das würde ich mir auch wünschen, weil es wirtschafts- und tourismuspolitisch hochinteressant für dieses Land ist und damit auch hilft, Beschäftigungspotenziale zu heben, die wir an dieser Stelle unbedingt haben wollen. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Herr Minister Haseloff. - Jetzt hören wir die Beiträge der Fraktionen, beginnend mit der Fraktion DIE LINKE. Es spricht Herr Czeke. Bitte schön.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sich über den aktuellen Stand des Kinder-, Jugend-
und Familientourismus in Sachsen-Anhalt berichten zu lassen, ist ein nicht nur berechtigtes, sondern notwendiges Anliegen.
Frau Hampel, Sie sprachen es selbst an: Wenn man eine Struktur schafft und der eine sich erst finden muss und der andere sich erst finden muss, dann kann es eben passieren, dass sich ein guter Beirat einfach so wegevaluieren lässt, sage ich einmal. Hinterher beklagen wir dann, dass uns Informationen fehlen.
Beim Familientourismus müssten wir uns erst einmal über die Definition unterhalten. Im klassischen, hergebrachten bürgerlichen Sinne heißt das: Vater, Mutter und eventuell zwei Kinder. Wir haben es heute Vormittag aber schon angesprochen: Der aktuellste Armutsbericht der Bundesregierung liegt vor und darin ist eine Gruppe mit einem besonders hohen Risiko aufgeführt. Das sind gerade Alleinerziehende mit Kindern. Damit sind wir schon bei dem Problem, das ein soziales Problem ist, aber dann auch ein Problem des Tourismus.
Ihr Antrag ist gut und richtig. Diesem Segment muss eine höhere Bedeutung zukommen, wobei „Segment“ für mich dann wiederum nur ökonomisch besetzt ist, und das ist nicht nur mit dem Datum der Vorlage, dem 18. Juni, verbunden, sondern - der Minister hat es eben angedeutet - wir haben diesen Teil des Tourismus leider über die letzte Zeit ein wenig vernachlässigt.
Herr Gürth sagte in der vormittäglichen Diskussion, wir sollten uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. In diesem Satz in seiner Rede gebe ich ihm ausgesprochen Recht.
Frau Ministerin Kuppe hat bei den Kinderrechten vorhin von altersgerechten Beteiligungsrechten gesprochen. Das ist richtig. Kinder und Jugendliche müssen das Recht haben, reisen zu können. Das dient der Persönlichkeitsentwicklung.
In Bezug auf alles, was wir dazu gefunden haben, auch den Bericht der Bundesregierung zur Tourismuspolitik, der am 13. Februar dieses Jahres vorgelegt wurde, sind wir der Meinung, dass man seiner Verantwortung nur unzureichend gerecht wird. Es wird nämlich - Sie sprachen ja die politischen Ansätze an, denen wir Rechnung tragen müssen - das Soziale vernachlässigt.
Sie haben noch nichts zu unserem Änderungsantrag gesagt. Deswegen sage ich es. Sie haben richtig angesprochen, was alles unter das Thema Schulreisen fällt. Wir beantragen deshalb auch die Überweisung an den Bildungsausschuss, weil wir uns darüber unterhalten müssen. Obwohl es natürlich auch um Geld geht - wir müssen aus unserer Sicht eigentlich mehr Geld in die Hand nehmen, um der sozialen Verantwortung gerecht zu werden -, wollen wir es aber nicht an den Finanzausschuss überweisen.