Aber das Entscheidende ist, dass eine Landesregierung nicht verordnen kann, dass bestimmte Einrichtungen
dieses Gütesiegel bekommen. Wesentlich ist, dass Einrichtungen im Lande, die touristisch engagiert sind, wie zum Beispiel Hotels, ihrerseits einen Antrag stellen müssen, der bestimmte Kriterien erfüllen muss. Dann bekommen sie dieses Gütesiegel und können damit werben.
Ich möchte überhaupt nicht diejenigen entmutigen, die sich in diesem Sinne engagieren. Ich kann nicht ausschließen, dass in ein, zwei, fünf oder zehn Jahren der Begriff „Viabono“ für jedes kleine Kind so ein fester Begriff ist, dass es werbewirksam ist, ein solches Gütesiegel zu haben. Aller Anfang ist schwer, sagt man. Das gilt auch für ein solches Gütesiegel.
Nur eines ist ganz klar festzuhalten: Die Landesregierung kann nicht anordnen, dass sich irgendwer engagiert. Da es sich hierbei um eine Unternehmung handelt, die ihrerseits auf Gewinnerzielung bedacht ist, müssen wir uns überlegen, wie weit wir uns öffentlich und förmlich engagieren können.
Deswegen finde ich die Formulierung, Frau Kachel und meine Damen und Herren der SPD-Fraktion, die Sie in Ihrem Antrag gewählt haben, durchaus richtig: „Für die Unterstützung der Vermarktung neuer Angebote ist zu prüfen, inwieweit eine Kooperation mit der Umweltdachmarke ‚Viabono’ sinnvoll erscheint.“
Wir werden das prüfen und gemeinsam im Ausschuss besprechen. Wir werden dann schauen, was sinnvoll, was machbar und was nicht machbar ist.
Dritte Bemerkung. Meine Damen und Herren! Die Probleme des Landes Sachsen-Anhalt bei der Entwicklung des Tourismus scheinen mir weniger darin begründet zu sein, dass wir keine Angebote für den sanften Tourismus machen. Ich habe darauf hingewiesen, dass eigentlich fast alles in unserem Lande eher in diese Richtung tendiert. Ich glaube, unser Problem ist es, dass sich der Tourismus so sanft entwickelt, dass er volkswirtschaftlich nicht so spürbar ist, wie wir das gern hätten.
Das Problem ist - Frau Kachel, davon können Sie genauso gut ein Lied singen wie ich -, dass wir in diesem Land zum Teil immer noch eine Denkart pflegen, die den sanften Tourismus eher behindert als entwickelt.
Ich nenne ein Beispiel, das Sie gut kennen: Es ging um einen Campingplatz im Jerichower Land. Kollegin Wernicke und ich von der Regierungsseite, Sie als Vereinsvorsitzende und viele andere haben sich dafür stark gemacht, dass man eine pragmatische Lösung für das Jahr 2003 finden möge, um Hunderten von Menschen, die dort wie in all den zurückliegenden Jahrzehnten gern Camping gemacht hätten, diese Möglichkeit zu eröffnen. Die Bürokratie und die Orthodoxie mancher im Umweltschutz engagierter Organisationen und Personen haben das kurzerhand durchkreuzt. Das hat mir wirklich wehgetan. Ich habe mich darüber geärgert. Ich konnte es nicht ändern, genauso wenig wie Sie. Ich meine, darüber müssen wir uns unterhalten.
Oder denken Sie an das Thema Himmelsscheibe von Nebra. Wissen Sie, was ich in diesen Tagen bekommen habe? - Einen langen Brief von einer Umweltorganisation, die darauf hingewiesen hat, dass wir bloß nicht auf die Idee kommen sollten, an der Fundstelle eine kleine Plattform für die Leute zu errichten, die dorthin kommen.
Weil das alles Natur- und Landschaftsschutzgebiet sei, komme es überhaupt nicht in Betracht, dass man dort irgendetwas baue.
Wenn wir solche Grundhaltungen haben und so einen interessanten Standort nicht einmal minimal entwickeln dürfen, dann brauchen wir uns über das Projekt Viabono überhaupt nicht zu unterhalten.
Meine Damen und Herren! Ich finde den Antrag der sozialdemokratischen Landtagsfraktion interessant. Er ist eine gute Diskussionsgrundlage. Ich freue mich auf die Gespräche im Wirtschaftsausschuss. - Danke schön.
Nein, der Herr Minister hat das eigentlich schon vorweggenommen. Es gibt aber viele Organisationen, die auf eine Gewinnerzielung aus sind. Ich als Unternehmer habe mich auch einer solchen Organisation angeschlossen und unter dem Strich hat es mich nur Geld gekostet. Das war Best Western Hotels.
Eines kann ich Ihnen versichern: Ich bin in einem Verbund von vielen großen Hotels und Tagungszentren. Der Tagungstourismus ist für uns ein wichtiges Thema. Vertreter vieler deutscher Firmen sagen uns: Wir kommen nicht mehr nach Halle. Wir fliegen nach Spanien oder bis in die Karibik und nach Florida. Wir leben dort genauso gut und bezahlen dort viel weniger Geld. - Wir müssen tatsächlich viel in Sachen Werbung machen und an uns arbeiten, damit wir mit der Sache umgehen können.
Vielen Dank, Herr El-Khalil. - Wir treten in die Fünfminutendebatte ein. Zuerst erteile ich für die CDU-Fraktion Herrn Zimmer das Wort. Bitte sehr, Herr Zimmer.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Tue Gutes und rede darüber. - Dies gilt nicht nur für die Wahlkreisarbeit von uns Abgeordneten, sondern selbstverständlich auch für die touristischen Zielgebiete und die touristischen Leistungsanbieter in Sachsen-Anhalt. Genauso wichtig wie das Formulieren von zielgruppengerechten Angeboten ist es, diese zu vermarkten und zu vertreiben. Das beste Angebot nützt nichts, wenn es niemand kennt. Allerdings genauso wenig nützlich ist ein bekanntes Angebot, das den daran gestellten Erwartungen nicht gerecht wird.
Wir sehen an dieser Stelle einen engen Zusammenhang, der keine voneinander losgelöste Betrachtung der Elemente Produkterstellung und -vermarktung erlaubt. Deshalb ist es viel zu kurz gesprungen, wenn man ohne Background Werbe- und Vertriebswege kreieren oder auf bestehende einfach aufsatteln will.
Beim Vertrieb touristischer Angebote geht das Land Sachsen-Anhalt einen Weg mit Vorbildfunktion. Seit Anfang September dieses Jahres sind Übernachtungen im Land Sachsen-Anhalt schnell, nutzer- und bediener
freundlich, mithin auf hohem technischen Stand online buchbar. Bereits über ein Viertel der ausländischen Buchungen werden online vorgenommen. Gemeinsam mit Ländern wie Bayern ist das Land Sachsen-Anhalt in diesem Segment deutschlandweit Vorreiter, dies auch dank der weit über 100 Teilnehmer im Buchungssystem Discover.
Auch der Vertrieb über Kataloge wie ITS, Tui oder Ameropa gewinnt deutlich an Fahrt. Im Bereich der Katalogbuchungen gibt es Zuwachsraten im zweistelligen Bereich. Allein durch den Ameropa-Katalog Thüringen/ Sachsen-Anhalt gab es im Reisejahr 2002/2003 gegenüber dem Reisejahr 2001/2002 einen Buchungszuwachs von 54 %, meine Damen und Herren.
Nun fordern Sie, Frau Kollegin Kachel, eine Kooperation mit der Umweltdachmarke Viabono. Grundsätzlich ist eine stärkere Fokussierung auf umweltgerechte und umweltverträgliche Angebote zu begrüßen, auch vor dem Hintergrund, dass das Thema intakte Natur bei der Auswahl eines Urlaubsortes von entscheidender Bedeutung ist. So ist es auch das Ziel der Marke Viabono, das Reisen im Einklang mit der Natur als einen spürbaren Wettbewerbsvorteil deutscher Tourismusanbieter darzustellen.
So weit, so gut, so löblich. Wie aber sieht die Realität aus? - Das von Ihren SPD-Bundestagskollegen hervorgebrachte Paradepferd Viabono sollte nicht in diesem Maß bejubelt werden, schon gar nicht, wie von Ihnen oftmals getan, als Jobmotor. Vielmehr sollten Ihre Kollegen aufpassen, dass das Projekt Viabono nicht floppt. Bei der Trittinschen Vorstellung war noch von 1 000 Hotels und 100 Gemeinden als Ziel ausgegangen worden. Wo sind wir jetzt? - Gerade bei etwas über 20 %.
Im Land Sachsen-Anhalt - Sie haben es gesagt - sind es gerade einmal drei Unternehmen. Die großen Reiseveranstalter im Übrigen lehnen ein zusätzliches Label ab. Der Verbraucher verliert den Überblick. Das Label Viabono wird vom Bund noch ein Jahr lang gefördert. Danach soll es sich selbst tragen. Allein mir fehlt der Glaube.
Aber, meine Damen und Herren, wir sind genau am springenden Punkt angelangt: Die Viabono-Lizenz wird nach einer erfolgreichen Prüfung zunächst für einen Zeitraum von drei Jahren vergeben. Diese von der Viabono GmbH erteilte Lizenz enthält Leistungen, aber auch Kosten, die sich aus einer einmaligen Grundvergütung und einer leistungsabhängigen monatlichen Marketinggebühr zusammensetzen. Es ist also eine rein privatwirtschaftliche Zertifizierung wie viele andere auch. Es ist ein Angebot an die touristischen Leistungsanbieter, bei dem die Unternehmen selbst entscheiden müssen, ob es in ihre Unternehmensphilosophie passt.
Aber diese Aufgabe, meine Damen und Herren, hat nicht das Land zu übernehmen. Wir sind dafür verantwortlich, dass die so genannte doppelte Zielsetzung, einerseits die Sicherung des Natur- und Umweltschutzes in den ausgewiesenen Gebieten und andererseits die Möglichkeiten der regionalen Wertschöpfung durch die touristische Nutzung, im Einklang entwickelt wird.
Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Qualität am Urlaubsort spielt eine immer entscheidendere Rolle. Deshalb geht das Land Sachsen-Anhalt mit der Quali
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister, ich bitte Sie darum, Ihrem Bericht im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit unter dem Titel „Erschließung touristischer Werbe- und Vertriebswege“ den Inhalt zu geben, den Frau Kachel ihrem Antrag leider nicht geben konnte. Deshalb bitte ich Sie darum, auch auf bisherige und zukünftige touristische Werbe- und Vertriebswege einzugehen, wie zum Beispiel den Masterplan, das Buchungssystem Discover oder die Qualitätsoffensive. Sie haben es selbst genannt.
Meine Damen und Herren! Obwohl der vorliegende Antrag wenig Substanz hat, stimmt die Fraktion der Überweisung des Antrags mit den von uns genannten zusätzlichen Hinweisen in den betreffenden Ausschuss zu. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Zimmer. - Für die PDSFraktion erteile ich dem Abgeordneten Herrn Czeke das Wort. Bitte sehr, Herr Czeke.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Grundsätzlich steht die PDS-Fraktion dem Grundsatz sehr nahe, dass touristische Aktivitäten zuerst im Rahmen unternehmerischer Eigenverantwortung zu erledigen sind. Das ist vollkommen korrekt. Trotzdem ist es mir zu einfach, dass mein Vorredner davon gesprochen hat, dass der Antrag zu wenig Substanz habe.
Wir sollten jedwede Möglichkeit, den Tourismus nach vorn zu bringen, als Chance nutzen, auch wenn sich in drei, vier oder fünf Jahren herausstellen sollte, dass Viabono ein trojanisches Pferd gewesen ist. Sowohl die Beratung beim Tourismustag in Halberstadt als auch die über die Friedrich-Ebert-Stiftung organisierte Gesprächsrunde zum Netzwerk Tourismus haben eindeutig gezeigt, dass wir nicht mehr nur die einzelne Beherbergungsstätte vermarkten können, sondern dass wir in weitaus größeren Dimensionen denken müssen, auch nicht mehr in den Dimensionen Ostharz und Westharz. Wir hatten diese Diskussion. Es gibt nur diesen einen Harz und er muss sinnvoll touristisch genutzt werden.
Für uns ist wichtig, dass das Ziel erreicht wird, dass die Übernachtungszahlen tatsächlich wieder steigen. Das obliegt den Aktivitäten jedes einzelnen Anbieters.
Am Samstag erst titelte die „Volksstimme“ - darin stand es wörtlich -: „Rehberger täuscht durch Taschenspielertricks Erfolge vor“. Hierbei ging es allerdings um Unternehmensgründungen. Der Masterplan „Tourismus“, der uns am 6. November 2003 in Halberstadt als Entwurf vorgestellt wurde, ist, salopp gesagt, auch nicht das „Ei des Kolumbus“.
Ich komme zum Fazit aus den uns vorgelegten Unterlagen. Herr Kollege, falls Sie wissen wollen, wo ich meine Zahlen herhabe: Das ist die offizielle Broschüre, die uns freundlicherweise das Land zur Verfügung gestellt hat. Darin sind von der ift-Freizeit- und Tourismusforschung GmbH eineindeutig unsere Übernachtungszahlen im Jahr 2002 im Vergleich zu Berlin-Brandenburg und Thü
ringen genannt worden. Wir hinken dabei deutlich hinterher. Die Aufenthaltsdauer beträgt in Sachsen-Anhalt 2,4 Nächte, in Berlin-Brandenburg 2,7 Nächte, in Thüringen 2,9 Nächte. Das macht schon eine Menge aus. Die Bettenauslastung betrug in Sachsen-Anhalt 29 %. Der Durchschnitt der neuen Länder liegt bei 35 %.
Am Tag nach der Veranstaltung habe ich in der „Volksstimme“ nachlesen können, dass damit nicht nur den Wanderern, sondern auch der touristischen Reiterei in Sachsen-Anhalt Impulse gegeben werden. Allerdings habe ich das Wort „touristisches Reiten“ nicht gefunden. Ich könnte das natürlich unter „Landurlaub“ reinmogeln.
Fazit ist, dass die Zahl der Übernachtungen zurückgeht, und das seit ca. zwei Jahren, dass die Bettenauslastung so ist, wie sie ist. An dieser Stelle muss eingegriffen werden. Deshalb ist allein schon die Tatsache, dass wir aufgrund dieses Antrages im Hohen Hause darüber sprechen, wichtig. Ich denke, wir sind uns auch darin einig, dass schon die Berichterstattung, die wir im zuständigen Fachausschuss erwarten, eine Marketingmaßnahme ist.
Die Potenzialanalyse, die uns zur Verfügung gestellt wurde, belegt letztlich, dass wir unsere Region noch wesentlich besser vernetzen müssen, dass es nicht genügt, nur einen bunten Flyer zu haben, sondern dass es erforderlich ist, darüber hinaus tätig zu werden.
An dieser Stelle setzt die Strategie im Marketing an. Frau Kollegin Kachel sprach das in ihrer Einbringungsrede bereits an. Es ist von den Touristikern, die am 6. November in Halberstadt zusammengekommen waren, darauf hingewiesen worden, dass der Klassenfahrtenerlass einen deutlichen Einbruch bei den Zahlen im touristischen Gewerbe Sachsen-Anhalts nach sich gezogen hat.
Herr Kollege, Sie fragten, was das Land tun solle, da die Hotels doch privat betrieben würden. Sehr richtig, aber der zukünftige private Hotelbetreiber lässt sich vom Land gern vorher eine Fördersumme ausreichen, um dieses Hotel zu bauen. Wir können das eine nicht unbedingt vom anderen trennen.