Lars-Jörn Zimmer

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Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Region Bitterfeld/Wolfen hat nach vielen Jahren des Suchens endlich zusammengefunden. Die Zustimmung von rund 54 % ist ein klarer Beleg für den Willen der Region, nicht nur zusammenzuarbeiten, sondern die künftigen Wege auch gemeinsam zu beschreiten. Mit Mut und Entschlusskraft, aber auch mit sehr viel Herzblut wurde diskutiert und die Region am Ende zusammengeführt.
Meine Damen und Herren! Dieser Mut verdient den Kreisstadtstatus. Im Gesetz heißt es, dass Entwicklungen zu berücksichtigen sind. Genau das - nicht mehr, aber auch nicht weniger - erbittet die Region BitterfeldWolfen heute von Ihnen.
Am 1. Juli 2007 werden wir neue Landkreise und eine gemeinsame Stadt Bitterfeld-Wolfen haben. Damit übererfüllt Bitterfeld-Wolfen die Auswahlkriterien; denn erstens ist Bitterfeld-Wolfen Mittelzentrum mit der Teilfunktion eines Oberzentrums und damit höherrangig im System der zentralen Orte und zweitens ist Bitterfeld-Wolfen mit 50 000 Einwohnern die größere Stadt. Verbunden mit der wirtschaftlichen Bedeutung von Bitterfeld-Wolfen für ganz Sachsen-Anhalt erfordert und rechtfertigt diese Entwicklung den Status einer Kreisstadt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! 100 000 Augenpaare blicken in diesem Moment nach Magdeburg
und hoffen auf Ihre Unterstützung, um die bisherige positive Entwicklung weiter vorantreiben zu können. Bitterfeld-Wolfen ist eine Stadt mit Tradition und Zukunft. Die Zukunft heißt Bitterfeld-Wolfen. Die Tradition begründet sich in 190 Jahren Kreisstadt Bitterfeld.
Ich lade Sie ein, im nächsten Jahr gemeinsam zu feiern. Ich lade Sie ebenso dazu ein, heute den Grundstein für die Zukunft zu legen; denn die Zukunft heißt BitterfeldWolfen. Deshalb bitte ich Sie um Ihre Unterstützung und
ich bitte Sie um Ihre Stimme für Bitterfeld. - Herzlichen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann meine Rede kurz halten. Ihnen liegt ein interfraktioneller Antrag vor. Es geht hierbei darum, dass das Finanzgericht des Landes Sachsen-Anhalt auch mit ehrenamtlichen Richterinnen und Richtern arbeitet. Deren fünfjährige Amtszeit endet am 5. September 2005.
Die ehrenamtlichen Richter werden nicht vom Landtag gewählt, sondern dafür gibt es einen Wahlausschuss. Ihm gehören unter anderem sieben Vertrauensleute an. Diese Vertrauensleute wiederum müssen durch den Landtag gewählt werden, das heißt, es gibt dafür zwei Verfahrensmöglichkeiten. Entweder läuft das Prozedere im Plenum oder mit dieser Aufgabe wird der Ausschuss für Recht und Verfassung beauftragt.
Bei allen bisherigen diesbezüglichen Verfahren haben wir von der zuletzt genannten Möglichkeit Gebrauch gemacht. So sollte auch für diesen Sachverhalt der Ausschuss für Recht und Verfassung bestimmt werden, die
Wahl der Vertrauensleute und deren Vertreter für den beim Finanzgericht des Landes Sachsen-Anhalt zu bestellenden Ausschuss durchzuführen. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Gleichbehandlung aller touristischen Zielgruppen ist ein wichtiges Thema. Darin sind wir uns einig. Deshalb sollten wir Tourismus für alle nicht starr auf den Tourismus allein für Alte und für Behinderte reduzieren. Die Barrierefreiheit spielt im Leben vieler touristischer Zielgruppen eine große Rolle.
Darunter fallen nicht nur die Menschen mit auffälligen körperlichen Behinderungen, sondern auch Menschen mit einer Vielzahl von geistigen und anderen körperlichen Handicaps. Auch beispielsweise junge Familien sind auf eine besondere Barrierefreiheit angewiesen.
Ca. 90 % der heute mobilitätseingeschränkten Personen wären bei entsprechenden barrierefreien Angeboten voll reisefähig, und das bei einem Potenzial von ca. zehn Millionen Menschen. Im Hinblick darauf, dass im Jahr 2010 ca. 35 % der mobilitätseingeschränkten Personen aufgrund der soziodemografischen Entwicklung Barrierefreiheit benötigen, wird deutlich, dass der Bereich der Gleichbehandlung innerhalb des Tourismus noch auf eine ganz andere Weise betrachtet werden muss.
Im Tourismus steckt ein großes wirtschaftliches Potenzial, auch im Land Sachsen-Anhalt. Nur muss dieses
Potenzial auch von allen Seiten entdeckt und entwickelt werden. So ist es, meine Damen und Herren, eine Aufgabe der touristischen Leistungsträger vor Ort, sich auf die unterschiedlichen Zielgruppen mit ihren entsprechenden Bedürfnissen einzustellen und ihr Angebot danach auszurichten. Deshalb ist Tourismus für alle nicht nur eine soziale Frage, sondern auch ein wichtiger Marketing- und vor allem ein wirtschaftlicher Aspekt. Zitat:
„Wenn das ökonomische Interesse bei den Anbietern geweckt ist, ist dies die beste Voraussetzung für den Ausbau der bestehenden Angebote.“
So der Dehoga.
Das, meine Damen und Herren, ist der eigentliche Schlüssel zum Erfolg; denn mit Ausgaben von deutschlandweit rund 1,5 Milliarden € im Tagestourismus und von 1,6 Milliarden € für Übernachtungen - und das bei ca. zwei Millionen Urlaubsreisen von durchschnittlich 14 Tagen - bilden hierbei Zielgruppe und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze. Somit sollte es unsere gemeinsame Aufgabe sein, das ökonomische Potenzial dieses Marktes der Zukunft - Sie haben es bereits angesprochen - zu verdeutlichen, um über die Leistungsträger die Chancengleichheit, welche in Barrierefreiheit steckt, zum Erfolg zu bringen.
Die Unterschiede der jeweils benötigten Barrierefreiheit sind erheblich. Allein wenn wir uns die Vielzahl unterschiedlicher Handicaps ansehen, wird deutlich, dass es schwierig oder gar unmöglich ist, Angebote zu schaffen, die allen gerecht werden können. Somit kann es meines Erachtens d a s barrierefreie Angebot oder d e n barrierefreien Tourismus für alle nicht geben, da wir das Versprechen, allen Gruppen Angebote zu unterbreiten, nicht einhalten können. Vielmehr ist es deshalb wichtig, zu sensibilisieren, anzuregen, darüber nachzudenken, Angebote zu schaffen, die von Menschen mit und ohne Handicap gleichermaßen genutzt werden können.
Ein Beispiel an dieser Stelle soll das verdeutlichen. Mein Sohn besucht seit einiger Zeit einen integrativen Kindergarten. Beeindruckend ist dabei für mich, wie behinderte und nichtbehinderte Kinder sich in einem auf beide Bedürfnisse zugeschnittenen Umfeld ganz selbstverständlich bewegen.
Dieses Beispiel macht deutlich, wie Angebote für Behinderte und Nichtbehinderte geschaffen werden können, ohne dass sich jemand benachteiligt fühlt und ohne dass man ein Angebot ausschließlich für die Ansprüche einer bestimmten Gruppe Behinderter schafft und somit einer touristischen Gettoisierung Vorschub leistet.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister! Im Bericht wäre meines Erachtens zu hinterfragen, ob die Fokussierung auf Präferenzregionen unter besonderer Berücksichtigung der Barrierefreiheit letztlich dienlich ist oder ob bereits bestehende umfassende Angebote so ausqualifiziert werden können, dass sie der Vorgabe barrierefrei entsprechen. Dann ist es nämlich möglich, dass der gehandicapte Tourist seine Urlaubsentscheidung nach seinen thematischen Wünschen ausrichtet und sich erst in zweiter Linie mit den Gegebenheiten vor Ort beschäftigen muss. Denn in seinen Motiven und Ausrichtungen unterscheidet sich barrierefreier Tourismus nicht vom so genannten normalen Tourismus; Wellness, Erlebnis, Natur und Kultur stehen auch dort im Vordergrund.
Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Kollegin Kachel, wir hätten diesen Antrag sicherlich auch als Selbstbefassungsantrag im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit in genau derselben Intensität und Deutlichkeit behandeln können. Gleichwohl gehen wir mit Ihrem Antrag mit und stimmen als CDU-Fraktion zu. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Tue Gutes und rede darüber. - Dies gilt nicht nur für die Wahlkreisarbeit von uns Abgeordneten, sondern selbstverständlich auch für die touristischen Zielgebiete und die touristischen Leistungsanbieter in Sachsen-Anhalt. Genauso wichtig wie das Formulieren von zielgruppengerechten Angeboten ist es, diese zu vermarkten und zu vertreiben. Das beste Angebot nützt nichts, wenn es niemand kennt. Allerdings genauso wenig nützlich ist ein bekanntes Angebot, das den daran gestellten Erwartungen nicht gerecht wird.
Wir sehen an dieser Stelle einen engen Zusammenhang, der keine voneinander losgelöste Betrachtung der Elemente Produkterstellung und -vermarktung erlaubt. Deshalb ist es viel zu kurz gesprungen, wenn man ohne Background Werbe- und Vertriebswege kreieren oder auf bestehende einfach aufsatteln will.
Beim Vertrieb touristischer Angebote geht das Land Sachsen-Anhalt einen Weg mit Vorbildfunktion. Seit Anfang September dieses Jahres sind Übernachtungen im Land Sachsen-Anhalt schnell, nutzer- und bediener
freundlich, mithin auf hohem technischen Stand online buchbar. Bereits über ein Viertel der ausländischen Buchungen werden online vorgenommen. Gemeinsam mit Ländern wie Bayern ist das Land Sachsen-Anhalt in diesem Segment deutschlandweit Vorreiter, dies auch dank der weit über 100 Teilnehmer im Buchungssystem Discover.
Auch der Vertrieb über Kataloge wie ITS, Tui oder Ameropa gewinnt deutlich an Fahrt. Im Bereich der Katalogbuchungen gibt es Zuwachsraten im zweistelligen Bereich. Allein durch den Ameropa-Katalog Thüringen/ Sachsen-Anhalt gab es im Reisejahr 2002/2003 gegenüber dem Reisejahr 2001/2002 einen Buchungszuwachs von 54 %, meine Damen und Herren.
Nun fordern Sie, Frau Kollegin Kachel, eine Kooperation mit der Umweltdachmarke Viabono. Grundsätzlich ist eine stärkere Fokussierung auf umweltgerechte und umweltverträgliche Angebote zu begrüßen, auch vor dem Hintergrund, dass das Thema intakte Natur bei der Auswahl eines Urlaubsortes von entscheidender Bedeutung ist. So ist es auch das Ziel der Marke Viabono, das Reisen im Einklang mit der Natur als einen spürbaren Wettbewerbsvorteil deutscher Tourismusanbieter darzustellen.
So weit, so gut, so löblich. Wie aber sieht die Realität aus? - Das von Ihren SPD-Bundestagskollegen hervorgebrachte Paradepferd Viabono sollte nicht in diesem Maß bejubelt werden, schon gar nicht, wie von Ihnen oftmals getan, als Jobmotor. Vielmehr sollten Ihre Kollegen aufpassen, dass das Projekt Viabono nicht floppt. Bei der Trittinschen Vorstellung war noch von 1 000 Hotels und 100 Gemeinden als Ziel ausgegangen worden. Wo sind wir jetzt? - Gerade bei etwas über 20 %.
Im Land Sachsen-Anhalt - Sie haben es gesagt - sind es gerade einmal drei Unternehmen. Die großen Reiseveranstalter im Übrigen lehnen ein zusätzliches Label ab. Der Verbraucher verliert den Überblick. Das Label Viabono wird vom Bund noch ein Jahr lang gefördert. Danach soll es sich selbst tragen. Allein mir fehlt der Glaube.
Aber, meine Damen und Herren, wir sind genau am springenden Punkt angelangt: Die Viabono-Lizenz wird nach einer erfolgreichen Prüfung zunächst für einen Zeitraum von drei Jahren vergeben. Diese von der Viabono GmbH erteilte Lizenz enthält Leistungen, aber auch Kosten, die sich aus einer einmaligen Grundvergütung und einer leistungsabhängigen monatlichen Marketinggebühr zusammensetzen. Es ist also eine rein privatwirtschaftliche Zertifizierung wie viele andere auch. Es ist ein Angebot an die touristischen Leistungsanbieter, bei dem die Unternehmen selbst entscheiden müssen, ob es in ihre Unternehmensphilosophie passt.
Aber diese Aufgabe, meine Damen und Herren, hat nicht das Land zu übernehmen. Wir sind dafür verantwortlich, dass die so genannte doppelte Zielsetzung, einerseits die Sicherung des Natur- und Umweltschutzes in den ausgewiesenen Gebieten und andererseits die Möglichkeiten der regionalen Wertschöpfung durch die touristische Nutzung, im Einklang entwickelt wird.
Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Qualität am Urlaubsort spielt eine immer entscheidendere Rolle. Deshalb geht das Land Sachsen-Anhalt mit der Quali
tätsoffensive genau wie mit dem Masterplan den richtigen Weg.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister, ich bitte Sie darum, Ihrem Bericht im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit unter dem Titel „Erschließung touristischer Werbe- und Vertriebswege“ den Inhalt zu geben, den Frau Kachel ihrem Antrag leider nicht geben konnte. Deshalb bitte ich Sie darum, auch auf bisherige und zukünftige touristische Werbe- und Vertriebswege einzugehen, wie zum Beispiel den Masterplan, das Buchungssystem Discover oder die Qualitätsoffensive. Sie haben es selbst genannt.
Meine Damen und Herren! Obwohl der vorliegende Antrag wenig Substanz hat, stimmt die Fraktion der Überweisung des Antrags mit den von uns genannten zusätzlichen Hinweisen in den betreffenden Ausschuss zu. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Fischer, Sie haben den Flyer der FDP angesprochen. Ich frage Sie, wie Sie zu den rein partei
politisch motivierten Veranstaltungen Ihrer Partei stehen, in denen Sie mit dem Thema Hochwasserschutz mit den Ängsten der Bürger spielen. Ich erinnere da zum Beispiel an die Veranstaltung in Bitterfeld, auf der es darum ging, ein europäisches Katastrophenschutzzentrum zu initiieren, was von der Idee her sehr gut ist.
Aber dann frage ich Sie: Warum liest sich die Teilnehmerliste solcher Veranstaltungen wie das „Who is who“ der SPD? Warum weiß der zuständige Landrat nichts davon? Warum laden Sie zu entsprechenden Veranstaltungen nicht einmal die Facharbeitsgremien ein? Ist das Ihre Art, mit den Versäumnissen der Vergangenheit umzugehen?
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was soll ich nach all dem Gesagten nun noch hinzufügen?
Ich kann nur wünschen, dass die Beteiligten genauso gut und eng zusammenarbeiten wie die am Antrag Beteiligten, Frau Feußner und Frau Rotzsch, die beide heute ihre Schönheit mit der Scheibe noch unterstreichen.
- Insofern bedanke ich mich für die Zustimmung zu diesem Antrag.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! „Tourismus für alle“, „Tourismus ohne Barrieren“, „barrierefreier Tourismus“ - all das sind Formulierungen, die mir leicht über die Lippen gehen, die ich lieber gebrauche, als von behinderten Menschen und damit im Verständnis einiger von einer Randgruppe mit Sonderrolle zu sprechen.
Ich habe Ihrem Beitrag, Frau Kachel, gelauscht, in dem Sie dann wieder das Klischee vom armen Behinderten aufgemacht haben. Ich denke, das sollten wir im Interesse derer, die es betrifft, nicht tun, weil es nicht an dem ist. Die, die es betrifft, wollen das auch so nicht haben.
Wie in vielen anderen Bereichen ist auch in diesem Bereich der Übergang fließend von Menschen mit Behinderungen und Menschen ohne Behinderung, so zum Beispiel bei der Nutzung bestimmter und eben auch touristischer Angebote. Barrierefreier Tourismus meint Tourismus für Reisende mit körperlichen Einschränkungen, aber auch für ältere Menschen und - ein Aspekt, den ich selbst immer wieder erlebe - für Reisende mit Kinderwagen bzw. Familien mit Kleinkindern. In diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren, erinnere ich Sie an den heutigen internationalen Tag der Familie.
Meine Damen und Herren! Sachsen-Anhalt ist beim Thema „Tourismus für alle“ auf klarem Kurs. Beispielhaft auch für andere Bundesländer ist diese Initiative des Landes Sachsen-Anhalt im Handbuch „Tourismus für alle“ dargestellt. Die Vorstellung des Handbuches am 21. Februar dieses Jahres anlässlich der Eröffnungsveranstaltung zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen bewirkte ein bundesweit positives Echo.
„Ziel unserer Bemühungen ist es, allen eine uneingeschränkte Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen.“ - Zitat einer Äußerung unseres Ministerpräsidenten Herrn Professor Böhmer auf der vorgenannten Veranstaltung.
Mit dem vorgestellten Handbuch sollen einheitliche Planungsgrundlagen geschaffen werden und Sachsen-Anhalt soll zum Vorreiter eines Tourismus für alle werden.
Meine Damen und Herren! In Deutschland sind 6,7 Millionen Menschen behindert. Prognosen besagen, dass im Jahr 2010 der Anteil mobilitätseingeschränkter Personen ca. 35 % betragen wird. Gleichzeitig aber liegt die Reiseintensität behinderter Menschen deutlich unter der Nichtbehinderter. Damit wird Barrierefreiheit auch zu einem wichtigen und positiven Marketinginstrument. Immerhin sind Reisen und Freizeitgestaltung wichtige Wünsche im Leben eines jeden Menschen.
Wenn aber im Zwischenergebnis des Forschungsprojektes „Ökonomische Impulse eines barrierefreien Tourismus für alle“ festgestellt wird, dass fast 40 % der Menschen mit Behinderungen in Deutschland schon einmal
auf eine Reise verzichtet haben, weil es keine entsprechenden barrierefreien Angebote gab, zeigt dieser Umstand deutlich den Nachholebedarf und das Potenzial, welches durch Produktentwicklung und Marketingmaßnahmen erschlossen werden kann und muss.
Nach dem vorgenannten Forschungsprojekt ist die Zielgruppe der Menschen mit Behinderungen zu über 60 % bereit, auch ein entsprechendes Entgelt für die Leistungen zu entrichten. Von dieser zusätzlichen Nachfrage können und werden auch die Regionen Sachsen-Anhalts profitieren, indem dem behinderten Gast die Möglichkeit gegeben wird, sich in der gewählten Region selbständig und nach seinen Bedürfnissen bewegen zu können. Deshalb erachten wir es als wichtig, dass dieses Thema nicht nur im Jahr der Menschen mit Behinderungen, sondern darüber hinaus ausstrahlt und wir ein Kompetenzfeld „integrativer Tourismus“ in Sachsen-Anhalt entwickeln.
Die bisherige fraktionsübergreifende Zusammenarbeit beim Thema Tourismus sollte deshalb auch künftig Maßstab unseres Handelns sein, um gerade die vielfach noch unausgeschöpften touristischen Wachstumspotenziale in den Regionen unseres Landes ein Stück weiter nach vorn zu bringen. Deswegen stimmt die CDU-Fraktion dem SPD-Antrag zu mit der Zielstellung, den geforderten Bericht als Bilanz zum Jahresende 2003 vorzulegen.
Meine Damen und Herren! Ich möchte aber eines noch prinzipiell anmerken. Ich frage, ob es in unser aller Interesse ist, ständig von der Landesregierung umfängliche Berichte anzufordern, anstatt sich persönlich oder über andere Wege über die jeweilige Thematik zu informieren. Durch das übersteigerte Berichtswesen werden Kapazitäten in den einzelnen Referaten gebunden, wodurch die Bearbeitung der eigentlichen Aufgaben beeinträchtigt wird.
- Meine Damen und Herren! Ich habe nur noch zehn Sekunden.
Lassen Sie uns bitte beim Thema Barrierefreiheit bei allen Handlungen und Entscheidungen eine Aussage beherzigen, die da lautet: Ich bin nicht behindert, ich werde behindert. - In diesem Sinne vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Da sich der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit nach derzeitiger Terminplanung am 18. Dezember dieses Jahres umfassend mit dem Thema Tourismus beschäftigen wird, da der Kinder- und Jugendtourismus bei der Landesregierung einen hohen Stellenwert genießt und da der Tourismus von Kindern und Jugendlichen wie auch von Älteren nach vorn gebracht werden soll, bitte ich Sie lediglich, dem Änderungsantrag der Fraktionen der FDP und der CDU, welcher den spezifischen Erfordernissen eines qualitativen und breiten Angebotes im Bereich des Kinder- und Jugendtourismus Rechnung trägt, zuzustimmen.
Meine Rede gebe ich zu Protokoll und hoffe, damit beispielhaft gehandelt zu haben. - Danke schön.
Trotz aller schwierigen Rahmenbedingungen ist der Tourismus weltweit die Zukunftsbranche Nummer 1, so auch in den jungen Bundesländern, auch bei uns in SachsenAnhalt.
Eine Investition in die Jugend ist eine Investition in die Zukunft - gerade auch im Tourismus. Der Kinder- und Jugendtourismus ist deshalb ein Sektor, der einer stärkeren Beachtung bedarf - dies auch vor dem Hintergrund unterschiedlicher Zuständigkeiten der Ministerien, vornehmlich im Sozialministerium. Eine Verzahnung der verschiedenen Ressorts effektiver zu gestalten ist Voraussetzung, um eine höhere Effizienz zu erreichen.
Auch im Bereich Kinder- und Jugendtourismus ist es in Anbetracht leerer Kassen dringend erforderlich, so genannte „Leuchttürme“ verstärkt zu unterstützen, ohne die Vielfalt des Angebots zu gefährden.
Ca. 80 % der 14- bis 19-Jährigen verreisen. Allerdings müssen wir hierbei unterscheiden in:
- Tourismus von Kindern und Jugendlichen - allein reisend - und
- Tourismus mit Kindern und Jugendlichen - mit Eltern und/oder Großeltern.
Etwa 60 bis 70 % der Jugendlichen, die verreisen, verreisen nicht allein. Es muss also differenziert betrachtet werden. So auch bei den Anbietern von Kinder- und Jugendreisen.
Hier haben wir kommerzielle Veranstalter und gemeinnützige Anbieter. Beide haben ihre Berechtigung. Hinterfragt werden muss allerdings, welche Aufgaben private Anbieter effizienter leisten können. Sinnvoll ist vielfach eine Zusammenarbeit kommerzieller und gemeinnütziger Anbieter - dies auch vor dem Hintergrund, dass die jüngeren allein reisenden Kinder und Jugendlichen gemeinnützige Anbieter bevorzugen. Ab einem Alter von ca. 16 Jahren ist allerdings ein Umschwung hin zu kommerziellen Anbietern zu verzeichnen.
Es sind die Gründe, Angebote und Themen der Leistungsanbieter zu hinterfragen, ebenso die geringere Akzeptanz von Deutschlandreisen bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu den Gesamtzahlen im Deutschlandtourismus. Hier gilt es anzusetzen und die Stellung Sachsen-Anhalts und Mitteldeutschlands als Kernland deutscher und europäischer Geschichte gerade für das Zukunftssegment Bildungstourismus stärker zu erschließen. Schulfahrten, Projektfahrten, aber auch Studienreisen kommerzieller Anbieter sind zu verzahnen, um die kulturelle und geschichtliche Kernkompetenz SachsenAnhalts zu vermarkten.
Ich begrüße ausdrücklich die Vorlage einer Angebotsbroschüre zum Thema „Kinder- und Jugendreisen“ auf der Internationalen Tourismusbörse im Jahr 2003. Die daraus erfolgende Einbeziehung aller Anbieter, auch über den Beirat für Kinder- und Jugendreisen hinaus, ist ein wichtiger Schritt des Anreizes für die Anbieter.
Diese sind aufgefordert, attraktive Projekte zu initiieren, Angebotspakete zu schnüren bzw. Angebotsbausteine zu kreieren. Lernen, erleben, begegnen und sich verstehen lernen sind wichtige Aufgabenfelder. Der Austausch Ost-West, West-Ost, ob innerhalb Deutschlands, europaweit oder auch weltweit, bietet Ansatzpunkte für
vielfältige Reiseaktivitäten von Jugendlichen und Kindern.
Sachsen-Anhalt hat viel zu bieten für Kinder und Jugendliche, wie auch für Eltern mit Kindern. Diese Angebote sind zu schärfen und als Wirtschaftsfaktor für die Regionen des Landes offensiver zu vermarkten.
Ich bitte Sie, dem Änderungsantrag der Fraktionen der FDP und der CDU, welcher den spezifischen Erfordernissen eines qualitativen und breiten Angebotes im Bereich des Kinder- und Jugendtourismus Rechnung trägt, zuzustimmen.
Danke schön, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zunächst möchte ich auf Ihre Frage eingehen, Frau Kollegin Kachel, warum die CDU-Fraktion einen eigenen Antrag stellt. Ich glaube, wenn Sie unseren Antrag richtig lesen, sehen Sie, dass er sehr
viel weitergehend ist und es damit gerechtfertigt ist, ihn als eigenen Antrag zu behandeln.
Meine Damen und Herren! Wer von uns war nicht schon einmal in der Situation, ob im Urlaub oder bei einem Ausflug, völlig genervt nach einem Passanten zu suchen, der aus der Region ist und sich möglichst auch in seiner Region auskennt, um ihn nach dem Weg zum Hotel oder einem anderen touristischen Zielort zu fragen? Wer hat hingegen nicht schon einmal erlebt, im Ausland, obwohl der Landessprache nicht mächtig, sofort auf gutem Wege sein Ziel zu erreichen?
Eine solche oder ähnliche Situation hat sicherlich fast jeder bereits erlebt. Auf das zuerst beschriebene Problem reagiert das touristische Leitsystem. Geleitet werden sollen die Besucher unseres Landes und seiner Regionen zu den einzelnen touristischen Highlights, in Zielgebiete, zu den entsprechenden Anbietern.
Der Gast soll frühzeitig darauf aufmerksam gemacht werden, welches Ziel er auf welchem Wege erreichen kann. Erreicht werden soll damit auch eine Entflechtung der Verkehrsströme. Aber die Wege sind unterschiedlich zurückzulegen, mit dem Fahrrad, mit dem Pkw, auf dem Wasser oder zu Fuß. Es ist also ein komplexes Thema mit vielen Fassetten. All dem soll Rechnung getragen werden mit unserem Antrag in der Drs. 4/230.
Der Wunsch und die Forderung bestand darin, mit einem touristischen Leitsystem ein schlüssiges Konzept für eine landesweit einheitliche Vorgehensweise bei der Ausschilderung von touristischen, kulturellen und naturräumlichen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen in SachsenAnhalt vorzulegen. Ein Leitsystem ist eine wichtige Basisinfrastruktur und eine Orientierungshilfe für den suchenden Gast. Gleichzeitig sollen durch eine gute touristische Infrastruktur die Vermarktung der Tourismusstandorte verbessert und damit auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden; denn die Entwicklung und Vermarktung touristischer Angebote hängt nicht unwesentlich von deren Erreichbarkeit ab.
Die Forderung zielt zudem auf ein für die einzelnen Verkehrsteilnehmer wiedererkennbares einheitliches System der Beschilderung. Ein einheitliches System unterstützt die einzelnen Reiseziele auch dabei, untereinander und besser miteinander zu arbeiten, um vom großräumigen zum kleinräumigen Leitsystem zu gelangen und die touristischen Angebote damit zu verknüpfen.
Durch ein Leitsystem soll der Besucher eine landesweit einheitliche, eindeutige und sichere Orientierung im Verlauf der touristischen Wege zu den einzelnen Schwerpunkten erhalten, sozusagen eine Orientierungskette für den Besucher, die ihn bis zum Ziel geleiten soll.
Eine landesweite Einheitlichkeit und das Verwenden von Symbolen soll den Gast die gesuchten Inhalte leichter erfassen lassen. Durch die Bündelung von Informationen in einem Leitsystem soll der finanzielle Aufwand der Beschilderung zudem möglichst gering gehalten werden und es soll kein Schilderwald entstehen, der zu verkehrssicherheitsbedenklichen Problemen führen könnte. Dieses gilt es zu verhindern.
Die Umsetzung des vorgeschlagenen Leitsystems soll vorzugsweise zunächst dort erfolgen, wo bisher noch kein eigenes Leitsystem existierte. Die Umstellung vorhandener, nicht konformer Systeme sollte erst bei deren Erneuerung innerhalb eines Höchstzeitraumes erfolgen können. Die verschiedenen bei der Planung und Aufstellung von Hinweisschildern zu beachtenden Regelungen
- zu denken ist hierbei unter anderem an das Landesstraßengesetz und die Landesbauordnung - sollen angepasst werden. Es muss darauf geachtet werden, dass im Zuge einer regional abgestimmten Vorgehensweise die verkehrswegebezogenen Hinweisschilder besser als bisher aufgestellt werden können.
Meine Damen und Herren! Die bisherige Genehmigungspraxis war in diesem Punkt zu unkoordiniert. Jeder Landrat und jeder Oberbürgermeister trat mit seiner Bitte und seiner Vorstellung an das zuständige Ministerium heran und bat um eine Ausschilderungserlaubnis von der Autobahn bis zum Zielort. Aber es bedarf vorher, um koordiniert und nachvollziehbar beschildern zu können, eines regional abgestimmten Gesamtkonzeptes, um wirklich das Prinzip vom Großräumigen zum Kleinräumigen zu verfolgen. Hierzu gibt es im Ministerium für Bau und Verkehr bereits konkrete Vorstellungen - Minister Daehre hat es in seiner Antwort schon anklingen lassen - zur Verbesserung der jetzigen Situation.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor wenigen Tagen hat Minister Dr. Rehberger die Broschüre „Touristisches Leitsystem in Sachsen-Anhalt - Handlungsempfehlungen für eine einheitliche landesweite Beschilderung“ vorgestellt, die in Abstimmung mit den zuständigen Tourismus- und Verkehrsverbänden erarbeitet worden ist.
Gleichzeitig wird der ADAC im kommenden Jahr in Sachsen-Anhalt ein Modellvorhaben zur touristischen Beschilderung - sozusagen als mögliche Initialzündung für ganz Deutschland - realisieren. Ziel ist eine bundesweit einheitliche Festlegung auf Beschilderungsstandards. Für die zahlreichen mittelständischen Unternehmen der Tourismusbranche, die mit hohem Engagement und Risikobereitschaft viele Arbeitsplätze im Fremdenverkehrsgewerbe geschaffen haben, wird es damit ermöglicht, besser auf sich und ihr Dienstleistungsangebot aufmerksam zu machen.
Im Bereich der Tourismuswirtschaft, meine Damen und Herren, haben wir deutschlandweit mit Abstand die meisten Beschäftigten mit dem dritthöchsten Umsatzvolumen. Im Jahr 2001 wurden von den Deutschen 1,7 % mehr für Reisen ausgegeben als im Vorjahr. Davon hat das Inland mit immerhin 10 % profitiert. Unmittelbar und mittelbar sind in Deutschland 2,8 Millionen Arbeitskräfte im Bereich der Tourismuswirtschaft beschäftigt. Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung liegt bei 8 %. - Ich nenne diese Zahlen nicht, um Sie zu langweilen, sondern um das immense wirtschaftliche Potenzial, welches im Tourismus liegt, zu verdeutlichen.
Meine Damen und Herren! Ein sehr wichtiger Ansatz, um die Urlauber in die Regionen unseres Landes zu geleiten und damit natürlich auch deren Ausgaben in unser Bundesland zu leiten, ist ein abgestuftes System beginnend auf der Autobahn mit den allseits bekannten braunen Schildern bis hin zum entsprechenden Zielort.
Die Autobahn ist in der Regel der Ausgangspunkt, von dem die Initialzündung ausgeht. Das Bedürfnis, das Land besser kennen zu lernen, mit offenen Augen durch das Land zu reisen, gerade jetzt Deutschland und vor allem Mitteldeutschland zu besuchen und kennen zu lernen, wächst stetig. Eine gute touristische Infrastruktur bereitet nicht nur den Gästen, die sie vorfinden und nutzen möchten, eine große Freude, sondern sie schafft
auch neue Arbeitsplätze und ist damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Sachsen-Anhalt.
In diesem Sinne bitte ich um Ihre Zustimmung zu dem vorliegenden Antrag. - Vielen Dank.
Zunächst zur Frage 1: Nach meinen Informationen ist diese Thematik mit den zuständigen Verbänden beraten worden.
Zur Frage 2: Der Antrag ist insofern weitergehend, als wir die Landesregierung bitten, im Zuge einer angemessenen Ausschilderung die Grundlagen bzw. die weiteren Voraussetzungen im gesetzlichen und untergesetzlichen Bereich zu schaffen. Insofern sehen wir unseren Antrag als weitergehend an. Dieses lese ich in Ihrem Antrag nicht. - Danke.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Das Urlaubsziel Nummer 1 der Deutschen ist ihre Heimat. 29 % aller Deutschen machen Urlaub im eigenen Land. In Sachsen-Anhalt beträgt der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt 5 % gegenüber 8 % im Bundesdurchschnitt. Das ist also Grund genug, um dem wichtigen Wirtschaftsfaktor Tourismus die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Dies tut die Landesregierung in besonderem Maße.
In den zurückliegenden Jahren wurden in Sachsen-Anhalt vor allem Diskussionen über die Strukturen im Tourismus geführt. Hierbei denke ich zum Beispiel an Tasa,
TIRS etc. Diese Diskussionen, meine Damen und Herren, waren für die Akteure ein unvergleichlicher Kraftakt, welcher Energien an der falschen Stelle gebunden und damit die Entwicklung regelrecht gelähmt hat. Insofern brauchen wir uns über die unterdurchschnittlichen 5 % am Bruttoinlandsprodukt und das derzeitige Image des Landes Sachsen-Anhalt nicht zu wundern. Eine Zersplitterung der Zuständigkeiten und eine unklare Strukturierung tragen hieran Schuld.
Nunmehr ist dringend eine ergebnisorientierte Weiterentwicklung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor erforderlich. Diese Weiterentwicklung muss zu einer Konzentration der Kräfte führen. Sie muss eine klare, zielgerichtete Orientierung geben. Nur ein gemeinsamer, abgestimmter Weg aller Akteure kann uns hierbei zu positiven Ergebnissen führen. Diesem Anliegen dient unser Antrag in der Drs. 4/231 neu.
Aber, meine Damen und Herren, was gibt es zu beachten, worauf müssen wir uns einstellen? - Die so genannten Trends prägen das Reiseverhalten. Raus aus dem Alltag, sich erholen, etwas Neues erleben, sich neu ausprobieren, Neues entdecken, etwas Neues kennen lernen - das sind die Trends im Tourismus. Gerade in diesen Bereichen haben wir in Sachsen-Anhalt viel zu bieten.
Ich möchte nur einige Beispiele nennen. Punkt 1: Kulturtourismus als der eigentliche Trend der Zukunft. Mit einer großen Dichte an Welterbestätten - in Quedlinburg, in Dessau, in Wörlitz, in Wittenberg und in Eisleben -, der Straße der Romanik, mit Luther, den Ottonen, mit Bach und dem Barock und vielem anderen mehr ist Sachsen-Anhalt geschichtsträchtig. Hier kann man die Geschichte Deutschlands erleben.
Im Anschluss bitte.
Meine Damen und Herren! Das Tourismusland SachsenAnhalt ist geradezu prädestiniert, bei diesem zentralen Trend der Zukunft eine wichtige Rolle zu spielen. Das Thema des Jahres 2003 „Straße der Romanik“ ist hierfür eine hervorragende Möglichkeit, sich in diesem Segment mit einem sich anbietenden Alleinstellungsmerkmal zu positionieren.
Der Kulturtourismus in Gänze bietet vielerlei Ansatzpunkte und Möglichkeiten, um den Städten und Regionen gerade angesichts der leeren Kassen zu einem wirtschaftlichen Auftrieb zu verhelfen und zur Imageverbesserung beizutragen.
Zweites Beispiel: Gesundheits- und Sporttourismus. Wir alle reden viel vom Hypertrend Wellness. Es ist tatsächlich so. Das Interesse an einem Wellnessurlaub ist innerhalb des laufenden Jahres 2002 im Vergleich zum Jahr 1999 um ca. 125 %, an einem Fitnessurlaub um
51 % und an einem Gesundheitsurlaub um 46 % gestiegen. Das Thema des Jahres 2002 lautete dann auch „Heilen und Wohlbefinden“. Nur hätte man sich meines Erachtens hier deutlicher artikulieren müssen.
Radtourismus und Wassertourismus sind weitere Säulen in diesem Segment. In den nächsten Jahren wird beispielsweise der Elberadweg gemäß den Untersuchungen von jedem zweiten Radtouristen befahren werden. Das ist ein enormes Potenzial für unser Land; denn der Radtourist hat keinen Kofferraum, in dem er die Konserven mit sich herumfahren kann.
Kanutourismus entlang der im Rahmen des Programms „Blaues Band“ dafür ausgebauten See- und Flusslandschaften und vieles mehr sind Attraktionen in SachsenAnhalt, die es zu profilieren gilt.
Dritter Punkt: Messe-, Tagungs- und Eventtourismus. Durch die hervorragende Lage in Mitteldeutschland, sozusagen im Herzen Deutschlands, ist Sachsen-Anhalt geradezu das perfekte Gastgeberland für Tagungen und Kongresse. Betrachten wir darüber hinaus das kulturelle Umfeld, ergeben sich vielfältige Chancen für SachsenAnhalt.
Blicken wir auch ruhig einmal etwas weiter in die Zukunft, in das Jahr 2006. In diesem Jahr wird ein sportliches Großereignis in Deutschland stattfinden: die Fußballweltmeisterschaft mit einem Austragungsort Leipzig. Hier gilt es, frühzeitig Angebote, so genannte Packages zu schnüren, um den Touristen, die aus aller Welt nach Deutschland kommen werden, Sachsen-Anhalt präsentieren zu können. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Schwerpunkt ist beispielsweise auch der Industrietourismus.
Ein vierter Punkt, der mir auch ganz wichtig ist, ist der barrierefreie Tourismus. Meine Damen und Herren! Das ist ein Punkt, der zwar nicht im Zusammenhang mit Trends genannt wird, der aber dennoch ein sehr wichtiger ist. Mehrere Millionen Menschen sind in Deutschland auf Barrierefreiheit angewiesen. Hier meinen wir natürlich nicht nur Menschen mit Handicaps, mit einer Behinderung. Wir haben im Übrigen im Jahr 2003 das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderung. Nein, wir meinen hier zum Beispiel auch Mütter und Väter mit Kinderwagen; das sage ich aus eigener Erfahrung. Auch diese brauchen Barrierefreiheit.
Meine Damen und Herren! Um attraktive Angebote gestalten zu können, muss neben den eigentlichen Attraktionen die geeignete und hochwertige Basisinfrastruktur vorhanden sein. Das wiederum betrifft alle touristischen Leistungsträger gleichermaßen. Hierzu zählen die Beherbergungsbetriebe, Gastronomen, Reiseveranstalter und Touristeninformationen. Das betrifft aber auch den Einzelhandel.
Da wir einmal bei dem Thema Einzelhandel sind, möchte ich hinzufügen, wir werden im Übrigen im Tourismus Ähnliches erleben wie im Einzelhandel, nämlich den Wegfall der Mitte und den Triumph des hochwertigen, hochqualitativen Angebotes bzw. im Gegenzug dazu des preiswerten Angebotes für den kleinen Geldbeutel.
Darüber hinaus müssen die Angebote auf den eigenen Stärken aufbauen und an die Bedürfnisse der gewünschten Zielgruppe angepasst werden. Nur so kann sich eine Region von anderen unterscheiden.
Im Hinblick auf den Marktauftritt ist eine erfolgreiche überregionale Vermarktung durch die einzelnen Regionen schlecht realisierbar und zum Teil auch nicht sinnvoll. Hier sollten über eine Bündelung ein regionales Produkt geschaffen und präsentiert und dabei auch Synergieeffekte genutzt werden.
Thematische Kooperationen sind verstärkt einzugehen und zu forcieren. Die Konzentration auf einzelne Erfolg versprechende Marktsegmente ist unerlässlich. Wir reden in vielen anderen Bereichen über Clusterbildung.
Angesichts des zunehmenden Konkurrenzdrucks auf die Reisegebiete in Deutschland lassen sich Angebote nur dann dauerhaft mit Erfolg vermarkten, wenn die Qualität der Angebote den Kundenwünschen gerecht wird. Die Anforderungen an das touristische Angebot werden weiter steigen. Nur eine professionelle Herangehensweise und ein konstruktives Miteinander garantieren dabei den Erfolg.
Um diese Punkte und den einen oder anderen bisher ungenannten Punkt auch noch umzusetzen, bedarf es der vorgenannten engen Verzahnung aller touristisch relevanten Vereine, Verbände, Gesellschaften und Institutionen im Land Sachsen-Anhalt. Deshalb, meine Damen und Herren, war es für die Arbeitsgruppe Wirtschaft und Arbeit der CDU-Fraktion selbstverständlich, zu Beginn der neuen Legislaturperiode ein Arbeitsgespräch mit den Tourismusverbänden und den Fachverbänden durchzuführen. Im Ergebnis dessen gab es vielfältige Themenbereiche, die in die gemeinsame, sich anschließende weitere Diskussion einzubeziehen sind und einbezogen werden.
Grundsätzlich, meine Damen und Herren, kann Folgendes gesagt werden: Die CDU-Fraktion bekennt sich zum Fortbestand der institutionellen Säulen, dem Landestourismusverband mit den Regionalverbänden, der Landesmarketinggesellschaft und den Abteilungen im Ministerium.
Eine Stärkung der Verbandsstrukturen mit dem Verband als direktes Bindeglied zu den touristischen Anbietern ist unerlässlich. Die Verbände haben durch ihre Mitglieder selbst das beste Gremium zur Kontrolle der Arbeit des Verbandes. Der Landestourismusverband ist als Bündelungsgremium Interessenvertreter der touristischen Anbieter und Regionen und somit - ich erwähnte das bereits - für die Arbeit unerlässlich.
Wir unterstützen im Übrigen auch die Überlegungen einer Umstellung der institutionellen auf eine Projektförderung. Hier hält somit der Leistungsgedanke Einzug. Es werden die einzelnen Projekte direkt unterstützt und damit die begrenzten Mittel effektiver eingesetzt. Vorteile hierbei sind eine bessere Erfolgskontrolle sowie eine sofortige Mittelauszahlung nach entsprechender Haushaltsbestätigung bei einem vorliegenden Projekt und nicht wie bisher geschehen - das war auch ein wesentlicher Kritikpunkt - die Ausreichung der Mittel im dritten Quartal des Haushaltsjahres, was die einzelnen Verbände vor nicht unerhebliche Schwierigkeiten gestellt hat.
Allerdings ist diese Umstellung unseres Erachtens nur mit einer entsprechenden Übergangsfrist möglich, da auch hier wie so oft der Teufel im Detail stecken könnte.
Auch sollte bei den weiteren Gesprächen die Frage erörtert werden, ob sich Verbandsstrukturen an administrativ festgelegten Grenzen festmachen müssen. Die
regionalen touristischen Strukturen sollten sich an den Anforderungen des Marktes orientieren. Dies führt unseres Erachtens gleichzeitig zu einer Aufwertung der Schwerpunktregionen.
Die Landesmarketinggesellschaft ist stärker als bisher auf den Bereich Marketing zu konzentrieren, das, wenn man sich die Gesamtvorstellung vor Augen hält, auch so angedacht ist. Die bisherige Trennung von Außen- und Innenmarketing war nicht praktikabel und bedarf einer Änderung.
Um eine bessere Verzahnung von Landestourismusverband und Landesmarketinggesellschaft zu erreichen, bedarf es einer Konstruktion, die ein beiderseitiges Mitsprache- und Mitverantwortungsrecht beinhaltet. Die derzeit in der Diskussion stehende Beteiligung touristischer Verbände und Gesellschaften an der Landesmarketinggesellschaft wird auch von unserer Fraktion mitgetragen, wobei es auch hierzu einer detaillierten Untersetzung bedarf.
Alles in allem, meine Damen und Herren, gehen die Vorschläge in die richtige Richtung: hin zu einer effektiveren Arbeit und Weiterentwicklung des Tourismus in Sachsen-Anhalt.
Meine Damen und Herren! Dies ist auch und gerade vor dem Hintergrund der das Reisejahr 2002 überschattenden Flutkatastrophe dringend geboten. Die Schäden in der Tourismusbranche in Höhe von ca. 30 Millionen € mit über 50 direkt betroffenen Unternehmen und der teilweisen Zerstörung touristischer Infrastruktur erfordern einen immensen Kraftakt zu ihrer Bewältigung.
Gerade in Bezug auf den Tourismus wissen wir: Ohne bedarfsgerechte Infrastruktur und auch die nötige Öffentlichkeitsarbeit geht nichts. Das Land, die Landesmarketinggesellschaft und die Verbände arbeiten bereits in enger Kooperation auf diesen Feldern zusammen, was beispielsweise durch den gemeinsamen Maßnahmenplan zu touristischen Marketingaktivitäten nach dem Hochwasser in der Region Anhalt/Wittenberg beispielhaft verdeutlicht wird.
Neben den direkten Schäden gibt es die so genannte Katastrophe nach der Katastrophe. Selbst Hotels in Regionen, welche nicht an Elbe und Mulde liegen, haben mit Stornierungen bis in die Weihnachtszeit zu kämpfen. Die sofort von der Landesregierung eingeleiteten Gegenmaßnahmen finden ihren Höhepunkt in der Großflächenwerbekampagne in verschiedenen deutschen Großstädten. Die Verbindung von Werbung für das Tourismusland Sachsen-Anhalt und dem Dank an die vielen tausend Helfer ist der richtige Weg.
Wenn dann auch noch das „Kuratorium Fluthilfe“ in Person ihres Vorsitzenden, des Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker, erklärt, dass es sich nach wie vor lohnt, in die betroffenen Gebiete zu fahren, dann kann man dies nur uneingeschränkt begrüßen. Insofern möchte ich an dieser Stelle auch einen Appell an alle Reisenden in Deutschland richten: Wo auch immer Sie herkommen, das Reiseland Sachsen-Anhalt ist reisewert.
Es ist nicht eine Reise wert, es ist viele Reisen wert.
Die touristischen Angebote in Sachsen-Anhalt stehen Ihnen - davon habe ich mich selbst bei mehreren Fahr
ten in die betroffenen Gebiete überzeugt - uneingeschränkt zur Verfügung. Helfen Sie den Regionen und Anbietern und verbringen Sie gerade jetzt als Zeichen der Solidarität Ihren Urlaub bei uns in Sachsen-Anhalt! - Herzlich willkommen!
Im Namen der CDU-Fraktion bitte ich Sie, unserem Antrag zuzustimmen und diesen somit in den Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit zu überweisen. - Vielen Dank.
Ich kenne die Landesmarketinggesellschaft. Ich kenne auch Herrn Dr. Oette, habe ihn mehrfach kennen gelernt. Insofern sind wir da sicherlich d’accord. Sie kennen ihn sicherlich auch, wie ich vermute.
Selbstverständlich kenne ich die Landesmarketingkonferenz und deren Aufgaben. Aber ich denke, das alles brauchen wir jetzt nicht hier unbedingt auf den Tisch zu legen.
Wir sollten uns, Frau Kollegin Kachel, noch einmal zusammensetzen, uns einmal austauschen
- auch bei einer Runde Kaffee, das ist richtig - und über die einzelnen Dinge noch einmal diskutieren. - Danke schön.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich denke, wir haben in den zurückliegenden Minuten weitreichende Ausführungen zu den hier vorgegebenen Themen gehört. Es sind auch - Minister Rehberger hat es gesagt - sehr viele Übereinstimmungen vorhanden, an denen wir anknüpften sollten.
Lassen Sie uns die entsprechenden Anträge auch - und da gebe ich Ihnen Recht, Herr Kollege Eckert - mit dem Schwerpunkt der Barrierefreiheit als ganz wichtiges Thema in den Ausschüssen diskutieren. - Vielen Dank.