Protocol of the Session on September 21, 2023

(Beifall bei den BÜNDNISGRÜNEN und des Staatsministers Wolfram Günther)

Als Antragstellerin hat die Fraktion BÜNDNISGRÜNE die zweite Aktuelle Debatte eröffnet. Es sprach Herr Kollege Löser. Jetzt kommt die CDU-Fraktion hier vorn zu Wort. Das Wort ergreift Herr Kollege von Breitenbuch.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Einen Dank an die grüne Fraktion für die Gelegenheit, uns hier über die Gärten Gedanken zu machen und das, was in den Gärten im Land überall passiert, zu würdigen. Am Anfang gilt unser aller

Dank all denen, die Gärten im Lande haben, verwalten, betreuen und auch pflegen. Das hat einen großen Beifall verdient.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei den BÜNDNISGRÜNEN – Beifall des Staatsministers Wolfram Günther)

Es gibt ein Zitat von Francis Bacon, das wie folgt lautet: „Gott, der Allmächtige, pflanzte zuerst einen Garten. Und in der Tat ist es das reinste menschliche Vergnügen.“

Die Gärten sind historisch natürlich Teil des Notwendigen gewesen, besondere Pflanzen für die menschliche Ernährung anzubauen und zu ernten. Der Gärtner sieht – wie der Land- und Forstwirt – die Einzelpflanze und ihr Gedeihen. Mit der steigenden Kultiviertheit und dem steigenden Wohlstand der Menschheit wurde es zudem möglich, Dinge schön zu gestalten. So haben sich die Gärten als Kultur- und Zivilisationsspiegel entwickelt.

Die Hängenden Gärten von Semiramis gehörten schon zu den sieben Weltwundern der Antike. Es gab damals – das fand ich beim Nachlesen sehr interessant – schon die Unterscheidung zwischen einer dressierten Landschaft, sprich aus Ägypten, und einer assyrischen Landschaft, sprich einer Park- oder Gartenanlage, der Landschaft mehr angepasst. Das wissen wir in Europa mit Blick auf die englischen und französischen Gärten.

Für viele Menschen ist der Garten ein wichtiger Teil des Zuhauses. Für die Öffentlichkeit gilt das ebenso. Die Gärten gehören zu unseren Städten und Landschaften, ob es der Große Garten hier in Dresden, das Rosental in Leipzig, die Schlossgärten von Lichtenwalde und Großsedlitz oder auch die großen Friedhöfe sind, die parkähnlich angelegt sind und diese Grünanlagen im Zentrum beinhalten.

Die vielen schönen privaten Gärten sind aber auch eine Freude, gerade wenn man von der Straße in sie hineinsehen kann. Die Kleingärten – Schrebergärten seit Moritz Schreber aus Leipzig, 1847 – zeigen uns ebenfalls wunderschöne Bilder unseres Menschseins und der Natur. Nebenbei gilt der Gesundheitsaspekt von Schreber, er war Orthopäde, sich darin zu ertüchtigen.

Gärten bieten Ruhe, Erholung und Entspannung. Dazu möchte ich ein Zitat der Journalistin Susanne Wiborg nennen: „Das ist ja das Erhebende an der Gartenarbeit: Ich vergaß Zeit, Raum und Steuererklärung. Im Hier und Jetzt gab es nur noch mich und diese verdammten Liguster.“

In Deutschland reden wir von der Gartenarbeit und nicht von Gardening, wie die Engländer das nennen. Es steckt Arbeit dahinter, den Garten das ganze Jahr über zu pflegen, immer wieder in Ordnung zu halten und sich darin zu ergötzen.

Natürlich ist auch ein Thema: „Wer ist der Gärtner?“. So der Gärtner, so der Garten. Sprich: Ist man fleißig, ist man mutig, ist man ängstlich. All das spiegelt sich auch in Gärten wieder, wenn man länger darüber nachdenkt.

Diesbezüglich eine Hilfestellung zu geben, indem Private bei Gärtnereien, aber auch bei einer Landes- oder Bundesgartenschau fragen können, ist sicherlich wichtig. Das gibt Impulse. Deswegen finden wir diese Idee gut, die heutige Debatte mit dem Wunsch einer Gartenschau in Sachsen zu verbinden.

Ich denke, hier kann man Anregungen finden, kann die Dinge gut vorbereiten, kann auch zeitgemäß Neues entdecken und konzipieren und damit letztendlich allen Gärtnern oder auch Parkpflegern in Sachsen eine Plattform geben und ihnen Achtung zollen sowie ihnen helfen, gut in die Zukunft zu kommen.

Was sonst noch zu den Gärten zu sagen wäre, würde ich in der zweiten Rederunde ergänzen.

Danke.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der SPD)

Die AfD-Fraktion, Herr Prantl, bitte.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kollegen! „Gartenland Sachsen – gemeinsame Verantwortung für unsere grünen Schätze in Zeiten des Wandels“; ein blumiger und klangvoller Debattentitel, der einer Fülle von interessanten Inhalten von Geschichts-, Gegenwarts- und auch Zukunftsthemen Raum geben könnte. Doch – wie erwartet, so geliefert – Sachsens BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN benutzen das geschichtsträchtige und bedeutungsvolle Wirken und Schaffen des sächsischen Gartenbaus dazu, um ihren Klimafetisch zu bedienen.

(Zuruf des Abg. Valentin Lippmann, BÜNDNISGRÜNE)

Meine Damen und Herren! Ob gartenbauliche Produktion zur Erzeugung von Obst und Gemüse, von Zierpflanzen oder Baumschulsortimenten, ob sächsisches Kleingartenwesen, ob Forschung und Ausbildung in der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden am Standort Pillnitz, ob Denkmale sächsischer Kunst aus unterschiedlichsten Kulturepochen – unser Gartenland Sachsen hat definitiv eine Würdigung im Parlament verdient, genauer gesagt, eine fachliche Würdigung. Fachfremde Verrenkungen und politische Bevormundung oder ideologische Vereinnahmung haben Sachsens Gärtner hingegen keinesfalls verdient.

Mit Anerkennung und Respekt sprechen wir von Generationen von Fachleuten, die mit lebenden Pflanzen, mit Böden, mit Wetter- und sich ändernden Klimaverhältnissen, aber auch mit gesellschaftlichen Umbrüchen arbeiten mussten. Das lebendige Erbe des sächsischen Gartenbaus ist die Lebensleistung von Generationen, die solides Fachwissen praktisch angewendet und mit der Wissenschaft weiterentwickelt haben, deren unermüdlicher Fleiß, deren Liebe zur Heimat und deren Idealismus die Erfolgsgeschichte des sächsischen Gartenbaus geschrieben haben.

Machen wir uns heute bewusst, dass wir das Gartenland Sachsen dem Wirken und Schaffen der Gartenbaupraktiker

und Wissenschaftler zu verdanken haben. Machen wir uns auch bewusst, dass weder Parteibücher noch Behörden oder Klimakleber und Freitagsschulschwänzer irgendeinen Anteil an Sachsens Gartenkultur haben.

(Beifall bei der AfD – Zuruf der Abg. Antonia Mertsching, DIE LINKE)

Machen Sie sich bewusst, liebe Frau Kollegin Mertsching – ich freue mich schon auf Ihren Beitrag –,

(Antonia Mertsching, DIE LINKE: Ich bin nicht Ihre liebe Frau Kollegin! Wie oft denn noch?)

dass Ihre ideologischen Phantomdebatten in der Realität des Gartenbaus weder anschlussfähig sind noch ernst genommen werden. Wissen Sie, warum das so ist? Gärtner sind in der Regel bodenständige Fachleute mit gesundem Menschenverstand. Davon können Sie etwas lernen.

(Beifall bei der AfD – Antonia Mertsching, DIE LINKE: Ich habe auch einen Garten! – Weitere Zurufe der Abg. Antonia Mertsching, DIE LINKE)

Ich habe auch einen Garten, ich weiß schon; haben Sie ganz bestimmt.

Machen wir mal eine Zeitreise in die Geschichte des sächsischen Gartenbaus. Fangen wir im Kleingartenwesen an. Als im Mai 1864 in Leipzig – in Johannistal – der erste sächsische Schrebergarten gegründet wurde, konnte noch keiner ahnen, welche herausragende soziale Bedeutung die Kleingartenanlage als Ort der sinnerfüllten Gartenarbeit, des Ausgleichs, des Herunterfahrens, des Anbaus eigener Nahrungsmittel oder auch des Gemeinsinns und Vereinslebens in unserer Gesellschaft einmal einnehmen würde.

Kleingärten mit Hunderten individuell gestalteten Parzellen tragen seit über 100 Jahren zur Arten- und Sortenvielfalt in unseren Städten bei. Dort wird seit vielen Jahrzehnten ganz unaufgeregt das vorgelebt, worüber andere gern reden: Regionalität, Selbstversorgung, eigener Anbau, gesunde Ernährung, Privatsphäre und Ruhe vor der Politik.

(Beifall bei der AfD)

Indessen wird in den Kleingärtenvorständen in unbezahlter Freizeit mit hohem ehrenamtlichem Einsatz viel Verantwortung getragen. Wenn wir jetzt einmal eine Rechnung aufmachen, was das unserem Land in Summe kosten würde, wenn wir hier die Gehaltstabellen des öffentlichen Dienstes zugrunde legen, dann wird klar: Wir haben Sachsens Kleingärtnern zu danken.

(Beifall bei der AfD)

Hier könnte auch, wenn sie wollte, eine Staatsregierung gezielt fördern. Unsere öffentlichen Gelder wären nämlich für die Unterstützung des Kleingartenwesens sinnvoll eingesetzt. Stattdessen alimentiert der sächsische Gartenbauminister lieber unseriöse Klimastaatsbürgerkundler.

Über die Gegenwart und Zukunft des sächsischen Gartenbaus wird aber auch schon früh im Schulgartenunterricht mitentschieden. Sie wissen, dass laut Schuldatenbank nur

243 von 839 sächsischen Grundschulen über einen Schulgarten verfügen. Das sind knapp 30 %. 70 % der Grundschulen haben keinen Schulgarten. Gerade dort könnten sich doch aber Grundschüler über das Lehrbuch hinaus durch eigene Erfahrungen und praktische Anschauung mit dem Anbau von Kulturpflanzen und deren Nutzung als Lebensmittel beschäftigen und dabei etwas lernen. Das hilft auch, Frau Mertsching, das komplexe Gefüge der Umwelt besser zu verstehen,

(Zuruf der Abg. Antonia Mertsching, DIE LINKE)

zum Beispiel, wie essenziell das Überlebensmolekül CO2 für gute Erträge ist.

(Beifall bei der AfD)

Werte GRÜNE und auch Sie von der CDU: Ihre Beteuerungen zur Rolle der Bedeutung des Gartenbaus in Sachsen –

Bitte zum Ende kommen!

– können wir nicht ernst nehmen; denn wir haben miterleben müssen, wie Sie in den letzten Haushaltsverhandlungen unsere AfD-Anträge zur Stärkung des Schulgartenunterrichts abgelehnt haben, –

Herr Prantl, bitte zum Ende kommen!

– weil Sie halt lieber Brandmauern bauen als Schulgärten, weil Ihnen Klimastuhlkreise und Genderkompetenzzentren wichtiger sind als praxisorientierte Umweltbildung.

Herr Prantl, das letzte Mal jetzt!

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Frau Abg. Mertsching, bitte.