Deshalb möchte ich jeden warnen, der sich dort nicht auskennt, auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Es ist sehr gefährlich. Meinen herzlichen Dank an alle, die jetzt sehr verantwortungsvoll, aber auch sehr intensiv diese Sturmschäden beseitigen werden.
Ich glaube, die Politik der AfD ist inzwischen erkennbar und sehr durchsichtig. Ich muss Ihnen auch sagen, Herr Urban: Ich habe Sie in den Anfangszeiten, als Sie im
Ausschuss waren, als einen durchaus sachlichen Diskutanten kennengelernt. Wie viel Falsches Sie jetzt inzwischen hier vom Pult erzählen, ist vielleicht Ihrer neuen Position geschuldet. Ich bedauere das sehr, denn so sind Sie früher nicht aufgetreten. Sie entwickeln sich in eine Richtung, um auf billige Art und Weise Kapital zu schlagen; denn wir lassen keineswegs unsere Waldbesitzer in diesen schwierigen Zeiten im Stich.
Die Änderungen im Waldgesetz resultieren, wie Kollege von Breitenbuch angesprochen hat, aus den Kartellrechtsverfahren. Hier geht es vor allem um den Kommunal- und Körperschaftswald; die Dienstleistungen, die dort angeboten werden. Aber die Dienstleistungen werden auch in Zukunft angeboten und werden nach wie vor wie bisher auch jedem privaten Waldbesitzer angeboten. In dieser schwierigen Zeit der Sturmschadensbeseitigung werden die Beratungen, werden die Hinweise für die Vermarktung, wird die Unterstützung gerade der kleinen Waldbesitzer noch einmal intensiviert.
Zahlen, Witterungsabläufe muss ich jetzt nicht mehr erwähnen – das ist schon ausgeführt worden. Ich hoffe, dass diese positive Entwicklung im sächsischen Wald vom Gesundheitszustand so weitergeht und dass wir die Schäden, die durch diese Unwetter entstanden sind, auch schnell und mit einer hohen Sorgfalt bewältigen können.
(Beifall bei der CDU, der SPD und des Abg. Horst Wehner, DIE LINKE – Beifall bei der Staatsregierung)
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses. Wer gibt die Zustimmung? – Gibt es Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Bei wenigen Stimmenthaltungen habe ich Mehrheit für die Beschlussempfehlung erkennen können. Dieser Tagesordnungspunkt ist beendet.
Der vorliegende Waldzustandsbericht 2017 lässt erkennen, dass sich zwar nichts Dramatisches ereignet. Dennoch scheint sich der Klimawandel mit zunehmender Trockenheit bemerkbar zu machen.
Im Rahmen des Berichts wurden an 6 792 Bäume neben der Kronenverlichtung, sprich: dem Nadel- oder Blattverlust, und dem Vergilbungsgrad weitere Merkmale aufgenommen, wie Blüte und Fruchtbildung sowie die Anzahl der Nadeljahrgänge. Hinzukommen biotische, also durch
den Menschen, durch Wild oder Insekten und Pilze verursachte, und abiotische Schäden, die etwa durch Schnee, Sturm oder Sonne verursacht werden.
Der Erfassung im Juli/August 2017 ging aus hydrologischer Sicht ein durchschnittliches Jahr voraus. Für jeden untersuchten Baum erfolgt die Einteilung in fünf Schadstufen. Die Werte weichen nur wenig von Vorjahreswerten ab: Im Bereich deutliche Beeinflussung (Stufen 2 bis 4) liegen sie mit 16 % exakt auf Vorjahreswert. Die soge
nannte schwache Beeinflussung (Stufe 1) betrug 41 % und damit ein Prozentpunkt höher als im Vorjahr. Keine Beeinflussung (Stufe 0) wurde mit 43 % registriert, also ein Prozent weniger als 2016.
Erstens. Der mittlere Nadel- und Blattverlust der Waldbäume in Sachsen beträgt 16,7 % (16,6 % in 2016). Dieser Wert ist marginal höher, aber im Gegensatz zu 2015 (17,6 %) ist trotzdem eine positive Tendenz erkennbar.
Zweitens. Nahezu alle Werte von Nadel- oder Blattverlust liegen auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr.
Drittens. Ausnahme bilden die Eichen, deren Anteil an geschädigten Exemplaren sich von 15 auf 41 % erhöht hat.
Im Jahr 2016 wurde in der Region Bautzen und 2017 erstmals auch im Vogtland – abseits der bereits bekannten Befallgebiete in der Dresdner Heide und in Nordsachsen – der Eichenprozessionsspinner festgestellt. Ich frage mich nun: Ist diese Ausbreitung des Schädlings besorgniserregend? Besteht vielleicht ein relevanter Zusammenhang zu der erhöhten Zahl geschädigter Eichen?
Der mittlere Blattverlust bei Eichen konnte den zuletzt positiven Trend nicht weiterführen und stieg stark auf 25,5 %, also auf mehr als ein Viertel (!) der untersuchten Bäume. Im Jahr 2016 waren das erheblich weniger, nämlich knapp unter 20 %. Und der Anteil deutlich geschädigter Eichen hat sich von 15 % auf 41 % erhöht. Grund dafür sind wohl vor allem biotische Faktoren, wie Mehltau, Blattbräune, Frostspanner- und Wicklerarten.
Wir sind uns sicher einig: Eichen sind sehr wichtig für die Artenvielfalt in den Wäldern. Jährliche Schwankungen der Blattmasse sind durchaus natürlich und werden nur bei anhaltend niedriger Blattmasse bedenklich.
Bei der Rotbuche ging der mittlere Blattverlust übrigens von 23,9 % in 2016 auf aktuell 20,3 % zurück. Der mittlere Blattverlust bei den übrigen Laubbäumen (vor allem Birken) sank von 19,2 % auf 17,5 % – das ist der niedrigste Stand der letzten 20 Jahre.
Allerdings sind weitere Schäden – etwa durch Sturm „Herwart" im Oktober 2017 und Sturmtief „Friedericke“ im Januar 2018 – heute in diesen Bericht noch nicht eingeflossen. Darüber wird erst der nächste Waldzustandsbericht Auskunft geben.
Kurz noch zu den Nadelbäumen: Bei den Fichten liegt der mittlere Nadelverlust mit 15 % auf konstant niedrigem Niveau. Relevanteste Schädlinge sind Buchdrucker- und Borkenkäferarten. Ihre Verbreitung wird durch Trockenheit jedoch begünstigt. Wir kennen das vor allem aus dem Nationalpark Sächsische Schweiz. Bei den übrigen Nadelbäumen stieg der Nadelverlust leider auf einen neuen Maximalwert von 19,3 %. Das waren im Vorjahr nur 17,8 %.
Gestatten Sie mir noch kurz ein paar Worte zum Zustand unserer Waldböden: Im Vergleich zur ersten Datenerhebung in den 1990er Jahren ist in den Jahren nach der Jahrtausendwende durch kontinuierliches Kalken die Versauerung des Waldbodens zurückgegangen.
Im Erzgebirge, meinem Heimatwahlkreis, können die Fachleute jetzt beispielsweise über zehn bis 20 Prozentpunkte mehr Basensättigung berichten. Zudem legt der Sachsenforst seit Jahren viel Augenmerk auf den Waldumbau. Hatten wir zu DDR-Zeiten aufgrund der schnellen Wiederaufforstung in den einschlägig bekannten WismutBergbaugebieten fast eine Fichten-Monokultur, so geht der Trend jetzt zum Anbau von Mischwaldbeständen, insbesondere auch mit tiefer wurzelnden Baumarten.
Ich denke, dass regelmäßige Kalkung und die Gestaltung von gesunden Mischwäldern dafür sorgen, dass künftige Waldzustandsberichte weiter positiv ausfallen werden.
Zunächst einmal muss man feststellen: Die Zeiten des Waldsterbens, die wir seit den 1970er Jahren bis Anfang der 1990er hatten, sind Gott sei Dank vorbei. Daran muss man immer wieder erinnern, wenn man über den Zustand unseres Waldes spricht. Dazu gehört eben auch der Waldzustand, aus dem wir kommen, und wie geschädigt der Wald war mit kahlen Kammlagen im Erzgebirge und mit wirklichen Schreckensbildern. Von daher ist der sächsische Wald heute in einem wirklich ganz anderen Zustand.
Allerdings: Wenn man sich im Waldzustandsbericht den Vergleich von 1991 zu heute anschaut, dann muss man konstatieren, dass sich über die Jahre der Anteil der Bäume, die wirklich gesund sind, nicht wesentlich verändert hat. Er schwankt jeweils um die 40 % mit einer gewissen Toleranz. Was wirklich zurückgegangen ist, ist der Anteil der deutlich geschädigten hin zu schwach geschädigten Bäumen. Das heißt: Hier ist eine Entwarnung also noch lange nicht gegeben. Weniger als die Hälfte der sächsischen Bäume ist gesund – das kann einen nicht zufriedenstellen. Wenn wir schauen, wo wir hinwollen, nämlich zu natürlicheren Wäldern und mehr standortgerechten Bäumen – also mehr Laubbäumen – dann müssen wir auch zu unserem Hauptbaum kommen, der hier natürlicherweise vorkommen würde, nämlich die Rotbuche.
Bei der Buche muss man sagen, dass hier nur noch jeder vierte Baum gesund ist. Hier haben wir im aktuellen Waldzustandsbericht den Vergleich zum Vorjahr. Wir haben auch schon gehört, dass die Kronendichte 2016 nicht sehr hoch gewesen ist. Das wurde damit begründet, dass 2016 ein Mastjahr mit vielen Bucheckern gewesen ist. Dabei wird die Kraft mehr in diese Bucheckern gelegt und nicht so sehr in die Blätter. Das klingt auf den ersten Blick zunächst plausibel. Wenn man sich dann aber den Zustand der Buche anschaut, stellt man fest, dass 1991 nur ein einstelliger Prozentsatz der Buche geschädigt war, während wir jetzt bei weit über 40 %, nämlich bei 47 % liegen.
Es ist also ein wirklich dramatischer Anstieg zu sehen. Während es damals noch knapp 60 % waren, die ungeschädigt waren, betrifft das heute nur noch ein Viertel der Bäume. Hier sieht man: Das ist eine riesige Aufgabe – gerade weil das der Baum ist, um den wir uns mit am meisten kümmern müssen.
Wenn man sich den Bericht anschaut, dann muss man feststellen, dass wir beispielsweise das Problem des Waldsterbens mit den hohen Schwefeldioxidkonzentrationen seit den 1970er Jahren jetzt wirklich in den Griff bekommen haben. Das war eine riesige Baustelle. Eine andere Baustelle, wie etwa Ozon, ist aber noch nicht beseitigt. Noch 2011 gab es im Waldzustandsbericht Aussagen darüber, die jetzt leider fehlen.
Ich zitiere daher noch einmal kurz aus dem Waldzustandsbericht 2011, um zu zeigen, warum das für uns ein Thema ist: „Ozon ist ein farbloses Gas, welches sich bei Sonneneinstrahlung aus Stickoxiden, vor allem aus dem Kraftverkehr und der Industrie, bildet, wodurch dreiatomiger Sauerstoff entsteht. Erhöhte Ozonkonzentrationen können bei Pflanzen Erscheinungen bis hin zum Zelltod hervorrufen. Das Ozon dringt durch die Spaltöffnungen in die Blätter ein und schädigt die Stomata, die Zellwände und andere Zellbestandteile, verlangsamt die Fotosyntheseaktivität, verändert den Stoffwechsel und macht die Pflanzen anfälliger für Insekten, Pilze usw.“
Wo kommen diese Stickoxide her? Vor allen Dingen aus Abgasen. Hier sieht man, dass Waldpolitik eben nicht eine Nische in Bezug auf Wald ist, sondern Waldpolitik ist ein Querschnittsthema, bei dem es um Klimaschutz- und Verkehrspolitik, aber auch um Wirtschaftspolitik geht. Denn diese Schäden bei der Buche kommen ja nicht von irgendwo her. Da frage ich mich schon, warum ausgerechnet zum Ozon, das einen dieser Wirkpfade beschreibt, keine Aussagen mehr im Waldzustandsbericht enthalten sind.
Das Ozon schädigt natürlich auch andere Laubbäume. Wenn man beispielsweise die Steinrückenlandschaften im Erzgebirge bewandert, stellt man fest, dass schon im August die Ebereschen beginnen, ihr Laub abzuwerfen, also viel zu früh. Auch dort zeigt sich ein deutliches Problem. Im Übrigen liegen auch Messwerte vor, was das Ozon betrifft. Das LfULG untersucht das ja. Es hat vier Standorte am Erzgebirgskamm, und überall liegen die Ozonwerte deutlich über den Zielwerten.
Nun noch zu dem Punkt „Vorbild Staatsforst“: Das ist das Thema Waldumbau, den wir erreichen wollen, zu klimaangepassten Wäldern und zu höheren Laubwaldbeständen. Hier muss man einfach feststellen, dass auf der Hälfte der rund 200 000 Hektar des Staatswaldes immer noch Fichten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes wachsen. Das ist vielfach ein Erbe aus Vorzeiten, das man dem heutigen Sachsenforst nicht mehr vorwerfen kann, aber die Bestände sind vorhanden. Hier muss man vielfach von artenarmen Monokulturen sprechen. Diese sind besonders anfällig für Trockenheit, Klimaextreme, aber auch für Schädlingsbefall. Wir haben vorhin schon
gehört, dass hierzu die Buchdrucker und Kupferstecher gehören. Für den nordsächsischen Bereich ist es die Kiefernbuschhornblattwespe, die auf dem Vormarsch ist.
Die Probleme bestehen nicht darin, dass es diese Tiere gibt; die gab es schon immer. Die Probleme entstehen erst dann, wenn diese in einer Riesenmonokultur einen gedeckten Tisch vorfinden. Wenn sie dort hineingehen, hat man gleich in der gesamten Fläche ein Problem.
Das bedeutet, wir müssen dort mit unserem Waldumbau deutlich vorankommen. Bisher haben wir auf weniger als einem Drittel der Waldfläche des Freistaates Laubbäume. Das ist viel zu wenig. Gerade die Hauptbaumarten Eiche und Buche machen zusammen weniger als 15 % aus. Hier haben wir eine riesige Aufgabe. Wenn man sich jetzt anschaut, in welcher Geschwindigkeit der Waldumbau vorangeht – in den letzten Jahren immer zwischen 1 300 und 1 500 Hektar im Jahr – und man das hochrechnet, brauchen wir noch über 100 Jahre, ehe wir das geschafft haben. Das soll die Leistung, die wir schon erbracht haben, nicht schmälern, aber wir müssen noch mehr tun, auch weil der Klimawandel nicht auf sich warten lässt. Das gilt ebenso für die Wetterextreme, die wir zu verzeichnen haben. Wenn wir wirklich zu einem Wald kommen wollen, der sich standortgemäß selbst verjüngt, und das auch ohne Zäune, dann sind wir wieder bei der Problematik Wild und Wald.
Ein Baustein dazu ist etwa auch der Erhalt der Biodiversität aus sich selbst verjüngenden Wäldern. Das betrifft die Regenerationsfähigkeit – unsere Forderung, die auch aus dem Beschluss der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt herrührt, einmal 10 % der staatlichen Forstflächen zu Prozessschutzflächen zu machen, in denen der Wald wirklich seinen natürlichen Prozessen überlassen und nicht forstwirtschaftlich genutzt wird. Damit sind wir im Freistaat gerade einmal bei 2,5 %. Hier haben wir also noch eine große Aufgabe. Wenn wir solche Flächen haben, nutzen sie nicht nur der Artenvielfalt, dem Artenschutz, sondern dort kann man auch sehr viel lernen, wenn man dies wissenschaftlich begleitet und untersucht, wie sich natürlicher Wald dem Klimawandel, den wir jetzt haben, anpasst. Das kann uns also wirklich helfen.
Ein weiterer Punkt, den man deutlich unterscheiden muss, ist: Wir reden vom Waldzustand, also von Wäldern, und es ist kein Forstzustandsbericht. Wald und Forst, das ist nicht identisch, sondern man kann Förster und auch ein Leitbild Wald haben. Forst ist vor allem wirtschaftlich genutzte Fläche. Da geht es um Festmeter, die man herausholt.
Für die Waldwirtschaft gibt es das gute internationale Zertifikat, das FSC-Siegel, von dem wir als GRÜNE immer fordern, auch in Sachsen dazu zu kommen. In Sachsen ist gerade einmal 1 % der Waldfläche zertifiziert.
Wir haben in Sachsen ein anderes Siegel. Als man Anfang der 1990er Jahre das FSC-Siegel entwickelte, hat die Holzindustrie mit PEFC ein eigenes Siegel entwickelt, weil ihr das andere zu ökologisch und zu sozial war. Man kann dabei von „Green washing“ sprechen. Dieses Siegel
benutzen wir beim Sachsenforst. Es geht aber anders. Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg, Hamburg, Schleswig
Holstein, Berlin und zahlreiche Gemeindeprivatwälder sowie Körperschaftswälder in der Bundesrepublik haben das richtige FSC-Siegel.
Ich würde sehr dafür plädieren, dass wir uns in Sachsen einen Ruck geben und auch einen Beitrag dazu leisten. Dafür gibt es die Richtlinien, wie man zu einem naturnahen Wald kommt. Die müssen wir gar nicht neu erfinden. Wie wir auch im Vergleich mit dem Waldsterben in den 1970er Jahren sehen, hält Wald insgesamt viel aus. Unser Wald wird auch irgendwie mit dem Klimawandel zurechtkommen. Es wird vielleicht Perioden geben, in denen es ziemlich schlimm aussieht, wenn Stürme oder
wenn Schädlinge hindurchrauschen. Aber da erkennt man die Gefährdungen, die wir nicht erleben wollen.
Die Herausforderungen sind jetzt klar. Wir berücksichtigen Dürre, Waldbrände, Starkniederschläge, auch Phänomene in Verbindung mit wärmeren Zeiten. Dann sind die Laubzeiten länger, und wenn Winter wieder früher einbrechen, ist auch die Sturmbruchgefahr höher.