Protocol of the Session on March 15, 2007

Es geht im Übrigen um ein Thema, bei dem große Teile der Bevölkerung – nach den Umfragen 80 % und mehr – dem Innenminister zustimmen. Albrecht Buttolos Position ist bekannt. Ich will sie wie folgt zusammenfassen:

(Widerspruch des Abg. Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion.PDS)

Wir reden nicht über Verfassungsbruch, sondern darüber, was die Bevölkerung denkt und was sie von uns, den Politikern, erwartet, nämlich zunächst eine Prüfung der Fragen

(Beifall bei der CDU)

und keine Denkverbote und Tabus in der Diskussion.

(Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS, steht am Mikrofon.)

Herr Ministerpräsident, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Nein! – Der Staat darf nicht übersehen, wer als Kinderschänder auffällig geworden ist, vor allen Dingen dann, wenn es mehrmals hintereinander geschieht.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion.PDS: Er hat es aber getan!)

Wir dürfen nicht vergessen, wer rückfällig werden kann, wie man den Rückfall möglicherweise vermeiden oder wie man zumindest die Chance zum Rückfall reduzieren kann.

(Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS: Das ist dieselbe Denkart!)

Wir brauchen eine Politik, die unsere Kinder schützt.

(Zurufe der Abg. Klaus Bartl, Sebastian Scheel und Dr. André Hahn, Linksfraktion.PDS)

Das ist Kern der Diskussion. – Herr Bartl, was Sie ständig dazwischenrufen, ist das glatte Gegenteil davon.

(Zurufe des Abg. Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS)

Ich dachte, in den drei Punkten wäre sich dieser Landtag einig.

(Zurufe der Abg. Klaus Bartl und Sebastian Scheel, Linksfraktion.PDS)

Herr Bartl, bitte!

(Zurufe der Abg. Klaus Bartl und Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion.PDS)

Ich habe noch nicht über irgendwelche konkreten Maßnahmen gesprochen, sondern nur über Ziele.

(Zurufe des Abg. Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS)

Noch einmal, auch für Sie, Herr Bartl: Der Staat darf nicht übersehen, wer als Kinderschänder auffällig geworden ist. Was ist dagegen einzuwenden?

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der SPD)

Gegen diese Forderung ist nichts einzuwenden. Sie ist im Übrigen auch nicht verfassungswidrig, sondern zutiefst politisch. Wir brauchen eine Politik, die Kinder schützt.

(Beifall bei der CDU – Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion.PDS: Ja! – Zurufe der Abg. Klaus Bartl und Sebastian Scheel, Linksfraktion.PDS)

Wir können darüber streiten, wie wir das machen, aber das Ziel ist richtig und kein Populismus.

(Beifall bei der CDU – Zurufe des Abg. Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS – Weitere Zurufe von der Linksfraktion.PDS – Glocke des Präsidenten)

Meine Damen und Herren! Der Redner ist Herr Ministerpräsident Prof. Milbradt. Er hat das Wort. Ich bitte um Ruhe.

(Sebastian Scheel, Linksfraktion.PDS: Wollen Sie das Recht auf Zwischenrufe einschränken?)

Das sind keine Zwischenrufe mehr, sondern das nimmt bei Ihnen überhand. Sie sind auch nicht der Einzige.

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren! Wie eine solche Politik aussehen soll und vor allen Dingen, wie sie umgesetzt werden kann – das sind schwierige Fragen.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion.PDS: Allerdings!)

Natürlich muss dabei der Datenschutz in die Abwägung einbezogen werden. Natürlich müssen auch dazu Verfassungsrechtler gehört werden. Wer will das bestreiten?

(Zurufe der Abg. Prof. Dr. Peter Porsch und Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS)

Aber wenn wir an den Februar letzten Jahres in Dresden zurückdenken, dann sollte uns allen klar sein: Wir sind es

den Eltern von Stephanie und Mitja sowie allen Eltern und den Opfern schuldig, uns dieser Frage zu stellen

(Beifall bei der CDU – Zurufe von der Linksfraktion.PDS)

ich sage es noch einmal –, ohne dass sofort Denkverbote und Tabus errichtet werden, die eine Diskussion unmöglich machen.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der SPD – Zuruf von der CDU: Sehr richtig! – Zurufe der Abg. Klaus Bartl und Sebastian Scheel, Linksfraktion.PDS)

Die Art und Weise, Herr Bartl, wie Sie diskutiert haben, sollte genau diese Diskussion nicht möglich machen.

(Prof. Dr. Peter Porsch, Linksfraktion.PDS: Wir haben die Voraussetzungen festgelegt und nicht Denkverbote!)

Noch einmal: Wir haben – das ist das Ziel der Diskussion im Landtag, über die ich im Übrigen sehr froh bin – zu schauen, was man besser machen kann. Wir haben so lange zu diskutieren und von mir aus auch miteinander zu streiten, bis wir eine bessere, eine befriedigendere Lösung gefunden haben.

(Dr. André Hahn, Linksfraktion.PDS: Aber die Verfassung muss gelten!)

Natürlich muss die Verfassung gelten,

(Zurufe des Abg. Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS)

aber die Verfassung legen nicht Sie, Herr Hahn, aus.

(Zurufe des Abg. Klaus Bartl, Linksfraktion.PDS)

Offensichtlich haben Sie noch nicht begriffen, dass in einer Diskussion zwischen de lege lata und de lege ferenda zu unterscheiden ist.

(Zuruf der Abg. Dr. Cornelia Ernst, Linksfraktion.PDS)

Es geht um die Frage: Welches Recht muss Gesetz werden und welches Recht gilt im Augenblick? Die Frage nach einer Rechtsänderung ist immer erlaubt! Sie ist für sich nicht verfassungswidrig.