aufregte, sondern zwei Ampelmännchen beziehungsweise zwei Ampelweibchen, die bei Grün händchenhaltend zu sehen sind.
Doch auch die Einrichtung von Unisex-Toiletten ist für Gender-Romantiker ein unbedingtes Muss, da der Besuch einer binär geschlechtergetrennten Toilette die inter- und transsexuellen Menschen vor große Herausforderungen stelle. Alles im Sinne einer Gender-Ideologie. Braucht man so etwas? Wir meinen, nein.
Doch zurück zur Sprache. Wir sehen es doch bereits bei unserer täglichen Arbeit im Landtag. Bei den teilweise ausführlichen und langen Berichten in den Ausschüssen müssen bei jeder sich bietenden Gelegenheit Saarländerinnen und Saarländer, Mitbürgerinnen und Mitbürger, Polizistinnen und Polizisten, Richterinnen und Richter und so weiter erwähnt werden. Das alles verlängert nicht nur Berichterstattungen teilweise erheblich, es erschwert auch das Zuhören längerer Berichte und ehrlich gesagt, es nervt.
Was steht denn als Nächstes auf der Agenda? Kommt anstelle des Bäckers der Backende, Mauernde anstatt Maurer, Baumfällende anstatt Baumfäller oder Asylbewerbende anstatt Asylbewerber? Das nennt man nun gendersensible Sprache. Wie wir alle wissen, sollen schon bald neue Geschlechter beziehungsweise Anreden in offiziellen Anschreiben verwendet werden. Auf die Spitze getrieben hat es auch die Evangelische Kirche mit einer sogenannten Bibel in gerechter Sprache. Dort heißt es unter anderem, Du Gott bist uns Vater und Mutter im Himmel. Und bei der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium wird von Hirten und Hirtinnen gesprochen. - Sie sehen also, welche Ausmaße dieser ganze Nonsens mittlerweile angenommen hat. Mal ganz davon zu schweigen, wie man so etwas noch unseren Kindern verständlich machen soll.
Schließen möchte ich mit Ihrer Erlaubnis, Frau Präsidentin, mit einem Zitat von Jörg Schönenborn, ehemaliger CDU-Innensenator von Berlin und Innenminister des Landes Brandenburg. Dieser schrieb: Was wir momentan erleben, ist ein Amoklauf der politischen Korrektheit. In allen Bereichen infizieren uns die Gutmenschen mit dem Betroffenheitsvirus, normieren die Sprache und bestimmen unsere Lebensgewohnheiten. Im Namen des Gender-Mainstreamings sollen die Geschlechterrollen vollständig dekonstruiert werden. Dabei geht es weniger um die Gleichstellung der Geschlechter, sondern vielmehr um deren Aufhebung. Die Gender-Ideologen verfolgen keineswegs die Besserstellung der Frauen, sie wollen nicht die Lage des Menschen ändern, sondern den Menschen selbst. Sie wollen eine Gesellschaft, die keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern mehr erkennt, weil dieser anerzogen
und nichts weiter als eine Illusion sei. - Gehen wir im Saarland voran und verzichten auf diesen ideologischen Unsinn. Beginnen wir damit, unsere deutsche Sprache zu schützen, die nach Meinung der Integrationsbeauftragten des Bundes Özoguz doch das Einzige ist, was man als spezifisch deutsche Kultur identifizieren kann. - Vielen Dank.
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat das Mitglied des Landtages und der CDU-Landtagsfraktion Jutta Schmitt-Lang.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hoffe, Sie haben bei dieser Begrüßungsformel gut zugehört, denn sie war gendergerecht und wäre damit aus Sicht des vorliegenden Antrags bereits zu streichen. Ich muss den Fraktionen von CDU, SPD und der LINKEN schon einmal vorweg zum Vorwurf machen, dass sie es sind, die mir die Begrüßung heute enorm erschwert haben.
Die Herren zu meiner Rechten sind löblicherweise so konsequent, im Dienste der sprachlichen Vereinfachung den Frauenanteil in ihrer Fraktion auf null Prozent gehalten zu haben. Das nenne ich eine moderne, zukunftsorientierte Politik mit vollem Einsatz für die gute Sache.
Gerade als Deutschlehrerin freue ich mich grundsätzlich über Diskussionen rund um das Thema Sprache, allerdings vor allem dann, wenn es eine konstruktive inhaltliche und problembezogene Diskussion ist und keine dogmatische und stilisierte Debatte. Zunächst einmal gibt es bei dem vorliegenden Antrag ein ganz grundsätzliches Problem: Der ausschließliche Gebrauch der männlichen Form ist nach Gesetzeslage schlicht nicht zulässig.
§ 28 des Landesgleichstellungsgesetzes lese ich Ihnen jetzt nicht vor, aber er definiert klar, dass geschlechtsneutrale Begriffe zu wählen sind beziehungsweise hilfsweise die weibliche und männliche Form und dass Amts-, Dienst- und Berufsbezeichnungen abhängig von der gemeinten Person in männlicher und weiblicher Form zu benutzen sind. Ließen wir diese gesetzliche Grundlage außer Acht, bliebe Ihr Antrag aber immer noch dogmatisch, einseitig und realitätsfern.
Wenn wir über das Thema gendergerechte Sprache diskutieren, dann gibt es für uns als CDU-Fraktion zwei Grundanliegen beziehungsweise Grundanforderungen, denen es Rechnung zu tragen gilt. Ers
tens Verständlichkeit, Klarheit und Authentizität, zweitens Gleichberechtigung und Wertschätzung. Diese beiden Anforderungen sinnvoll miteinander zu vereinbaren, ist die Aufgabe, vor der ein moderner Sprachgebrauch steht. Sehen Sie wirklich keine Möglichkeit, in unserer reichen deutschen Sprache Kompromisse zwischen diesen beiden Anliegen zu finden? Das ist für mich kaum vorstellbar.
Ich traue unserer Sprache nicht nur viel mehr zu, sondern ich möchte Ihnen gleich auch gerne zeigen, dass es hier vielfältige und pragmatische Möglichkeiten gibt. Zunächst will ich Ihnen aber auch zeigen, dass ein künstliches Verbot von gendersensibler Sprache, wie Sie es für den öffentlichen Dienst fordern, durchaus nicht nur respektlos, sondern auch missverständlich und inkorrekt sein kann.
Ich habe dazu ein Beispiel herausgegriffen, das in der Sprachwissenschaft immer wieder angeführt wird: Ein Vater fährt mit seinem Sohn im Auto. Sie verunglücken. Der Vater stirbt an der Unfallstelle, der Sohn wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert und muss operiert werden. Im Operationssaal warten schon die diensthabenden Chirurgen. Als sie sich jedoch über den Jungen beugen, sagt einer der Chirurgen mit erschrockener Stimme: „Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn.“
Wenn Sie jetzt kurz überlegt haben oder immer noch überlegen, ob hier ein Vaterschaftstest angesagt gewesen wäre, weil Sie von zwei möglichen Vätern verwirrt sind, dann ist in Ihrem Kopf genau das Bild entstanden, das durch einen gendersensiblen Sprachgebrauch hätte vermieden werden können. Denn „der Chirurg“ am OP-Tisch war eine Chirurgin, die Mutter des Jungen.
Die sprachliche Sichtbarmachung, dass es sich hier um eine Frau handelt, entspräche bereits einem gendergerechten Sprachgebrauch. Ein bisschen Sensibilität für den Umgang mit Sprache hätte hier problemlos Missverständnisse vermieden und für mehr Klarheit gesorgt. Das soll ernsthaft existenzbedrohend für die deutsche Sprache sein? - Kaum vorstellbar.
Ich bin auch nicht sicher, ob die Herren von der AfD von einer Tampon-Werbung angesprochen werden müssen, in der es heißt: Jeder erlebt seine Tage anders.
Oder könnten Sie es nicht doch verkraften, wenn es dort hieße: Jede erlebt ihre Tage anders. Aber das können Sie ja untereinander nachher noch diskutieren.
Vielleicht sollten Sie den Begriff „gendergerechte Sprache“, oder wie Sie es verkürzt als „Gendersprache“ bezeichnen, nicht als Schimpfwort denken, das Sie von störenden Extremfällen ableiten, die es ohne Frage gibt, sondern als das, was es ist und sein soll, ein sprachliches Mittel zum respektvollen Umgang miteinander.
Gerne möchte ich aber gerade auch auf den öffentlichen Dienst zu sprechen kommen, wo das Verbot ja Ihrer Meinung nach ansetzen soll. Ernsthaft, wollen wir beispielsweise die Ausschreibungen zukünftig explizit nur noch an Männer richten und Frauen können sich mitverstanden fühlen? Suchen wir also zukünftig einfach einen Lehrer, einen Erzieher, einen Übersetzer und einen Kaufmann? Oder schreiben wir am Ende noch den Satz dazu: Weibliche Vertreter dieser Berufsgruppen dürfen sich angesprochen fühlen?
Ich bin überzeugt, dass hier ein Binnen-I bei „LehrerInnen“ oder eine Nennung von zwei Berufsbezeichnungen Kauffrau/Kaufmann weniger befremdlich wirkt und beim Lesefluss verkraftet werden kann. Gerade hier hinkt auch Ihr Bezug zu Frankreich. Gerade in amtlichen Stellenanzeigen geht der französische Premierminister einen Schritt nach vorne, weil dort zukünftig die männliche und die weibliche Form der entsprechenden Amts- und Berufsbezeichnung gewählt werden soll. Das war in einer Sprache, wo man bisher völlig selbstverständlich unsere Sozialministerin mit „Madame le Ministre“, also mit „Frau Minister“ angesprochen hat, bei Weitem nicht selbstverständlich.
Natürlich kann man sich darüber streiten, ob der sogenannte „point médian“ in Frankreich die richtige Wahl für mehr Sensibilität im Sprachgebrauch ist. Zur Erklärung. Im Französischen kann das weibliche Geschlecht durch ein stummes Endungs-E oder durch die Endung -rice angezeigt werden. Der „point médian“ trennt diese Bildungselemente am Wortende sichtbar, um die Wörter genderneutral zu markieren. Vor allem daran hat sich die Diskussion in Frankreich entzündet. Ja, ich kann das Argument nachvollziehen, dass das den Lesefluss stören kann.
Ja, beim Lesefluss gestört, genau. - Ja, das muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Aber diese Diskussion dann übergeneralisierend auf das Deutsche zu übertragen, ist wenig zielführend.
Ich denke, die vorgenannten Beispiele zeigen deutlich, dass es zu kurz gedacht ist, eine gendersensible Sprache rundum zu verteufeln. Das gilt im Übrigen auch umgekehrt, denn ich bin sicher, dass Joachim Sauer, der Mann unserer Bundeskanzlerin, sich bei Staatsbesuchen doch wohler fühlt, wenn er an einem Begleitprogramm teilnimmt und nicht an dem „Damenprogramm“, wie es früher so schön hieß. Auch das ist gendergerechte Sprache, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Probleme entstehen doch in erster Linie dort, wo Menschen verkrampft und zwanghaft an das Thema Sprache herangehen, sei es im vorliegenden Fall, wo zwanghaft versucht werden soll, weibliche Bezeichnungen aus den Publikationen der Verwaltung zu streichen, oder sei es auf der anderen Seite, wenn Einzelne jedes Wort auf Gendergerechtigkeit untersuchen oder krampfhaft versuchen, extrem künstliche Formulierungen zu finden. In diesen Fällen bedient die eine Seite nur die Vorurteile der anderen Seite.
Annette Trabold, die Sprecherin des Instituts für Deutsche Sprache bringt es auf den Punkt, wenn sie sagt: „Ich finde alle Lösungen in Ordnung, die nicht dogmatisch sind, mit der Grammatik vereinbar und vor allem nicht lächerlich wirken. Denn das wäre natürlich der Sprache nicht dienlich.“ Ich kann mich dem vollumfänglich anschließen. Ich brauche keinen dogmatischen und rein demonstrativen genderübersensiblen Sprachgebrauch. Noch viel weniger brauche ich aber eine angestaubte „Sprachpolizei“, die im Gebrauch weiblicher Formen in der deutschen Sprache grundsätzlich den Untergang des Abendlandes sieht und gleich die Verbotskeule auspackt. Ich erwarte im Schriftdeutschen wie im alltäglichen Umgang eine wertschätzende und höfliche Ansprache.
Um es also noch einmal klarzustellen: Wir können und sollen auch darüber diskutieren, wie man die beiden Anforderungen an Sprache, die ich vorhin genannt habe, Verständlichkeit auf der einen und Wertschätzung auf der anderen Seite, unter einen Hut bekommt. Wir müssen nicht alle Angebote passend und überzeugend finden. Ich finde es auch störend, wenn sich ein Text wie ein Minenfeld aus Gender-Sternchen, Unterstrichen und Doppelnennungen liest. Wir tun der Emanzipation keinen Gefallen, wenn die Texte sich nicht wertschätzend, sondern nervtötend lesen, aber das sind die Extremfälle, die vermeidbar sind.
Unsere Sprache bietet dafür so viele ganz natürliche Möglichkeiten, von denen ich einige beispielhaft auf
führen will: Unsere Sprache sieht genderneutrale Begriffe wie Person, Mitglied oder Leute vor. Sie bietet die Möglichkeit, Partizipien und Adjektive substantiviert zu verwenden wie die Studierenden, die Lehrenden und so weiter. Wie eben bereits für die Stellenangebote erwähnt, ist die Beidnennung oft ein wichtiges, ja unverzichtbares sprachliches Mittel, auch wenn ich persönlich kein Problem damit habe, dass aus Praktikabilitätsgründen im Folgetext auch schlicht einmal die maskuline Form stehen kann.
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, die im Zusammenspiel überhaupt nicht leseflussstörend sind und dennoch wertschätzend und konkreter als die ausschließliche Verwendung des generischen Maskulins. Außerdem, meine sehr verehrten Damen und Herren, anders als vielleicht in Berlin - das Beispiel hat Herr Hecker angesprochen -, wo die Diskussion um Gendergerechtigkeit bisweilen absurde Züge tragen mag, wird das Thema gerade im öffentlichen Dienst im Saarland mit Bedacht behandelt. Vielleicht wäre es also sinnvoll, die Diskussionen dort zu führen, wo es Konflikte gibt. Im Saarland sehe ich diese nicht.
Nehmen wir also zumindest grundsätzlich zur Kenntnis, dass die AfD sich aus hehren Motiven als Sprachschützer etablieren, der Verunstaltung der deutschen Sprache einen Riegel vorschieben und zu ihrer Vereinfachung beitragen will. Erlauben Sie mir eine Bemerkung: Das ist natürlich insofern authentisch, als Ihr Personal fast täglich und bundesweit durch einen pointierten, niveau- und respektvollen Gebrauch des Deutschen auffällt.
Ihre Höckes, Störche und jüngst wieder Herr Maier beweisen dies beständig in ihren eloquenten, variantenreichen Aussagen und „Mausrutschern“, die den Umgangston in den sozialen Netzwerken leider nachhaltig prägen. Es sind wahre Vorkämpfer für die Sprache der Dichter und Denker oder zumindest und das nun fast ironiefrei - für die extreme Vereinfachung von Inhalten einerseits und sprachlicher Darstellung andererseits.
Wenn Vereinfachung und Unverkrampftheit in der Amtssprache bei dem vorliegenden Antrag Ihr Ziel gewesen sein sollte, dann fällt Ihnen doch sicher noch der eine oder andere konkrete und konstruktive Vorschlag ein. Und dies gerne auch einmal abseits der sprachlichen Gleichbehandlung der Geschlechter, denn ich bezweifle stark, dass die Verständlichkeit des Amtsdeutschen in erster Linie und ausschließlich durch den Gebrauch der weiblichen Form beeinträchtigt wird. Da finden sich im Amtsdeutschen so possierliche Begriffe wie Personenvereinzelungsanlage, Raufutter verzehrende Großvieheinheit, Lebensberechtigungsbescheinigung und
so weiter, also genug Möglichkeiten für Freunde der sprachlichen Vereinfachung und Klarheit, an konkreten Beispielen tätig zu werden und Amtsdeutsch verständlicher zu machen.
Ich würde mir jedenfalls ganz ernsthaft wünschen, dass wir uns alle noch einmal vor Augen führen, dass Sprache klar und verständlich einerseits, respektvoll, wertschätzend und unverkrampft andererseits gebraucht werden sollte. Wir sollten eine Diskussion über Sprache allgemein zukünftig problembezogen und nicht dogmatisch führen. Dem vorliegenden Antrag können wir als CDU-Fraktion jedenfalls nicht zustimmen. - Vielen Dank.