Protocol of the Session on February 11, 2015

(Minister Commerçon)

Antrages ist, den bitte ich, eine Hand zu erheben. Wer ist dagegen? - Wer enthält sich der Stimme? Ich stelle fest, dass der Antrag mit Stimmenmehrheit abgelehnt wurde. Zugestimmt haben die Oppositionsfraktionen, dagegen gestimmt haben die Koalitionsfraktionen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der PIRATEN-Landtagsfraktion Drucksache 15/1255. Wer für die Annahme dieses Antrages ist, den bitte ich, eine Hand zu erheben. - Wer ist dagegen? Wer enthält sich der Stimme? - Ich stelle fest, dass der Antrag mit Stimmenmehrheit abgelehnt wurde. Zugestimmt haben die Oppositionsfraktionen, dagegen gestimmt haben die Koalitionsfraktionen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir unterbrechen die Sitzung für die Mittagspause bis 13.05 Uhr.

(Die Sitzung wird von 12.06 Uhr bis 13.06 Uhr unterbrochen.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir setzen die unterbrochene Sitzung fort und kommen zu den Punkten 11 und 16 der Tagesordnung:

Beschlussfassung über den von der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN-Landtagsfraktion eingebrachten Antrag betreffend: Französischunterricht in allen Grundschulen ab der 1. Klasse einrichten (Drucksache 15/1245)

Beschlussfassung über den von der CDULandtagsfraktion und der SPD-Landtagsfraktion eingebrachten Antrag betreffend: Stärkung des frühen Spracherwerbs im Französischen (Drucksache 15/1256)

Zur Begründung des Antrags der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN-Landtagsfraktion erteile ich Herrn Abgeordneten Klaus Kessler das Wort.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute einen Antrag eingebracht, der das Ziel hat, den Französischunterricht an allen - ich betone: allen! - saarländischen Grundschulen bereits ab der 1. Klasse einzurichten.

Ich möchte ganz kurz allgemein die Situation des Französischunterrichts in der Grundschule beschreiben. Seit dem Schuljahr 1992/93 gibt es das Fach flächendeckend ab der 3. Klasse. Seit dem Schuljahr 2000/01 wird an 42 von insgesamt 160 Grundschulen das Fach bereits ab der 1. Klasse unterrichtet. Das bedeutet im Umkehrschluss, fast 120 Grundschulen haben noch kein Französisch in der 1. Klasse. Seit dem Schuljahr 2007/08 wird an vier

Grundschulen bilingualer deutsch-französischer Sachunterricht erteilt. Seit dem Schuljahr 2010/11 gibt es ergänzend zum Französischunterricht das DELF Prim im Saarland, ein vom französischen Bildungsministerium ausgestelltes international anerkanntes Französischzertifikat, das die Kinder im Rahmen einer Prüfung am Ende der 4. Schulklasse erwerben können. Eine wissenschaftliche Untersuchung zur Akzeptanz und Effizienz von DELF Prim durch die Romanistik der Universität des Saarlandes wurde erst vor Kurzem der Öffentlichkeit und dem Ausschuss für Bildung, Kultur und Medien vorgestellt. Danach ist die Tendenz positiv und Erfolg versprechend.

Auch vor dem Eintritt in die Grundschule erwerben die Kinder in mehr als 180, mittlerweile sind es 190, saarländischen Kindertagesstätten auf spielerische Art und Weise Französischkenntnisse im Sinne einer zweisprachigen Bildung und Erziehung bereits vor der Schule. Die Ministerpräsidentin hat kürzlich angekündigt, die Zahl dieser Einrichtungen um zehn zu erhöhen. Das begrüßen wir natürlich sehr.

Man kann also sagen, meine sehr geehrten Damen und Herren: Das Französische spielt im Saarland bereits sehr früh eine wichtige Rolle und muss deshalb auch gezielt gefördert und ausgebaut werden. Und dies nicht nur, weil es wichtig ist, die Sprache des Nachbarn zu erlernen, sondern ebenso auch aus sprachdidaktischen Gründen, denn alle Experten sind sich einig, dass das möglichst frühe Fremdsprachenlernen erfolgreich ist, eine wichtige Rolle beim weiteren Sprachenlernen spielt und als Grundlage für das weitere gesamte Fremdsprachenlernen dient.

(Beifall von B 90/GRÜNE.)

Das wird auch im Wesentlichen im Bericht der Kultusministerkonferenz zum Fremdsprachenlernen in der Grundschule vom 17.10.2013 bestätigt. Auch andere Bundesländer, meine sehr geehrten Damen und Herren, gehen diesen Weg. In sechs Bundesländern wird bereits ab dem 1. Schuljahr eine Fremdsprache unterrichtet, in den meisten Ländern ist das Englisch, aber im badischen Teil von BadenWürttemberg ist es Französisch, auch ab der 1. Klasse, und dies bereits seit dem Schuljahr 2003/04. Das heißt, so neu ist das gar nicht, wenn wir im Saarland diesen Weg gehen.

Im Sprachenkonzept Saarland 2011 ist zum ersten Mal systematisch dargestellt worden, wie sich unser Land zu einem leistungsfähigen mehrsprachigen Raum deutsch-französischer Prägung entwickeln kann. Darauf aufbauend verfolgt auch die heutige Landesregierung mit ihrer Frankreich-Strategie das Ziel, den Stellenwert der französischen Sprache systematisch zu erhöhen, damit bis zur nächsten Generation eine echte Zweisprachigkeit erreicht wird und

(Vizepräsidentin Ries)

Französisch neben Deutsch auch zur zweiten Umgangs- und Verkehrssprache wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, dies begrüßen wir ausdrücklich und machen deshalb mit unserem Antrag einen konkreten Vorschlag, im Sinne der angestrebten Mehrsprachigkeit im Saarland diesen Worten und Ankündigungen der Landesregierung auch entsprechende Taten folgen zu lassen.

(Beifall von B 90/GRÜNE.)

Das heißt, unserer Auffassung nach müssen dem politischen Ziel der Frankreich-Strategie mehrere konkrete Umsetzungsschritte folgen. Dazu ist es erforderlich, dass das Erlernen der französischen Sprache konsequent und ohne Brüche vom Kindergarten über die Grundschule bis zur weiterführenden Schule erfolgen kann. Es darf nicht so sein, dass ungleiche Bildungsangebote in den Grundschulen zu ungleichen Startvoraussetzungen in den weiterführenden Schulen führen. Das ist momentan bezogen auf Französisch noch der Fall. Wir haben hier eine Lücke.

Im Sprachenkonzept der weiterführenden Schulen ist vorgesehen, dass alle Schüler ab der Klassenstufe 5 zwei Fremdsprachen lernen. An den Gemeinschaftsschulen ist das bereits der Fall; ab der 5. Klasse lernen die Kinder entweder Französisch als erste Fremdsprache und Englisch als Sprachkurs oder umgekehrt. An den Gymnasien lernen die Schülerinnen und Schüler ab der 6. Klasse zwei Fremdsprachen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn es gelingt, allen Kindern schon sehr früh Französisch als zweite Umgangssprache und als Sprache des Nachbarn zu vermitteln, stellt sich auch zukünftig nicht mehr die Frage nach Englisch als erster oder wichtigerer Fremdsprache im Vergleich zu Französisch. Englisch bleibt als Weltsprache unverzichtbar für alle. In Zukunft darf es beim Fremdsprachenlernen nicht mehr darum gehen, entweder Englisch oder Französisch zu lernen, sondern es muss heißen: sowohl Englisch als auch Französisch.

(Beifall von B 90/GRÜNE.)

Um ein anschlussfähiges einheitliches Sprachkompetenzniveau in der Sekundarstufe zu erreichen, ist es deshalb notwendig, dass alle Grundschulkinder ab der 1. Klasse gleichberechtigt die Chance haben, auf spielerische und altersgemäße Art Französisch zu lernen. Im Übrigen haben die meisten Saarländerinnen und Saarländer mit dem frühen Französischlernen keine Probleme. Im SaarlandTREND vom Mai 2014 sprachen sich 67 Prozent der befragten Saarländerinnen und Saarländer dafür aus, dass die Kinder bereits in der Grundschule ab der 1. Klasse Französisch lernen. Das entspricht im Übrigen auch der großen Akzeptanz der DELF-Prim-Prüfungen bei den Eltern der Grundschüler der 4. Klasse, wie dies

die aktuelle wissenschaftliche Studie zu DELF Prim belegt hat. Hier heißt es: „Die Eltern äußern sich überwiegend positiv über den Französischunterricht in der Grundschule und positiv zu DELF Prim.“ Ein flächendeckender Französischunterricht ab Klasse 1 ist auch eine gute Grundlage für den weiteren Ausbau bilingualer deutsch-französischer Angebote in den Grundschulen.

Meine Damen und Herren, wir sind uns natürlich auch bewusst, dass der Ausbau des Französischunterrichts an den Grundschulen eine Frage der Lehrerplanstellen ist, der vorhandenen Fachlehrer, im Idealfall der Muttersprachler.

(Zuruf der Abgeordneten Rink (CDU).)

Dazu werden Sie sicher gleich etwas sagen, Frau Rink. - Letztendlich ist es aber auch eine Frage der Lehrerausbildung. Es ist richtig, in der Grundschullehrer-Ausbildung mit Französisch das frühe Fremdsprachenlernen als Schwerpunkt zu verankern. Das sehen wir als sehr positiv an. Falsch ist es aber natürlich, an den Grundschulen dann Lehrerplanstellen zu streichen, die dringend notwendig wären, um qualitätsverbessernde Maßnahmen durchzuführen, wie zum Beispiel den Ausbau des Französischunterrichts. Solche Sparmaßnahmen in der Schule konterkarieren eigentlich die Ziele der Frankreich-Strategie.

Wenn das Saarland innerhalb einer Generation zweisprachig werden soll, meine sehr geehrten Damen und Herren, müssen wir jetzt damit beginnen, müssen wir jetzt in einen Stufenplan einsteigen. Das sieht der Antrag von CDU und SPD aber so nicht vor. Es heißt lediglich, dass weitere Grundschulen ab der ersten Klasse mit Französisch auszustatten sind. Es ist kein Zeitplan und auch keine Zahl vorgegeben. Wir wollen aber über einen Stufenplan bis zum Schuljahr 2018 ein flächendeckendes Angebot der Grundschulen mit Französisch ab der 1. Klasse erreicht haben.

(Beifall von B 90/GRÜNE.- Zuruf der Abgeordne- ten Rink (CDU).)

Ich denke, das ist sicherlich eine realistische Größenordnung. Man kann nicht pro Schuljahr 20 bis 40 Grundschulen hinzunehmen, sondern nur so viele, wie Lehrkräfte vorhanden sind, liebe Kollegin Rink. Das ist, denke ich, keine Überforderung der Landesregierung, wenn man im Rahmen eines Stufenplans mit Augenmaß vorgeht. Und dann wird an dieser Stelle ein Schuh draus, aus der Frankreich-Strategie. Ich bitte um Zustimmung. - Vielen Dank.

(Beifall von (B 90/GRÜNE).)

(Abg. Kessler (B 90/GRÜNE) )

Vielen Dank. - Zur Begründung des Antrags der Koalitionsfraktionen erteile ich Herrn Abgeordneten Stefan Krutten das Wort.

Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist unabdingbar, um dieses Thema zum Erfolg zu führen.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Grundsätzlich ist der Antrag zur Ausweitung des Französischunterrichts auf alle Grundschulen ab Klassenstufe 1 ein sehr guter Antrag.

(Abg. Kessler (B 90/GRÜNE) : Danke!)

Auch im „Feuille de route“, das im Rahmen der Umsetzung der Frankreich-Strategie beschlossen wurde - Sie haben es angesprochen, Herr Kessler nimmt das Thema Mehrsprachigkeit einen besonderen Stellenwert ein. Neben den rund 190 Kindertageseinrichtungen, die ein deutsch-französisches Bildungs- und Erziehungsangebot bereitstellen, wurde im Schuljahr 2000/2001 an den saarländischen Grundschulen damit begonnen, Französischunterricht ab Klassenstufe 1 aufzubauen. Bis dato sind es von den 160 Grundschulen bereits 42, die daran teilnehmen. Das Angebot bei den Klassenstufen 3 und 4 gibt es bereits seit 1992 flächendeckend. Darüber hinaus machen vier Grundschulen ein bilinguales Angebot, bei dem neben den vier Unterrichtsstunden pro Woche zusätzlich Fächer wie Musik, Bildende Kunst und Sport in französischer Sprache unterrichtet werden. Die Schülerinnen und Schüler an den Grundschulen mit Französisch ab Klassenstufe 1 erwerben in der Klassenstufe 4 ein DELF-PrimZertifikat. Bis heute haben 1.690 Schülerinnen und Schüler an dieser Prüfung teilgenommen. 1.560 davon, das sind immerhin 92 Prozent, haben diese Prüfung erfolgreich abgelegt. Das Ministerium ließ dazu die eben erwähnte wissenschaftliche Evaluation von der Universität des Saarlandes durchführen, die die positive Zielrichtung des Französischen ab Klassenstufe 1 bestätigt. 90 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler haben angegeben, gerne Fremdsprachen zu erlernen. Ebenso beurteilen die Eltern, Lehrer und Schulleitungen den frühen Erwerb einer Fremdsprache sehr positiv. Sie sehen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass hier in den letzten Jahren schon sehr viel auf den Weg gebracht wurde, und selbstverständlich ist es auch sinnvoll und wünschenswert, gerade hier bei uns in der Großregion diese Aktivitäten weiter voranzutreiben. Ich denke, wir sind diesbezüglich auf einem guten Weg, müssen aber natürlich auch daran denken, dass wir als Haushaltsnotlageland nicht alle Maßnahmen so schnell realisieren können, wie wir das gerne tun würden.

Es gibt aber auch weitere Aspekte, die wir in diesem Zusammenhang berücksichtigen müssen. Bei der Neuausrichtung der Grundschullehrerausbildung wird dem Thema Französisch in Zukunft eine stärkere Rolle zukommen. Es braucht daher auch seine Zeit, bis wir eine entsprechende Anzahl an Lehrkräften haben, die wir zu diesem Zweck einsetzen können. Ein für mich und für uns ganz zentraler Aspekt ist allerdings auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Wir alle wissen, dass die Frankreich-Strategie oder das Thema Französisch als erste Fremdsprache in der Bevölkerung durchaus sehr kontrovers diskutiert wird. So muss man sich immer wieder anhören, dass in der Wirtschaft Englisch die wichtigste Sprache ist, um in unserer globalisierten Welt mitreden und mitverhandeln zu können. Auch die Frankreich-Strategie wird in all ihren Facetten von großen Bevölkerungsschichten nicht uneingeschränkt positiv gesehen. Ich habe eben berichtet, dass nach der wissenschaftlichen Evaluation die Förderung des Sprachunterrichts ab Klassenstufe 1 von allen Beteiligten als sehr positiv angesehen wird. Deshalb ist es umso wichtiger, einen langen Atem zu haben, damit viele Schülerinnen und Schüler, aber auch die Eltern selbst positive Erfahrungen sammeln können und sich auf diesem Wege die Akzeptanz in der Bevölkerung durchsetzt und es für uns irgendwann eine Selbstverständlichkeit wird.

In diesem Sinne unterstützen wir die Bemühungen der Landesregierung, die in diesem Bereich eh schon sehr aktiv ist, um Investitionen in den frühen Spracherwerb zu fördern. Um die saarländischen Kindertageseinrichtungen für die Auszeichnung mit dem Label „Deutsch-Französische Qualitätscharta für zweisprachige Kindertagesstätten“ zu qualifizieren. Um den Ausbau bilingualer Kindertagesstätten weiter zu fördern und die Übergänge an Grundschulen mit Französisch-Angebot ab Klassenstufe 1 zu erleichtern. Um weitere Grundschulen mit Französischunterricht ab der ersten Klasse auszustatten und damit mit Blick auf den Übergang zu weiterführenden Schulen eine gute Basis für Sprachkompetenz zu schaffen. Um durch konsequente Einstellung weiterer französischsprachiger Lehrkräfte - insbesondere auch aus unserer Nachbarregion Lothringen - für den Französischunterricht an Grundschulen die Voraussetzung für die Einrichtung weiterer bilingualer deutsch-französischer Angebote an Grundschulen zu schaffen. Um die verbindliche Verankerung des Schwerpunktfaches Französisch sowie die Prüfung bilingualer Angebote in der Primarstufenausbildung voranzutreiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sehen, dass die Frage der Akzeptanz für uns ein sehr wichtiger und entscheidender Aspekt ist. Daher bitten wir, um das Thema „Stärkung des frühen Spracherwerbs“ weiter behutsam und vor allem erfolgreich voranbringen zu

können, um die Zustimmung zu unserem Antrag. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Glück auf.

(Beifall bei den Regierungsfraktionen.)

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Abgeordnete Heike Kugler von der Fraktion DIE LINKE.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Französischunterricht in allen Grundschulen ab der Klassenstufe 1, das hört sich gut an. Das markiert aber keineswegs den Anfang einer Sprachunterrichtsoffensive, sondern versucht, wie bereits festgestellt, eine Lücke zu schließen bei der in Kindertagestätten bereits begonnenen Offensive und ist eine sinnvolle Erweiterung, damit der Unterricht durchgängig bis in spätere Klassen stattfindet. Dabei ist dies keineswegs ein Produkt unserer jüngsten Einsicht, sondern geht eigentlich auf frühere Bewegungen zurück. Bereits 1920 wurde in Freien Waldorfschulen ab der ersten Schulklasse Englisch oder Französisch unterrichtet. Von daher kann man sagen, es hat schon länger Tradition, zumindest in einigen Schulformen. Wichtig ist aber auch zu bemerken, es war anfangs mündlicher Unterricht, es war kein schriftlicher Unterricht, da scheiden sich zum Teil die Geister.

Der frühe Kontakt zu Fremdsprachen ist wichtig, denn - so argumentiert Robert DeKeyser, Sprachforscher an der University of Maryland - die Kinder verlieren als Erstes die Fähigkeit, die Aussprache exakt nachzuahmen, also akzentfrei zu sprechen. Aber genau das wollen wir unseren Kindern ermöglichen, eine Fremdsprache möglichst gut zu lernen, sodass sie nicht mehr als Ausländer auffallen, sodass sie auch die Unterschiede der Sprache hören. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass, wenn wir uns um ein möglichst akzentfreies Erlernen von Sprachen bemühen wollen, wir das enge Zeitfenster auch nutzen, in dem dies möglich ist. Das heißt, wir müssen Kinder schon ganz früh an fremde Sprachen bringen, nicht erst dann, wenn sie in der Pubertät gelandet sind. Häufig ist dann dieses Zeitfenster schon geschlossen.

Zu achten ist dabei auch darauf, dass früher schriftlicher Fremdsprachenerwerb bei Kindern mit Legasthenie von Fachleuten als problematisch eingeschätzt wird. Eine Differenzierung im Sinne der Betroffenen ist daher angeraten, um möglichst jedes Kind optimal zu fördern und mitzunehmen.

Nicht vernachlässigen dürfen wir in diesem Zusammenhang - auch und gerade mit Blick auf die fremdenfeindlichen Diskussionen in letzter Zeit - die Bedeutung, die Spracherwerb hat, wenn wir fremde Kulturen entdecken, wenn wir Sprache vermitteln

und damit auch die kulturelle Identität, die dahinter steht, weitervermitteln. Die Sprache hilft in dem Moment, Vorurteile abzubauen, und vermittelt auch Kenntnisse über die anderen Länder. Kulturelle Hemmnisse werden dann hinfällig.

Als es mit dem frühen Fremdsprachenunterricht losging, wurden vor allem fachfremde Lehrkräfte eingesetzt, also Lehrkräfte, die diese Sprache nicht studiert hatten, die zwar eine Nähe zu einer Sprache hatten, aus welchen Gründen auch immer, die aber das Ganze nicht auf Lehramt studiert haben, also auch nicht unbedingt die pädagogisch-didaktische Fähigkeit der Sprachvermittlung hatten. Auch heute wird Sprachunterricht häufig noch fachfremd unterrichtet. Darin sehen wir ein Problem bei der praktischen Umsetzung. Wenn nämlich an weiterführenden Schulen auf diese Kenntnisse aufgebaut werden soll, wie dies im vorliegenden Antrag der LINKEN gefordert ist, brauchen wir verlässlich vermittelte Grundkenntnisse. Falsch erworbene Kenntnisse sind nur schwer zu korrigieren. Den frühen Unterricht befürworten wir natürlich. Allein die Umsetzung in fachkompetenter Weise scheint uns flächendeckend noch nicht umsetzbar, da schlichtweg zum Teil die Lehrer fehlen, die entsprechend ausgebildet sind. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.