Protocol of the Session on November 18, 2009

Hat man aber den Landesvorsitzenden der SPD Saar erlebt, den mit dem schlechtesten Wahlergebnis nach dem Kriege, den mit der Halbierung seit 1999,

(Abg. Linsler (LINKE) : Aber keine minus 13 Prozent!)

so hätte man meinen können, man sehe einen Fußballtrainer, der Psychologie betreibt. Es gibt nämlich Trainer, die, wenn sie auf dem letzten Tabellenplatz stehen, die Zeitung nehmen, sie umdrehen und sagen: Ich bin auf Platz 1! - So hat man das an dem Abend empfunden, als ein „Wahlsieg“ gefeiert wurde - vor dem Hintergrund des schlechtesten Wahlergebnisses seit Bestehen des Saarlandes!

(Abg. Hoffmann-Bethscheider (SPD) : Wir wussten ja noch nicht, dass der Ostermann da reinfingern kann.)

Das Ganze hat sich nun auch fortgesetzt! Es tut mir leid, das muss ich aber in aller Offenheit sagen angesichts dieses Auftritts, der geprägt war von Beleidigungen, Diffamierungen und einem Stil -

(Beifall von den Regierungsfraktionen. - Amüsier- te Bekundungen von den Oppositionsfraktionen.)

- - einem Stil, den ich, das will ich ganz offen sagen, von Heiko Maas so bislang nicht gekannt habe.

(Abg. Meiser (CDU) )

(Zurufe der Abgeordneten Linsler (LINKE) und Commerçon (SPD).)

Das will ich gerne auch öffentlich sagen, ich hab es intern immer gesagt: Bei allen Unterschieden in der Sache, bei auch heftigem Streit im Parlament - wir haben uns bisher immer als faire Kollegen gegenübergestanden. Wir mussten bislang nicht erleben

(Heftige Zurufe von der LINKEN: Fair? Siehe Vi- zepräsident!)

Wir mussten bislang nicht erleben, dass Formulierungen gewählt wurden, wie sie heute zu hören waren. Ohne nun noch nachzukarten: Nach der Jamaika-Entscheidung sind Sie noch weinerlich durch die Gegend gelaufen, und heute pumpen Sie sich wieder auf, als hätten Sie die Wahl gewonnen! Etwas Demut und Bescheidenheit tun not!

(Beifall von den Regierungsfraktionen.)

Mit 24,5 Prozent der Stimmen erheben Sie den Anspruch, Ministerpräsident zu werden. Sie sehen es als eine Selbstverständlichkeit an, dass eine freie Partei nur mit der SPD zusammengehen könne. Vor diesem Hintergrund sollten Sie sich heute hier wirklich nicht hinstellen und sagen, die anderen hätten alles getan, nur um an der Macht zu bleiben!

(Zurufe von den Oppositionsfraktionen: Stimmt aber doch!)

Also, das kläglichste Schauspiel in Sachen „Macht“ und „Machtergreifung“ hat hier doch wohl einer geboten: der Landesvorsitzende der SPD!

(Lachen von der SPD. - Abg. Schramm (LINKE) : Peinlich!)

Ich will nun auch etwas zum Thema „Aufblähung der Apparate“ sagen. Man betrachte sich einmal die Regierungen unter den Ministerpräsidenten seit 1985! Das ist nun keine Kritik. Es gab unter ihnen aber keine Regierung, die - als Alleinregierung! - einschließlich der Staatskanzlei weniger als acht Häuser hatte. Derjenige, der in der Demokratie zu Hause ist, weiß, dass bei Koalitionen Einigungen erforderlich sind. In Deutschland gibt es in den 16 Bundesländern keine Regierung, die inklusive der Staatskanzlei weniger als acht Häuser hat; das bewegt sich zwischen acht und zwölf Häusern. Derjenige, der vor diesem Hintergrund in unserem Land angesichts einer Dreierkoalition acht Häuser - also sieben Ministerien und die Staatskanzlei - als „unangemessen“, als „Aufblähung“ bezeichnet, der in diesem Kontext Begriffe wie „Wahlbetrüger“ et cetera in den Mund nimmt,

(Abg. Linsler (LINKE) : Und noch elf Staatssekretäre! - Abg. Hoffmann-Bethscheider (SPD): Und davon nur eine Frau!)

beweist heute doch nur eines - und davon ist Ihr ganzer Beitrag geprägt, Kollege Maas: Er hat keinerlei Perspektive für das Land, es geht ihm vielmehr nur um die Frage, wie man zum Start der vor uns liegenden fünf Jahre diese Koalition, diesen Ministerpräsidenten und diese Mehrheit diffamieren und schlechtmachen kann. - Ich halte das für keinen guten Start.

Ich will an dieser Stelle auch etwas in Sachen Kollege Hubert Ulrich sagen.

(Amüsierte Zurufe von den Oppositionsfraktio- nen. - Abg. Linsler (LINKE) : Sie verteidigen ihn jetzt?)

Derjenige, der in diesem Parlament Menschen, ehrenwerte Bürger dieses Landes, durch bestimmte Qualifizierungen herabwürdigt, disqualifiziert sich selbst!

(Abg. Linsler (LINKE) : Der Herr Ulrich, kann der sich nicht verteidigen?)

Und ich will ein Weiteres sagen: Wir haben in diesem Hause viele Abgeordnete, die ihre Angaben im Landtagshandbuch gemacht haben und die sich vergleichen können.

(Abg. Commerçon (SPD) : Darum geht es doch gar nicht! - Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist doch nicht die Frage! - Abg. Schmitt (CDU): Doch! Um was denn sonst? - Sprechen.)

Wer einem Abgeordneten, der in den Handbüchern seit 2001 korrekt seine Angaben gemacht hat, nun plötzlich im Jahr 2009 vorwirft, das Ganze sei nach dem Geschmack „käuflich“,

(Abg. Huonker (LINKE) : Das war ja bisher nicht bekannt!)

dem kann ich nur sagen: Er möge bitte wirklich sein Vorgehen hinterfragen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich fordere Sie heute auf, ich bitte Sie: Geben wir gemeinsam diesen Stil auf

(Abg. Commerçon (SPD) : Jetzt wieder „gemeinsam“?)

und machen wir uns nicht gegenseitig schlecht, wo es wirklich nicht angebracht ist!

(Sprechen und Zurufe von der SPD. - Abg. Commerçon (SPD) : Du bist doch die Dreckschleuder!)

Ich will eine weitere Anmerkung machen. Herr Kollege Commerçon! Es würde Ihnen gut zu Gesicht stehen, wenn Sie mit Worten wie "Dreckschleuder" oder „Wahlbetrüger“ jetzt mal etwas Pause machten und zur Sachlichkeit zurückkehrten. Wir sprechen heute über eine Regierungserklärung.

(Abg. Meiser (CDU) )

(Zuruf des Abgeordneten Commerçon (SPD). Beifall von den Regierungsfraktionen.)

Um dieses Thema abzuschließen: Ich kann nur sagen, wer unterstellt, dass der Kollege Hubert Ulrich

(Abg. Linsler (LINKE) : Er kann sich selbst verteidigen)

übrigens im absolut zulässigen Rahmen - 2001, zwei Jahre nach dem Regierungswechsel, einen Nebenjob angenommen hat,

(Mehrere Zurufe von der Opposition)

weil er 2001 Jamaika im Jahr 2009 vorbereiten wollte,

(Abg. Huonker (LINKE) : Und die Spenden? Lautes Sprechen bei der Opposition)

der unterstellt ihm schon seherische Fähigkeiten und Genialität.

Das Ganze ist nur lächerlich und ist der untaugliche Versuch, diese Koalition, diese Regierung und auch einen Stützpfeiler dieser Koalition, nämlich den Vorsitzenden von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,

(Abg. Linsler (LINKE) : Jawohl!)

schlechtzumachen, zu diffamieren und in der Politik ins Abseits zu stellen. Wir werden diesen Stil nicht mitmachen, das sage ich in aller Klarheit!

(Beifall von den Regierungsfraktionen.)

Vielleicht stünde es dem ein oder anderen bei der SPD und bei der LINKEN gut an, darüber nachzudenken, wie sich Verhandlungen entwickelt haben. Entweder hat sich der Kollege Hubert Ulrich mit allen Verantwortlichen bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erheblich verstellen können,

(Abg. Huonker (LINKE) : Genauso war es! - Abg. Linsler (LINKE): Richtig! Richtig! - Lautes Sprechen bei der Opposition.)

oder er hat mit uns - und genauso war es - über Wochen ernsthaft um viele Sachfragen gerungen, um eine Grundlage für diese Koalition zu schaffen.

Ich will ein Letztes zu dem Thema sagen: Wer bei geheimer Abstimmung von Delegierten mit einer Mehrheit von 78 Prozent zum Sondierungsergebnis und bei einer Zustimmung zu dieser Koalition mit 90 Prozent so formuliert wie Sie,