Protocol of the Session on February 27, 2025

Was tun wir in Schleswig-Holstein?

(Zuruf)

Wir lassen die Menschen nicht im Stich.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Pflegewohngeld: Gemeinsam mit den Kommunen stellen wir über 37 Millionen Euro bereit, um gezielt diejenigen zu entlasten, die Unterstützung brauchen.

(Birte Pauls)

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Nein! Nein!)

Ausbildungskosten: Aktuell tragen Pflegeheimbewohnerinnen und Pflegeheimbewohner die Kosten für die Ausbildung künftiger Pflegekräfte mit. Das ist eine Praxis, die man hinterfragen muss.

(Zuruf)

Die Länder haben bereits 2022 gefordert, diese Kosten aus der Pflegevergütung herauszunehmen. Eine Umsetzung durch den Bund steht jedoch aus.

(Wortmeldung Dr. Heiner Garg [FDP])

Frau Abgeordnete, gestatten Sie eine Zwischenfrage/Anmerkung des Herrn Abgeordneten Dr. Garg?

Nein. Frau Präsidentin, ich möchte gerne fortführen.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Das ist aber scha- de!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und wir nehmen sie ernst. In Schleswig-Holstein haben wir ein Maßnahmenpaket Pflege auf den Weg gebracht; ein abgestimmtes Paket mit rund 30 kurz‑, mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Aber ohne Geld!)

Ist es perfekt? Sicher nicht.

(Birte Pauls [SPD]: Ohne Geld!)

Aber es bietet eine solide Struktur, klare Handlungsfelder und konkrete Maßnahmen, nach Prioritäten abgestuft,

(Zuruf)

die sich bereits teilweise in der konkreten Umsetzung befinden.

(Zuruf)

Natürlich geht es auch ohne den Bund nicht.

(Beate Raudies [SPD]: Ah!)

Ich bin gespannt, liebe Kolleginnen und Kollegen,

(Zurufe)

wer das zuständige Ressort in der nächsten Bundesregierung übernimmt, und wage fast zu sagen, wen ich mir nicht wünsche.

(Zuruf: Ich auch! – Weitere Zurufe)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Pflege muss bezahlbar bleiben mit durchdachten, nachhaltigen Maßnahmen, einer grundlegenden Reform und Weiterentwicklung der sozialen Pflegeversicherung sowie einer konsequenten Umsetzung des Maßnahmenpakets Pflege. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat der Abgeordnete Jasper Balke das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich werde an dieser Stelle nicht meinen Wunsch für das Ressort auf Bundesebene äußern.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heiner Garg [FDP]: Doch, doch!)

Ich möchte aber gerne

(Zuruf Martin Habersaat [SPD])

das Beispiel der Kollegin Pauls aufgreifen, die über Frau Petersen gesprochen hat, und noch einmal verdeutlichen, wie zentral das ist.

Wir als Deutschland sind ein Land, das doch ein Aufstiegsversprechen für die Menschen geben möchte. Es ist das Aufstiegsversprechen, das man, wenn man sich im Leben anstrengt und sehr lange arbeitet, im Alter ein gutes Leben verdient.

Die aktuelle Situation ist aber eigentlich, dass dieses Aufstiegsversprechen für die allermeisten Menschen nicht gilt, denn wir haben ein System, in dem Pflege Armut bedeutet. Wer im Alter zum Pflegefall wird, für den gilt dieses Aufstiegsversprechen nicht mehr.

Wir haben sehr hohe Eigenanteile. Im Leben kann man sehr viel angespart haben, und man kann ein hohes Vermögen haben, aber dieses Vermögen und dieses Angesparte werden früher oder später durch die Eigenanteile aufgefressen. Ich frage deshalb: Wo ist da das Aufstiegsversprechen? Wo ist da die soziale Gerechtigkeit? Wo sind da das Leben und die Würde im Alter? Aktuell existiert das nicht.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und FDP)

Das ist so, obwohl die Pflege eines der gesellschaftspolitisch relevantesten Themen ist. Deshalb

(Andrea Tschacher)

möchte ich doch einmal den Bundestagswahlkampf kurz Revue passieren lassen und die Frage stellen, wie häufig Sie in Ihren Diskussionen oder in den Toprunden die Frage nach der Finanzierung von Pflege gehört haben.

Ich weiß, dass es in dem allerersten Kanzlerduell zwischen Merz und Scholz einmal eine kurze Frage zum Thema Pflege gab. Olaf Scholz hat die Frage nicht so wirklich beantwortet; er ist dann auf die Rente eingegangen.

(Zuruf Dr. Heiner Garg [FDP])

Friedrich Merz hat über Zusatzversicherungen im Bereich Pflege gesprochen. Das Ganze hat insgesamt anderthalb Minuten gedauert.

Ich glaube, wenn dieser Wahlkampf sinnbildlich für die Relevanz des Themas Pflege steht, dann können wir den Laden hier echt dichtmachen.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, FDP und SSW)

Dieses Missverhältnis zwischen Pflege im Wahlkampf, aber auch in der Gesellschaft hat, das muss man ehrlicherweise sagen, drei Gründe.

Erstens. Allen politischen Parteien und Akteuren ist klar, dass im Bereich Pflege grundsätzliche Richtungsentscheidungen getroffen werden müssen, die den Menschen auf die eine oder andere Art und Weise etwas abverlangen werden.

Zweitens. Das Thema ist recht komplex. Es geht um unheimlich hohe Summen, und es sind alle politischen Ebenen – Bund, Länder, Kommunen sowie die Selbstverwaltung unseres Gesundheitssystems – beteiligt. Für populistische, griffige und schnelle Konzepte ist das Thema also hinreichend ungeeignet.