Meine Damen und Herren, während der ersten Monate der Pandemie war die gewünschte Nähe oft nicht möglich oder sehr begrenzt. Ich bete zu Gott, dass sich das, was sich in Teilen dort abgespielt hat, bitte nicht wiederholen möge.
Getreu dem Motto „Niemand soll alleine sterben“ hat der Hospiz- und Palliativverband in Zusammenarbeit mit vielen Spendern den Einrichtungen 300 Tablets zur Verfügung gestellt, sodass eine visuelle Kontaktaufnahme unter den Zugehörigen, die nicht in die Einrichtungen konnten, möglich war. Dafür wurde der Palliativverband im September 2020 mit einem zweiten Platz des Anerkennungs- und Förderpreises der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ausgezeichnet. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Claudia Ohlsen und ihrem Team und gratuliere ganz herzlich zu diesem hochaktuellen, spannenden Projekt, das es ermöglicht, in diesen schwierigen Zeiten Kontakt zur Familie zu sichern.
Auch wenn wir im Land dank des hohen fachlichen und ehrenamtlichen Engagements vieler Menschen ein tolles Angebot der hospizlichen Versorgung haben, bleiben noch Aufgaben, wie zum Beispiel das mangelnde Angebot verschiedener Zusatz- und Fachausbildungen. Mein Wunsch wäre die zusätzliche Etablierung von noch mehr Palliativkräften in stationären Pflegeeinrichtungen. Das würde den Pflegeeinrichtungen in der Versorgung in der Endphase der Menschen ungemein helfen. Auch für die Betreuung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Menschen aus anderen Kulturen und Menschen in prekären Lebenslagen braucht es noch weitere individuelle Angebote.
Alleine sterben - schmerzlich mussten Menschen besonders während der ersten Phase der Pandemie erleben, was das bedeutet; ich habe das eben schon angesprochen. Wir müssen alles dafür tun, dass sich das jetzt nicht wiederholt, und vor allen Dingen dürfen wir die Einrichtungen diesbezüglich nicht allein lassen.
Ein nicht nachholbarer Moment, keine tröstende Hand, kein letztes Wort - dieser bleibende Gedanke ist für die Familie und Freunde eine quälende Erfahrung.
An dieser Stelle möchte ich mich im Namen der SPD-Fraktion ganz herzlich bei allen Mitarbeitenden, bei Pflegenden, bei Ärzten, Fördervereinen und Ehrenamtlichen dafür bedanken, dass sie auch in dieser ganz besonderen, herausfordernden Zeit in den letzten Wochen, Tagen und Stunden immer an der Seite der Menschen sind und für sie alles möglich machen, was möglich zu machen ist.
Ihre psychische Belastung im ständigen Umgang mit Tod und Sterben ist schon in normalen Zeiten enorm, und sie ist jetzt noch sehr viel größer geworden. Wir danken ihnen herzlich für diese unverzichtbare Arbeit.
Ich freue mich auf die Beratung des Berichts im Sozialausschuss. An vielen Stellen können wir noch gute Ideen einfließen lassen und auf den Weg bringen. Ich freue mich auch sehr, dass wir als Parlament an dieser Stelle in dieselbe Richtung gehen. Das ist das, was Hospiz- und Palliativarbeit von uns erwartet. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben in Schleswig-Holstein - das haben wir eben gehört - ein gutes Angebot an Plätzen im Hospizbereich. Das ist eine gute Nachricht. Wir können aber noch besser werden.
Die Kollegin Pauls hat es eben gesagt: Eine Koordinierungsstelle haben wir als Küstenkoalition auf den Weg gebracht. Das ist gut, und das zeigt deutlich, dass eine Entscheidung der Politik, ein Haushaltsantrag, ein guter Antrag, mit dem wir eine Mehrheit aus dem Sozialbereich haben, einen Riesenunterschied für so viele Menschen in SchleswigHolstein machen kann. Ich bin im Nachhinein noch einmal froh und dankbar dafür, dass wir das gemeinsam auf den Weg bringen konnten. Das war eine gute Entscheidung. Ich freue mich, dass das etwas ist, was hier offensichtlich fraktionsübergreifend Thema ist. Vielen Dank dafür, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir Grüne gehen diesen Weg in der Jamaika-Koalition konsequent weiter. Wir fördern den Bau - das hat Minister Heiner Garg eben vorgetragen - mit jährlich etwa 500.000 €. Das ist richtig, das ist sinnvoll. Gucken Sie sich an, wie viel Engagement zum Beispiel in Norderstedt vor Ort entstanden ist! Das ist ein tolles Beispiel dafür, wie es vor Ort mit etwas Unterstützung, etwas Rückenwind vom Land und viel Herzblut vor Ort und tollen Akteuren, die das vor Ort begleiten, gelingen kann. Ich nenne einmal Anette Reinders, die einige von Ihnen kennen werden, die das vor Ort mit Herzblut vorantreibt. Das ist ein gutes Beispiel. Wir können alle froh und dankbar sein, dass es diese Kolleginnen und Kollegen in den Kommunen gibt, die die Palliativmedizin voranbringen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe die große Freude, allen demokratischen Fraktionen ganz herzliche Grüße von der Koordinierungsstelle zu überbringen. Sie freuen sich sehr darüber - Claudia Ohlsen und ihr Team, Professor Repp -, dass wir bei diesem Thema an einem Strang ziehen. Da sehen Sie, dass es eine Wirkung nach außen hat, wenn wir uns alle einig sind, wenn wir sagen, dass der Schleswig-Holsteinische Landtag geschlossen hinter dieser Arbeit steht. Das macht einen Unterschied. Ich freue mich sehr, dass das bei diesem Thema - das hat selbst die Kollegin Pauls zugegeben - der Fall ist. Diesen Weg sollten wir miteinander weitergehen.
Ich sage an dieser Stelle aber auch einmal etwas Nachdenkliches. Ich habe in meiner Klinikzeit erlebt, wie Patienten auf dem Flur gestorben sind. Das hat mit Menschenwürde gar nichts mehr zu tun. Das sind Situationen, die für die Angehörigen, für die Patientinnen und Patienten selbst und für das ganze Team sehr belastend sind. Ich bin froh und dankbar, dass diese Zeiten in den Krankenhäusern vorbei sind.
Wir sollten alle ein großes Interesse daran haben, dass das nicht nur unseren Angehörigen nicht passiert, sondern dass alle Menschen, die sich einen Platz auf einer Palliativstation wünschen, ihn auch bekommen. Da sind wir noch lange nicht. Ich freue mich, wenn wir diesen Weg weitergehen können.
Wir müssen auch noch ein bisschen mehr darauf achten, was mit den Angehörigen passiert. Die Angehörigen können nicht jeden Tag mit Bus und Bahn irgendwo hinkommen. Deswegen ist es so wichtig, im Hospizbereich keine Zentralisation
durchzuführen. Wir brauchen die verschiedenen Angebote vor Ort, damit die Angehörigen zu den Patientinnen und Patienten kommen können, für sie da sein und sie begleiten können.
Im vorliegenden Bericht - vielen Dank für den Bericht an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ministerium - gibt es einige Punkte, die wir im Ausschuss weiter beraten sollten: Die kultursensible Hospizarbeit, Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen brauchen besondere Unterstützung, auch die Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Familien brauchen da mehr Unterstützung.
Um am Ende meiner Rede eine Perspektive aufzuzeigen: Die Digitalisierung kann immer nur unterstützen, sie kann nie das Menschliche, Herzblut und Herzenswärme ersetzen. Die Digitalisierung kann allerdings helfen und für bessere Strukturen sorgen.
Ich freue mich, dass wir bei dem Thema in Schleswig-Holstein auf einem guten Weg sind. Ich freue mich auf die weiteren Beratungen im Ausschuss. Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst herzlichen Dank an Herrn Minister Garg und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums für die Erstellung des Berichts zur Palliativ- und Hospizsituation in Schleswig-Holstein. In Deutschland redet man generell eher ungern über den Tod. Deshalb erfährt die Palliativmedizin selten eine breite Debatte in der Gesellschaft. Häufig wird die Palliativarbeit verkürzt als Sterbebegleitung verstanden. Dabei ist sie viel mehr als das. Sie ist eine Medizin des Lebens, denn Palliativmedizin hat das Ziel, die Schmerzen und Einschränkungen einer unheilbaren Erkrankung zu lindern und somit mehr schöne Tage erlebbar zu machen.
Hospize sind ganz besondere Orte, mit hohem Engagement, hoher Empathie und hoher Kompetenz. Für Familien und Freunde ist es gut zu wissen, dass sich um die Liebsten gekümmert wird, dass alles getan wird, um ihnen die Schmerzen zu nehmen und die letzten Wünsche zu erfüllen.
Wenn man selbst hilflos und mit der eigenen Trauer überfordert ist, tut es gut zu wissen, dass der Angehörige professionell und liebevoll umsorgt wird. Viel lieben Dank für diese Arbeit!
Es ist eine Erleichterung in einer so traurigen Zeit. Gute Pflege führt häufig dazu, dass Menschen länger leben und es ihnen über eine gewisse Zeit wieder besser gehen kann. Sie erleben das, was Palliativmedizin erreichen will: leben statt leiden.
Um eine solche Betreuung zu gewährleisten, brauchen wir eine gut ausgebaute und flächendeckende Versorgung mit Hospiz- und Palliativangeboten, nicht nur im Sinne einer stationären und ambulanten Versorgung, sondern auch mobile Angebote. Die derzeit 83 in Schleswig-Holstein zur Verfügung stehenden Plätze in stationären Einrichtungen reichen nicht aus. Kürzlich sind in Gettorf zehn Plätze hinzugekommen, und Norderstedt, das morgen eröffnet wird, folgt mit weiteren 14 Plätzen. Itzehoe und Schleswig sind im Bau. Im nördlichen Ostholstein, wo noch ein weißer Fleck ist, hat sich gerade ein Förderverein gegründet, um bald mit einem Bau beginnen zu können.
Auch der HPVSH geht davon aus, dass wir voraussichtlich Ende 2024 die Ziele der Bertelsmann-Studie erreichen werden. Das ist ein sehr gutes Signal.
Viele Fortschritte hat es in den vergangenen Jahren gegeben. Es wurde gerade angesprochen, dass vieles von der Küstenkoalition fortgeführt und von uns verbessert wird. Neue Formen der Zusammenarbeit von ambulanter und stationärer Begleitung, der ehrenamtlichen und professionellen Kooperation wurden erprobt und etabliert. Die Koordinierungsstelle hat erfolgreich ihren Dienst aufgenommen. Ich soll ganz ausdrücklich von der Koordinierungsstelle den Dank für die neuen Räumlichkeiten ausrichten, die sie haben und in denen sie auch unter Coronabedingungen die Möglichkeit hatten, ihre Arbeit fortzusetzen. Diesen Dank soll ich hier ausrichten.
Es wurden einige Modellprojekte auf den Weg gebracht, und weitere sind geplant. So wird derzeit an einem Tageshospiz gearbeitet, wie es das in Österreich bereits gibt - als Bindeglied zwischen ambulanter und vollstationärer Versorgung. Wir haben gestern im Landtag über ein digitales Kurzzeitpflegeportal gesprochen.
Digitalisierung ist ein Instrument, welches mal im Kleinen, mal im Größeren in allen Lebenslagen helfen kann. So hatte sich - ein Stück weit auch aus der Not heraus entstanden - von März bis Mai 2020 die Idee einer digitalen Sterbebegleitung entwickelt. Frau Pauls hat es gerade auch schon erwähnt. Der Gedanke hierbei war natürlich, dass man Abschied nehmen möchte, am besten von Angesicht zu Angesicht. Aber was tut man, wenn die persönliche Nähe nicht möglich ist? - Wenn dann nur die Alternative ist, gar nicht Abschied zu nehmen, muss man andere Wege beschreiten, und dann ist im Zweifelsfall eine Videoschalte und ein Tablet immer noch deutlich besser, als es gar nicht zu können.
So hochsensibel das Thema ist - natürlich hat es auch Diskussionen in den Einrichtungen dazu gegeben -, so ist es dennoch eher als positive Ergänzung zu sehen. So wurde das auch in den Hospizen aufgenommen.
Es gab zahlreiche Spenden und Unterstützung von Institutionen und Unternehmen dazu. Von den 300 Tablets wurde gerade schon gesprochen. Die Informatik der CAU Kiel hat daran gearbeitet. Der Sparkassen- und Giroverband hat noch einmal 30.000 € in die Hand genommen, und auch Private wie die Vater Unternehmensgruppe haben Tablets und Geld dafür gespendet. Eine wirklich gute Sache. - Vielen Dank dafür.
Die Zeiten im Frühjahr, in denen alle Einrichtungen für Besucher geschlossen waren, waren wirklich besonders schwer. Vom HPVSH kam die Rückmeldung - das sollte ich hier auch noch einmal erwähnen -, dass die Absprachen zwischen Landesregierung und den Hospizen sehr eng und sehr vertrauensvoll gewesen sind, was auch dazu geführt hat, dass in Schleswig-Holstein deutlich früher Besuch zugelassen wurde. Manch andere Bundesländer haben deutlich länger Regelungen gehabt, dass man die Angehörigen nicht besuchen konnte.
Das sollte ich auch noch sagen: Es gab nach Wissen der Hospize keinerlei Coronafälle in den stationären Hospizen, weder bei den Bewohnern noch bei den Mitarbeitern oder den Angehörigen. Es hat also gut geklappt.
Ebenso konnte durch das landeseigene Pflegebonusprogramm dafür gesorgt werden, dass die SAPV-Teams eine Geldleistung erhalten können.
Einen Menschen in den Tod zu begleiten, ist eine anspruchsvolle und schwierige Aufgabe, die Kraft kostet und jede Anerkennung verdient. Daher
möchte ich zum Abschluss denjenigen herzlich danken, die all dies möglich machen, den Menschen, die in den Hospizen und in der Palliativmedizin hauptamtlich arbeiten. Das gilt aber natürlich auch für die über 2.000 ehrenamtlich Tätigen, ohne die diese Arbeit so nicht möglich wäre. Dazu gehören natürlich auch die Familien, Freunde und Angehörigen der Schwerstkranken. Sie alle helfen, ein Sterben in Würde zu ermöglichen, sei es zu Hause, sei es in der Palliativstation oder im Hospiz. - Danke für Ihre Kraft, danke für Ihr Engagement, das Sie Tag für Tag für unsere Schleswig-Holsteiner aufbringen! - Vielen Dank.
Es ist beantragt worden, den Bericht der Landesregierung Drucksache 19/2308 dem Sozialausschuss zur abschließenden Beratung zu überweisen. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Ich sehe, das ist einstimmig so beschlossen.