Was braucht die Branche? Was fordert die Branche? Die Branche möchte einen Fahrplan sowie einheitliche Musterverordnungen, Anpassungen der Obergrenzen und flexible Werte haben. Sie braucht eine stärkere Differenzierung zwischen In- und Outdoor. Bei Kontrollen und Hygieneregeln sowie bei dem Sicherheitslevel sollte auch mal auf die Expertise der Branche vertraut werden; denn die haben Erfahrung damit.
Was die erforderlichen Abstände angeht, so ist das Publikum oft heterogen; manchmal haben wir Kohortenbildung, manchmal werden nur Einzelplätze vergeben. Die Abstände werden meist nicht gleich bemessen; das sagte ich schon. Einen Körperkontakt darf es nicht geben.
Rechtssicherheit ist hier gefordert. Was passiert, wenn sich jemand trotz aller Maßnahmen ansteckt? Unterschiedliche Aussagen von verschiedenen Gesundheitsämtern sind an der Tagesordnung, was ich auch als etwas seltsam empfinde. Ich meine, dass das einheitlich sein müsste.
Welchen Ausblick gibt es auf 2021? Wenn nicht Grundlegendes passiert, werden 50 % dieser Betriebe die Pandemie nicht überstehen. Viele Betriebe haben sich umorientiert, haben neue Geschäftsfelder entdeckt und sind kreativ. Sie laufen nicht nur dem Staat hinterher und sagen: „Wir brauchen Fördermittel“, sondern sie kümmern sich, auch um ihre Mitarbeiter halten zu können. Probleme werden sie trotzdem alle haben. Viele werden, wie gesagt, in die Insolvenz gehen.
Die Aussichten für 2021 sind katastrophal, da es keine Aussicht auf Änderung und zu wenig positive Beispiele gibt. Wir haben doch folgendes Problem: Die Erleichterungen, die wir jetzt haben, sorgen nicht dafür, dass die Veranstaltungsbranche groß einsteigen kann. Dass Familienfeiern wieder so gestaltet werden können, dass getanzt wird, hilft der Veranstaltungsbranche und den Eventagenturen nicht. Eine Hochzeitsfeier, eine private Familienfeier wird nicht vom Eventmanagement organisiert. Das machen die Familien selbst. Ich rede von den Großveranstaltungen. Am Timmendorfer Strand sind die Beachvolleyballmeisterschaften durchge
führt worden. Das ist in diesem Jahr in kleinem Umfang mit 180 bis 200 Zuschauern geschehen. Da brauchen wir massive Hilfe. Wir sind bereit, diese zu leisten.
Ich bitte um Abstimmung in der Sache, weil unser Antrag etwas differenzierter ist. - Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Die Parlamentarischen Geschäftsführer haben mir des Weiteren mitgeteilt, dass der Tagesordnungspunkt 25, keine Fast-Track-Zulassung für Impfstoffe gegen Covid-19, ebenfalls auf die Oktober-Tagung verschoben wird.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sorry, ich musste gerade am Rande noch ein Wort wechseln; denn ich glaube, so weit voneinander entfernt sind wir gar nicht. Ich würde es tatsächlich begrüßen, wenn wir noch einmal miteinander sprechen, ob wir nicht fraktionsübergreifend, und zwar nicht nur unter den Koalitionsfraktionen, sondern auch mit Ihnen, werte Kolleginnen und Kollegen von der SPD und wahrscheinlich auch des SSW - ich vermute, wir haben alle eine ähnliche Perspektive auf die aktuelle Situation -, eine Lösung für diese schwierige Situation finden.
Denn diese ist in der Tat existenziell für alle Beteiligten der Veranstaltungsbranche. Viele sind schon erwähnt worden. Wir reden insbesondere über die großen Betriebe. Ich fand das Beispiel der Beachvolleyballmeisterschaften gut. Man kann das auch auf andere Sportveranstaltungen übertragen. Schauen wir uns beispielsweise den Eventmotor Fußballbundesliga an, wo jetzt bis zu 20 % der Fans wieder in die Stadien gelassen werden. Wenn Maßstab für Veranstaltungen ist, dass 20 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Zukunft dabei sein dürfen, dann ist das für niemanden in der Branche wirtschaftlich darstellbar. Von 20 % des Umsatzes kann kein Unternehmer, keine Unternehmerin in diesem Land leben.
Das zeigt die große Notwendigkeit zu handeln, und zwar nicht nur mit Blick auf die großen Zuschauermagnetveranstaltungen, sondern auch auf diejenigen in der Branche, die beispielsweise wirtschaftsnahe Veranstaltungen durchführen. Die Messen sind vorhin angesprochen worden. Aber es gibt darüber hinaus ja noch viel mehr, Tagungen beispielsweise, die auch für die Wirtschaft wieder mittelbar große wirtschaftliche Faktoren darstellen. Das gilt aber auch für die vielen kleinen Kulturveranstaltungen und Kulturbetriebe im Land, die ebenfalls zur Veranstaltungsbranche gehören. Das sind, wenn wir über Kultur im klassischen Sinne sprechen, Theater und Musik. Das ist aber beispielsweise auch die Klubkultur im Land, die komplett verloren zu gehen droht, was ich gerne verhindern möchte.
Wir müssen für alle diese Betroffenen schauen, was am Ende der richtige Maßstab, was die richtigen Hilfsprogramme sind. Ich glaube, wir sind da mit unserem Härtefallfonds vom Grundsatz her sehr gut aufgestellt. Wir tun auch gut daran, dass wir uns nicht zu sehr an Branchen orientieren, weil die Branchendifferenzierung bei einigen Unternehmen gerade in der Veranstaltungsbranche nicht so einfach ist. Schauen wir uns beispielsweise die Gastronomie an. Wenn jemand Catering für Veranstaltungen macht, dann kann das einen Großteil seines Umsatzes ausmachen. Wenn er aber noch einen Restaurantbetrieb hat, dann wird es schwer, da zu differenzieren. Gegebenenfalls ist der Betreffende nicht antragsberechtigt, was Hilfsprogramme für die Veranstaltungsbranche angeht, obwohl 40 bis 50 % seines Umsatzes darauf entfallen. Diese Differenziertheit muss ein Förderprogramm abbilden. Da müssen wir, finde ich, in der Politik beziehungsweise in der Regierung dafür sorgen, dass möglichst umfassend geholfen wird, dass nicht Barrieren aufgebaut und damit Ausschlusskriterien geschaffen werden, aufgrund derer den Leuten letztlich die Hilfe verwehrt wird.
Zum Glück erleben wir in der Veranstaltungsbranche die bereits angesprochene Kreativität; denn wir können nun mal nicht so tun, als gäbe es Corona nicht. Aber wir können auch nicht ohne Kultur und ohne Veranstaltungen leben. Deshalb ist es richtig, dass die Veranstaltungsbranche jetzt eine Perspektive braucht. Es bedarf nicht unbedingt eines Hinund Hergeschiebes an Verantwortung und einer Diskussion über die Frage, wer auf welcher Ebene welche Vorgaben dafür macht, dass eine Veranstaltung stattfinden kann, sondern wir brauchen - das
ist das, was wir hier im Land klarmachen können eine Perspektive für die Veranstaltungsbranche. Natürlich ist diese Perspektive schwer darzustellen.
In Zeiten, in denen wir davon abhängig sind, wie sich ein Pandemiegeschehen entwickelt, und in denen wir davon abhängig sind, dass Menschen sich außerhalb von Veranstaltungen an Regeln halten, damit wir überhaupt wieder Veranstaltungen zulassen können, ist das schwer zu sagen. Aber die guten Beispiele aus dem Land zeigen, dass wir in der Lage sind, das zu händeln, und dass wir auch in der Lage sind, die Durchführung von Veranstaltungen wieder zu ermöglichen.
Ob die Kieler Woche ein Erfolg war oder nicht, mag jeder selbst beurteilen. Aber die Kieler Woche, die in diesem Jahr in Schleswig-Holstein stattgefunden hat, war ein Großevent, und das ist ein positives Signal auch in Richtung der Veranstaltungsbranche gewesen; denn sie hat gesehen: Wenn man sich bemüht, Kriterien aufzustellen und einzuhalten und ein vernünftiges Hygienekonzept zu machen, dann ist es wieder möglich, auch Großveranstaltungen mit mehreren Hundert oder mehreren Tausend Menschen durchzuführen.
Daran wollen wir weiterarbeiten. Ich glaube, dass wir der Veranstaltungsbranche diese Perspektiven im Rahmen unserer politischen Möglichkeiten bieten können. Sehen wir einmal, was wir in den Haushaltsverhandlungen noch zusätzlich zur Verfügung stellen können, um die unmittelbar gegebenen Härten in der Wirtschaft abzufedern. - Vielen Dank.
Liebe Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Abgeordneter Schlie! Ich bin der SPD-Fraktion ausgesprochen dankbar für diesen Antrag, weil er uns noch einmal die Gelegenheit gibt, über die Probleme und berechtigten Sorgen einer der am meisten betroffenen Branchen zu sprechen. In unserer August-Sitzung haben wir uns noch einmal sehr intensiv mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe auseinandergesetzt. Die Veranstaltungsbranche ist meines Erachtens nicht so einfach abzugrenzen. Der Kollege hat es eben schon gesagt, dass es durchaus Überschneidungen mit dem DE
Ich glaube, angesichts der Herausforderungen durch die Pandemie ist es von großer Bedeutung, dass man im Gespräch ist, dass wir Landespolitiker mit den betroffenen Menschen sprechen. Bei der FDP-Fraktion ist dies der Fall. Ich habe wie viele andere Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen Wochen und Monaten mit vielen betroffenen Menschen gesprochen, mit Hoteliers, mit FestivalVeranstaltern, Kinobetreibern, DJs oder auch mit Clubbesitzern, die es ganz besonders schwer haben. Es war beeindruckend zu sehen, wie kreativ und kämpferisch viele dieser Unternehmer sind und wie sie auch neue Formate und Geschäftsideen ausprobieren, um keinen völligen Stillstand zu haben.
Die Kinobetreiber haben recht zügig dafür gesorgt, dass bei uns im Land wieder Autokinos zum Vorschein kamen. Ich kannte das nur aus den amerikanischen Filmen der 60er-Jahre. Freiluftkinos waren später ebenso erfolgreich. Aber wir stehen auch in engem Austausch über eine Verbesserung beim eigentlichen Betrieb der Kinos.
Kürzlich stellte mir ein Clubbesitzer ein neues Lounge-Konzept für seine Location mit einer neuen Form des Zusammenkommens, mit sehr leistungsfähiger Belüftung, Trennscheiben und sicherer Nachverfolgung vor, um wieder ein Stück Alltag zu ermöglichen. - Das ist übrigens auch digital möglich; das könnte man dem einen oder anderen auch einmal mitgeben.
Dabei muss man sehen, dass solche neuen Formate zunächst einmal neuer Investitionen bedürfen, mitten in der Krise, ohne dass man damit wirklich Geld verdienen kann. Der Mut, die Kreativität und der Einsatz sind, wie ich finde, umso beeindruckender. Dennoch kann ich jeden Unternehmer sehr gut verstehen, der seinen Betrieb endlich wieder ohne staatliche Eingriffe führen will, statt sich mit provisorischen Lösungen und staatlichen Hilfen irgendwie über Wasser zu halten, genauso wie ich viele Bürgerinnen und Bürger verstehe, die endlich wieder einmal feiern oder ins Stadion oder auf ein Festival gehen wollen. Aber bis dies verantwortbar ist, wird es noch ein langer Weg sein.
Die Herausforderungen für die Veranstaltungsbranche kennt die Landesregierung selbstverständlich ganz genau. Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich die Landesregierung kürzlich mit Vertretern der Branche zu einem offenen Dialog getroffen hat und in regem Austausch bleibt. Das Land hatte schon
zuvor die Unterstützung für die Veranstaltungsbranche sehr deutlich gemacht. Mit dem Kulturfestival hat das Land vergleichsweise spontan eine neue Veranstaltungsreihe auf die Beine gestellt. Damit wurde die Kulturszene gestützt. Ähnliches gilt für das Schleswig-Holstein Musikfestival mit dem Sommer der Möglichkeiten, und - das will ich betonen - auch die NordBau in Neumünster war ein Format, das anderswo nicht möglich war. Das gab es in der Form in anderen Bundesländern eigentlich gar nicht.
Mit solchen Formaten kann man versuchen, Corona zumindest ein wenig zu trotzen und die Stimmung der Menschen zu verbessern. Aber Corona bleibt ein großer Spielverderber. Viele unserer europäischen Nachbarländer melden derzeit Tag für Tag neue Rekorde bei den Infektionszahlen, und auch in Schleswig-Holstein ziehen die Zahlen leider an. Das sollte uns verdeutlichen, dass die Pandemie noch lange nicht vorbei ist, dass wir mit Augenmaß handeln und selbstverständlich kontinuierlich prüfen müssen, inwieweit das kluge Veranstaltungskonzept des Landes angepasst werden muss.
Es wurden die Sportveranstaltungen angesprochen, und es wurde darauf hingewiesen, dass wir in Schleswig-Holstein die Belegung von 25 % der Zuschauerplätze ermöglicht haben. Dabei muss man sehen, dass es der Fußball deutlich leichter hat als der Handball, der in Schleswig-Holstein eigentlich eine noch größere Bedeutung hat. Dabei geht es um das Thema „Freiluft versus geschlossene Halle“ und um die TV-Gelder, die beim Handball kaum eine Rolle spielen. Der Handball braucht volle Hallen, um dauerhaft überleben zu können. Somit haben wir ein großes Problem, mit dem vernünftig umgegangen werden muss.
Ich habe Bilder gesehen, auf denen die eine Tribüne des Stadions voll ist, während die anderen leer sind. So ist das Konzept nicht gedacht. Das Problem ist auch weniger die Tribüne; vielmehr sind es die Zugänge und der Weg zum Stadion. Darin liegen die Gefahren, und insoweit muss noch besser differenziert werden. - Vielen Dank.
Die Überbrückungshilfen wurden noch einmal angepasst. Wir geben wirklich umfangreiche Hilfen, aber oftmals fehlt der Unternehmerlohn. Es wird oft übersehen, dass die Unternehmer gar kein Einkommen haben und privates Geld zuschießen müssen. Wir wollen in Schleswig-Holstein neue Einschrän
kungen, wie sie beim vermeintlichen bayerischen Musterknaben derzeit wieder der Fall sind, vermeiden, aber der Herbst und der Winter bleiben eine Herausforderung.
Daher werden wir wohl die Wirtschaftshilfen noch weiter verlängern beziehungsweise anpassen müssen, und wir müssen darauf setzen, dass viele Veranstalter trotz der immensen Probleme Durchhaltevermögen zeigen können. Wir sagen ganz deutlich: Wir stehen an ihrer Seite. Das Beste sind ein gutes Corona-Krisenmanagement mit gezielten Hilfen, wie wir es in Schleswig-Holstein haben, und ein enger Dialog mit der Branche, damit diese auch die nächsten Monate übersteht.
Kollege Hamerich, es haben schon kleine Gespräche zu den Anträgen stattgefunden: Wir werden die beiden Anträge in den Ausschuss überweisen und können das Thema dort vertiefen und vielleicht auch mit den Veranstaltern in einen Dialog treten. Ich danke ganz herzlich für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste! Das Opernhaus Zürich hat gerade mit großem technischen Aufwand dafür gesorgt, dass sein Orchester und sein Chor nicht im Opernhaus selbst, sondern auf einer Probebühne, auf der die Coronaabstände eingehalten werden können, aufspielten, während auf der Hauptbühne die Sänger den Boris Godunow gaben. Das Publikum war begeistert; der Betrieb kann, wenn auch eingeschränkt, weitergehen. Ohne den Tonmeister und seine Kollegen von der Technik wäre dieses Kunststück an Improvisation nicht möglich gewesen. Die Hardware kam übrigens von einem Familienbetrieb aus dem Badischen, die Software vom Fraunhofer-Institut in Ilmenau. Das hat also deutsche Ingenieurskunst möglich gemacht.
Doch wie wir wissen, können Übertragungen aus der Distanz niemals das Live-Erlebnis ersetzen. Konzerte, ganz gleich ob Orchester oder Rock, und Theateraufführungen leben nun einmal von der Nähe und von der kompletten Kommunikation zwischen Künstlern und Publikum. Die Atmosphäre ei