Protocol of the Session on August 26, 2020

se dat ok ümsett, wat se seggt. Aver dorto laat se uns ja glieks wat weten.

De Autoren vun de Andrag harren sik mal en Bispeel an de Friesisch-Andrag vun‘e SSW nehmen kunnt. De hebbt sik de Möh maakt, en heel konkreten Forderungskatalog tosamentokriegen, ok wenn wi dor noch över so’n poor Punkte to snacken hebbt. Aver dat is en betere Andrag as so‘n dünn Andrag, de wi nu hebbt.

(Beifall SPD und SSW)

Wi vun de SPD hebbt de Höpen, dat dor noch en goot Bericht kaamt vun Ministerin Prien, de wi denn woll to weten kriegt.

Keen twee Johr hebbt wi noch Tiet för de Fortschrieven vun de Landesplaan. De Biraat Nedderdüütsch will woll doröver in de neegste Week snacken un dorto wat bidregen. Wi freien uns dorop.

Un nu segg ik velen Dank för’t Tohören.

(Beifall SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP und SSW)

Un nu hett dat Woort Bernd Voß vun de Grönen, Buer ut de Wilstermasch; he snackt natürlich ok Plattdüütsch.

Velen Dank eerstmal, dat dat hier jümmers wedder schier maakt warrt. - Herr Präsident! Leve Kolleginnen und Kollegen! Wi hebbt hüüt dat Thema Plattdüütsch, un wi snackt Plattdüütsch ahn Synchronöversetten. Aver de Reed hebbt wi bi de Stenografischen Deenst aflevert; ik hööp, dat warrt ‘n beten hölpen.

Plattdeutsch gehört zum echten Norden ebenso wie der Nationalpark Wattenmeer – dat is nich de JeverWerbung, dat steiht op de Internetsiet vun de Landsregeren un is im Grunde de Bidrag vun Johannes Callsen bi’t 20-jährige Jubiläum vun uns Beopdragten för de Minnerheiten to Beginn vun dit Johr. De Coronakris is schuld, dat wi uns eerst jetzt bedanken köönt bi de Plattdüütschen Raat för de lange Tiet; 20 Johr hebbt se hieran arbeit.

De Initiative vun’t Plattdüütschen Raat geiht torüch op de Europäische Sprachencharta. Bernd Heinemann hett eben schildert, worüm so’n Sprachencharta wichtig is un dat wi in Europa en heel Barg Länner hebbt, wo dat en ganz Stück anners afgeiht as bi uns. Dat is 1992 ok vun de Bunnsregeren ünnerschreven worrn. 1998 - man marke, dor hebbt de

Grönen eerstmals in de Bunnsregeren kamen möten - is dat ratifiziert worrn un 1999 in Kraft sett worrn. Un dordörch kunn denn de Schleswig-Holsteinische Heimatbund de Plattdüütsche Raat maaken, de jetzt jümmers maßgeblich bedeligt is bi de Nedderdüütsche Biraat in’n Landdag. In’n Biraat Nedderdüütsch sünd se nich, um de Landdagspräsident Plattdüütsch bitobringen - dat maakt he hervorragend sülven -, nee, se sünd dorför dor to networken; ik weet gor nich, ob se dat Woort kennt, aver se maakt dat richtig goot. Dorbi is rutkamen - 2014 weer dat, glööv ik -, dat wi as Küstenkoalitschoon en Handlungsplan Sprachenpolitik maakt hebbt; dat weer en richtig groot Schritt na vörn, dormit dat Thema mal baven steiht. Dorut is denn de Runderlass vun uns Ministerin förgahn.

Wenn ik dat seh, denn sünd dat eenmal de Modellscholen Nedderdüütsch - över 30 sünd dat, glööv ik, an de Tahl -, de dat Plattdüütsche intensiv föranbringen schöölt. Un wat noch veel wichtiger is: In de Erlass steiht utdrücklich, dat ok all de annern Scholen dat Thema intensiv begleiten schöölt. Im Grunde weer kloor: Plattdüütsch is quer dörch die Bildung en wichtige Spraak un mutt entsprechend stütt warrn.

Wenn ik de Ümfraag vun dat Institut för Nedderdüütsche Spraak seh, denn geiht dorut hervör, dat 60 % vun de Öllern ehr Kinner, wenn dat nich to wiet weg is, in en plattdüütschen Kinnergoorn, wo man Plattdüütsch lehren deit, schicken worrn. Dat is wirklich wichtig, dat Kinner Plattdüütsch lehren. Dor geiht dat nich blots darüm, mal en Gedicht to könen, mal ‘n Woortschatz to hebben, sünnern dat geiht um aktiven Spraakerwerb un letztlich darüm, de Spraak aktiv zu benutzen.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU, FDP und SSW)

Wenn ik de Ümfraag wieder ankiek, is dat so, dat 60 % angeevt, se verstaht Platt. So ganz wichtig sünd Synchrondolmetscher denn wull nich. 25 % sünd dat aver blots noch, de seggt, se snackt Platt. Un wenn wi uns denn de Alterskohorten ankiekt, denn warrt dat leeg: Bi de ünner 20-Jährigen kuum noch welche, de angeven doot, dat se Plattdüütsch snacken doot.

In de Erlass vun de Ministerin steiht, dass „das Niederdeutsche für Schleswig-Holstein eine kulturund identitätsprägende Bedeutung“ hat. Dat is genau de Punkt, und dat is wichtig. Dorüm is dat ok entscheidend, dat dörch all Bildungsgänge hindörch bit to de berufliche Bildung en Plattdüütschangebot maakt warrt, ob in Arbeitsgemeinschaften oder

(Bernd Heinemann)

sonstwie, dormit de Spraak in’t Leven kummt un in’t Leven blifft. Birte Pauls bringt dat ja jümmers wedder op’n Punkt, wi wichtig dat to’n Bispeel in Berufe wie de Pleeg is, wie sehr dat hölpen deit, wenn dor noog sünd, de Plattdüütsch köönt.

Wenn Lüüd tweesprachig opwassen doot, de Hochdüütsch un Plattdüütsch köönt, dann köönt dat mit Sekerheit keen Döösbaddel ween. Wokeen eerstmal twee Spraaken kann, de kann gau de dritte un veerte. Un wi weet in Sleswig-Holsteen, wie goot dat is, wenn man Dänisch kann, Englisch kann un manchmal noch en poor Wöör vun Französisch beherrschen deit.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Aver dat geiht im Grunde nich dorüm, wenn man Plattdüütsch kann, dat man blots mal so’n Balken lesen kann över de Kark oder mal ‘n poor Dööntjes versteiht. Dat geiht dorüm, Theater, Musik, Kultur to verstahn. Un wat noch veel wichtiger is, dat geiht dorüm, de Kommunikation un de Spraak to beherrschen as regionales Bindeglied. Regionales Bindeglied is ok en Stück Heimat för teemlich vele. Vun dorher is wichtig, dat de Spraak wiederleven deit.

To’n Schluss will ik mit en Satz enden, de ik bi’t Landeszentrum för Nedderdütsch funden heff: Platt hört to uns as de Immen to de Blomen un de Bööm. Dat möögt de Honigimmen, dat möögt de wilden Immen ween; ik glööv, dat is egal. Genauso wie wi dat Insektensterben bekämpfen, mööt wi dorgegenanarbeiden, dat de Plattdüütsche Spraak utstarven deit. - Velen Dank.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU, SPD, FDP und SSW)

Un nu hett dat Woort för de Liberalen in dat Hoge Huus de Afordente Kay Richert.

Herr Präsident! Vör mien Studium hebb ik ok op’n Bo arbeidet un kann darüm ok ‘n beten Platt. Jeg taler også lidt dansk. For os i Flensborg er det næsten det samme med vores „Petuh“. Men det er sikkert ikke nok for at holde en tale her i huset.

(Zurufe)

Darum bitte ich um Nachsicht, dass ich die Rede zum Thema Niederdeutsch auf Hochdeutsch halten muss.

(Zurufe: Oh!)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir alle wissen, wie wichtig Sprache für uns ist, nicht nur für die Kommunikation untereinander, sondern auch für das Schaffen von Identität, Gebräuchen und Gemeinsamkeiten. Sprache ist Heimat. Bevölkerungsgruppen, die eine Minderheitensprache im täglichen Leben sprechen, leisten einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Sprache, des Brauchtums und der Tradition und zum Erhalt unserer Vielfältigkeit in Schleswig-Holstein. Für uns hier im Norden ist Sprache deshalb besonders wichtig.

Die wechselvolle Geschichte in Schleswig-Holstein hat dafür gesorgt, dass wir Heimat für viele unterschiedliche Sprachen sind. Das ist eine kulturelle Vielfalt, die einzigartig für uns oder bei uns ist. Darauf kann kein anderes Bundesland zurückblicken. Darum ist sie umso schützenswerter.

Regional- und Minderheitensprachen sind eben nicht nur Folklore, die von ein paar Leuten auf fernen Inseln gesprochen werden, sondern sie bilden den Träger für kulturelles Wissen und Gepflogenheiten, die in ganz Schleswig-Holstein eine Bedeutung haben und unsere Geschichte über Jahrhunderte geprägt haben. - Vielleicht sind die Inseln auch einmal gar nicht ganz so fern, Klaus Jensen.

Wenn wir also dafür sorgen wollen, dass wir unsere kulturelle Vielfalt erhalten, führt kein Weg an der Sprache und vor allen Dingen an der Pflege der Sprache vorbei. Niederdeutsch hat unter allen Regionalsprachen eine herausgehobene Bedeutung, weil es einmal wesentlich mehr war als das. Zur Hochzeit der Hanse wurde von Riga bis London und von Bergen bis Köln Platt gesprochen oder zumindest verstanden. Es war die Sprache der Händler und auch die Sprache des gebildeten Bürgertums, jedenfalls im norddeutschen Raum.

Das änderte sich durch zwei Menschen. Der eine war ein Erfinder und der andere ein Reformer. Martin Luther übersetzte 1521/1522 die Bibel ins Hochdeutsche. Mit dem Buchdruck des Johannes Gutenberg, den er 70 Jahre vorher erfunden hatte, erfuhr das Hochdeutsche eine ganz schnelle Verbreitung im gesamten deutschsprachigen Raum, jedenfalls unter den lesenden Menschen. Wer Gottes Wort lesen wollte, musste des Hochdeutschen mächtig sein. Das führte langsam dazu, dass das Hochdeutsche das Niederdeutsche zumindest als Handelssprache an den Rand gedrängt hat.

(Beate Raudies [SPD]: Und Johannes Bugen- hagen! Den sollte man da nicht vergessen!)

(Bernd Voß)

Zu meiner Kindheit und Jugend war Platt die Sprache der einfachen Menschen und der Landbevölkerung. Wer in der Stadt wohnte und für seine Kinder akademische Ziele hatte, hielt sie vom Plattdeutschen fern. So habe auch ich - wie viele aus meiner Generation - zu Hause kein Platt gelernt, obwohl es die Muttersprache meiner Mutter war. Das war eine falsche Entscheidung, wie ich heute finde. In gewisser Weise ist meine Generation schon da von ihren eigenen Wurzeln abgeschnitten worden.

Auch wenn das Plattdeutsche heute keine internationale Bedeutung mehr hat - außer als Sprache zwischen schleswig-holstein-stämmigen Auswanderern überall auf der Welt -, wurde und wird es noch von vielen Menschen im Alltag gesprochen. Deswegen hat das Plattdeutsche eine herausragende kulturelle Bedeutung für uns. Das muss uns Ansporn sein, uns besonders für den Erhalt einzusetzen.

Der Politik fällt eine besondere Verantwortung zu, sich um die Minderheiten- und Regionalsprachen zu kümmern und für ihren Erhalt zu sorgen. Wenn eine Sprache erst einmal ausstirbt, ist dieser Teil unserer Kultur, unserer Heimat und Identität unwiederbringlich verloren.

Es ist eine Realität, dass die Zahl der aktiven Sprecher des Niederdeutschen abnimmt. Es muss also darum gehen, dass bereits im Kindergarten und in Schulen früh eine Verbindung mit der Sprache hergestellt wird, um das Interesse zu wecken und die kleinen Menschen in die Lage zu versetzen, auch ihren Alltag in Plattdeutsch zu leben.

Wahr ist aber auch, dass es mit diesen und ähnlichen Maßnahmen nicht getan sein wird. Ich verfüge über eine gute humanistische Ausbildung, dazu gehört natürlich auch ein Latinum. Das wird mir so gehen wie vielen von Ihnen. Das ist eine interessante Sprache, sicherlich, aber was ist mir heute davon geblieben? „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“, oder: „Gallia est omnis divisa in partes tres“!

(Zurufe und Heiterkeit)

Vielleicht kann ich auch den Sinn des einen oder anderen Wortes in einer romanischen Sprache erraten. Aber sprechen kann ich Latein nicht. Deswegen lebt die Sprache auch nicht in mir.

(Zurufe)

Wenn wir also Minderheiten- und Regionalsprachen erhalten wollen, müssen wir uns gleichzeitig dafür einsetzen, dass diese Sprachen in den Familien erhalten bleiben und das tägliche Sprechen gefördert

wird. Dann nämlich lebt die Sprache in den Menschen und wir sind auf einem guten Weg.

(Beifall FDP)

Modellschulen mit Plattunterricht sind echt klasse. Eine weitere gute Idee auf dem Weg könnte sein, auch andere Fächer - Mathe, Physik, Sachkunde, Geschichte - in Platt zu unterrichten. So wird es nämlich an den dänischen Schulen gemacht. Da funktioniert es. Warum sollen wir nicht auch einmal von den Dänen lernen?

Sehr geehrte Damen und Herren, unsere Kultur und Sprache sind es wert, dass wir uns für sie einsetzen. Unsere Sprache ist unsere Heimat. Ich unterstütze den vorliegenden Antrag und hoffe, dass er dazu beiträgt, Niederdeutsch, Plattdeutsch zu stärken, zu erhalten und damit dafür zu sorgen, dass auch zukünftige Generationen Plattdeutsch als Sprache und Kultur leben und erleben können. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall FDP, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dat Woort hett Volker Schnurrbusch vun de AfD.