aufgefallen ist, das ist die Teilzeitquote von Grundschullehrern. Es sind insgesamt 44,4 % der Lehrkräfte, die in Teilzeit arbeiten. Darüber muss man sprechen, weil das natürlich auch, wenn wir über Lehrkräftemangel sprechen, ein Potenzial ist, das man nutzbar machen kann. Wenn man Anreize bietet, dass man nicht in Teilzeit, sondern mit mehr Stunden oder sogar in Vollzeit Lehrkraft ist, kann uns das bei der großen Herausforderung der Lehrerversorgung sehr helfen.
Auf das Thema Schulleitung müssen wir ebenfalls ein Auge werfen. Wir haben sehr viel bei der Besoldung getan. Eine erste Besoldungsstufe haben wir schon im letzten Jahr eingeführt, wir werden eine weitere halbe Besoldungsstufe in diesem Jahr umsetzen.
Derzeit befindet sich auch der Leitungszeiterlass in Abstimmung, weil wir wissen, dass Führung in Schule ein ganz wesentlicher Aspekt ist. Da sind wenig Geld und wenig Zeit, was sehr lange auch gerade im Grundschulbereich bemängelt wurde, ein sehr schlechtes Argument, am Ende Schulleiter zu werden. Gerade diese beiden Punkte haben wir angepasst und werden wir auch noch einmal anpassen, weil ich glaube, dass es sehr wichtig ist, für Schulleitungsaufgaben zu begeistern. Gerade in Grundschulen brauchen wir sehr gute Leitungskräfte.
Da gibt es einen Aspekt, der in dieser Antwort auf die Große Anfrage sehr deutlich wird, das ist das Thema Gesundheitsmanagement, zu dem wir 2017 schon eine große Online-Befragung bei Lehrkräften durchgeführt haben. Es fällt auf, dass wir im Grundschulbereich insbesondere das Problem mit Präsentismus haben, also mit Anwesenheit von Lehrkräften, die krank sind, und eine Belastung durch Lärm und Geräusche. Das sind ganz besondere Probleme, die Lehrkräfte in der Grundschule haben, wo wir uns als Politik überlegen müssen, wie wir Antworten finden. Das kann man durch Führung machen. Wir sind aber beim Thema Lärmschutz durch unser Schulbausanierungsprogramm dort auch schon einen ersten Schritt gegangen. Gerade Gesundheit ist ein ganz wichtiger Aspekt nicht nur wegen Corona, sondern auch, wenn man insgesamt auf Schule guckt.
Ich könnte noch viele andere Aspekte nennen, die in dieser Großen Anfrage behandelt werden, verzichte darauf aber angesichts der Zeit. Es geht um Fachunterricht, es geht natürlich auch um Inklusion, darüber werden wir auch noch sprechen, lieber Herr Habersaat. Es geht auch um Raumstandards. Dafür reichen keine fünf Minuten.
Aber Grundschule ist ein dauerhaftes Thema, das wir in der Politik aufnehmen, zumal in der Grundschule die Grundlagen für eine Schullaufbahn gelegt werden. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir nicht das letzte Mal an dieser Stelle über die Grundschule gesprochen haben. - Danke, dass Sie mir zugehört haben.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die vorliegende Große Anfrage der SPD zur Unterrichtsqualität gibt einen umfassenden Überblick über Daten und Fakten zum Lernen an unseren Grundschulen. - Frau Ministerin, an Sie und Ihr Haus vielen Dank für die Beantwortung und das Zusammentragen der vielen Fakten.
Zwei wichtige Punkte sind dabei: der Fachkräftemangel und die Digitalisierung, bei der noch deutlich Luft nach oben ist, wie wir in Coronazeiten gesehen haben. Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Entscheidend ist, dass wir Maßnahmen ergreifen, dies zu verbessern. Das tun wir.
Mathematik ist eines der Mangelfächer, für die Lehrkräfte fehlen. Da wird der Fachkräftebedarf besonders deutlich. Der Anteil der Klassen, die von Lehrkräften unterrichtet werden, die das Fach nicht studiert haben oder kein zweites Staatsexamen haben, ist da mit gut 26 % ziemlich hoch. Diesem Mangel wird auf mehreren Wegen begegnet. An der Uni Flensburg zum Beispiel werden Studierende, die nicht Mathe als Fach gewählt haben, durch Mathematikzertifikate für Studierende qualifiziert. Dann haben wir die Studienplätze für das Lehramt an Grundschulen an der Uni Flensburg aufgestockt, und auch die Plätze für die Referendare werden mittelfristig für mehr Lehrkräfte sorgen.
Wir haben schon gehört: Der Stellenmarkt ist regional unterschiedlich angespannt; in vier Kreisen ist es schwierig, LiV zu finden. Da haben wir reagiert und Zuschläge für Referendare eingeführt.
Das gesamte Spektrum an entlastenden und unterstützenden Maßnahmen ist noch wesentlich breiter. Ich möchte ein paar weitere Beispiele nennen. Der Seiteneinstieg wird seit 2017, der Quereinstieg seit 2018 ermöglicht. Quer- und Seiteneinsteiger sind mit ihren beruflichen Vorerfahrungen oft eine Bereicherung. Ein Tischler als Mathelehrer - das kann ich aus eigener Erfahrung sagen - kann das Fach sehr anwendungsorientiert vermitteln.
Auch die Erhöhung der Besoldung von Schulleitungsstellen und die Schaffung eines Amtes für Konrektorinnen und Konrektoren an kleinen Grundschulen wirken sich positiv auf die Nachbesetzung aus. Ebenso steigert die Anhebung der Besoldung auf A 13 die Attraktivität des Grundschullehramts. Wichtig ist hier aber auch ein größeres Zeitkontingent für Schulleitungen. Das ist in Arbeit.
Trotz des Mangels an Fachkräften konnte der Anteil des ersatzlosen Unterrichtsausfalls 2018/19 auf 0,3 %verringert werden. Das ist ein wirklich guter Wert. Allerdings musste der Ersatzunterricht zu einem Drittel durch die Auflösung von Doppelbesetzungen erfolgen. Davon wollen wir weg, nicht nur wegen der Verbesserung der Unterrichtsversorgung, sondern auch im Hinblick auf die Belastung der Lehrkräfte.
Neben dem Fachkräftemangel ist eine weitere große Baustelle die Digitalisierung. Die Coronapandemie hat der Digitalisierung einen enormen Schub gegeben. Viele Schulen gehen schneller ans Netz. Es gibt Mittel von Bund und Land für digitale Leihgeräte, die Schulplattform und ein Lernmanagementsystem werden erarbeitet. Das IQSH hat Fortbildungen und Beratungen für Schulträger, Schulen und Lehrkräfte intensiviert. Die machen wirklich einen sehr guten Job.
Es muss uns aber gelingen, eine deutlich gleichmäßigere Ausstattung und Anwendung digitalen Lernens zu erreichen. Das ist für den Bildungserfolg und die Bildungsgerechtigkeit enorm wichtig.
Zwar verfolgen alle Grundschulen dasselbe Ziel: Sie wollen ihre Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die weiterführende Schullaufbahn vorbereiten, doch jede Schule ist anders. Das betrifft nicht nur die digitale Ausstattung.
Die Rahmenvorgaben lassen Raum für innovative pädagogische Konzepte. Da gibt es tolle Beispiele, zum Beispiel die Grundschule in Horst. Hier lernen alle Schülerinnen und Schüler in altersgemischten Gruppen von Klasse eins bis vier. In jedem Schuljahr verlassen einige Schulabgängerinnen und Schulabgänger ihre Klasse, und gleichzeitig kom
men neue Erstklässlerinnen und Erstklässler dazu. Die jahrgangsübergreifenden Klassen ermöglichen ein kindgerechtes, eigenverantwortliches und leistungsorientiertes Konzept. Jedes Kind lernt in eigenem Tempo, egal, ob drei, vier oder fünf Jahre. Die Architektur des Schulgebäudes und der Klassenräume ist hervorragend an diese fortschrittliche Unterrichtsform angepasst.
Beim jahrgangsübergreifenden Unterricht in der Eingangsphase gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. Das fand ich erstaunlich. In den Nordkreisen SchleswigFlensburg, Flensburg und Nordfriesland liegt der Anteil zwischen 38 % und 70 %, 70 % in Flensburg, im Kreis Stormarn nur bei 5,7 %. Dabei ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die ein Jahr länger für die Eingangsphase brauchen, in Stormarn höher als in Flensburg. Das spricht für jahrgangsübergreifendes Arbeiten. Vielleicht kann man vom Norden lernen, vielleicht hat der Norden auch von Dänemark gelernt. Es ist schon erstaunlich, dass die Nordkreise da so hervorstechen.
Schulische Assistenzenzkräfte sind ein weiterer Beitrag zur Stärkung der individuellen Unterstützung von Schülerinnen und Schülern. Sie sind an den öffentlichen Grundschulen in knapp 80 % der Klassen im Einsatz. Ihre Einführung war umstritten. Ich freue mich, dass die Schulen inzwischen nicht mehr auf sie verzichten wollen.
Es bleiben weitere Baustellen. Der Ganztag ist eine davon, auch die Inklusion wird uns weiter beschäftigen.
Das Werk ist so gut und so umfangreich, dass es sich lohnt, die Beratung im Bildungsausschuss intensiv weiterzuführen. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Dem Dank an das Ministerium, die Mitarbeiter und die Schulen für die Erstellung der Antworten schließe ich mich im Namen meiner Fraktion an. Die Antwort ist eine sehr gute Arbeitsgrundlage und gibt Antworten auf viele Fragen und Hinweise zu vielen Themen, an die wir heranmüssen.
Mich hat besonders gefreut, dass die Wertschätzung gegenüber den Lehrkräften noch einmal deutlich geworden ist. Ich hoffe, dass sich das auch nach Corona hält. Ich erinnere an Zeiten, in denen auch aus diesem Haus Kritik an Lehrkräften wiederholt wurde, und das kam vor Ort nicht gut an.
Meine Damen und Herren, wir wissen: Guter Unterricht hängt immer von der Lehrkraft ab. Deswegen haben wir als Koalitionspartner hier einen ganz klaren Arbeitsschwerpunkt gesetzt und schon vieles auf den Weg gebracht; dazu ist schon viel gesagt worden. Ich freue mich, dass es fraktionsübergreifend die Erkenntnis zu geben scheint, dass wir für die Lehrkräfte viel tun müssen.
Unterrichtsausfälle an den Grundschulen werden anders wahrgenommen als an den weiterführenden Schulen, weil wir die Verlässliche Grundschule haben und die Kinder nicht nach Hause geschickt werden können, sondern Unterrichtsausfälle in irgendeiner Art und Weise kompensiert werden müssen. Das geht in der Tat ganz oft zulasten der Lehrkräfte, die das still machen und nicht darüber klagen.
Wir müssen natürlich auch in die Systematik der Grundschulen schauen. Kollegin Strehlau hat es eben gesagt: Jahrgangsübergreifender Unterricht wird sehr unterschiedlich gestaltet und unterschiedlich angenommen. Er hat auch seine besonderen Bedarfe, wenn die nicht gedeckt sind, kann das nicht gut funktionieren. Genauso ist der gemeinsame Unterricht, Inklusion, ein Punkt, bei dem wir über besondere Bedarfe sprechen müssen. Die GEW beklagt schon seit vielen Jahren, dass sie da nicht gehört wird.
Wir müssen auch darüber sprechen, ob Schulstandorte - große, kleine - sinnvoll sind, wir müssen sehen, was regional für die Kinder am wichtigsten ist. Die FDP sagt an dieser Stelle immer: kurze Beine, kurze Wege.
Meine Damen und Herren, wir wissen alle, wie wichtig Bildung in der Frühphase ist. In der Grundschule entstandene Lücken sind oft nur mit viel Mühe und Einsatz aufzuholen. Weil wir seit Jahren wissen, dass Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich deutlich weniger Unterrichtsstunden in der Grundschule erteilt als andere Bundesländer, was auf vier Schuljahre hochgerechnet bis zu einem dreiviertel Schuljahr ausmachen kann, geben wir den Schulen eine Stunde mehr und wollen weitere
Bedauerlich ist natürlich - das geht aus der Antwort hervor -, dass wir nach wie vor einen hohen Prozentsatz von fachfremd erteiltem Unterricht haben. Das ist nicht neu, das wissen wir schon lange. Ärgerlich ist - Herr Habersaat hat noch mehr Felder aufgelistet -, dass gerade der mathematisch-naturwissenschaftliche Bereich mit gut bezahlten Jobs in der freien Wirtschaft konkurriert. Wer die Wahl hat, geht lieber in die freie Wirtschaft. Deswegen war die Besoldungserhöhung für Grundschullehrkräfte auf A 13 überfällig. Sie war es auch wegen der Anerkennung gegenüber unseren Lehrerinnen. Das betone ich, wenn ich an die gestrige Entgeltgleichheitsdebatte denke.
In diesem Zusammenhang wird sich zukünftig das Lehrkräfteprognosetool als eine große Hilfe erweisen, um den Fachkräftebedarf zu klären. Erstmals werden wir frühzeitig Bedarfe abschätzen können. Unser Problem sind nämlich nicht zu wenig angehende Lehrer, sondern dass sie oftmals leider Fächerkombinationen studieren, in denen nicht unbedingt ein Mangel herrscht. Wenn das jetzt deutlicher wird, kann sich der eine oder andere, der noch nicht genau weiß, was er machen möchte, anhand der Zahlen entscheiden, und das kann zum Vorteil sein.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Ohne Seiten- und Quereinsteiger werden wir den Schulbetrieb in Zukunft kaum aufrechterhalten können. Da bitte ich alle um Vertrauen, dass nicht irgendjemand in die Schule geschickt wird. Natürlich bekommen diese Menschen eine zusätzliche pädagogische Unterstützung und müssen sich entsprechend qualifizieren. Es werden am Ende sehr gute Lehrkräfte sein.
Noch keiner der anderen Kollegen hat es angesprochen; ein ganz großes Thema ist das Thema Inklusion. Wir mögen in Schleswig-Holstein zwar eine hohe Quote aufweisen, aber eine Aussage über die Qualität haben wir noch nicht. Nach einem von der SPD-Fraktion veranstalteten Fachtag haben wir bestätigt bekommen, dass es nach wie vor um Ressourcen geht, räumlich genauso wie personell. Es ist auch niemandem geholfen, wenn wir alle Kinder gemeinsam unterrichten, aber den Lehrern nicht die Möglichkeit geben, ihrem eigenen hohen Anspruch - der im Übrigen auch unserer ist - gerecht zu werden.
Dazu gehört auch die frühzeitige Diagnostik. Aber auch eine Begabtenförderung ist wichtig. Schwächere Schüler zu fördern, steht immer im Fokus. Die besten, die hochinteressierten, die mit speziellen Neigungen - wie man manchmal so gern sagt werden manchmal gern vergessen.