Um noch kurz auf Punkt sieben einzugehen: Ob eine Aufstockung der Studienplätze zur sozialen Arbeit und zur Kindheitspädagogik automatisch zu einer verbesserten Situation in Kitas führt, wage ich zu bezweifeln. Dazu gehört mindestens noch eine solide Finanzierungszusage.
Abschließend denke ich, dass der Antrag nicht auf das tatsächliche Problem eingeht, nämlich die hohe Wechselquote in dem Bereich. Ein Großteil der Erzieherinnen und Erzieher sowie SPA verbleibt im Anschluss an die Ausbildung nicht im Beruf, sondern wechselt in andere Bereiche.
Dieses Problem wird nicht allein durch eine Anpassung und Modifizierung der Ausbildung gelöst. Hierbei spiele ich auf die allgemeinen Bedingungen für Fachkräfte im Kita-Bereich an. Insbesondere in diesem Punkt kann ich Ihnen die frohe Botschaft verkünden, dass der folgende Tagesordnungspunkt exakt auf diesen Aspekt abzielt, wodurch erstens Gruppengrößen auf maximal 22 Kinder begrenzt, zweitens Verfügungs- und Leitungsfreistellungszeiten gesetzlich normiert werden und drittens der Fachkraft-Kind-Schlüssel auf 2,0 angehoben wird.
Das sind echte Verbesserungen, die ihren Beitrag dazu leisten, dass Fachkräfte bessere Arbeitsbedingungen in Kitas in ganz Schleswig-Holstein vorfinden werden.
Selbstverständlich sind wir als Jamaika-Koalition aber bereit, die Punkte im Ausschuss nochmals zu beraten. Wir stellen fest, dass das Bildungsministerium und das Sozialministerium Ihre heutigen Forderungen entweder schon umgesetzt haben oder sich Ihre Forderungen bereits in der Umsetzung befinden. Dass die SPD-Fraktion diesen Forderungskatalog hier und heute vorgelegt hat, erkennen wir an und sind ebenso bereit zu weiteren Beratungen im Ausschuss. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Serpil, wenn du meinst, dass die Landesregierung bei der Kita-Reform das Problem der Fachkräfte ausgeblendet hat, dann glaube ich: Insoweit hast Du die Kita-Reform nicht richtig verfolgt.
Sie haben selbst dargestellt, was schon alles möglich ist. Ich finde auch, dass wir bereits auf einem guten Weg sind. Es ist aber trotzdem gut, noch einmal über dieses Thema zu sprechen, weil der Fachkräftemangel natürlich groß ist. Wir wissen auch, dass wir mit unseren Bemühungen noch nicht am Ziel sind.
Die SPD-Fraktion sagt: Wir brauchen eine Beteiligung. Das ist richtig. Wir sind - glaube ich - ständig alle im Gespräch mit den Expertinnen und Experten, um zu hören, wo der Schuh drückt. Auch wir Grüne haben zwei Fachgespräche dazu geführt, um uns Expertise einzuholen.
Das Thema Personal an Kitas ist wichtig. Wir brauchen qualifiziertes und ausreichend viel Personal, damit sich die Kinder wohlfühlen, die Eltern ihre Kinder gern in die Kita bringen und die Kitas ihren Bildungsauftrag erfüllen können. Wir haben gerade wieder in der letzten PISA-Studie ins Stammbuch geschrieben bekommen, dass der Bildungserfolg immer noch viel zu stark von den Elternhäusern abhängt. Um dies zu überwinden, brauchen wir ein gutes Bildungsangebot in den Kitas. Hier wird die Basis dafür gelegt, dass es später in der Schule klappt.
Es ist klar, dass durch das neue Kita-Gesetz, das wir gleich beschließen werden, und durch den verbesserten Personalschlüssel von zwei Erzieherinnen und Erziehern pro Gruppe neue Bedarfe entstehen. Es kommt noch der Ausbau des Ganztags hinzu und auch andere Bereiche, wie Jugendämter und Jugendhilfeeinrichtungen, suchen Personal. Nach Schätzungen fehlen bereits jetzt 2.000 Fachkräfte.
Wir müssen sicherlich auch über den Verbleib im Beruf sprechen. Da sind die Arbeitsbedingungen in unserem Kita-Gesetz ein wichtiger Punkt. Auch insoweit machen wir einen Schritt nach vorne.
Wir brauchen ausreichend Bewerberinnen und Bewerber sowie ausreichend Ausbildungsplätze. Die Ausbildung muss aber qualifiziert bleiben. Darüber hinaus gibt es noch den Wunsch nach einer Ausbildungsvergütung. Das ist ein bisschen wie die Quadratur des Kreises.
Aber ich bin optimistisch. Es ist Bewegung im System. Das Land steuert ständig nach. Einiges von dem, was die SPD-Fraktion nun fordert, ist bereits umgesetzt worden.
Die Anzahl der Ausbildungsplätze an Erzieherfachschulen ist zum Beispiel in den letzten zehn Jahren verdoppelt worden. Wir haben jetzt 3.800 Plätze. Auch die Zahl der Lehrkräfte ist deutlich erhöht worden. Da hat das Bildungsministerium wirklich einen guten Job gemacht. - Vielen Dank dafür.
Bei der generellen Weiterentwicklung der Ausbildung für die sozialpädagogische Assistenz in eine duale Ausbildung muss geklärt werden, wer die Kosten trägt und welche Rahmenbedingungen es
gibt, damit die SPA-Ausbildung auch in anderen Bundesländern anerkannt wird. Da ist die Kultusministerkonferenz gefragt.
Aber in berufsbegleitender praxisintegrierter Form ist es schon jetzt möglich, eine SPA-Ausbildung zu machen. In Flensburg wird bereits ausgebildet und auch im Kreis Pinneberg gibt es Überlegungen, eine sogenannte PiA-Klasse für die Praxisintegrierte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz einzurichten.
PiA für Erzieherinnen und Erzieher gibt es an immer mehr Standorten. Dort, wo Praxisintegrierte Ausbildung gewollt wird, wird sie auch eingerichtet.
Auch bei der Finanzierung der PiA gibt es Bewegung. Zum einen gibt es das Modell, dass die Agentur für Arbeit Plätze mitfinanziert. Zum anderen sind immer mehr Kommunen bereit, diese Ausbildung finanziell zu unterstützen.
An verschiedenen Standorten werden SPA-Ausbildungszeiten auf die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher bereits angerechnet. Es ist gut, dass auch die SPD die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung als Weiterbildung erhalten will und diese auf dem Niveau des Bachelorabschlusses weiterhin bleiben soll. Wenn SPA weiter qualifiziert werden, müssen diese Anforderungen dem weiterhin entsprechen. Wir brauchen pädagogische Fachkräfte, und wir müssen über neue Wege nachdenken. Aber bei allen Bemühungen, die Ausbildung zu reformieren, müssen wir unbedingt auch die Qualität im Blick behalten. Erzieherin beziehungsweise Erzieher ist ein anspruchsvoller Beruf, für den man eine fundierte Ausbildung benötigt.
Es bleibt ein historisch bedingtes Problem für einige Erzieherinnen und Erzieher, dass das MeisterBAföG beziehungsweise Aufstiegs-BAföG zum Teil nicht mit den Schul- und Praxisanteilen zusammenpasst. Die Lösungen sind häufig spitzfindig, und es ist fachkundige Beratung gefragt.
Ja. - Aber dennoch gibt es inzwischen sehr viele Erzieherinnen und Erzieher, die dieses BAföG bekommen.
Es ist schon viel auf einem guten Weg, es bleiben aber Fragen. Deswegen möchten wir gerne den Antrag in den Bildungsausschuss überweisen. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Man könnte es auch überschreiben: Es gibt kein Thema, das uns mehr bewegt.
Meine Damen und Herren, bei all den zahlreichen Diskussionen des letzten Jahres über die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels und die Schließ-, Verfügungs- und Leitungszeiten im Zuge der Kita-Reform dürfen und haben wir nicht vergessen, dass wir das Funktionieren und die reibungslosen Abläufe in den Kitas vor Ort vor allem dem dort tätigen Fachpersonal zu verdanken haben.
Ohne diese engagierten Menschen, die sich bei eigener Finanzierung ihrer Ausbildung heute täglich dafür einsetzen, dass Kindern und Eltern die bestmögliche Betreuung ermöglicht wird, wäre unsere Kita-Reform auch nicht gewinnbringend umzusetzen. Deswegen möchte ich mich an dieser Stelle bei dem gesamten Fachpersonal bedanken.
Für uns steht außer Frage, dass wir im Zuge der Kita-Reform und hinsichtlich der neuen Anforderungen zusätzlich qualifiziertes Personal brauchen. Deswegen möchte ich die Behauptung der Abgeordneten Midyatli, dass wir uns damit nicht beschäftigt hätten, aufs Schärfste zurückweisen.
Es ist unsere Aufgabe, neues Personal zu gewinnen und gut auszubilden. Das ist eine der großen Herausforderungen der Zukunft; denn einerseits fehlen
uns schlichtweg die Menschen und andererseits befinden wir uns im Wettlauf mit anderen Bundesländern um die besten Fachkräfte. Dieser Bereich steht zusätzlich in Konkurrenz zu gut bezahlten Jobs in der freien Wirtschaft, die im Übrigen auch während der Ausbildung schon vielfach attraktive Vergütungen bieten. Also: Gute Rahmenbedingungen sind wichtig.
Da wir uns dieses Problems schon länger bewusst sind, wurde auch schon vieles aktiv angegangen, einiges hat Frau Strehlau schon genannt. Ich möchte hinzufügen, dass wir seit dem Jahr 2017 50 weitere Planstellen geschaffen und dass wir die Ausbildungszahlen um 7 % erhöht haben. Das kann sich sehen lassen.
Wir haben auch mit der Agentur für Arbeit Rahmenvereinbarungen treffen können, sodass an vier Standorten im Land 105 Erzieherinnen und Erzieher im Quereinstieg finanziert und ausgebildet werden.
Auch die Etablierung der praxisbegleiteten Ausbildungsform ist bereits in der letzten Legislaturperiode von der CDU angeschoben und initiiert worden. Hier muss ich einfach die Frage stellen: Was hat die letzte Landesregierung tatsächlich gemacht?