Protocol of the Session on September 20, 2017

Was muss noch passieren? Am Sonntag ist die Bundestagswahl. Es wird eine Aktuelle Stunde beantragt, und man denkt: Jetzt kommt ein knackiger Auftritt; jetzt kommt ein Angriff auf die Regierungskoalition; jetzt kommt irgendetwas, mit dem man den Finger in die Wunde legt.

(Zuruf SPD: Tun wir doch! - Christopher Vogt [FDP]: Lars Harms kommt noch!)

- Stimmt, der Oppositionsführer Harms kommt noch. - Und dann kommt Herr Stegner, und es wird sich an einer Aussage hochgezogen, die auf einer FDP-Wahlkampfkonferenz getätigt wurde.

(Zuruf Dr. Kai Dolgner [SPD])

Wenn Sie das als Einziges an der Landesregierung kritisieren können, muss man ehrlich sagen: Herzlichen Glückwunsch, der Start ist gelungen!

(Beifall CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP)

Dazu kommt, dass der Antrag zur Aktuellen Stunde über die Aussagen des Wirtschaftsministers zum Vergabemindestlohn kam, als das Thema schon längst abgeräumt war.

(Wolfgang Baasch [SPD]: Trotzdem darf man darüber reden!)

- Natürlich darf man darüber reden.

(Wolfgang Baasch [SPD]: Dann machen wir das doch!)

- Es ist schön, dass Sie etwas gefunden haben, was Sie kritisieren können. Aber ich sage Ihnen: Die Haltbarkeit des Problems und das Haltbarkeitsdatum Ihres Antrags waren schon abgelaufen, bevor er gestellt war. Denn von vornherein wurde klargestellt: Der Vergabemindestlohn -

(Zuruf Beate Raudies [SPD])

- Das ist die Sache. Ich weiß: Sie in der SPD-Fraktion kennen sich mit den Mindestlöhnen nicht unbedingt gut aus.

(Dr. Ralf Stegner)

(Heiterkeit und Beifall CDU, FDP und Dr. Andreas Tietze [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Das letzte Mal haben wir von der FDP ein deutliches Statement bekommen. Ihr Fraktionsvorsitzender hat darauf hingewiesen: Man habe sich entschuldigt und Facebook-Einträge entsprechend gelöscht. - Es ist kompliziert mit den Mindestlöhnen. Das muss man sagen.

Wenn Sie sagen, dass offensichtlich Herr Kubicki als nichtintellektuelles Schwergewicht da etwas verwechselt habe, beleidigen Sie mindestens eines Ihrer Fraktionsmitglieder, das Sie in der letzten Landtagssitzung noch bärenstark verteidigen wollten.

(Beifall CDU und FDP - Beate Raudies [SPD]: Das tun wir immer! Nicht nur in einer Landtagssitzung!)

Aber gestatten Sie mir folgende Bemerkung: Wir haben bald Bundestagswahl, und ich kann eine gewisse Aufgeregtheit sowie Angespanntheit bei der SPD verstehen. Die Umfragewerte sind nicht besonders rosig.

(Regina Poersch [SPD]: Zur Sache!)

Deswegen versucht man jetzt, in irgendeiner Weise einen Punkt zu machen beziehungsweise in irgendeiner Weise ein Tor zu schießen. Man muss nur aufpassen, dass es kein Eigentor wird. Wenn das der inhaltliche Kritikpunkt an der Landesregierung ist, sage ich Ihnen eines: Sie haben von Ihrer Sitzposition einen ganz guten Blick. Von dort können Sie unsere Minister anschauen. Das alles sind gestandene Politiker. Das alles sind Experten, die ganz genau wissen, wofür sie eintreten

(Lachen Wolfgang Baasch [SPD])

im Gegensatz zu der einen oder anderen Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, über die gemunkelt wird, dass die Meinungsfreiheit auf den Fraktionsvorsitzenden beschränkt sei,

(Beifall CDU, FDP und Burkhard Peters [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

ist es so, dass in dieser Regierung Köpfe mit einer eigenen Meinung sitzen. Ich sage Ihnen: Wir haben später eine Mittagspause. Da können Sie Hände, Füße, Gelenke und so weiter von den Ministern kontrollieren. Da hängen keine Fäden dran. Sie dürfen durchaus auch mal ihre Meinung sagen. Das zeichnet Jamaika aus.

(Zuruf SPD: Zum Mindestlohn!)

- Zum Thema Mindestlohn habe ich schon etwas gesagt.

(Zuruf SPD: Was denn?)

- Der Vergabemindestlohn wird nicht angefasst. Das war schon geklärt, bevor der Antrag zur Durchführung der Aktuellen Stunde kam. Deswegen kann ich Ihnen jetzt allgemeine Belehrungen erteilen.

(Heiterkeit und Beifall CDU, FDP und ver- einzelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Wirtschaftsminister ist sehr dynamisch gestartet. Er hat einen gewissen Schwung in das Wirtschaftsministerium gebracht. Generell ist die Landesregierung sehr dynamisch gestartet.

(Widerspruch Serpil Midyatli [SPD])

Man muss sagen: Der Vorgängerminister, der eher Schlafwagenschaffner war, hat es nicht geschafft, eine solche Dynamik im Land hinzubekommen wie der jetzige Wirtschaftsminister.

Jetzt geht es los, dass man sagt: Einzelne Aussagen sind vielleicht nicht so ganz koalitionskonform und so weiter. - Dazu muss man ehrlich sagen: Der Wirtschaftsminister ist noch nicht einmal 100 Tage im Amt. Er ist als Minister ins kalte Wasser gesprungen, denn er ist zum ersten Mal Minister.

(Zuruf SPD: Aber nicht als Politiker!)

Ich kann Ihnen sagen: Schwimmen kann er sehr gut. Vielleicht reden wir ab und zu noch einmal über das Thema „Synchronschwimmen“, aber das bekommen wir auch noch hin.

(Heiterkeit und Beifall CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP)

Ich rate der SPD, das Thema „Lohndumping“ nicht in den Mittelpunkt zu rücken. Denn wenn man sagt: "Wir haben ein Lohndumping, wenn der Vergabemindestlohn wegfallen würde", müsste man sich selbstkritisch fragen, warum der Landesmindestlohn niedriger als der Vergabemindestlohn ist, denn dann würden wir da auch Lohndumping betreiben. Den Landesmindestlohn haben Sie selbst festgelegt.

(Beifall CDU und FDP)

Meine Damen und Herren, liebe Leute, liebe Abgeordnete von der SPD, die Bundestagswahl ist bald da. Ich kann die Anspannung verstehen.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Lohndumping bei der SPD!)

Dieses Mal können Sie nicht alles auf den Spitzenkandidaten schieben, denn Sie haben ihn mit 100 %

(Lukas Kilian)

Zustimmung auf den Schild gehoben. Dieses Mal können Sie sich nicht als gesammelte Partei hinter einem Interview in der „Bunten“ verstecken.

(Regina Poersch [SPD]: Was soll das denn? - Weitere Zurufe SPD)

Ein solches gibt es nicht. Vielleicht sollten da strukturelle Themen innerhalb der Partei angegangen werden.

Ich sage Ihnen eins: Mit einem derart herbeigeredeten Skandal, der nicht einmal ein Sturm im Wasserglas ist, weil er nicht einmal die Windstärke 1 erreicht, die bis zu 5 km/h Windgeschwindigkeit betragen kann, werden Sie garantiert nicht punkten können. - Vielen Dank.

(Beifall CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP)

Das Wort für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat die Fraktionsvorsitzende und Abgeordnete Eka von Kalben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Stegner, Sie haben zu Beginn der Debatte gesagt, wir hätten keine Substanz. Ich finde, ehrlich gesagt, dass der vorliegende Antrag keine Substanz hat. Wir führen hier eine Scheindebatte.

(Zuruf FDP: Das stimmt!)