Protocol of the Session on May 16, 2019

(Unruhe)

Zur Sicherheit haben wir den Wissenschaftlichen Dienst befragt. Der kommt ganz klar zu dem Ergebnis:

„Eine Auslegung dieser Vorschrift im Sinne einer Einberufung nur nach Bedarf kommt nicht in Betracht.“

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Regelung zum Landesparteirat war ein kluger Ansatz. Lasst uns bitte zusammen dafĂŒr sorgen, dass die hier beschlossenen Gesetze angewandt werden. - Ich dan

ke fĂŒr die Aufmerksamkeit und bitte um Zustimmung zu unseren AntrĂ€gen.

(Anhaltender Beifall SPD und SSW)

FĂŒr die CDU-Fraktion hat der Abgeordnete Claus Christian Claussen das Wort.

Sehr geehrte Frau PrĂ€sidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Landesentwicklung und die Planung dazu hat dieses Haus zu Recht immer wieder beschĂ€ftigt. So gab es beispielsweise 2010 eine Debatte ĂŒber den Landesentwicklungsplan 2010 bis 2025, bei der der Kollege Kalinka den Antrag mit dem schönen Titel „Weniger Vorgaben, mehr Freiheit vor Ort“ eingebracht hat. Das ist eine Strategie, die ich fĂŒr gut und richtig halte.

(Beifall CDU)

Nach dem Regierungswechsel 2012 begann dann die SPD-gefĂŒhrte Landesregierung 2013 mit einem Prozess, um eine Landesentwicklungsstrategie 2030 zu erarbeiten. Anfang 2016 war ein GrĂŒnbuch entwickelt, das mit ĂŒber 1.000 Experten in ĂŒber 50 GesprĂ€chsrunden erörtert wurde. Daraus wurden elf strategische Leitlinien entwickelt, die weiter diskutiert werden sollten. Zur Landtagswahl 2017 war die Arbeit an der Strategie noch nicht abgeschlossen. „Albigs Lieblingskind“, wie eine Zeitung das betitelte, war also nach vier Jahren Planung noch nicht geboren worden.

Nach der Wahl hat die Jamaika-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag beschrieben, welche politischen Weichenstellungen sie vornehmen will. Es wurden konkrete Projekte verabredet, die seitdem entwickelt und umgesetzt wurden. Auch wenn die Verhandlungen dazu manchmal mĂŒhsam und anstrengend sind, eint die Koalitionspartner der feste Wille, politische Entscheidungen zu treffen und praktisch umzusetzen, um dadurch fĂŒr die Menschen im Land erkennbare VerĂ€nderungen und Weiterentwicklungen zu erreichen.

(Beifall CDU und FDP)

Dazu brauchen wir keine Endfassung dessen, was sich die VorgĂ€ngerregierung einmal unter Regieren hĂ€tte vorstellen können. Das soll den Einsatz, den die Beteiligten gezeigt haben, gar nicht abwerten; das stellen wir mit dem Dank fĂŒr die geleistete Arbeit in unserem Antrag ausdrĂŒcklich klar.

(Kirsten Eickhoff-Weber)

(Sandra Redmann [SPD]: Vielen Dank! - Dr. Ralf Stegner [SPD]: Ihr Großmut lĂ€sst sich nicht ĂŒbertreffen!)

Aus unserer Sicht ist eine Orientierung an dem Landesentwicklungsplan 2010 bis 2025, also an der Strategie „Weniger Vorgaben, mehr Freiheit vor Ort“, richtig.

Wenn Sie sich das, was nach vier Jahren als Ergebnis auf dem Tisch liegt, genauer ansehen, wird hinreichend deutlich, was ich meine. Die elf genannten Strategieleitlinien sind derart allgemein, dass ihre Relevanz fĂŒr praktische politische Entscheidungsprozesse nahe Null liegen dĂŒrfte. Ich kann Ihnen ein Beispiel nennen: „Moderner Staat und Gesellschaft - Soziale und gesellschaftliche Verantwortung im Wandel gewĂ€hrleisten“. Das ist unter anderem ein Ergebnis, das nach vier Jahren herausgekommen ist - einer von elf Punkten.

Wenn man sich das anguckt, stellt man fest, dass tatsÀchlich noch viel Arbeit hineinzustecken wÀre, um daraus irgendwelche praktische Relevanz entwickeln zu können. Deshalb muss dieser Prozess aus meiner Sicht nicht fortgesetzt oder abgeschlossen werden. Der riesige Aufwand hat sich aus unserer Perspektive nicht gelohnt. Da wir wissen, was wir politisch wollen, benötigen wir solch allgemeine Zielfindungsdiskussionen nicht.

Herr Abgeordneter!

Da kann es nicht ĂŒberraschen, dass eine neue Regierung - eine neue Regierungsmehrheit - neue Wege geht und bisherige Pfade der VorgĂ€nger verlĂ€sst.

(Beifall CDU und vereinzelt FDP)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Abgeordneten Eickhoff-Weber?

Herr Abgeordneter, wie erklĂ€ren Sie es sich, dass der MinisterprĂ€sident in der Antwort auf die Kleinen Anfragen ausdrĂŒcklich darauf hinweist:

„Die Erarbeitung einer Landesentwicklungsstrategie fĂŒr die Zukunft Schleswig-Holsteins

war von Beginn an 
 ein gemeinsames Projekt der Landesregierung mit den SchleswigHolsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern“.

Er weist ausdrĂŒcklich darauf hin, dass diese Landesentwicklungsstrategie â€žĂŒber Regierungswechsel hinaus“ gelten soll. Er teilt uns mit, dass die Landesentwicklungsstrategie finalisiert werden soll. Das teilt er uns im Januar dieses Jahres erneut mit. Warum ist es jetzt auf einmal anders?

(Zuruf Hans-Jörn Arp [CDU])

Warum sagt uns der MinisterprĂ€sident im Januar etwas, und Sie sagen jetzt: „Das brauchen wir alles nicht mehr“?

(Birte Pauls [SPD]: Typisch!)

- Zu fragen ist: Wie war die Planung? In Ihrer Strategie ist ausdrĂŒcklich beschrieben worden, dass das ĂŒber Legislaturperioden hinausgehen kann. Wenn man sich praktisch mit diesen Dingen beschĂ€ftigt und ĂŒberlegt, wie es weitergehen kann, kann man auch zu anderen Ergebnissen kommen. Das haben wir gemacht. Wir haben festgestellt, dass wir diese Weiterentwicklung jetzt nicht brauchen.

(Birte Pauls [SPD]: ErzÀhlen Sie doch nicht die Unwahrheit!)

- Nein, das habe ich ja gerade erklÀrt.

Gestatten Sie eine Nachfrage der Frau Abgeordneten Eickhoff-Weber?

Noch einmal: Der MinisterprĂ€sident, der zustĂ€ndig ist - die Staatskanzlei ist fĂŒr die Landesentwicklungsstrategie zustĂ€ndig -, antwortet auf zwei Kleine Anfragen, dass die Strategie finalisiert werden soll. Jetzt kommen die Fraktionen zu dem Ergebnis, dass das nicht mehr notwendig sein soll. Wie erklĂ€ren Sie diese unterschiedlichen Auffassungen zu dem Thema?

- Ich habe eben versucht, das zu erklĂ€ren. Ich versuche es noch einmal, damit vielleicht auch Sie das verstehen. Schaut man sich das genau an und ĂŒberlegt, welche Fortsetzung stattfinden soll, kann man zu dem Schluss kommen, eine Fortsetzung ist nicht notwendig und nicht zielfĂŒhrend. Es ist ein großes Konglomerat an AllgemeinplĂ€tzen, das fĂŒr die

(Claus Christian Claussen)

praktische Politik keine Relevanz hat. Zu einem solchen Ergebnis kann man auch kommen, wenn man vorher eine andere Auffassung geteilt hat

(Dr. Ralf Stegner [SPD]: Die Aussagen des MinisterprÀsidenten haben keine Relevanz!)

und wenn vorher eine Strategie entwickelt werden sollte, die anders angelegt war.

(Wortmeldung Kirsten Eickhoff-Weber [SPD])

- Wie viele Nachfragen wollen Sie stellen? Wollen Sie wieder das Gleiche nachfragen? Dann lasse ich das nicht zu.

Wir haben eigentlich die Regel, dass nur zwei Fragen - -

(Zuruf Kirsten Eickhoff-Weber [SPD])

- Dreiminutenbeitrag!

Also: Unsere oberste PrioritĂ€t sind praktische Ergebnisse. Das gilt auch fĂŒr die Arbeit des Landesplanungsrates. Er soll kein allgemeines, im luftleeren Raum agierendes Diskussionsforum sein, sondern soll immer dann tagen, wenn die Grundlagen fĂŒr eine Diskussion erarbeitet sind. Anderenfalls droht alles im Unverbindlichen zu bleiben. Das ist fĂŒr alle Beteiligten frustrierend, der Sache nicht dienlich und letztlich eine Verschwendung von Ressourcen. Wir trauen es unserem Innenminister zu, den Landesplanungsrat zum richtigen Zeitpunkt zu beteiligen.

Werte Kolleginnen und Kollegen, Sie werden nicht ĂŒberrascht sein, von mir als CDU-Abgeordneten folgendes Fazit zu hören - das ist tatsĂ€chlich eine zukunftsweisende Strategie fĂŒr unser Land -: „Nicht rumschnacken - anpacken“. -Vielen Dank fĂŒr die Aufmerksamkeit.

(Beifall CDU und FDP)

Das Wort fĂŒr die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat der Abgeordnete Bernd Voß.

Sehr geehrte Frau PrÀsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Art und Weise, in der die Landesentwicklungsstrategie 2030 erarbeitet wurde, war bemerkenswert und vorbildlich.