Protocol of the Session on February 14, 2019

(Beifall CDU und vereinzelt FDP)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage oder Zwischenbemerkung des Herrn Abgeordneten Dr. Dolgner?

Ja, selbstverständlich.

(Zuruf Serpil Midyatli [SPD]: Es geht um Menschen, die 35 Jahre lang gearbeitet ha- ben!)

Frau Präsidentin, ich möchte erst auf den Zwischenruf der Kollegin reagieren. - Frau Kollegin, in Ihrem Antrag verweisen Sie ausdrücklich nicht darauf, dass sich Ihr Vorschlag auf Menschen bezieht, die 35 Jahre lang gearbeitet haben - im Gegensatz zur Vorlage von Herrn Heil. Das möchte ich vorweg sagen.

(Beifall CDU und vereinzelt FDP - Zurufe CDU: Bravo! Sehr gut!)

Der Abgeordnete Kalinka hat eine Zwischenfrage oder Zwischenbemerkung des Abgeordneten Dr. Dolgner gern angenommen. - Herr Dr. Dolgner hat das Wort.

Aus der Begründung des Antrags geht völlig klar hervor, dass sich dieser auf das Modell von Herrn Heil bezieht.

(Zurufe CDU: Ah!)

(Werner Kalinka)

- Das ist klar; unangenehme Dinge möchte man missverstehen; dann braucht man sie nicht in der Sache zu diskutieren.

(Zurufe CDU: Oh!)

Das merkt man gerade. - Der Antrag ist im Landtag mündlich begründet worden. Das Modell von Herrn Heil wurde erwähnt. Das kann man im Wortprotokoll nachlesen. Wahrscheinlich lehnen Sie das Modell von Herrn Heil auch ab.

Meine Frage an den Kollegen Kalinka: Ist Ihnen bekannt, dass die Diäten von Bundestagsabgeordneten so hoch sind, dass sie in der Rentenversicherung nicht pflichtversichert sind? Deshalb würde diese Tätigkeit auf eine pflichtversicherte Erwerbstätigkeit von 35 Jahren nicht angerechnet.

(Zuruf: Kommt darauf an!)

Herr Kollege Dr. Dolgner, das gälte nur für den Zeitraum, in dem ein Abgeordneter im Parlament tätig ist. Allerdings kann er auch vorher Ansprüche erworben haben; diese würden angerechnet.

(Beifall CDU und FDP - Zuruf CDU: Das ist richtig!)

Meine Damen und Herren, hauen Sie nicht vor Ihrem eigenen Antrag ab!

(Heiterkeit, Beifall CDU und FDP)

In Ihrem Antrag steht kein Wort zu einer Erwerbstätigkeit von 35 Jahren. Nehmen Sie das einfach einmal zur Kenntnis. Über das Modell von Herrn Heil können wir uns gleich noch einmal austauschen. - Ich bekomme gerade zusätzliche Redezeit angezeigt, für die ich mich sehr bedanke, Frau Präsidentin.

(Beifall CDU und FDP)

Herr Kalinka, gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage?

Meine Damen und Herren, ich möchte noch einen weiteren Punkt nennen: Ich warte gespannt darauf, was der DGB zu Ihren Plänen sagt; denn bisher war es für den Deutschen Gewerkschaftsbund ein grundsätzlicher Punkt, die leistungsorientierte Rentensystematik nicht infrage zu stellen. Ich bin sehr gespannt darauf, Herr Dr. Stegner.

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenbemerkung?

Selbstverständlich.

Herr Kollege Kalinka, ich war bisher eigentlich immer der Auffassung, dass Sie Sozialpolitiker sind. Ich bin ein bisschen unsicher, ob man das, nach der Rede, die Sie gehalten haben, so sagen kann.

Ich möchte Ihnen gern zwei Dinge sagen. Erstens: Der DGB hat das Modell, das Herr Heil vorgelegt hat, ausdrücklich begrüßt.

(Beifall SPD - Serpil Midyatli [SPD]: Ja- wohl!)

Mehrere Vorsitzende von einzelnen Gewerkschaften haben sich dem angeschlossen.

Zweitens, Herr Kollege Kalinka, gehen wir davon aus, dass wir im Landtag nicht im luftleeren Raum argumentieren. Wir haben einen Antrag zur Grundrente eingebracht; er nimmt Bezug auf den Koalitionsvertrag der Großen Koalition; der zuständige Bundesfachminister hat der Öffentlichkeit einen Vorschlag vorgelegt. Wir dachten, Sie hätten das zur Kenntnis genommen und wir bräuchten den Bundesvorschlag nicht noch einmal extra erwähnen. Aber wenn es extra einer Erwähnung bedarf, möchte ich klarstellen: In meiner Rede habe ich mich auf den Entwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bezogen. Ich habe das inhaltlich entsprechend vorgetragen.

Ich finde es spannend, Herr Kollege Kalinka, dass Sie sagen, es begründe keine eigenständige Leistung, wenn eine Frau 35 Jahre lang gearbeitet hat, zusätzlich noch Kinder erzogen und Angehörige gepflegt hat. Sie reden lieber von der Grundsicherung und der Sozialleistung. Das finde ich, ehrlich gesagt, beschämend, Herr Kollege.

(Beifall SPD)

Herr Kollege Dr. Stegner, zum einen: Ihr Blick auf meine Person irritiert mich zunächst einmal gar nicht.

(Heiterkeit, Beifall CDU und FDP)

(Vizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber)

Zum anderen habe ich Ihnen ausdrücklich gesagt, dass in Ihrem Antrag der Vorschlag von Bundesarbeitsminister Heil bezogen auf die 35 Jahre Erwerbstätigkeit nicht erwähnt wird. Wenn ich das überlesen habe, lesen Sie mir die entsprechende Stelle bitte vor. Sie werden diese Stelle nicht finden. Genau darauf beziehe ich mich, nämlich dass das weder in Ihrem Antrag steht noch der Vorschlag mit Ihrem Antrag damit in wesentlichen Punkten übereinstimmt.

(Beifall CDU und FDP)

Sie haben inzwischen gemerkt, dass der Antrag, den Sie gestellt haben - - Fast hätte ich gesagt, dass der Antrag Murks ist. Lassen wir das einmal außen vor.

Ich bin, um das klar zu sagen, der Hoffnung, dass man sich in Berlin auf ein Modell einigt, das rentensystematisch immanent läuft und zugleich eine Erhöhung der Grundrente schafft, bei dem die Bedürftigkeit tatsächlich eine Rolle spielt.

(Beifall CDU und FDP)

Nach dem, was wir von Ihnen hören, scheinen Ihre Kollegen in Berlin ein Stück weit zu der Einsicht zu gelangen, was für die Betreffenden nur gut wäre.

(Vereinzelt Beifall FDP)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine weitere Zwischenbemerkung?

Selbstverständlich.

Herr Kollege Kalinka, als langjähriger Abgeordneter wissen Sie, dass nicht nur die Anträge, die vorgebracht werden, sondern auch ihre Begründungen, die mündlich vorgetragen werden, immer berücksichtigt werden müssen. Aber ich bin mitfühlender Sozialdemokrat und möchte es Ihnen leichter machen, unserem Antrag zuzustimmen: Ich bin sicher, dass meine Fraktion damit einverstanden ist, wenn wir in unserem Antrag das Wort Grundrente mit dem Klammerzusatz „nach dem Modell von Bundesarbeitsminister Heil, unter Berücksichtigung einer Erwerbstätigkeit von 35 Jahren“ hinzufügen.

(Beate Raudies [SPD]: Genau!)

Darauf hat sich meine Rede bezogen. Ich bin gespannt, ob Sie dann immer noch gegen den Antrag sind, Herr Kollege.

(Beifall SPD)

Meine Damen und Herren, das ist eine Premiere im Landtag. Es ist für mich ein tolles Gefühl, dass sich Herr Dr. Stegner nach seinem Redebeitrag korrigiert. Das haben wir noch nicht so häufig gehabt. Das ist eine wirklich gute Sache!

(Beifall CDU und FDP)

Es ändert allerdings nichts daran, dass ein Referentenentwurf eines SPD-Bundesministers nicht gleich deutsche Gesetzgebung ist, meine Damen und Herren. Da wollen wir Klartext miteinander reden.