Ich will zu Anfang grundsätzlich Folgendes sagen: Im Bereich der Digitalisierung an den Schulen insgesamt ist Schleswig-Holstein inzwischen gut aufgestellt. In nahezu allen Schulen und allen Schularten hält die Digitalisierung Einzug. Allein in diesem Jahr wird die Landesregierung fast 16 Millionen € verausgaben, um Schulen ans Netz zu bringen.
Sie wissen, dass es im Jahr 2016 eine Bestandsaufnahme an unseren Schulen gegeben hat. Die zweite Bestandsaufnahme ist im Augenblick in Arbeit. Im Oktober werden wir darüber berichten, wie der Ausstattungsstand an unseren Schulen aktuell ist. Das wird dann noch ein weiteres Thema sein, das für den Bildungsausschuss von Interesse sein wird,
Ich will auch sagen, dass wir die Fachanforderungen im Bereich der Digitalisierung allesamt überarbeitet haben. Zum 1. August 2018 sind alle in Kraft getreten. Diese Hausaufgaben sind inzwischen erledigt worden im Zusammenhang mit der KMK-Strategie.
Ich will auch darauf hinweisen, dass wir am 21. September 2018 einen Fachkongress für Lehrkräfte im Bereich Lernen mit digitalen Medien im Fachunterricht durchführen wollen. Dafür haben sich zwischenzeitlich 3.500 Lehrkräfte angemeldet, die gemeinsam mit uns in dem IQSH, der EUF und der CAU einen Kongress durchführen werden. Ich glaube, eine Fachfortbildung in dieser Größenordnung ist einmalig in Deutschland. Deshalb sind wir insgesamt an dieser Stelle gut unterwegs.
Jetzt aber zum Thema Informatik an unseren Schulen. Auch hier kann ich inzwischen vermelden, dass an einem Großteil der Schulen für interessierte Schülerinnen und Schüler das Fach Informatik als Wahlpflichtfach in der Sekundarstufe I angeboten wird. Das Angebot wird übrigens auch sehr rege nachgefragt.
Es sind deutlich mehr als 80 % der weiterführenden Schulen - bei den Schularten mit Oberstufe sind es rund 90 % -, die Informatik in der Sekundarstufe I oder in der Sekundarstufe II anbieten. Die einzelnen Zahlen erspare ich Ihnen. Da sind wir also schon ganz gut unterwegs.
Nun gilt es, die Informatik an den Schulen weiter zu vertiefen und zu verstetigen. Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass die Notwendigkeit schon früher erkannt worden ist - das bestreitet im Übrigen auch niemand -, dass aber die Umsetzung bisher auch an der erforderlichen Anzahl an entsprechend qualifizierten Lehrkräften gescheitert ist.
Aber auch insoweit sind wir inzwischen ein Stück weitergekommen. Es ist nun mal so: Solche Dinge brauchen eben Zeit. Herr Dunckel, Sie haben recht: Dabei geht es natürlich auch um die Ausbildungskapazitäten unserer Universitäten. Wenn wir Informatik als Profilfach an den Oberstufen anbieten wollen - das ist übrigens Teil des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeldes, also keine Konkurrenz zum Sprachprofil -, dann müssen wir bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wir können das nur anbieten mit Lehrkräften, die ein volles Studium in der Informatik haben.
Der Lösungsweg, Herr Brodehl, zu sagen, das könne doch das IQSH machen, steht hier gar nicht zur Verfügung. Wir können zwar für die Grundschule und für die Mittelstufe Lehrkräfte weiter qualifizieren, aber für die Oberstufe wird das nicht funktionieren. Insofern muss ich an dieser Stelle sagen: Das wird leider nichts werden.
Wenn wir auf erhöhtem Anforderungsniveau Informatik unterrichten wollen, müssen wir zwei Voraussetzungen schaffen: Erstens darf der Unterricht nur durch Lehrkräfte mit der vollen Fakultas, also einem abgeschlossenen Hochschulstudium in diesem Bereich, stattfinden. Zweitens müssen wir einen entsprechenden Lehrplan, also ein Fachcurriculum auf erhöhtem Niveau, anbieten. Ich kann Ihnen heute sagen, dass wir dabei sind, dieses Fachcurriculum zu erarbeiten. Wir wollen gern erreichen, dass zum nächsten Schuljahr an unseren Oberstufen dort, wo es gewünscht ist, im Profilfach Informatik unterrichtet werden kann.
Nun komme ich zum Thema Lehrkräftemangel. Dieses Thema begleitet uns durch alle Fächer und durch alle Schularten. Hier ist es so, dass die Zahlen langsam nach oben gehen. Wir hatten zuletzt 66 Anfänger im Bachelor-Studiengang. Hinten raus kommen deutlich weniger. Deshalb ist unser Problem auch gar nicht die Frage, ob wir genug Studienplätze haben.
- Es kommen immer weniger heraus. Aber am Ende kommen in der Informatik nur ganz wenige heraus. Deshalb ist eher die Frage: Wie schaffen wir es eigentlich, dass diejenigen, die damit anfangen, ihr Studium auch zu Ende bringen? Das ist ein Thema, das uns in der Informatik, aber auch in den anderen MINT-Studiengängen besonders intensiv beschäftigt. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass wir mit den Hochschulen gemeinsam an diesem Thema arbeiten. Das ist eben nicht immer eine Frage des ganz großen Wurfs, sondern es ist eine Frage, wie ich es im Detail hinbekomme, die Anzahl der Absolventen sukzessive zu steigern. Daran arbeiten wir, meine Damen und Herren.
Insofern glaube ich, dass es ein richtiger Weg ist, den uns die Koalitionsfraktionen hier vorschlagen: Informatik als Profilfach an unseren Oberstufen ermöglichen für die Schulen, die sich auf den Weg gemacht haben - es gibt schon einige - und darüber hinaus große Anstrengungen unternehmen, um mehr Lehrkräfte im Bereich Informatik zu gewinnen. Daran arbeiten wir gemeinsam mit vielen Ideen, mit sehr engagierten Hochschulen, die uns dabei
unterstützen. Insofern bin ich sehr guter Dinge, dass wir diese Innovation, die wir ganz dringend brauchen, voranbringen können. Insoweit gebe ich Ihnen allen recht; insbesondere Frau Klahn und andere haben es ausgeführt. Wir brauchen das; wir arbeiten aber auch schon daran.
Die Zukunft ist digital. Jeder, der aus dem „Bundesausland“ kommt und bei uns im Bereich Informatik Lehrer werden möchte, ist herzlich eingeladen. Auch das möchte ich an dieser Stelle sehr deutlich sagen. Ich sage aber auch - und diese Bemerkung erlauben Sie mir -: Ich wünsche mir, dass wir top informatorisch ausgebildete Schülerinnen und Schüler haben. Und wenn sie dann mit der Hand noch einen Liebesbrief schreiben könnten, dann fände ich das auch eine super Idee. - Vielen Dank.
Die Ministerin hat die vereinbarte Redezeit um 1 Minute und 30 Sekunden überschritten. Ich sehe aber nicht, dass die Fraktionen davon Gebrauch machen möchten.
Es ist beantragt worden, den Antrag der Koalitionsfraktionen in der Drucksache 19/863 in den Bildungsausschuss zu überweisen. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Dann ist dies mit den Stimmen der CDU-Fraktion, der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktionen der SPD und der AfD sowie der Abgeordneten des SSW abgelehnt.
Wir kommen somit zur Abstimmung in der Sache. Ich lasse zunächst über den Alternativantrag der Fraktion der AfD in der Drucksache 19/920 abstimmen. Wer diesem Antrag zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Dann ist dieser Antrag mit überdeutlicher Mehrheit gegen die Stimmen der AfD abgelehnt.
Wir kommen nun zum Antrag der Koalitionsfraktionen in der Drucksache 19/863. Wer diesem Antrag zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? Dann ist dieser Antrag mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der AfD-Fraktion bei Stimmenthaltung der Fraktion der SPD und der Abgeordneten des SSW so angenommen.
Bevor ich die Tagung bis 15 Uhr unterbreche, möchte ich Sie noch einmal auf die Gesundheitsmesse im ersten Stock und die Ausstellung der Selbsthilfegruppen dort aufmerksam machen. Dies wäre vielleicht eine Möglichkeit, die Pause unter anderem dazu zu nutzen, mit den Organisationen ins Gespräch zu kommen.
Ich möchte, bevor wir zum nächsten Tagesordnungspunkt kommen, gemeinsam mit Ihnen Besucherinnen und Besucher auf der Tribüne begrüßen. Das ist zum einen der Landfrauenverband Lübeck und Umgebung, und zum anderen ist das die Gruppe „Männer aktiv“ der St. Marienkirche Rendsburg. - Ihnen allen wünschen wir ganz viel Vergnügen und tolle Erlebnisse hier im Schleswig-Holsteinischen Landtag!
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? - Das sehe ich nicht. Damit eröffne ich die Aussprache. Das Wort hat zunächst für eine der antragstellenden Fraktionen, nämlich für die FDP, der Abgeordnete Kay Richert.
Vielen Dank. - Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Infrastruktur in diesem Land ist in einem schlimmen Zustand. Viele Brücken sind nicht mehr tragfähig. Die Rader Hochbrücke ist da sicherlich nur das prominenteste Beispiel. Aber jeder von uns kennt aus seinem Alltagserleben Brücken, in denen zum Beispiel die Fahrbahnbreite eingeengt wurde, um die fehlende Tragfähigkeit zu kompensieren.
Viele Straßen sind kaputt. Tiefe Schlaglöcher, Frostrisse und abgebrochene Bankette gehören mittlerweile zum Bild, an das wir uns alle gewöhnt haben. Es ist praktisch nicht möglich, in SchleswigHolstein holperfrei von A nach B zu fahren. Und auch die Schieneninfrastruktur in Schleswig-Holstein ist marode.
Ob Netz Nord, Mitte oder West - nirgendwo ist alles intakt. Überall gibt es Langsamfahrstrecken und Flickarbeiten. Das ist eine der Gründe dafür, dass das Reisen per Bahn weder attraktiv noch zuverlässig ist.
Und bei all den Desastern nimmt die Marschbahn noch eine herausgehobene Stellung ein - und das aus zwei Gründen. Zum einen sind die Situation, die Pünktlichkeit und die Zugausfallquote noch schlimmer als in den anderen Netzen. Zum anderen ist die Marschbahn die einzig feste Verbindung zwischen dem Festland und der Insel Sylt. Es gibt keine Möglichkeit, auf andere Verkehrsmittel auszuweichen. Deshalb sind Pendler und Urlauber darauf besonders angewiesen. Sie zahlen dann die Zeche für jahrelanges Wegschauen der Verantwortlichen.
Die Schwierigkeiten auf der Marschbahn haben viele Gründe. Es gibt Probleme mit dem Wagenmaterial, mit dem Zustand der Strecke und mit der Deutschen Bahn. Und es gibt die Eingleisigkeit zwischen Niebüll und Klanxbüll. Das sind keine neuen Erkenntnisse. Das wissen wir seit Langem. Aber genauso, wie es seit Jahrzehnten vergessen wurde, Straßen, Brücken und Schienen zu erhalten,
wurde auch vergessen, den zweigleisigen Ausbau zwischen Niebüll und Klanxbüll in den vordringlichen Bedarf des Bundeswegeplanes einzubringen.