hohe Abi-Quote ist kein Selbstzweck. Zweitens. Es gibt keine guten und schlechten Schulformen, aber jeder Schüler hat das Recht auf eine für ihn sehr gute Schule, und das ist nicht die Einheitsschule. Drittens, last but not least: Die Möglichkeit, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, existiert längst nicht nur durch das Abitur. Die Abiturientenquote ist nicht mit der Akademikerquote gleichzusetzen. Hier müssen wir vor allem für diejenigen, die etwa aufgrund ihres Berufslebens eine tatsächliche Hochschulreife erlangt haben und das in eine akademische Laufbahn ummünzen wollen, mehr Möglichkeiten schaffen. Diejenigen müssen wir unterstützen. - Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Wir lehnen Ihren Antrag ab.
Bevor wir fortfahren, weise ich darauf hin, dass beim Präsidium ein herrenloses mobiles Endgerät einer bekannten Kernobstmarke abgegeben wurde. Es kann beim Präsidium abgeholt werden.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Manuskript lege ich erst einmal zu Seite, weil ich mit Tobias Loose anfangen möchte, der gesagt hat, dass Jamaika - vielleicht hat er auch nur für seine Fraktion gesprochen - eigentlich keine Lust gehabt habe, einen Alternativantrag zu dem Antrag der SPD zu formulieren. Ich muss sagen: Das finde ich nicht in Ordnung. Das hier ist das Parlament, und da hätte Jamaika sich dazu entscheiden können, gar keinen Antrag zu stellen. Insofern finde ich die Äußerung nicht in Ordnung.
Ich muss auch sagen: Der Kollege von der AfD hat noch einmal mehr oder weniger gegen Gemeinschaftsschulen gewettert.
Ich möchte damit anfangen zu sagen - ich habe es auch in der letzten Legislaturperiode bereits gesagt -: Es kann nicht angehen, dass Politik meint, den jungen Menschen vorschreiben zu müssen,
Das Ziel muss sein, dass Schleswig-Holstein eine so gute Bildungslandschaft hat, dass jeder junge schulpflichtige Mensch einen Schulabschluss nach seinen Befähigungen erreichen kann.
Es mag sein, dass auch das Abitur auf den beruflichen Gymnasien, auf der Gemeinschaftsschule mit Oberstufe, in Kooperation mit der Berufsschule oder dem Gymnasium dazugehört. Dabei möchte ich nicht außer Acht lassen, dass wir eine bunte Bildungslandschaft in Schleswig-Holstein haben auch mit den privaten Schulträgern. Darauf ist der SSW und bin ich besonders stolz.
Es geht aber nicht an, dass nach der Umwandlung zu G 9 mehr Mittel zu den G-9-Gymnasien fließen werden als zu den anderen Schulen. Seien wir ehrlich: Auch die CDU sagt, dass eigentlich nur 20 % der Schülerinnen und Schüler ihr Abitur an einem G-9-Gymnasium machen werden. Es ist unsere Sorge als Opposition, dass dort mehr Mittel hinfließen als zum Rest, wo nämlich 80 % der anderen Schülerinnen und Schüler in diesem Land unterrichtet werden.
Wir führen die Debatte um G 9 und Gemeinschaftsschulen. Tobias Loose hat gesagt: Die Gemeinschaftsschulen bekommen auch Differenzierungsstunden und so weiter. Das ist richtig, das gehört zu der Schulform. Jeder von uns, der Bildungsstudien gelesen hat, hat gesehen, dass die Schulformen und die Strukturen, die wir in Schleswig-Holstein gehabt haben, zu einem Bildungserfolg geführt haben.
Das sollten wir alle respektieren. Dinge, besonders in der Schule, brauchen einfach Zeit, damit sie zusammenwachsen und miteinander und voneinander lernen und damit sich Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrer und Eltern in den Strukturen zurechtfinden.
Der Punkt der Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe ist schon angesprochen worden. Wir haben in der Tat in Schleswig-Holstein noch viele weiße
Flecken - das sieht man, wenn man sich Statistiken anguckt -, wo junge Menschen keine Möglichkeit haben, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen, weil in ihrem näheren Umfeld - da spreche ich glatt von 20 bis 30 km - keine Möglichkeit besteht. Deshalb waren wir in der letzten Legislaturperiode auch stolz darauf, dass die Gemeinschaftsschule Tönning eine Oberstufe bekommen hat.
Deshalb fordere ich von dieser Stelle noch einmal die kommunalen Schulträger auf, nicht bange zu sein, beim Bildungsministerium einen Antrag zu stellen. Wir haben ja von Jamaika gehört, dass bis jetzt keiner abgelehnt worden ist. Es müssen aber natürlich auch die nötigen Voraussetzungen vorliegen. Das ist uns allen sehr bewusst.
Bevor ich meine Rede beende, Tobias Loose, möchte ich alle demokratischen Parteien in diesem Hohen Hause dazu auffordern: Wir vom SSW werden dem Alternativantrag der Jamaika-Koalitionäre zustimmen, und zwar aus einem Grund. Ich fordere alle Parteien, die demokratisch sind, in diesem Hohen Hause auf, einen Strukturfrieden für SchleswigHolstein zu unterschreiben,
damit wir uns endlich über Inhalte und Qualität unterhalten und nicht jede Wahlperiode wieder von vorn anfangen. Das dient weder der Bildung, noch unserem Geldsäckel. Insofern fordere ich echt dazu auf: Lasst uns gemeinsam einen Strukturfrieden für Schleswig-Holstein unterschreiben.
Wir kommen jetzt zu den Kurzbeiträgen. Zunächst hat für die SPD-Fraktion der Kollege Martin Habersaat das Wort.
Vielen Dank, Herr Präsident! - Meine Damen und Herren! Liebe Frau Klahn, immer wenn Sie geredet haben, muss ich hinterher noch einmal ans Pult. Dieses Mal tue ich das, um zurückzuweisen, was Sie über die SPD und die Gymnasien behauptet haben. Das ist schlicht eine haltlose Unterstellung gewesen. Frau Strehlau hat darauf hingewiesen: Sie
war Gymnasiallehrerin. Ich war auch Gymnasiallehrer. Da können Sie mir nun nicht unterstellen, ich hätte instinktiv grundsätzlich etwas gegen die Gymnasien.
Wir haben zu dem Übergang von Klasse 4 nach Klasse 5 in diesem Jahr Zahlen vom Ministerium bekommen. In der Tat: Der Anstieg der Übergänge an die Gymnasien war moderat. Wenn man das über das ganze Land mittelt, kommt ein Wert dabei heraus, der gar nicht so dramatisch ist. Wenn man auf die Zahlen einzelner Städte schaut, ist das teilweise schon etwas dramatischer, aber auch nicht so ganz. Aber wenn wir durch die Umstellung 500 bis 600 Schülerinnen und Schüler mehr an den Gymnasien haben, und das jedes Jahr, dann werden das am Ende 4.000 bis 5.000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien sein. Das werden Sie merken - an den Raumkapazitäten der Gymnasien. Dann kommt überhaupt erst der zusätzliche 13. Jahrgang dazu. Das ist schon deutlich nennenswerter, als Sie das heute einzuräumen bereit sind.
Was die Lehrerausbildung angeht, kann man vielleicht versöhnend sagen: Frau Strehlau und Herr Vogel hatten recht. Ja, man darf noch an einem Gymnasium unterrichten, wenn man in Flensburg Lehramt studiert. Nein, man ist dann kein richtiger Gymnasiallehrer, sondern heißt anders.
Eine kurze Zwischenbemerkung: Wer in Flensburg zwei Sek-II-Fächer studiert, der studiert Gymnasiallehramt auch weiterhin, und es wird auch weiterhin so heißen.
- Das ist eine Information, die aus den Presseverlautbarungen bisher nicht so deutlich wurde. Insofern hat es sich an der Stelle gelohnt, heute darüber zu sprechen. Insgesamt finde ich es trotzdem schade, weil Sie damit letztlich nur dem Standesdünkel des Philologenverbandes nachgegeben haben, anders heißen zu wollen als die anderen. Über die A-14-Forderung haben wir heute auch gesprochen. Aber vielen Dank für den Hinweis.
Jetzt komme ich doch wieder zum Versöhnen. Das Erste: Der Antrag, den die Koalitionsfraktionen vorgelegt haben, ist auch für uns zustimmungsfähig, weil er in einigen Punkten Neupositionierungen enthält, die wir teilen. Sie schreiben, dass alle Jugendlichen in Schleswig-Holstein den bestmöglichen Schulabschluss erreichen können sollen. Ich habe mit der Zwischenfrage an Herrn Loose schon herausgearbeitet, dass sich das mit unserer Forderung deckt: Jeder, der es kann, soll das Abitur machen dürfen. Das ist etwas anders, als Ihre Fraktion noch in der letzten Legislaturperiode zum Thema Häuptlinge und Indianer des Öfteren vorgetragen hat, Herr Loose.