Protocol of the Session on April 11, 2014

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bereits mehr als 220 Schulen in unserem Land haben sich erfolgreich um den Titel „Zukunftsschule“ beworben.

(Zuruf Dr. Heiner Garg [FDP])

- Machen Sie noch mehr Eingaben, Herr Garg! Vielleicht können Sie meine Vorrednerin dazu motivieren, auch noch einen Dreiminutenbeitrag zu leisten.

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Ich hätte aber lieber Frau Redmann gehört! - Heiterkeit)

Voraussetzung dafür ist, dass die Schulen mit mindestens zwei Projekten im Bereich der nachhaltigen

(Barbara Ostmeier)

Entwicklung tätig sind. Umweltschutz, Klimawandel, Globalisierung, fairer Handel und anderes mehr können bei der Bewerbung berücksichtigt werden. Auf der Website „zukunftsschule.sh“ finden wir über 1.300 Projekte auf drei ganz unterschiedlichen Leveln.

Diese Form der Binnendifferenzierung ist vom Konzept her auch bewusst so gewollt, damit sich auch Schulen, deren personelle, zeitliche und organisatorischen Möglichkeiten geringer sind, in den Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung einklinken können.

Das Land hat dieses Projekt bisher mit 16 Kreisfachberaterinnen und Kreisfachberatern, von denen derzeit eine Stelle vakant ist, unterstützt, die zusammen 63 Ermäßigungsstunden erhalten. Das ist eine wichtige Tätigkeit, wie auch viele andere außerunterrichtliche Tätigkeiten an Schulen wichtig sind.

(Beifall Barbara Ostmeier [CDU])

Wir kommen aber nicht umhin, Ermäßigungstatbestände aller Art regelmäßig auf ihre Wirksamkeit und ihre Unentbehrlichkeit hin zu überprüfen.

Das Projekt Zukunftsschule hat sich landesweit etabliert und sich mit der Website, die ich genannt habe, eine zentrale Struktur erarbeitet. Das heißt natürlich nicht, dass externe Beratung gänzlich überflüssig wäre. Das heißt aber, dass wir über die Strukturen und die Verteilung der Kreisfachberater im Land diskutieren sollten.

Das Ministerium hat bereits in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Kollegin Franzen und des Kollegen Sönnichsen seine Überlegungen mitgeteilt, die Kreisfachberater durch insgesamt fünf Regionalkoordinatoren mit Zuständigkeit für jeweils drei Kreise beziehungsweise kreisfreie Städte ersetzen zu wollen. Diese Koordinatoren sollen mit jeweils fünf Lehrerwochenstunden entlastet werden. Das kann funktionieren, wenn die inhaltliche Beratung im Mittelpunkt steht und die organisatorische Betreuung durch die Website und die damit verbundene Vernetzung zumindest erheblich reduziert wird.

Diese neue Struktur wird den Schulen nicht übergestülpt, sondern in enger Zusammenarbeit mit den bisherigen Kreisfachbearbeitern erarbeitet. Ob es dabei noch zu Veränderungen des neuen Konzepts kommt, können wir heute noch nicht wissen.

Herr Kollege, gestatten Sie eine Bemerkung der Frau Abgeordneten Ostmeier?

Sehr gern.

Herr Vogel, ich bin sehr erfreut darüber, dass Sie erwähnen, dass dies in Zusammenarbeit mit den Kreisfachberaterinnen und Kreisfachberatern geschehen ist. Können Sie mir sagen, wann diese Gespräche aufgenommen worden sind?

- Ich kann Ihnen nicht den genauen Zeitpunkt nennen. Aber aufgrund dessen, was ich in Rücksprachen erfahren habe, weiß ich, dass es Gespräche im Vorweg gegeben hat - das ist jetzt natürlich nicht zeitaktuell -, dass man sich also im Augenblick noch in Gesprächen befindet, dass es aber auch noch weitere Gespräche geben wird, um die neue Struktur nochmals zu bewerten. Geklärt werden soll auch, ob das, was ich eben genannt habe, also die Reduzierung, der sinnvollere Weg ist oder gegebenenfalls das Modell, das Sie vorschlagen, ein wirklich berechtigtes Modell ist. Soweit ich weiß, hat es solche Gespräche gegeben und wird es solche Gespräche auch noch weiterhin geben.

- Na gut. Ich habe darüber zwar andere Informationen, aber ich würde mich sehr freuen, wenn es so wäre. Vielleicht kann die Frau Ministerin ja darauf gleich noch einmal eingehen. - Danke schön.

Meine Damen und Herren, aus unserer Sicht sind die Inhalte, also die Ausweitung der Bildung für nachhaltige Entwicklung an unseren Schulen wichtig, nicht die Beratungsstruktur, mit der sie begleitet wird. Ich schlage daher vor, dass wir den Antrag der CDU an den Bildungsausschuss überweisen und ihn dort zu einem späteren Zeitpunkt zusammen mit der Berichterstattung des Ministeriums aufrufen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall SPD und SSW)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat Frau Abgeordnete Anke Erdmann das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Zukunftsschulen machen eine gute Arbeit im

(Kai Vogel)

Land, das ist klar. Sie sind ein Erfolgsmodell. 253 Schulen nehmen - so glaube ich - teil. Das ist ein guter Anfang. Ich glaube, dass diese Arbeit fortgeführt wird und auch fortgeführt werden soll. Das war von Anfang an klar.

Frau Ostmeier, Sie haben gefragt, wann diese Gespräche stattgefunden haben. Ich glaube, dies hat etwas damit zu tun, dass es von den Kreisfachberaterinnen und Kreisfachberatern Gegenwind gab. Daraufhin hat es - wenn ich das richtig weiß - eine stärkere Einbeziehung gegeben. Ich freue mich, dass jetzt zusammen mit den Kreisfachberaterinnen und Kreisfachberatern über dieses Konzept geredet wird und dass man guckt, wie man sich neu aufstellen kann.

Sie sind auch sportpolitische Sprecherin. Ich muss sagen: Rückwärtsrolle, Vorwärtsrolle, Oppositionsrolle. In der Oppositionsrolle sind Sie schon ganz gut angekommen, Frau Ostmeier.

Man muss genau darauf gucken, was Ihr Kollege, Herr Koch, immer fordert. Herr Koch legt sehr großen Wert darauf, dass man eine Aufgabenkritik macht. Diese ist meines Erachtens im Ministerium erfolgt. Wenn ich das richtig sehe, dann gibt es zwei Punkte, an denen nachjustiert werden muss. Ich gebe Ihnen recht, dies macht man am besten gemeinsam mit den Kreisfachberatern. Das muss aber nicht bedeuten, und hier gebe ich Ihnen nicht recht, dass alles so bleiben muss, wie es ist.

Zwei Punkte spielen meines Erachtens eine Rolle: Erstens. Das ist ein sehr aufwendiges Zertifizierungsverfahren. Das bedeutet relativ viel Organisationsarbeit. Wenn wir sehen, wie viele Lehrkräfte uns für den Unterricht fehlen, dann sage ich: Nicht immer, aber oft sehe ich lieber nicht die Organisationsarbeit im Vordergrund, sondern den Unterricht. Man muss sehen, wie man das schlank und gut organisiert kriegt. Ich glaube, das war das Ziel der ersten Bemühungen.

Zweitens. Ein weiterer Aspekt, um den es meines Erachtens geht, ist die Frage: Wie kommt man aus dem Projektbereich heraus? Ein Problem bei der Evaluation scheint zu sein, dass das keine Querschnittsaufgabe ist. Ich finde es richtig, diese an die SINUS-Struktur anzudocken, um zu schauen, wie wir die wichtigen Inhalte zur Bildung in nachhaltiger Entwicklung möglicherweise in den naturwissenschaftlichen Unterricht integrieren können. Ich spreche mich nicht gegen Projektunterricht aus, ich spreche mich für das Anliegen des IQSH aus, zu sagen, wir wollen daraus an den Schulen eine Querschnittsaufgabe machen. Darum geht es auch

bei der Frage der Bildung zur nachhaltigen Entwicklung.

Wie gesagt, ich freue mich, dass wir darüber im Ausschuss beraten können. Dort können wir die verschiedenen Interessenlagen noch einmal genau ansehen. Auf der einen Seite aber immer Aufgabenkritik zu fordern und diesen Bereich dann sehr kritisch zu sehen, das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Über den Antrag werden wir im Ausschuss beraten, ich bin gespannt. - Tschüss.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und SSW)

Nein, nicht Tschüss, Frau Kollegin, wir haben noch etwas zu tun. Erst einmal hören Sie noch der Frau Kollegin Klahn zu. Dann sehen wir, wie es weitergeht.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde die fünf Minuten nicht ausnutzen. Ich danke für den Antrag. Auch wir haben einen Brief von einem Kreisfachberater erhalten, allerdings schrieb er diesen in einer anderen Funktion. Er hat sich also nicht offiziell als Kreisfachberater gemeldet. Er hat uns aber erstmalig darüber informiert, was angedacht ist.

Die Antwort auf die Kleine Anfrage der CDU sieht für mich sehr abschließend aus. Es sieht so aus, als sei dies alles schon in trockenen Tüchern. Frau Kollegin Erdmann, von daher nehme ich Ihr Angebot sehr gern an, darüber ausführlich noch einmal im Ausschuss zu diskutieren und dort die Abwägung in der Frage vorzunehmen, wie sinnvoll es ist, die Aufgabe der Kreisfachberater für Naturund Umwelterziehung im SINUS-Programm anzusiedeln.

Meine eigenen Kinder sind an einer Zukunftsschule unterrichtet worden. Ich weiß, wie umfänglich die Arbeit ist, die die dortigen Fachberater leisten. Ehrlich gesagt geht diese Arbeit über die Koordinierungsaufgaben hinaus. Die Projekte werden sehr intensiv begleitet. Wir müssen es uns vor Augen halten: Unsere Kinder wachsen heute in einer anderen Welt auf. In der Regel haben sie keinen Großvater mehr, der zuhause im Garten eine Bienenzucht hat und sein Wissen an die Kinder weitergibt. Vielmehr sind das Aufgaben, die heute zum Beispiel in der Schule geleistet werden. Wenn es darum geht, den Kindern beizubringen, wie man mit

(Anke Erdmann)

den Ressourcen, mit Energie und Wasser, umgeht, wenn Schülerfirmen gegründet werden und begleitet werden, dann kann man sich ausmalen, wie viel Zeit investiert werden muss.

Bei der Antwort auf die Kleine Anfrage habe ich mich auch gefragt, wie diese Aufgabe von jemandem im Kreis Stormarn, im Kreis Herzogtum-Lauenburg und in der Stadt Lübeck in den fünf Stunden tatsächlich geleistet werde kann, die er als Ausgleich bekommt.

Gleichwohl wollen wir als Liberale durchaus anerkennen und respektieren, dass Sie sagen, Unterricht zu erteilen sei wichtiger, als Koordinierungsaufgaben zu übernehmen. Dies ist angesichts der Tatsache so, dass uns gerade im naturwissenschaftlichen Bereich viele Lehrer fehlen. Daher würde ich mich freuen, wenn die Frau Ministerin uns im Ausschuss erklären würde, wie was zustande gekommen ist, wie was gedacht ist und wie sich dies positiv auf die Unterrichtsverteilung auswirkt. Wir schließen uns dem Antrag auf Ausschussüberweisung gern an. - Vielen Dank.

(Beifall FDP und Peter Lehnert [CDU])

Für die Piratenfraktion hat der Kollege Sven Krumbeck das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kinder wachsen heute zunehmend in einer bebauten Umwelt auf. Sie lernen ihre Umwelt als einen Ort kennen, der von Gebäuden, schnellen Bewegungen und einem schier endlosen Überangebot geprägt ist. Sie kennen die bunten Bonbonregale in den Supermärkten, die Autos, die jeden Tag zu Hunderten an Ihnen vorbeifahren, und die undurchsichtigen Hausfassaden. Was Sie immer seltener erleben können, ist weit gucken zu können und das offene Feld, den Himbeerstrauch und das erholsame Durchwandern von Wiesen und Wäldern.

Dass die moderne Welt Kindern heute viele neue Möglichkeiten eröffnet, ist unbestritten. Auf der anderen Seite geht Ihnen jedoch ein Raum verloren, in dem sie sich selbst entdecken können. Deshalb brauchen wir das Erlebnis der naturorientierten Umweltbildung.

(Beifall PIRATEN und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir brauchen den Klassenausflug, bei dem Kinder und Jugendliche etwas über ihre Umwelt lernen, indem sie sich in der Natur aufhalten. Diese Erfahrung kann das Klassenzimmer nicht ersetzen, weil dort nicht die Gerüche, die Geräusche und die Farben erlebbar sind, die uns die Natur zu bieten hat. Genau diese Dinge sind es doch, die sich uns so besonders gut einprägen. Man sollte nur einmal aus dem Fenster gucken.

Das Gleiche gilt im Übrigen für einen Besuch auf dem Bauernhof. Selbst wenn Kinder wissen, dass die Milch nicht aus dem Tetrapack kommt, so ist es doch eine wichtige Erfahrung mitzuerleben, wie eine Kuh gemolken wird. Die Lehrer haben nun das Problem, dass die Lehrpläne inzwischen völlig überladen sind und ihnen immer neue Aufgaben übertragen werden. Da leuchtet es ein, dass es für jeden Lehrer eine riesige Entlastung ist, wenn der Klassenausflug nicht ganz allein organisiert werden muss. Deshalb bin ich sicher, dass die Kreifachberaterinnen und Kreisfachberater hier einen ganz wichtigen Job machen, dessen Funktion wir unbedingt erhalten müssen.

(Beifall Dr. Patrick Breyer [PIRATEN])

Inwieweit die von der Landesregierung vorgesehene Struktur mit nur fünf Mitarbeitern in der Lage ist, die Tätigkeit der 16 Kreisfachberaterinnen und Kreisfachberater adäquat zu ersetzen, vermag ich im Augenblick noch nicht ganz zu überblicken. Dazu haben mir bislang weder die CDU-Fraktion noch die Landesregierung ausreichende Informationen zur Verfügung gestellt. Dazu muss ich erst noch hören, was die Kreisfachberaterinnen und Kreisfachberater selbst zu sagen haben.

(Beifall PIRATEN)