Die Auswirkungen sind aber nicht nur gesundheitlicher Natur. Die volkswirtschaftlichen Folgen psychischer Erkrankungen sind kaum bezifferbar, die Zahl von 3 bis 4 % des Bruttoinlandsproduktes, die die EU-Kommission 2005 genannt hat, halte ich angesichts von steigenden Fallzahlen noch für zu niedrig angesetzt.
Da lohnen nicht nur die Prävention und ein stabiles Hilfesystem, nein, wir sind es den Betroffenen auch schuldig, und das System sollte in allen Landesteilen gleich gut sein. Angesichts der überragenden Problematik psychischer Störungen benötigen wir ein gutes Präventionskonzept.
Womit wird sich das Aktionsteam unserer Ministerin befassen? - Zunächst benötigen wir Fakten, deren Struktur der Bericht wunderbar darstellt. Einige habe ich bereits genannt, aber viele weitere werden sich aus der gemeinsamen Arbeit mit den Verbänden noch ergeben. Daraus können dann in der Arbeitsgruppe zusammen mit der kommunalen Familie Konzepte entwickelt werden, die von Prävention über Sicherheit in der Forensik, Inklusions- und Sozialraumorientierung oder Standards der Hilfeplanung bis zur Synchronisation von Krankenhausund Psychiatriepartnern reichen werden.
Wir Sozialdemokraten rechnen in Zukunft mit einer spezialisierten Gesundheitsberichterstattung, auf deren Basis sich weitere und noch bessere politische Entscheidungen für die Zukunft der psychischen Belastungen ergeben. Damit unterstützen wir nicht nur die Arbeitskreise gemeindenaher Psychiatrie vor Ort, sondern wir bieten ein Grundgerüst und Regelwerk für gelingende Hilfen und Einbindungen auf diesem Gebiet.
Schon 2011 hat der Landkreistag, sicher kein Fan landesplanerischer Ambitionen, einen deutlichen Handlungsbedarf gesehen. Er hielt es - ich zitiere
„für angezeigt, die psychiatrischen Versorgungskonzepte regelmäßig fortzuschreiben, abzugleichen und zu koordinieren".
Das sah damals auch der Städteverband ähnlich. Dies tun wir jetzt endlich auch, meine Damen und Herren.
Wie geht es weiter? - Das Vorgehen werden wir nun Schritt für Schritt im Sozial- und Gesundheitsausschuss begleiten. Die Erfolge werden wir dann
teilen mit den Arbeitskreisen vor Ort, mit den Menschen, für die gute psychiatrische und psychosomatische Grundversorgung ein überlebenswichtiger Halt ist.
Ich beantrage die Überweisung in den Sozial- und Gesundheitsausschuss und danke Ihnen allen schon jetzt dafür, dass Sie an einem Gelingen mitwirken. Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Grundsätzlich begrüßen wir diese Initiative, die durch den Bericht vorgestellt worden ist. Herzlichen Dank für diesen Bericht, Frau Ministerin. Dieser Bericht ist extrem kurz und umfasst nur 11 Seiten. Berichte müssen aber nicht immer sehr lang sein, sondern sie sollen aussagekräftig sein. Auf das Wesentliche will ich gleich noch einmal eingehen.
Zur Überschrift muss man vielleicht einmal etwas klarstellen. Es wird von einer Psychiatrieplanung gesprochen. Dies ist aber eigentlich mehr oder weniger ein Zwischenbericht, der die Aktivitäten des Ministeriums und der verschiedenen Akteure beschreibt.
Ich habe es bereits gesagt: Die CDU-Fraktion unterstützt das Anliegen, die Psychiatrieplanung weiterzuentwickeln und fortzuschreiben. Wir legen aber auch sehr viel Wert auf eine breite Beteiligung aller in diesem Feld tätigen Akteure. Die Ministerin hat bereits angekündigt, dass zukünftig noch weitere Akteure in dieses Verfahren eingebunden werden.
Der Bericht versteht sich als Beschreibung der Hilfen für psychisch kranke und behinderte Menschen. Dies fußt auf dem Psychiatrieplan 2000. Daraus entstanden Leitlinien, Empfehlungen und Darstellungen der Versorgungsstrukturen. Ziel war es in den vergangenen Jahren, bestimmte Aufgaben in den kommunalen beziehungsweise in den wohnortnahen Bereich überzuleiten. Das wird hier auch noch einmal beschrieben.
Im Grünbuch der EU 2005 ist festgestellt worden, dass die Folgen psychischer Erkrankungen fast 5 % des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Psychische Erkrankungen tragen im zunehmenden Maße zu Krankschreibungen bei und damit oftmals auch
zu stationären Behandlungen, die zunehmend länger andauern. Psychische Erkrankungen erhöhen das Risiko, organisch krank zu werden. Dies betrifft koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall und Diabetes. Nach Schätzungen der WHO werden im Jahr 2020 depressive Störungen die zweithäufigsten Erkrankungen sein.
Die CDU begrüßt, dass schon viele durch die Arbeitsgemeinschaft Psychiatrie in die Diskussion eingebunden worden sind. Das sind viele Akteure, die heute schon ihre Arbeit tun. Diese Arbeitsgruppe hat eine Themensammlung vorgenommen und das Verfahren abgestimmt.
Meine Damen und Herren, das Allerwichtigste für zukünftige Entscheidungen ist aus meiner Sicht immer, dass man zunächst einmal bestehende Strukturen analysiert. Was haben wir an Fachärzten und an Psychotherapeuten? Welche Strukturen haben wir in der ambulanten Versorgung? Welche Bereiche der stationären Versorgung haben wir im klinischen Bereich bei den Tageskliniken? Welche Modelle und Modellversuche gibt es im Bereich der klinischen Versorgung? Wie haben sich die Fälle seit dem Jahr 2000 entwickelt? Das hat auch mein Vorredner Bernd Heinemann angesprochen. Außerdem müssen Selbsthilfeeinrichtungen und bürgerschaftliches Engagement berücksichtigt werden, aber auch Beschwerdestellen und Präventionsmaßnahmen.
Erstens. Die Versorgungsangebote müssen erhoben werden. Zweitens. Die Ergebnisse müssen diskutiert und bewertet werden. Drittens. Gemeinsam mit Fachleuten müssen die Defizite herausgearbeitet und Vorschläge hierzu erarbeitet werden.
Das werden wir in den nächsten Monaten in die Wege leiten. Ich kann mir vorstellen, dass wir vielleicht noch etwas mehr Drive in den Zeitablauf hineinbekommen. Eigentlich bin ich da aber positiv gestimmt. - Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Vielen Dank. - Vor Beginn des Wochenendes gibt es aber noch mehrere Reden. Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat Frau Kollegin Dr. Marret Bohn das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin mit dem Drive ganz zufrieden, die die Frau Ministerin an den Tag legt. Das einmal vorab.
Am 15. November 2009 kamen 40.000 Menschen in das Fußballstadion von Hannover 96. Aber nicht zum Lokalderby, sondern zu einer Trauerfeier. Sie werden sich bestimmt daran erinnern: Der Fußballprofi Robert Enke hatte sich wenige Tage zuvor das Leben genommen. Er litt unter Depressionen, was kaum jemand wusste.
Robert Enke hatte gemeinsam mit seiner Frau ein Kind adoptiert, engagierte sich für den Tierschutz und war ein von vielen bewunderter Fußballprofi, Torhüter der Fußballnationalmannschaft.
Kaum jemand wusste jedoch, dass Robert Enke unter schweren Depressionen litt. Nach seinem Tod standen für die Dauer eines Wimpernschlags psychische Erkrankungen im Mittelpunkt des Interesses. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich finde, aus gesundheitspolitischer Sicht gehören sie auch dorthin.
Ich bedanke mich im Namen meiner Fraktion bei unserer Ministerin Kristin Alheit und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diesen Bericht.
Die Zahl der Menschen mit psychischen Erkrankungen nimmt stetig zu. Knapp ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung - statistisch gesehen jeder Dritte von uns hier im Landtag - hatte einmal eine psychische Erkrankung und erfüllt die Diagnosekriterien. Wir haben also jetzt schon eine Unmenge von Patientinnen und Patienten, auf die wir uns einstellen müssen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Krankschreibungen um 85 % angestiegen. Ich kenne keine andere Erkrankung, die in jüngster Zeit eine ähnliche Entwicklung an den Tag gelegt hat. Für uns Grüne steht ein Punkt ganz weit oben. Wir möchten die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen beenden.
In Schleswig-Holstein sind die Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen deutlich ausgeweitert worden. Das war das Ziel und ist die Folge des Psychiatrieplans 2000. Das ist gut, und das ist richtig.
Ich möchte drei Punkte herausgreifen, die mir persönlich ganz besonders wichtig sind, wenn es um psychische Erkrankungen geht.
Der ersten Punkt ist die Prävention. Psychische Erkrankungen zu behandeln, ist gut. Die seelische Gesundheit zu erhalten, ist jedoch viel besser. Wenn die Hinweise auf Burn-out durch Arbeit immer mehr zunehmen, dann müssen wir uns ganz genau ansehen, wie die Arbeitsbedingungen gestaltet sind und wie wir dazu beitragen können, dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden, damit nicht so viele Leute unter psychischen Erkrankungen leiden müssen.
Zweitens möchte ich die Regionalen Psychiatriebudgets nennen. Wir haben in Schleswig-Holstein ein gesundheitspolitisches Leuchtturmprojekt, das bundesweit für Aufmerksamkeit sorgt. Im Kreis Steinburg hat Professor Deister das erste Regionale Psychiatriebudget auf den Weg gebracht.
Ambulante, tagesklinische und stationäre Behandlung laufen hier Hand in Hand. Ich hoffe, diesem Beispiel werden noch viele Kreise in SchleswigHolstein folgen. Ich bin davon überzeugt, dass das ein guter Weg für die Patientinnen und Patienten ist.
Der dritte Punkt bezieht sich auf Tageskliniken für Psychiatrie und Psychosomatik. Wir haben im vergangenen Jahr bei der Verteilung der zusätzlichen Zensusmittel den Neubau von Tageskliniken mit 5,5 Millionen € berücksichtigen können. Dafür möchte ich mich als gesundheitspolitische Sprecherin der grünen Fraktion noch einmal ausdrücklich bei allen Kolleginnen und Kollegen von SPD, SSW und Grünen bedanken. Aus meiner Sicht ist das ein rot-grün-blauer Meilenstein für eine bessere wohnortnahe Versorgung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, psychische Erkrankungen sind ein wichtiges gesundheitspolitisches Thema. Wir brauchen gute Behandlungsmöglichkeiten und neue Konzepte im Umgang mit ihnen. Mein Kollege Bernd Heinemann engagiert sich schon seit Jahren dafür, dass wir einen neuen Psychiatrieplan für Schleswig-Holstein bekom
men. Ich freue mich, dass wir jetzt mit Rot-GrünBlau diesen Psychiatrieplan auf den Weg bringen. Außerdem freue ich mich sehr auf die Beiträge der Opposition, damit wir weiter nach vorne kommen, und zwar mit viel Drive, Herr Kollege. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.