Ich finde es auch gut, dass Sie die kulturelle Bildung prominenter besetzen wollen, dass Sie vorhandene Angebote, Modelle und Projekte in der Breite bekannter machen wollen. Aber Sie haben seinerzeit erklärt, dass Sie wirklich Fahrt aufnehmen wollen. Sie wollten Neues konstruieren und entwickeln. Davon habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht viel vernommen.
Was ich vernehme aus dem, was ich eben gehört habe, was ich aus dem Flyer zur Einladung zur Regionalkonferenz entnehme, ist das ledigliche Bekanntmachen und Vernetzen des Vorhandenen. Für mich stellt sich die Frage: Was soll das Ziel sein? Was soll dabei herauskommen? Sie besuchen einige wenige Städte im März. Ich gehe davon aus, dass Sie noch weitere Orte im Laufe des Jahres besuchen. Aber ich möchte an dieser Stelle den Punkt der Kollegin Raudies aufgreifen: Sie setzen dafür nicht unerhebliche zusätzliche Steuergelder ein. Wäre es nicht zielführender gewesen, darüber nachzudenken, diese Gelder zu verwenden, um zum Beispiel die Musikschulen hier im Land SchleswigHolstein entsprechend zu unterstützen? Ich möchte darauf ganz konkret eingehen, denn die Schulen ha
Frau Abgeordnete Klahn, gestatten Sie eine Zwischenfrage oder -bemerkung der Frau Abgeordneten Fritzen?
Frau Kollegin Klahn, ich habe nicht darauf hingewiesen, dass sie weniger Musikunterricht haben, aber das war nicht der Anlass für mich, eine Frage zu stellen.
Sie sagen, es würden nicht unerhebliche finanzielle Mittel für dieses Jahr der kulturellen Bildung eingesetzt. Ich würde Sie gern fragen wollen, in welcher Höhe Sie diese in Erinnerung haben, und dann würde ich Sie gern fragen wollen, in welcher Höhe Sie in Erinnerung haben, dass wir die Musikschulen unterstützen, die Sie gerade als im Vergleich dazu nicht hinreichend unterstützt genannt haben.
- Ich möchte eines klarstellen: Ich habe nicht gesagt, dass wir die Musikschulen nicht hinreichend unterstützen. Die Musikschulen erhalten seit vielen Jahren eine unverändert hohe Förderung. Sie haben hinzunehmen, dass der Musiktaler eingestellt worden ist. Ich habe in Erinnerung - das ist die Antwort auf die Frage nach den zusätzlichen Mitteln -, dass, wenn ich richtig gerechnet habe, so knapp 90.000 € zusätzlich für das Jahr der kulturellen Bildung in dem Kapitel Kultur eingestellt sind, zu den ohnehin schon nicht unerheblichen Mitteln, wenn man einmal querliest, was alles dazugehört.
Erlauben Sie mir einen Hinweis, nämlich dass wir 25.000 € für dieses Jahr der kulturellen Bildung ausgeben und nicht 90.000 €, und dass wir im letzten Haushalt den Ansatz für die Musikschulen um 30.000 € erhöht haben,
- Entschuldigung, ich möchte den Satz gern zu Ende bringen -, weil wir nämlich, und das wird Sie vielleicht als in Bad Oldesloe wohnende Bürgerin besonders freuen, die Musikschule in Bad Oldesloe neu in diesen Förder
- Danke für den Hinweis. Zur Musikschule in Bad Oldesloe werde ich gern gleich direkt kommen, weil es genau das Beispiel ist, um das es geht. Ich kann das gern direkt einfügen. Der Grund, aus dem ich die Musikschulen angesprochen habe: Wir haben durch eine Lehrplanveränderung, die schon Jahre zurückliegt, tatsächlich eine Reduzierung des Musikunterrichts in den Schulen erfahren, und genauso auch des Kunstunterrichts, der die ganz wesentliche Aufgabe hätte, die Themen Kunst, Kultur und bildende und darstellende Künste an Kinder heranzutragen.
Zum Thema der Musikschulen, das ich explizit angesprochen habe, weil es mich auch persönlich sehr betrifft und für mich ein Herzensthema ist, bei dem ich mich engagiere: Ich habe selbst daran mitgewirkt, dass die Musikschule Bad Oldesloe dem Verband angehören kann. Das ganz große Desaster war, dass es eine Eigenbeteiligung der Standortgemeinde geben muss. Dieses Geld muss die Standortgemeinde haben. Das ist ein Punkt, bei dem ich im Jahr der kulturellen Bildung erwartet hätte, dass auch hier Aspekte aufgezeigt werden, was man den Kommunen zukommen lässt, damit sie ihre Aufgaben wahrnehmen können. Ich freue mich, dass die Musikschule Bad Oldesloe Wege gefunden hat, dass sie das jetzt umsetzen kann, dass wir Modalitäten gefunden haben.
Ein anderer Aspekt sind die Kindergärten. Es wird hier eine Kita als Modell angeführt. Kindergärten machen ganz, ganz viel, aber dazu brauchen sie zusätzliche Mittel. Diese zusätzlichen Mittel müssen sie vor Ort, bei den Kommunalvertretern einwerben. Beide Kolleginnen haben richtig formuliert: Das sind freiwillige Leistungen. Versetzen Sie bitte die Kommunen in die Lage, dass sie diese freiwilligen Aufgaben wahrnehmen können.
- Genau! - Meine Damen und Herren, solange wir nur Inhouse-Kulturveranstaltungen machen, wenn wir uns lediglich intern mit Künstlern in Netzwerken, Workshops und so weiter beschäftigen, wird es draußen keine große Wahrnehmungsveränderung geben. Dadurch werden nicht wirklich Akzente gesetzt, und das initiiert keine neuen Aktionen. Dass die Förderung der kulturellen Bildung wichtig ist, ist Konsens. Dies entnehme ich auch der relativ sachlich geführten Debatte. Ich komme noch einmal darauf zurück, dass Kultur Identität stiftet und
Einfluss darauf hat, wo wir leben. Ich hätte mir an dieser Stelle im Rahmen der Diskussion um den Begriff Heimat- und Sachkundeunterricht von der Bildungsministerin ein Bekenntnis dahin gehend gewünscht, dass Heimat sehr wichtig ist. Heimat ist kulturelle Bildung, meine Damen und Herren.
Bei allem, was wir wahrnehmen, kommen wir doch zum Kern, nämlich dass kulturelle Bildung eine herausragende Aufgabe schulischer Bildung ist. Ich würde mir wünschen, Frau Spoorendonk, dass Sie an dieser Stelle ihren hoffentlich positiven Einfluss auf die Bildungsministerin geltend machen werden und einiges umsetzen können. Wir sollten uns trauen, Wege zu gehen, die nicht immer alle mitgehen wollten.
Wir haben auch das Thema offene Ganztagsschulen, bei dem gesagt wird, die sollen mal machen. Ich komme auch an dieser Stelle nicht umhin, die Finanzierung anzusprechen. Offene Ganztagsschulen würden gern mehr Angebote machen; ihnen fehlt das Geld dafür. Sie haben für ein Regelangebot bei 30 Schülern gerade einmal 7,50 € für einen Dozenten pro Stunde zur Verfügung. Damit lassen sich wahrlich keine großen Sprünge machen.
Teilnehmende Eltern müssen für Musikschulangebote im offenen Ganztagsschulbereich, weil es keine großen Gruppen sein dürfen, sondern kleine Gruppen oder einzelne Schüler sind, selbst horrende Summen aufbringen. An dieser Stelle trennen wir mehr, als wir wollen. In diesem Punkt hätte ich mir im Jahr der kulturellen Bildung einen Ausblick erhofft; er kann noch kommen, das Jahr fängt ja erst an. Vielleicht können wir hier etwas auf den Weg bringen und mehr machen. Ich gebe Ihnen recht: Das BuT ist nur ein kleiner Beitrag, aber ein erster Schritt, um überhaupt Teilhabe zu ermöglichen.
Eines ist klar: Im ländlichen Raum habe ich definitiv weniger Angebote als in der Stadt. Auch das ist einer der Punkte, die wir im Jahr der kulturellen Bildung in Angriff nehmen sollten. Ich freue mich auf weitere Diskussionen und Informationen und hoffe, dass das Jahr der kulturellen Bildung nachhaltiger ist als manches Jahr, das wir hier thematisch hatten. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst möchte auch ich mich bei der Frau Ministerin, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen Beteiligten an diesem Bericht bedanken.
Wir sprechen heute über das Jahr der kulturellen Bildung, ein Jahr, das sicherlich von allen hier im Saal begrüßt und von ganz vielen Menschen im Land unterstützt wird. Wer sich an die Rede der Kulturministerin anlässlich der Auftaktveranstaltung erinnert, wird darin kaum einen Satz finden, den er nicht unterschreiben kann - übrigens auch kaum einen, den wir heute nicht erneut gehört hätten. Da war die Rede von der Bedeutung der Kultur für alle, von verschiedenen Events, von Inhalten wie Perspektivenwechseln, Persönlichkeitsbildung und Toleranz, von Teilhabe und Mitgestaltung. Es ist auch die Rede von Möglichkeiten jedes Menschen jeden Alters unabhängig von seiner Herkunft.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist alles richtig, und Papier ist geduldig. Das sieht gedruckt alles gut aus. Ich bin sicher, dass alle, die sich am Jahr der kulturellen Bildung 2014 beteiligen, dies aus tiefster Überzeugung, mit großer Energie und Aufrichtigkeit tun. Wir PIRATEN werden uns nicht an den Rand stellen. Wir sind dabei, wir machen mit, wir fühlen uns angesprochen, aber nicht - das muss hier auch gesagt werden -, um Spalier zu stehen und zu applaudieren, sondern auch, um kritisch zu hinterfragen und darauf aufbauend konstruktiv mitzugestalten.
Ich spare es mir, an dieser Stelle als letzter Redner noch einmal auf die Ziele wie Vernetzung, Portal oder Vernetzung insgesamt hinzuweisen. Das sind gute Ziele, die jetzt nur noch erreicht und konkret umgesetzt werden müssen.
Die Messlatte liegt aber noch sehr viel höher. Dass Sie fünf Kulturschulen auszeichnen können, traue ich Ihnen zu. Dass es gelingt, alle Kulturbeteiligten an einen Tisch zu bekommen, sollte auch bei dem Einsatz der finanziellen Mittel durchaus machbar sein.
Wir staunen immer noch, dass sich eine Ministerin, die einer Einrichtung wie dem Heimatbund, der übrigens auch Träger kultureller Bildung ist, keinen einzigen Cent für Projekte mehr zubilligt und zu
Das ist im Grunde eine pfiffige Idee, denn damit ist man unter sich, da kritisiert kaum einer, und jeder, der dabei ist, weiß, worüber er redet.
Eine nachhaltige Strategie für kulturelle Bildung muss aber auch immer eine politische Strategie zugunsten derer sein, die die Ziele umsetzen sollen. Darum muss man sich auch um die Finanzierung kümmern. Es muss sich auch um belastbare Konzepte für die Zukunft gekümmert werden. Es muss sich auch darum gekümmert werden, nicht nur die einzubeziehen und zu beteiligen, die ohnehin dabei sind, die Kulturnahen, die im Kulturparlament mit der Ministerin einen Kaffee trinken, sondern auch um die, die uns verloren gehen, die von der Bildung so fern sind wie von der Kultur.
Ich möchte dafür ein Beispiel geben. Bereits 2008 veröffentliche „Die ZEIT“ einen interessanten Beitrag unter der Überschrift „Schafft die Eintrittsgelder ab“.
Der Artikel befasst sich mit dem Erfolgsmodell Museum. 2008 fanden Menschen über 100 Millionen Mal den Weg in ein deutsches Museum. Das sind achtmal mehr als in den Fußballstadien, und zwar der ersten und zweiten Bundesliga zusammen.
Die Grundidee, die 200 Jahre zuvor zur Gründung der ersten öffentlichen Sammlungen geführt hat, umreißt den Kerngedanken der Bildung in Reinform. Jeder sollte die Chance bekommen, ins Museum zu gehen und am Schatz der Kultur teilhaben zu können.
Das Museum als Ort der geteilten Werte, das offen für alle sein soll. Heute ist das Museum längst nicht mehr Ort dieser Teilhabe. Analog zu den Entwicklungen in der Schule wurde das Museum zu einem Ort der Gebildeten und Wohlhabenden. Die Erkenntnis ist einfach. Bildungsnahe Eltern nehmen ihr Kind mit ins Museum. Diese werden dann ebenso kulturelle Einrichtungen besuchen und dies weitergeben. Akademiker sollen hier in der Überzahl sein, so eine Studie des Instituts für Museumskunde.
Passend dazu hatte ich neulich mittelbaren Kontakt zum Leiter einer kleinen Volkshochschule, der mit seinem Malkurs gern einmal ins Schloss gegangen wäre. Eine besondere Vergünstigung für die Eintrittspreise gab es leider nicht. Das kann sich das Haus nicht leisten. Der Mann fragt zu Recht: Warum kostet der Eintritt überhaupt etwas?