„Wir leben in einer zunehmend digitalisierten Welt … Diese Zielsetzung erfordert die Vermittlung einer umfassenden digitalen Kompetenz und ist ohne den Einsatz digitaler Medien und entsprechend kompetenter Lehrkräfte nicht denkbar.“
Einerseits, andererseits - diese Abwägung darf auf gar keinen Fall zu der Schlussfolgerung führen, dass man zögern oder die Entwicklung entschleunigen darf. Das Gegenteil muss der Fall sein. Gerade weil wir eine Verantwortung für die Risiken der Digitalisierung annehmen, müssen wir viel mehr als bisher die Qualität des Lehrens und Lernens in dieser sich digitalisierenden Umgebung annehmen.
Ich verweise in diesem Zusammenhang gerne auf die letzte Sitzung des Bildungsausschusses, in dem mein Vorstoß, jede Schule anzuhalten, eine eigenes medienpädagogisches Lehr- und Lernkonzept zu entwickeln, abgelehnt wurde. Der Kollege Vogel begründete die Ablehnung im Ausschuss damit, dass man den Schulen die Freiheit lassen wolle, selber zu entscheiden, wo sie ihre Schwerpunkte setzen wollen,
Medien oder Gesundheit oder Häkeln. Da muss ich ganz deutlich sagen, dass das für mich der falsche Ansatz ist. Aber ich habe die Worte der Ministerin in ihrer Rede vernommen, dass sie darüber vielleicht noch einmal nachdenken will, und würde mich darüber sehr freuen.
- Das sagt Martin Habersaat. - Der verantwortungsvolle Umgang mit Medien, die Abschätzung der Chancen und Risiken, die Möglichkeiten der Anwendung und der routinierte Umgang mit allen digitalen Instrumenten ist in unserer Welt eine Kulturtechnik. Wer das nicht lernt, wird sich schnell fühlen wie ein Analphabet in einer Bibliothek - mit dem Unterschied, dass die Bücher still im Regal stehen. Die digitale Entwicklung steht nicht still. Sie ist in Fahrt, wird rasant schneller, und wir sind gut beraten, das Tempo - so gut wir eben können
mitzugehen. Es gibt dazu keine Alternative. Wir sind nicht dazu verdammt, aber vor allen Dingen dazu verpflichtet.
Darum war es unser Anliegen, jede Schule für sich entscheiden zu lassen, was und wie viel sie zurzeit im Rahmen eines medienpädagogischen Lehr- und Lernkonzeptes leisten kann. Wir wissen um die großen regionalen Unterschiede. Es geht dabei nämlich nicht nur um die Leistungsfähigkeit des Schulträgers, sondern auch um die Größe der Schule und des Kollegiums. Ich bleibe dabei, dass dies ein richtiger Beschluss gewesen wäre, und ich bedaure zutiefst, dass sich auch im vorliegenden Bericht nichts finden lässt, was nicht in den Bereich der Freiwilligkeit gestellt ist.
Der Bericht gibt viel Anlass zum Nachfassen. Das gilt auch für die Hochschulen, und damit schlage ich die Brücke zur Großen Anfrage „Digitale Infrastruktur“. Wir werden auch diese im Ausschuss beraten. Aber ich möchte auf das Hochschulforum Digitalisierung verweisen, auf dem der Staatssekretär aus dem Bundesbildungsministerium darauf hinwies, dass auch die Hochschulen Orte der Persönlichkeitsbildung und des kritischen Diskurses bleiben sollen. Ich denke, dass dies auch so für unsere Schulen gilt. Sie hielten in Ihrer Rede ein Plädoyer für Bewusstseinsbildung. Das haben wir auch bitter nötig, wenn wir die Herkulesaufgabe des digitalen Wandels in unseren Bildungseinrichtungen aktiv gestalten wollen. Die Bewusstseinsbildung ist das Erste, was in unseren Köpfen erfolgen muss. Ich sehe nicht immer, dass dieser Punkt schon erledigt ist.
Zum Ende meiner Rede möchte ich noch einmal dem Ministerpräsidenten danken, dass er die Schirmherrschaft für das Open Educational Resources Festival in Berlin übernommen hat, das in unserer Landesvertretung stattfand. Ich hatte die Ehre, es besuchen zu dürfen, und war sehr begeistert von dem Engagement unserer Landesregierung, die in dem Fall nicht nur an die Gegenwart, sondern auch an die Zukunft der freien Bildung denkt. Ich möchte mich noch einmal im Namen aller Anwesenden dort bedanken. - Vielen Dank. Ich freue mich auf die Diskussion in den Ausschüssen.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Eines muss ich ganz ehrlich sagen: Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass wir diese Landtagssitzung mit dem Thema digitales Lernen beginnen; denn die Frage, wie wir den Umgang mit digitalen Medien und das digitale Lernen insgesamt weiterentwickeln und gestalten, ist extrem wichtig - nicht nur für unsere Kinder und die Lehrkräfte in den Schulen, sondern letztendlich für jeden von uns. Aus Sicht des SSW müssen wir uns deshalb gemeinsam und vor allem langfristig mit dieser Thematik befassen. Ich denke, nur so kommen wir wirklich entscheidend voran.
Die Bedeutung des digitalen Lernens ist vermutlich fast allen bewusst. Vor Kurzem haben wir zum Beispiel über das Thema Handynutzung in Schulen diskutiert. Schon allein dieser Ausschnitt aus dem Schulalltag zeigt deutlich, vor was für umfassenden Veränderungen und Herausforderungen wir stehen. Die Welt ist ganz ohne Frage zunehmend digitalisiert, und unsere Schulen müssen dieser veränderten Lebenswirklichkeit nicht nur gerecht werden, nein, sie sollten die Chancen, die in diesen Veränderungen liegen, sogar noch aktiver für sich nutzen. Unsere Aufgabe ist es, hier zu unterstützen und für die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu sorgen. Hierzu stehen wir ohne Wenn und Aber. Eine zunehmend digitalisierte Welt bedeutet nicht, dass unsere Schülerinnen und Schüler zwangsläufig zu kompetenten Mediennutzern werden. Das regelt sich nicht einfach von allein. Wir brauchen gut durchdachte Konzepte, um diese Kompetenzen zu vermitteln und zu festigen. Unseren Schulen und unseren Lehrkräften kommt also auch in dieser Frage eine sehr wichtige Rolle zu. Ich denke, dieser Verantwortung werden sie in den allermeisten Fällen auch gerecht. Wir alle wissen, dass zum Beispiel digitale Techniken längst in verschiedener Weise genutzt werden. Das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Denn sie bieten nicht zuletzt große Vorteile, wenn es um den Fachunterricht auf Halligen oder den Unterricht von Schülerinnen und Schülern im Krankenhaus geht.
Der vorliegende Bericht macht unter anderem deutlich, dass das Lernen in der digitalen Gesellschaft längst ein Schwerpunktthema des Bildungsministeriums ist. Aus Sicht des SSW ist es absolut folgerichtig, dass sich ein Schwerpunktteam mit dieser
wichtigen Aufgabe befasst. Es ist absolut notwendig, hier vielfältige Ansätze und Projekte und vor allem auch den Austausch darüber zu fördern.
Wie wir wissen, ist Medienbildung nicht nur strukturell in den Lehrplänen beziehungsweise in den Fachanforderungen verankert. Unser Gesetz zur Lehrerbildung gibt unseren zukünftigen Lehrkräften auch das Rüstzeug, um Medienkompetenz effektiv zu vermitteln. Nicht zuletzt unterstützen wir die Schulträger auch in Fragen rund um die IT- und Medienausstattung der Schulen. Ich denke, dieses Thema hat also durchaus den Stellenwert, der ihm zusteht. Natürlich sind längst nicht alle Hausaufgaben gemacht: Nicht zuletzt der internationale Vergleich zeigt, dass wir beim Lernen mit und über digitale Medien besser werden müssen. Schon die ITAusstattung unserer Schulen variiert ganz erheblich. Außerdem sind heute nur 15 % der Schulen mit einer ausreichenden, zukunftssicheren Bandbreite an das Internet angebunden. Allein bei diesen Grundvoraussetzungen liegt also noch sehr viel Arbeit vor uns.
Daneben ist der Punkt der Aus- und Fortbildung ganz zentral; denn nur die Vorbereitung unserer Lehrkräfte im Rahmen des Studiums reicht natürlich nicht aus. Wir wollen und müssen alle in die Lage versetzen, die neuen Möglichkeiten rund um das digitale Lernen optimal zu nutzen. Hier gibt es bereits vielfältige Angebote. Ich hoffe, dass diese auch in Zukunft rege genutzt werden, damit Schule auch wirklich langfristig mit dem digitalen Wandel Schritt hält. - Deshalb freue ich mich auf die Diskussion im Ausschuss. - Vielen Dank.
Beantragt wurde, den Bericht der Landesregierung, Drucksache 18/3789, an den Bildungsausschuss zur abschließenden Beratung zu überweisen. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Das ist dann einstimmig so beschlossen.
Zur Beantwortung der Großen Anfrage und zur Berichterstattung erteile ich das Wort dem Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie, Reinhard Meyer.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ohne Zweifel: Wir sind auf dem Weg in die digitale Gesellschaft.
Grundvoraussetzung für Industrie 4.0, für digitales Lernen, für das Internet der Dinge, für E-Health und für viele andere netzbasierte Anwendungen ist aber eine leistungsfähige digitale Infrastruktur. Es ist gut, dass wir diesen Bericht, der aus dem November 2015 stammt wie auch die Antwort auf die Große Anfrage, nun endlich an dieser Stelle diskutieren.
Dass Infrastruktur für die digitale Welt ganz wichtig ist, das hat die Landesregierung frühzeitig erkannt und entsprechend gehandelt. Wir haben uns das wissen Sie - ein ehrgeiziges Breitbandziel gesetzt: Wir wollen in Schleswig-Holstein bis zum Jahre 2030 eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaser bis in die Gebäude und Haushalte erreichen; denn eine zukunftsfähige digitale Infrastruktur ist Teil einer zeitgemäßen Daseinsvorsorge. Sie sichert die digitale Teilhabe an unserer Gesellschaft.
Meine Damen und Herren, der Bandbreitenbedarf steigt ständig an. Das heißt, wenn wir heute nicht in schnelle und leistungsfähige Glasfaser investieren, dann laufen wir den Bandbreitenzielen ständig hinterher.
Wer sich heute nur das Ziel setzt, flächendeckend 50 Mbit zu erreichen, wird schon morgen von den Bedarfen überholt.
Und das wiederum würde bedeuten, dass wir mehrfach investieren müssen, weil Investitionen in die alten Kupferinfrastrukturen nicht nachhaltig sind. Glasfaser hingegen ist die zukunftssicherste und nachhaltigste Breitbandtechnologie; da sind sich alle Experten einig.
Mit unserer Breitbandstrategie haben wir erreicht, dass schon heute 23 % der Haushalte in SchleswigHolstein Glasfaseranschlüsse buchen können. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt bei lediglich 5 %.
Bei den Bandbreiten von 50 Mbit und mehr haben wir zudem eine Versorgung von 73,2 %. Damit liegen wir auf Platz zwei der Flächenländer in Deutschland.