Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Bildungsministerin, vielen Dank für den Bericht. Mir ist durchaus klar, dass nicht jeder hier im Haus und auch nicht jeder
Verband den gleichen Eindruck hat. Aber für den SSW muss ich deutlich sagen: Wir sind heilfroh über die Tatsache, dass wir die Zeit der ewigen Strukturdebatten hinter uns gelassen haben. Nach unserer Überzeugung muss Bildung Chancen eröffnen und darf keine Steine in den Weg legen.
Deshalb setzt Rot-Grün-Blau auf längeres gemeinsames Lernen statt auf „Schubladisierung“ und auf die möglichst inklusive Beschulung von Kindern mit Förderbedarf. Unnötige Hürden und das frühzeitige Aussortieren sind Ansätze von Vorgestern. Wir wollen möglichst kein Kind zurücklassen und allen gute Bildungschancen bieten. Am Ende soll jeder Schüler und jede Schülerin den für sie oder ihn bestmöglichen Abschluss machen können.
Aus Sicht des SSW haben wir hierfür mit unserem Schulgesetz und der reformierten Lehrerbildung eine gute und solide Basis geschaffen - nicht zuletzt, weil wir diese Dinge gemeinsam mit den Betroffenen auf den Weg gebracht haben.
Aber neben den gesetzlichen Grundlagen haben wir bekanntlich auch die personelle Ausstattung ganz erheblich korrigiert. Das soll heißen: Wir haben den Abbaupfad der Vorgänger verlassen und um die 2.000 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen. Außerdem bauen wir die Schulsozialarbeit aus und investieren massiv in die Schulassistenz. Diese Maßnahmen sorgen schon heute für deutlich bessere Lehrund Lernbedingungen an unseren Schulen.
All das bedeutet ausdrücklich nicht, dass für die Zukunft weniger Arbeit vor uns liegt. Allein der zahlenmäßige Anstieg der Menschen, die zu uns flüchten, stellt uns natürlich vor neue Herausforderungen. Viele sind im schulpflichtigen Alter und müssen von unseren Schulen nicht nur aufgenommen, sondern selbstverständlich auch bestmöglich beschult werden. Gerade vor diesem Hintergrund geht es nicht nur um die reine Unterrichtsversorgung. Es geht auch um die Qualität von Schule und Unterricht. Veränderte Rahmenbedingungen brauchen nun einmal neue Antworten auf die Frage, wie wir den Unterricht verbessern können. Ich denke, wir alle sind deshalb gut beraten, wenn wir in Zukunft noch stärker die Schul- und Unterrichtsentwicklung in den Fokus nehmen.
Der vorliegende Bericht zeigt die vielfältigen Maßnahmen, die spätestens in der Phase nach PISA zur Verbesserung und zur Sicherung der Qualität des Bildungssystems ergriffen wurden. So wurden zum Beispiel Bildungsstandards erarbeitet, die allen
Betroffenen Orientierung und ein gewisses Maß an Vergleichbarkeit bieten. Durch Testverfahren können nicht nur die Leistungen in den einzelnen Ländern verglichen, sondern auch Aussagen über die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen getroffen werden. Diese Ansätze zeigen ganz unbestritten Wirkung. Aber landesspezifische Maßnahmen sind und bleiben nun mal in meinen Augen mindestens genauso wichtig. - Da hätte ich fast dänisch gesprochen.
In diesem Zusammenhang hat nicht nur der Übergang Schule-Beruf höchste Priorität, auch der Weiterentwicklung der inklusiven Schule und der Fachanforderungen für ausgewählte Fächer kommt eine große Bedeutung zu. Der Leistungstest VERA soll ausgeweitet und die Zahl der teilnehmen Schulen nach Möglichkeit erhöht werden. Dies erfolgt natürlich genauso auf freiwilliger Basis wie die sinnvolle Wiedereinführung der externen Evaluation von Schulen. Ich denke, nicht zuletzt durch diese Daten und die geplante Aufbereitung im Landesbildungsbericht können wir Schule fundiert weiterentwickeln. Diesen Weg wollen wir gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern, den Schüler- und Elternvertretungen und den Verbänden gehen.
Wir kommen jetzt zu den Dreiminutenbeiträgen. Zunächst hat Herr Abgeordneter Martin Habersaat das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie schaffen wir es, Vergleichsarbeiten, die mit viel Aufwand geschrieben und ausgewertet werden, für die Entwicklung von Schulen nutzbar zu machen? Welche Fachanforderungen stellen wir eigentlich unseren Schulen, und wie können sie sie am besten erfüllen? Wie entwickelt sich eigentlich das Lernen in einer digitalen Gesellschaft? Wie verbessern wir den Übergang von der Schule in den Beruf? Wie schaffen wir es als Landtag, als Bildungsministerium, als Gesellschaft, das zu verbessern, was in den Klassenräumen passiert, die vor 30 Jahren noch verschlossen waren und in denen es heute durchaus langsam offene Türen und gegenseitige Beratung gibt? Das wären alles Fragen gewesen, über die wir heute hätten sprechen können. Die Opposition hat keine einzige davon auch nur ein bisschen kon
Bei den Rahmenplänen im Fach Geschichte, Frau Klahn, gab es einen Konflikt der um die Frage: Soll es im Geschichtsunterricht verschiedene Durchläufe geben, oder sollen stärker Längsschnitte implementiert werden, wie das in den meisten anderen Bundesländern der Fall ist. Ein Längsschnitt - für die, die sich nicht jeden Tag mit Geschichtsrahmenplänen beschäftigen - stellt zum Beispiel die Frage: Wie war das Verhältnis von Arm und Reich in verschiedenen Epochen? Dann hat man eben nicht mehr die Idee, dass wir von den Dinosauriern bis heute im Schnelldurchlauf durch die Epochen gehen, sondern man untersucht an einer Leitfrage verschiedene Zeiten, verschiedene Epochen.
Das ist im Kern gar nicht umstritten gewesen zwischen dem Bildungsministerium und der Gruppe, die die Fachanforderungen entwickelt hat, sondern zwischen einigen Kollegien und dem Ministerium.
Das hat aber überhaupt nichts mit der Frage der Kompetenzorientierung zu tun, die Sie gerade hineingeworfen haben. Kompetenzorientierung ist seit 2003 State of the Art der kompletten Kultusministerkonferenz, weil eben nicht mehr die Frage wichtig ist, was im Unterricht drangenommen wurde, sondern wichtig ist die Frage: Was kann denn eine Schülerin oder ein Schüler? - Das sind doch die Fragen, über die wir uns unterhalten müssen.
Dann stellen Sie sich in der Tat hier hin, Frau Klahn, und sagen: Lehrer A sagt Lehrer B, was er machen soll. Das kann nicht funktionieren. Dieser Lehrer A ist derjenige, von dem wir erwarten, mit Schülerinnen und Schülern umzugehen und die auf ihr Leben vorzubereiten. Wer sonst als dieser Lehrer A kann denn qualifiziert eine Rückmeldung für Lehrer B geben? Wie wichtig ist eigentlich ein qualifiziertes Feedback in der Pädagogik? Wenn Sie sich all dem verweigern und hier nur eine Rede halten, in der das Wort Einheitsschule möglichst oft vorkommt,
da kann ich Ihnen nur empfehlen: Machen Sie weiter so. - Wir reden über Qualität. Also, noch einmal für alle: Die Koalition, das sind die mit der Unterrichtsqualität. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich dachte, dass diese Qualitätsdebatte vielleicht ein bisschen blutleer werden würde. Blutleer war sie jetzt nicht, aber von einer Qualitätsdebatte kann man auch nicht reden.
Ich habe mich noch einmal gemeldet, weil ich den Beitrag von Ihnen, Frau Klahn, wirklich dermaßen grottig fand. Ich gehe jetzt nur auf den einen Punkt ein, den Martin Habersaat schon gestreift hat, das ist der Punkt EVIT - Evaluation im Team. Ich bemühe jetzt noch einmal Hattie als Bildungsforscher, aber wir haben auch viele Bildungsforscher hier in Kiel. Kiel hat ja viele Bildungspäpste für die deutsche Bildungsszene hervorgebracht. Die haben gesagt: Wie konnte man EVIT bloß einstampfen! Man hätte es evaluieren müssen, also einmal verbessern, zielgenauere, passgenauere Angebote machen, aber das Ding doch nicht in die Tonne kloppen dürfen. Das war überhaupt nicht zeitgemäß.
Wenn Sie eine Idee davon hätten, wie Schulqualität entsteht, dann wäre die Frage: Was wird eigentlich im Lehrerzimmer besprochen? Dazu hat Hattie in einem „Spiegel“-Interview gesagt, dass es interessant ist, einmal im Lehrerzimmer die Ohren aufzumachen: Reden die Lehrkräfte vor allem über organisatorische Fragen wie Stundenplangestaltung, Freistunden legen und so weiter? Oder reden sie darüber, wie ihr Unterricht angekommen ist, und haben so etwas wie eine kollegiale Beratung? - Es gibt einen unglaublichen Effekt auf die Unterrichtsqualität, wenn Lehrkräfte miteinander über den Unterricht reden und die Wirksamkeit auf die Schülerinnen und Schüler.
Wir wollten hier eigentlich eine Qualitätsdebatte führen. Ich habe noch gedacht, die Strukturdebatten lägen hinter uns. Sie wollen gar nicht über Qualität reden. Sie wollen nur Dino-Debatten über die Struktur führen. Sie haben heute echt die maulende
Es ist beantragt worden, den Antrag Drucksache 18/3879 und den Bericht der Landesregierung Drucksache 18/3719 dem Bildungsausschuss zu überweisen, den Bericht zur abschließenden Beratung. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Das ist einstimmig.
Im Laufschritt kommt er schon: Ich erteile das Wort dem Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Dr. Robert Habeck.
Vielen Dank, Herr Präsident! Ich dachte, meine Kollegin Frau Ernst muss noch reden, aber sie muss gar nicht.
- Sie hat angefangen, okay, dann fange auch ich an und stelle den erstmaligen Bericht zu Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln im Groben vor. Es ist allerdings nicht so, dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln untersucht haben, sondern das Landeslabor macht das seit etwa zehn Jahren und veröffentlicht diese Berichte immer im Jahresbericht des Landeslabors. Erlauben Sie mir, an dieser Stelle einmal danke zu sagen für die sorgfältige und penible Arbeit der Leute im Landeslabor, die seit zehn Jahren einen fantastischen Job machen und die Lebensmittelsicherheit in Schleswig-Holstein gewährleisten.
Untersucht werden jedes Jahr ungefähr 300 Proben - im Jahr 2014 315 Proben - auf 1.100 Wirkstoffe. So viele gibt es, oder sie sind nachweisbar. Ein großes Problem ist, die Höchstgehaltsregelung da anzuwenden, wo sich verschiedene Wirkstoffe kombinieren. Wir finden immer mehr Proben, in denen verschiedene Wirkstoffe enthalten sind. Die Gefahrengrenzen, die Höchstgehaltsgrenzen, werden immer nach einem Wirkstoff definiert. Kumulative Wirkungen sind unreguliert und noch Gegenstand von Forschung und Diskussionen.
Bezogen auf den Nachweis von Wirkungen - nur das referiere ich an dieser Stelle - sind die verschiedenen Bereiche zwar zu unterscheiden, man kann aber grobe Tendenzen feststellen: Etwa 40 bis 50 % aller Proben sind ohne Befund, 20 bis 30 % weisen mehr als einen Wirkstoff nach, und 1 bis 2 % - verglichen mit anderen Bereichen eine kleine Zahl, gleichwohl eine deutliche und stabile Zahl - haben Belastungen und überschreiten den Höchstgehalt.
Das ist interessanterweise auch bei Ökolebensmitteln nachzuweisen, allerdings im Umfang von ungefähr der Hälfte oder einem Drittel. Da ist der Höchstgehaltswert bei 0,5 % der Proben überschritten worden, und bei 0,35 % hat er sogar zu Beanstandungen geführt. Das ist deshalb interessant, weil der Ökolandbau bekannterweise keine oder nur in einem sehr reduzierten Maße Pflanzenschutzmittel einsetzen darf. Das sind Stoffe, die offensichtlich durch die Drift von Nachbaranbaugebieten, durch Verwechslung oder möglicherweise auch durch falsche Deklaration da hineingeraten. Es ist jedenfalls interessant, dass auch Ökolebensmittel - wenn auch in einem geringeren Maße - belastet sind. Die Hauptursache wird die Abdrift sein. Wir hatten das bei der Diskussion über die Novellierung der Ökoverordnung - kleiner Schlenker. Es wäre also fies, wenn man die Ökobauern dafür zur Rechenschaft zöge, dass ihre Lebensmittel belastet sind, wenn doch der Nachbar derjenige ist, der spritzt. Man kann auch in diesem Bericht gut nachvollziehen, dass das ein Problem darstellt.