Das alles wird der Bedeutung dieser Neuordnung der Lehrerbildung sicher nicht gerecht. Deshalb freue ich mich darüber, dass mittlerweile viele zum konstruktiven Umgang mit diesem wichtigen Zukunftsthema zurückgefunden haben und wir heute ganz sachlich über die Umsetzung sprechen können.
Für uns war - genau wie für viele Betroffene schon lange vor der Landtagswahl klar, dass wir dringend eine Reform der Lehramtsausbildung brauchen. Dabei stehen für uns bis heute keine Verteilungsfragen im Mittelpunkt, sondern die Frage danach, welche Art Lehrer wir in Zukunft brauchen. Während unsere Vorgänger hier also weder Pläne noch irgendein Konzept hatten,
haben wir uns direkt an diese Neuordnung gemacht. Hier gab es keine Zeit zu verlieren, denn eine Ausbildung, die zumindest in Teilen gar nicht mehr zu den existierenden Schulformen passt, ergibt nun einmal keinen Sinn.
Man kann also gern weiterhin inhaltliche Kritik üben, aber wir können schon einmal festhalten, dass Rot-Grün-Blau etwas angepackt hat, was unsere Vorgänger lieber vor sich hergeschoben haben.
So kurz nach Inkrafttreten lässt sich natürlich noch nicht in Gänze beurteilen, wie diese Reform wirkt. Ich muss daran erinnern - das hat die Ministerin auch gesagt -, dass es bis 2018 vereinbarte Übergangsfristen gibt. Vieles ist daher noch in der Entwicklung. Das liegt in der Natur der Sache. Und doch habe ich natürlich großes Verständnis dafür, dass die FDP beispielsweise schon heute ein verstärktes Interesse an der Frage zeigt, wie Minderheitenthemen in der Ausbildung unserer Lehrkräfte berücksichtigt werden können.
Auch die Frage der Mobilität ist nicht zuletzt im Zusammenhang mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und dem erfolgreich eingeführten Praxissemester aktuell. Hier müssen wir gemeinsam mit den Universitäten schauen, ob wir womöglich noch weitergehende Regelungen brauchen.
Was wir aber schon heute klar festhalten können, ist die Tatsache, dass am Ende nicht der befürchtete Einheitslehrer steht, der völlig überfordert ist, weil er alles und gleichzeitig nichts kann, im Gegenteil: Der Zuschlag für die CAU bei der Qualitätsoffensive Lehrerbildung ist doch ein klares Zeichen der Anerkennung für die hier geleistete Arbeit. Der SSW gratuliert der Hochschule ganz herzlich zu diesem Erfolg und den hiermit verbundenen Mehreinnahmen. Wir halten für uns fest, dass die Neuordnung der Lehrerbildung zumindest nicht mit dem Untergang des Abendlandes gleichzusetzen ist.
Unsere übergeordnete Zielsetzung bei der Lehrerbildung ist und bleibt es, ein hohes fachliches Niveau unserer Lehrerinnen und Lehrer zu erreichen und dauerhaft zu sichern. Ich denke, hier sind wir auf einem guten Weg. Die Basis ist eine fundierte, praxisorientierte und qualitativ hochwertige Ausbildung. Unsere angehenden Lehrerinnen und Lehrer bekommen hiermit schon im Studium das Rüstzeug für die zentralen Anforderungen des Schulalltags. Sie werden im Rahmen ihrer Ausbildung zum Beispiel viel stärker für die individuelle Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler sensibilisiert. Dieser Schwerpunkt ist nicht zuletzt mit Blick auf das Ziel eines wirklich inklusiven Schulsystems enorm wichtig.
Abschließend betone ich, dass Berichte zur Umsetzung ebenso wie regelmäßige Evaluationen des Gesetzes für uns nicht nur hier und da sinnvoll sind, sondern schlicht und einfach unverzichtbar, denn wir wollen nicht nur das hohe Niveau halten, sondern die Ausbildung unserer Lehrerinnen und Lehrer auch stetig weiterentwickeln und an aktuelle Herausforderungen und Bedürfnisse anpassen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Wir kommen jetzt zu den Dreiminutenbeiträgen. Den ersten Beitrag liefert der Herr Abgeordnete Martin Habersaat.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wurden verschiedene Punkte angesprochen, die ich richtig finde, die allerdings gar nichts mit dem Lehrkräftebildungsgesetz zu tun haben. Dass hier
ein so breiter Strauß an Themen ins Feld geführt wurde, zeigt ja, dass am Gesetz selbst vielleicht gar nicht so viel auszusetzen ist.
Was die Studienbedingungen und die Qualität der Lehre an unseren Hochschulen angeht, ist natürlich die Frage der Grundfinanzierung unserer Hochschulen das entscheidende Kriterium. Da müssen wir besser werden. Wir haben aber gemeinsam festgestellt, dass wir da ein ganzes Stück voran geschafft haben und auch noch weiter schaffen werden.
Die Grundfinanzierung der Hochschulen hat auch der Herr Kollege Vogt angesprochen und thematisiert, dass daraus auch die Fahrtkosten für das Praxissemester zu zahlen seien. - Ja, aber dafür wurde auch die Grundfinanzierung entsprechend erhöht. Der Skandal scheint mir überschaubar zu sein.
(Vereinzelter Beifall SPD, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und SSW - Christopher Vogt [FDP]: Ach, deshalb wurde die erhöht!)
Wichtig für ein Studium ist neben den allgemeinen Rahmenbedingungen natürlich auch: Habe ich das Gefühl, dass es gut und sinnvoll ist, was ich da studiere? Ich muss sagen: Ich bin ziemlich begeistert von dem Konzept der CAU und von den Anstrengungen, die dort im Bereich der Lehrerbildung unternommen werden. Deswegen bin ich absolut besten Mutes, dass es in Kiel lehrreich, erkenntnisreich und sinnvoll sein wird, auf Lehramt zu studieren.
Herr Abgeordneter Habersaat, erlauben Sie eine Zwischenfrage oder -bemerkung des Herrn Abgeordneten Vogt?
Vielen Dank, Herr Kollege, und auch noch einmal vielen Dank für die Aufklärung, warum Sie die Grundfinanzierung der Hochschulen angehoben haben. Ich dachte bisher, das sei gemacht worden, um die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen anzugehen. Jetzt habe ich erfahren: Es geht darum, die Fahrtkosten der Unis zu erstatten. Ich würde sagen: Vielen Dank für die Aufklärung.
(Anke Erdmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Nein, letztes Jahr! - Zuruf Rasmus Andresen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Jetzt habe ich auch verstanden, warum Sie das gemacht haben. Ich dachte eigentlich, es geht um das grundsätzliche Problem. Aber es geht um die Finanzierung zusätzlicher Aufgaben, die Sie in Gesetze geschrieben haben.
Herr Kollege Vogt, ich bin sicher, Sie teilen mit mir die Hoffnung, dass unsere Hochschulen künftig nicht 25 Millionen € im Jahr für Fahrtkosten ausgeben werden.
Die Erhöhung der Grundhaushalte für diese Fahrtkostenzuschüsse erfolgte mit dem letzten Haushalt und hat nichts mit den 25 Millionen € zu tun, über die wir dieser Tage sprechen.
Ich will noch den Gedanken von eben fortsetzen. Die CAU habe ich gelobt, das haben auch andere gesehen. Die Uni Flensburg möchte ich auch loben. An das Konzept glaube ich nämlich auch, und ich habe wirklich die Hoffnung, dass da ebenfalls noch ein Erfolg in der nächsten Runde hinzukommen wird.
Frau Franzen hat zu Recht beklagt, dass das Referendariat von zwei auf anderthalb Jahre verkürzt wurde. Das ist allerdings nicht unsere Entscheidung gewesen. Frau Franzen, das räumen Sie ein, glaube ich.
Dann haben Sie gesagt, es sei schade, dass wir die Zahl der Referendariatsplätze gekürzt haben. Das ist eine Kritik, die ich akzeptieren kann. Der Gedanke, der dazu führte, war aus meiner Sicht seinerzeit nachvollziehbar: Wir hatten es mit sinkenden Schülerzahlen und mit absehbar sinkenden Bedarfen im Lehrerbereich zu tun. Die Zahl der Referendariatsplätze wurde so reduziert, dass durch die Verkürzung der Ausbildungszeit trotzdem jedes Jahr der gleiche Output an jungen Lehrerinnen und Lehrern herausgekommen ist. Damit wollten wir erreichen, dass möglichst viele die Chance hatten, auch hinterher übernommen zu werden. Wenn wir jetzt in einer Zeit leben, in der wieder mehr Lehrerinnen und Lehrer gebraucht werden, müssen wir
Sie haben außerdem völlig zu Recht angesprochen, dass es in Flensburg mehr Bewerberinnen und Bewerber für Sonderpädagogik gibt als Plätze. Ja, das haben wir sogar im Bildungsausschuss schon gemeinsam besprochen. Ich glaube, Sie haben sich mit mir gemeinsam über die Zusage von Professor Dr. Reinhart gefreut, mit den zusätzlichen Mitteln, die die Universität Flensburg künftig zur Verfügung haben wird, diesen Bereich aufzustocken. Das hat allerdings auch nichts mit unserem Lehrerbildungsgesetz zu tun.
Dass die FDP nun einen Mindestlohn für Praktikanten in Ausbildung fordert, habe ich interessiert zur Kenntnis genommen und bin gespannt auf ihre weiteren Vorschläge in dem Bereich. - Vielen Dank.
Dann hat jetzt noch einmal die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung, Frau Kristin Alheit, die sich zu einem Redebeitrag veranlasst sieht, das Wort. - Bitte schön.
Danke schön. - Es geht auch, glaube ich, ganz schnell, weil mir noch einmal wichtig ist, dem Kollegen Vogt ganz deutlich zu machen, dass er keine Angst haben muss, dass ich den Änderungsantrag nicht gesehen habe und nicht nachvollziehen kann, woher dieser Angriff kam. Zu den Kosten habe ich relativ lange Ausführungen gemacht. Ich habe ausdrücklich Stellung dazu genommen, wie die anderen Länder zu dem Anerkenntnisverfahren stehen.
Zum Planungsstand der Aufbaustudiengänge: Das stimmt, da habe ich die Fächer nicht genannt. Das kann ich gern noch einmal nachholen, wenn Ihnen das wichtig ist: Das betrifft bei der CAU die Fächer Physik, Chemie, Biologie und möglicherweise auch das Fach Geografie, bei denen die CAU eben weiterbildende Studiengänge mit aufbauen möchte.
Es geht darum - das wissen Sie sicherlich, aber das hätte ich gern auch noch einmal ausführen können -, dass eben diejenigen Studierenden der Europa-Universität, die eine Lehrbefähigung auf dem Sekundarstufen-II-Niveau für diese Fächer erhalten wollen, dann an die CAU wechseln. Ich hatte gesagt, dass dort Gespräche geführt werden. Ich kann gern zu einem späteren Zeitpunkt ergänzend berichten. Viele haben hier auf die Beratungen im Ausschuss verwiesen. Ich denke, es wird an dieser Stelle hilfreich sein, dass wir hier im Landtag, wo ich ja schon die 5 Minuten Redezeit überzogen habe, das nicht noch weiter ausführen kann. Von daher kann ich das nicht nachvollziehen. Auch zu den Fahrtkosten habe ich ausdrücklich etwas gesagt. Zum Studienticket wurde gefragt. Wir haben die Fahrtkosten miteinander besprochen.
Was die Dinge mit dem Niederdeutschen, Friesischen und den Sinti und Roma angeht: Sie wissen, dass Basiskenntnisse in Friesisch und Niederdeutsch bereits Bestandteile der jetzigen Lehramtsstudiengänge sind. Sie wissen wahrscheinlich auch, dass die Europa-Universität in Flensburg derzeit gerade eine Professur für Minderheitenforschung ausschreibt, worüber wir hier dann zu einem späteren Zeitpunkt gern noch einmal ergänzend reden können. Aber seien Sie sich ganz sicher: Ich gucke mir die Anträge an und hatte das für mein Gefühl auch ausdrücklich angesprochen. Wenn das bei Ihnen nicht so angekommen ist, hoffe ich, dass dieser Beitrag jetzt Klarheit geschaffen hat. Mitnichten wollte ich das Parlament missachten.