Eine solche Ausbildung - das ist völlig klar - wird nur in den Medizinischen Hochschulen angesichts der Vorgabe, dass Lehrstühle abgebaut werden, wenn es zu Schwerpunktverlagerungen kommt, möglich sein. Wenn wir zu einer Pflegewissenschaft in Schleswig-Holstein kommen, müssen die Fakultäten das an einer anderen Stelle einsparen. Das bedeutet schmerzliche Entscheidungen. Sie werden ihnen durch eine Stiftungsprofessur erleichtert. Das ist erfreulich. Aber das ist nur eine vorübergehende Geschichte, denn letztlich müssen die Entscheidungen in den Fakultäten getroffen werden. Wenn das UK S-H aber sagt: „Wir wollen das, wir brauchen das“, dann ist das ein ganz deutliches Signal. Denn die Ärzte, die dort sind, sind überwiegend jene, die als Professoren in den Fakultäten vertreten sind. Das ist eine ganz klare Entscheidung, dass der Medizinstandort Schleswig-Holstein eine solche Pflegewissenschaft braucht.
Lediglich die Angst an den Fakultäten, dass das auf Kosten ihrer Lehrstühle geht, hindert die Fakultäten daran, sich in Bewegung zu setzen. Deswegen brauchen wir schnellstmöglich eine politische Entscheidung. Ich freue mich, dass sich die Regierungsfraktionen jetzt bereit gefunden haben, beide Anträge an den Ausschuss zu überweisen, sodass wir die Diskussion dort mit dem Ministerium fortsetzen können
und hoffentlich möglichst rasch, möglichst noch bis zum Herbst, zu einer Entscheidung des Parlaments kommen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor dem Beitrag des Kollegen Hentschel waren wir schon ziemlich nah am Ergebnis - hatte ich den Eindruck.
Zwei Dinge haben mich aufmerken lassen, Herr Kollege Hentschel. Sie haben den Hinweis gegeben, man müsse über die Frage nachdenken, dass auch im Bereich Pflege akademische Berufe sein müssten. Es ist interessant, darüber zu diskutieren. Das ist neu.
Das ist auch nicht das, wovon wir hier in diesem Antrag gesprochen haben. Deswegen glaube ich, man muss ein paar Missverständnisse aus dem Weg räumen.
Erstens reden wir nicht nur und vielleicht nicht in erster Linie über Verbesserung von Pflege. Über dem Antrag steht „Pflegewissenschaft und -forschung“. Deshalb erlaube ich mir, aus wissenschaftspolitischer Sicht ein paar Anmerkungen zu machen. Wir reden darüber, dass es neue medizinische Bereiche gibt, für die wir die entsprechende pflegerische Antwort wissenschaftlich noch gar nicht erarbeitet und erforscht haben. Das müssen wir tun.
Das ist der zentrale Ansatz, über den wir reden müssen. Ich will die Bereiche in der Kürze der Zeit gar nicht nennen. Das heißt in der Konsequenz, dass wir über die Fragen nachdenken müssen: Wo soll das alles erforscht werden? Müssen wir das an jeder deutschen Universität mit Medizin machen?
Wie soll das, was erforscht wird, in Anwendung gebracht werden? Wie sollen wir das in Qualifizierung, in Weiterbildung und weitere ähnliche Maßnahmen einbauen? Über die Abstufung müssen wir reden.
Zweitens müssen wir über die Frage reden, ob wir in Schleswig-Holstein einen eigenen Forschungsbereich brauchen, und wenn wir ihn brauchen, welchen Bereich wir brauchen. Der Bereich Pflegewissenschaft ist zu breit, als das man ihn mit einem Lehrstuhl abdecken könnte. Darüber muss noch etwas dezidierter geredet werden. Deswegen haben wir gesagt: Wir wollen die verschiedenen Optionen prüfen. Es ist auch vorstellbar, dass in einer Kooperation mit Hamburg neue Wege gefunden werden. Das muss meines Erachtens geprüft werden.
Drittens: Stiftungslehrstuhl. Dazu ist schon etwas gesagt worden. Er birgt gewisse Risiken. Ich erinnere nicht nur an die Palliativmedizin, sondern ich erinnere auch an das Thema Allgemeinmedizin.
Dazu hatten wir eine leidige Diskussion. Wenn wir das machen, wenn wir das akzeptieren, kann das nur Folgendes heißen. Herr Kollege Hentschel, Sie sprachen von der Umwidmung eines Lehrstuhls. Das kann die Hochschule jetzt schon machen. Da brauchen wir überhaupt keine Zielvereinbarung zu ändern. Einzelne Lehrstühle in Fakultäten im Rahmen der Autonomie der Hochschule zu ändern, können die Hochschulen jeden Tag machen, wenn sie einen frei werdenden Lehrstuhl haben. Das können sie jeden Tag machen. Dazu brauchen wir nichts zu beschließen.
(Karl-Martin Hentschel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden es aber nicht! Sie werden es aus egoistischen Gründen nicht tun! Das ist logisch!)
Die politische Frage für uns ist folgende: Wenn Stiftungsprofessuren, dann nur, wenn klar ist, in welchem Bereich, und dass das innerhalb der Budgets der Hochschule fortgesetzt wird. Das steht übrigens nicht in Ihrem Antrag, Herr Hentschel. In Ihrem Antrag steht: zusätzliche finanzielle Unterstützung durch das Land.
Es gibt Beratungsbedarf. Wir sollten die Beratung im Ausschuss fortsetzen. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Es gibt noch vieles zu klären.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich freue mich über die lebhafte Debatte und die Ausschussüberweisung. Ich möchte aber klarstellen, dass das Wort „zusätzlich“, Herr Weber, nicht in unserem Antrag steht.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nach dem letzten Beitrag des Abgeordneten Weber kann ich es relativ kurz machen. Wer sich den Antrag der Fraktion der Grünen ansieht, stellt fest, dass darin im ersten Absatz eine Forderung nach einem Bericht der Landesregierung erhoben wird. Im zweiten Absatz sollen die Schlussfolgerungen aus dem Bericht, der noch nicht gegeben worden ist, gezogen werden. Das ist das eine Problem.
Das zweite Problem ist, dass die Unterscheidung zwischen dem, was praktische Pflege auf der einen Seite ist, und dem, was Pflegeforschung auf der anderen Seite ist, offensichtlich durcheinander geht. Sie haben völlig zu Recht darauf hingewiesen. Ich möchte hier nachdrücklich zum Ausdruck bringen, dass überhaupt niemand Veranlassung hat, darüber nachzudenken, dass im Bereich Pflege in Schleswig-Holstein nicht Optimales geleistet wird von vielen Beteiligten, die damit befasst sind. Es ist wichtig, das festzustellen.
Wenn man über zusätzliche Studiengänge, über zusätzliche Institute Entscheidungen trifft, wird man zunächst einmal die Gesamtlandschaft beobachten.
Derzeit bereiten wir gemeinsam mit dem UK S-H über eine Potenzialanalyse Entscheidungen vor, die wahrscheinlich im Herbst vom Parlament getroffen werden. Wir sind auch dabei, Entscheidungen zu treffen, die sich auf die Konstruktion der beiden Medizinischen Fakultäten in Kiel und in Lübeck beziehen. Auch insofern kann ich nur darum bitten, dass dem Antrag der Koalition so stattgegeben wird.
(Dr. Heiner Garg [FDP]: Wir haben verein- bart, dass wir beide Anträge an den Aus- schuss überweisen! Das überlassen Sie ein- mal schön dem Ausschuss!)
- Herr Garg, das bedeutet, zunächst einmal die Situation gründlich zu analysieren: Wie sieht die Wissenschaftslandschaft in Schleswig-Holstein aus? Welche Pläne haben wir in der nächsten Zeit und welche Konsequenzen ziehen wir daraus?
Der Antrag der Grünen - das habe ich eben gesagt; wenn Sie zugehört hätten, dann hätten Sie es bemerkt - bedeutet praktisch, dass ich den zweiten Schritt vor dem ersten mache. Dazu kann ich nicht raten, weil dies auch wirtschaftlich unvernünftig ist.
- Aber Sie tun so, als gäbe es das noch gar nicht! Es ist eingerichtet worden und bietet als größter schleswig-holsteinischer Ausbilder in Gesundheitsberufen beispielsweise Ausbildungsgänge für Gesundheits- und Krankenpflege, aber auch für medizinische Assistentinnen und Assistenten und Hebammen an.
Mit dem Bildungszentrum soll nicht nur die Ausbildung, sondern sollen auch Fort- und Weiterbildung in den Gesundheitsberufen weiter professionalisiert werden. Das geschieht inzwischen. Zudem hat das UK S-H eine Arbeitsgruppe „Pflegeforschung“ eingerichtet. Auch diese wird bei Ihnen nicht erwähnt. Sie ist vorhanden und ich denke, dass auch diese Arbeitsgruppe ihre Arbeit leistet und auch weiter leisten wird.
Hier geht es meines Erachtens ein bisschen durcheinander. Ich nehme noch einmal das auf, was der Abgeordnete Weber gesagt hat. Man hat den Eindruck, dass bei Ihnen Pflege nur von Personen geleistet wird, die eine akademische Ausbildung haben.
- Selbstverständlich. Die Qualität einer liebevollen Pflege hängt aber nicht unbedingt vom Grad der Ausbildung desjenigen ab, der sie leistet. Ich denke, dass es notwendig ist, darauf hinzuweisen.
Für bestimmte Funktionen, zum Beispiel für leitende Pflegekräfte, könnte eine Ausbildung auf Fachhochschulebene in Analogie zum BachelorStudiengang Physiotherapie an der Fachhochschule Kiel sachgerecht sein. Im Bundesgebiet gibt es bereits 17 Fachhochschulen, die eine akademische Pflegeausbildung ermöglichen. An weiteren Fachhochschulen befinden sich Pflegestudiengänge in Vorbereitung. Ob allerdings eine solche Ausbildung auch in Schleswig-Holstein stattfinden muss, hängt von der Nachfrage und - wie hier richtig gesagt worden ist - auch von der Schwerpunktsetzung der Hochschule ab.
Neben den Fachhochschulstudiengängen gibt es stärker forschungsorientierte Studiengänge an Universitäten wie Berlin, Bielefeld und Halle. Auch dort ist der Bedarf vorhanden und wird gedeckt. Diese Studiengänge zeichnen sich durch starke In