Es fragt sich also: Ist der Transrapid eine ökonomische Alternative zur Schienenbahn? Die Antwort ist eher negativ. Er ist viel teurer. Er benutzt eine aufwendigere, kompliziertere Technik. Er ist kaum schneller, außer wenn er fast nicht anhält. Er hat wie das Flugzeug nur eine geringe Transportkapazität und ist für den Güterverkehr ungeeignet.
Ist der Transrapid vielleicht eine Alternative zum Flugzeug? Leider auch kaum. Der Transrapid muss wie das Flugzeug das gesamte Fahrzeug in die Luft heben. Er braucht aber bei halber Geschwindigkeit des Flugzeuges die gleiche Energie, weil ja am Boden der Luftdruck viel höher ist als in 5.000 m Höhe. Er braucht also systemtypisch doppelt so viel Energie.
Die Technik des magnetischen Schwebens ist übrigens auch nichts besonders Modernes. Die Technik des magnetischen Schwebens stammt aus dem vorvorigen Jahrhundert, als das viel effizientere aerodynamische Schweben der Flugzeuge noch nicht erfunden war und es noch als unmöglich galt, dass ein Körper, der schwerer als Luft ist, abhebt. Der Diplomingenieur Hansjörg Bohm hat dieses Verkehrsmittel so charakterisiert:
„Der Transrapid gehört technikgeschichtlich ins 19. Jahrhundert und ignoriert die Existenz des Flugzeuges. Er kombiniert und verstärkt die Nachteile von Flugzeug und Eisenbahn. Er löst die Probleme, die gar nicht existieren. Kurz und gut, er ist ein missglücktes Flugzeug, das nicht vom Boden abheben kann.“
Meine Damen und Herren! Trotzdem gibt es nach genauer Recherche eine ökonomische Nische für den Transrapid. Dazu müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Erstens. Die beiden verbundenen Städte müssen so weit entfernt sein, dass der Geschwindigkeitsvorteil von 450 km/h gegenüber den 300 km/h beim ICE einen relevanten Zeitvorteil bietet, der es lohnend macht, fast das doppelte Fahrgeld zu zahlen.
Zweitens. Das Fahrgastaufkommen muss so groß sein, dass sich die teurere Schiene amortisiert. Das heißt, man braucht zirka 40.000 Passagiere am Tag.
fernung Hamburg - Berlin betrug der Zeitvorteil nur eine halbe Stunde und war damit irrelevant -, dann braucht man mehr als das Zehnfache der Anzahl der heute verkehrenden ICE-Fahrgäste zwischen Hamburg und Frankfurt, vorausgesetzt, dass die Mehrzahl dieser Passagiere bereit ist, den teureren TansrapidFahrschein zu zahlen. Dazu müssten nach Berechnungen Hamburg und Frankfurt zirka 10 Millionen Einwohner haben.
Als Ergebnis bekommt man also: Der Transrapid ist ökonomisch konkurrenzfähig, wenn er Städte verbindet, die zirka 500 km oder mehr voneinander entfernt sind und mehr als 10 Millionen Einwohner haben, die aber nicht mehr als 1.000 km voneinander entfernt sind, da dann der Zeitvorteil des Flugzeugs wieder relevant wird. Ich habe mir auf dem Globus die Sache angeguckt und nachrecherchiert, an welchen Stellen der Erde diese Voraussetzungen erfüllt sind. Es gibt genau drei Situationen. Die eine ist in Nord-China, die zweite in Japan auf der Strecke Tokio - Osaka und die dritte in Brasilien auf der Strecke São Paulo - Rio de Janeiro, wo allerdings die Kaufkraft fehlen dürfte.
Die Besiedelung von Zentraleuropa reicht leider nicht aus, um die erforderlichen Fahrgastzahlen zu erreichen. Auf der Strecke Amsterdam - Hamburg ist nicht einmal ein Zwanzigstel der notwendigen Fahrgäste zu erwarten. Aber ich gebe zu: Das sind nur heuristische Betrachtungen. Genaueres überlasse ich den Fachleuten. Es wäre schön, wenn die FDP das auch tut, bevor sie Milliardeninvestitionen fordert. Der Transrapid wurde auf der Strecke Hamburg - Berlin nicht aus ideologischen Gründen verhindert, sondern er ist an ökonomischen Gründen gescheitert. - Ich danke Ihnen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist kaum zu glauben, dass sich eine Uraltdiskussion immer wieder von neuem anschieben lässt. Aber Totgesagte leben ja bekanntlich länger. So ist es wohl auch mit der Transrapidstrecke quer durch den Norden Deutschlands.
Der finanzielle Aufwand für dieses Projekt wird riesig sein. Das wussten wir auch schon seinerzeit, als das Projekt von uns begraben wurde. Von 13 Milliarden DM sprach man damals, als es nur um eine Verbindung zwischen Hamburg und Berlin ging. Nun kommen noch zwei Strecken hinzu, nämlich die
Münchner Strecke und die im Ruhrgebiet. Die finanzielle Unterstützung soll laut Bundesregierung auf die derzeit in Rede stehenden zwei Strecken verteilt werden. Das wird beiden Strecken wohl nicht viel weiterhelfen. Wenn wir nun noch mit einer dritten, erweiterten Variante kommen, wird man das Geld wohl durch drei teilen müssen. Dann werden eben drei Konsortien Pleite gehen.
Die Transrapidtechnik ist eine Technik, die sich hervorragend dazu eignet, große Strecken zu überbrükken, wenn bisher noch keine geeignete Verkehrsinfrastruktur vorhanden ist und man von wenig Belastung für Mensch und Natur ausgehen kann.
Im Umkehrschluss kann man sagen, dass sich dicht besiedelte Gebiete mit einer guten Verkehrsinfrastruktur wie die Bundesrepublik Deutschland von vornherein ausschließen. Über die Belastung für die Umwelt durch ein solches Projekt haben wir schon in den vergangenen Jahren oft genug debattiert. Diese Belastungen sind so augenfällig, dass es nach meiner Meinung hierzu keiner weiteren Debatte bedarf.
Wir sprechen hier über eine Investition in Höhe von 10 Milliarden €, um beispielsweise die Fahrzeit im Vergleich mit der Bahn vom Hamburger Stadtrand zum Berliner Stadtrand um zehn Minuten zu verkürzen. Berücksichtigt man, dass die möglichen Passagiere vom jeweiligen Innenstadtbereich in den jeweils anderen Innenstadtbereich fahren wollen, so muss man feststellen, dass die Wahl des Transportmittels Transrapid die gesamte Reisezeit noch verlängern wird. Denn dann muss man ja noch auf S- und U-Bahn und auf Taxis umsteigen. Dann wird der Unsinn des Transrapids erst so richtig deutlich.
- Dann hätte ich auch das Problem, ich würde es dann auch ablehnen, Herr Kollege Kubicki. Auch in Dänemark ist nicht alles schön, das weiß ich auch. Aber die Dänen sind wenigstens so vernünftig, dass sie solche Ideen gar nicht erst auf den Markt werfen, sondern dass sie von diesem Theater befreit bleiben.
Nun baut man aber auch eine ICE-Strecke nach Berlin aus. Die Strecke wird schneller und leistungsfähiger
und damit die Unsinnigkeit des Transrapidprojekts noch augenfälliger. Gerade aufgrund der Konkurrenzsituation mit der Bahn wurden seinerzeit Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt, die zu dem Schluss kamen, dass der Transrapid auf unabsehbare Zeit unwirtschaftlich bleiben wird. Wir haben hier nicht nur das Problem der Investitionsfinanzierung, sondern auch das des defizitären Betriebes. Ein Verkehrsmittel mit einem solchen Ruf wäre sicherlich kein Aushängeschild für die deutsche Wirtschaft.
Wir haben seinerzeit angeregt, den Transrapid dort zu bauen, wo es wirklich Sinn hat, wo man längere Strekken überbrücken will, eine relativ schlechte Infrastruktur hat und wo man die Belastung von Mensch und Natur minimieren kann. Diesen Ort scheint man in China gefunden zu haben. Die Transrapidstrecke, die dort gebaut wird, kann als Aushängeschild für die deutsche Wirtschaft gelten, zumal sie auch mit entsprechender Unterstützung durch die Bundesregierung ermöglicht wird.
Mehr Geld braucht der Staat hierfür allerdings nicht auszugeben, Herr Kubicki. Es ist sträflich, dass die Bundesregierung jetzt noch einmal die gleichen Projekte in Deutschland fördern will. Da wirft sie das Geld zum Fenster hinaus, und das vor dem Hintergrund, dass unsere eigentliche Verkehrsinfrastruktur zu einem großen Teil zu wünschen übrig lässt und Herr Eichel ständig auf der Suche nach dem Geld anderer Leute ist.
Bei unserer eigenen Infrastruktur, bei den Straßen, den Schienen- und Wasserwegen, muss die Bundesregierung ansetzen. Bevor sie so schädliche Projekte wie den Transrapid unterstützt, sollte sie sich erst einmal um die Infrastruktur vor Ort bemühen. Schleswigholsteinisches Interesse ist es zuallererst, die westliche Elbquerung zu realisieren und die A 20 zu bauen. Schleswig-holsteinisches Interesse ist es, dass die Schienenengpässe im Lande beseitigt werden, dass die Eisenbahnbrücken über den Nord-Ostsee-Kanal instand gesetzt
und die Straßenquerverbindungen im Land auf Vordermann gebracht werden. In diesen Bereichen gibt es für die nächsten Jahre und Jahrzehnte genug zu tun, sodass man weder seine Zeit noch das Geld des Steuerzahlers mit unsinnigen Projekten wie dem Transrapid verplempern sollte. Das wird auch anhand von Zahlen deutlich. Herr Greve hat eben gerade deutlich gemacht: 17.000 Hits hat er unter dem Begriff „Transrapid“ festgestellt. Der Begriff „Helgoland“ brachte es auf 56.000 Hits; das war gestern wunderbar
Lassen Sie mich vorab noch Folgendes sagen: Bei aller Freude über gute interfraktionelle Gespräche möchte ich doch darum bitten, diese draußen zu führen oder sich wieder auf die Plätze im Plenarsaal zu begeben.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die FDP-Fraktion hat ja erreicht, was sie mit diesem Antrag wollte. Wir wollten nicht über die Strecke Hamburg - Berlin diskutieren - das ist ja erledigt -, sondern wollten nur wissen, wie die Haltung der Landesregierung zu Projekten aussieht, die der Öffentlichkeit von sozialdemokratischen Ministerpräsidenten namens Clement und Gabriel präsentiert werden.
Ich habe zur Kenntnis genommen - und bin auch ganz dankbar dafür und werde das, Kollege Nabel - dies muss man mir nachsehen -, auch den entsprechenden Persönlichkeiten zuleiten -, dass die Sozialdemokraten dieses Landes der Auffassung sind, dass Herr Gabriel und Herr Clement mit ihren Überlegungen ihre Länder ruinieren.
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass die Grünen die ja in Düsseldorf an der Regierung beteiligt sein sollen -, der Auffassung sind, dass die Planungen des dortigen Ministerpräsidenten zu einem Metrorapid, ökonomisch unvertretbar seien. Das muss man doch einmal sagen, die Menschen in diesen Ländern müssen doch wissen, was ihre Regierenden falsch machen. Sie müssen auch wissen, warum es Schleswig-Holstein so richtig gut geht - weil hier eine gute Regierung ist -, warum wir überall vorn und sie alle hinten sind - denn bei ihnen wird ja eine schlechte Politik gemacht.
Man sollte sich mit ihnen auch einmal über Ökonomie unterhalten und hier im Saal einmal die Frage stellen, wie Wachstum generiert wird und - ich habe dem Kollegen Harms gut zugehört - ob es möglicherweise auch Sinn macht, Produktionsstätten von Verkehrsmitteln, die auch hier fahren sollen, in Deutschland zu halten. Man kann selbstverständlich sagen: Fahrt nach Shanghai, die Chinesen produzieren das dort! Sie produzieren das nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Export. - Da könnte man auch sagen, dass Motorola seine Handys in Shanghai produzieren und sie
dann hierher liefern könnte. Selbstverständlich kann man das sagen, die spannende Frage ist nur: Wie schaffen wir es in Schleswig-Holstein, von ganz hinten wieder nach ganz vorn zu kommen? - Jedenfalls nicht mit der Einstellung, wie sie sich bei solchen Debatten hier dauernd dokumentiert.
Noch einmal: Die Holländer sind blöd, dass sie solche Überlegungen anstellen, die Niedersachsen sind blöd, die Nordrhein-Westfalen sind blöd, nur wir wissen alles besser. Herzlichen Glückwunsch!
Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Beratung. Der Bericht ist gegeben und diskutiert worden. Ein Antrag liegt mir nicht mehr vor. Damit ist der Tagesordnungspunkt erledigt. Gegenteilige Auffassungen sehe ich nicht.